Witzkeit

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Witzkeit
Weißer Witzkeit, Originalmaterial (Größe der Stufe 17 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2011-084[1]

IMA-Symbol

Wzk[2]

Chemische Formel
  • Na4K4Ca(NO3)2(SO4)4·2H2O[3]
  • K4Na4Ca[NO3|(SO4)2]2·2H2O[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VI/D.16-015
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[5]
Gitterparameter a = 24,902(2) Å; b = 5,3323(4) Å; c = 17,246(1) Å
β = 94,281(7)°[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,40(2); berechnet: 2,403[5]
Spaltbarkeit deutlich nach {001}[5]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[5]
Farbe farblos bis weiß
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig[5]
Glanz Glasglanz[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,470(5)[5]
nβ = 1,495(5)[5]
nγ = 1,510(5)[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 50 bis 70°[5]

Witzkeit (sprich „witzke-it“) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Na4K4Ca(NO3)2(SO4)4·2H2O, ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Kalium-Calcium-Nitrat-Sulfat. Nach Darapskit, Ungemachit und Humberstonit ist Witzkeit erst das vierte bekannte Nitrat-Sulfat.

Witzkeit ist farblos und durchsichtig und konnte bisher nur in Form winziger, tafeliger Kristalle bis etwa 140 Mikrometern Länge gefunden werden. Diese zeigen eine deutliche Spaltbarkeit rechtwinklig zur c-Achse und einen glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Witzkeit im Guano-Bergbaugebiet am Punta de Lobos in der chilenischen Región de Tarapacá. Beschrieben wurde er 2011 durch Fabrizio Nestola, Fernando Cámara, Nikita V. Chukanov, Daniel Atencio, José M.V. Coutinho, Reynaldo R. Contreira Filho und Gunnar Färber, die das Mineral nach dem deutschen Mineralogen Thomas Witzke (* 1963) benannten, um dessen Beiträge zu mineralischen Umwandlungs- bzw. Verwitterungsprozessen und deren Produkte zu ehren, die zudem zur Erstbeschreibung zahlreicher neuer, hauptsächlich sekundärer Minerale führten.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der geowissenschaftlichen Abteilung der Universität Padua in Italien aufbewahrt (Katalog-Nr. MMP M10009).

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Witzkeit wurde erst 2011 als eigenständiges Mineral von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt und die Entdeckung erst 2012 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ist daher bisher nicht bekannt. Da das Mineral allerdings ein enger Verwandter von Darapskit, Ungemachit und Humberstonit ist, die aufgrund ihrer Zusammensetzung der Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in der Unterabteilung der wasserhaltigen Sulfate mit weiteren Anionen und großen bis mittelgroßen Kationen sowie zusätzlich NO3, CO3, B(OH)4, SiO4 oder IO3 zu finden sind, wird Witzkeit voraussichtlich ebenfalls dort einsortiert.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich allerdings aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen bei der Form der System-Nummern noch nach der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/D.16-15. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, mit fremden Anionen“, wobei in den Gruppen VI/D.11 bis 19 die Minerale mit mittelgroßen und sehr großen Kationen einsortiert sind. Witzkeit bildet hier zusammen mit Carlosruizit, Darapskit, Fuenzalidait, George-Ericksenit, Humberstonit, Klinoungemachit (hier: Klino-Ungemachit) und Ungemachit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe.[4]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Witzkeit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 24,902(2) Å; b = 5,3323(4) Å; c = 17,246(1) Å und β = 94,281(7)° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Witzkeit ist wasserlöslich, wobei er sich in kaltem Wasser nur langsam und in etwa 50 °C heißem Wasser etwas schneller löst.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Witzkeit bildete sich, vergesellschaftet mit Dittmarit und Nitronatrit, in der Oxidationszone des als Typlokalität benannten Guano-Bergbaugebietes am südöstlichen Hang des Punta de Lobos in Chile. Es ist auch der bisher einzige bekannte Fundort des Minerals (Stand 2021).[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fabrizio Nestola, Fernando Cámara, Nikita V. Chukanov, Daniel Atencio, José M.V. Coutinho, Reynaldo R. Contreira Filho, Gunnar Färber: Witzkeite: A new rare nitrate-sulphate mineral from a guano deposit at Punta de Lobos, Chile. In: American Mineralogist. Band 97, 2012, S. 1783–1787, doi:10.2138/am.2012.4109 (englisch, researchgate.net [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 24. August 2021]).
  • P. A. Williams, F. Hatert, Marco Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on new minerals, nomenclature and classification (CNMNC) Newsletter 12. New minerals and nomenclature modifications approved in 2012. In: Mineralogical Magazine. Band 76, Nr. 1, 2012, S. 151–155 (englisch, rruff.info [PDF; 80 kB; abgerufen am 24. August 2021]).
  • Witzkeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 343 kB; abgerufen am 24. August 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Witzkeite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2021. (PDF; 3,52 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2021, abgerufen am 24. August 2021 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o Fabrizio Nestola, Fernando Cámara, Nikita V. Chukanov, Daniel Atencio, José M.V. Coutinho, Reynaldo R. Contreira Filho, Gunnar Färber: Witzkeite: A new rare nitrate-sulphate mineral from a guano deposit at Punta de Lobos, Chile. In: American Mineralogist. Band 97, 2012, S. 1783–1787, doi:10.2138/am.2012.4109 (englisch, researchgate.net [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 24. August 2021]).
  6. Fundortliste für Witzkeit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 24. August 2021.