Wolf Science Center

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Wolf Science Center
Gründung 2008
Ort Ernstbrunn
Website https://www.wolfscience.at/

Das Wolf Science Center oder auch Wolfsforschungszentrum (WSC) ist ein Forschungszentrum in Ernstbrunn, Niederösterreich, in dem Wissenschaftler die kognitiven Fähigkeiten von Wölfen und Hunden erforschen. Das Zentrum ist im öffentlich zugänglichen Wildpark Ernstbrunn angesiedelt. Seit 2017 gehört das Wolfsforschungszentrum zur Veterinärmedizischen Universität in Wien und bildet eine unabhängige Einheit (Core Facility Wolf Science Center), die von Aleksandar Orlic geleitet wird.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegründet wurde das Wolfsforschungszentrum im Jahr 2008 von drei Wissenschaftlern, Friederike Range (Universität Wien), Zsófia Virányi (Universität Wien, früher Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung) und Kurt Kotrschal (Universität Wien, Konrad Lorenz Forschungsstelle).[1] Sie wollten verstehen, was im Laufe der Domestikation (Haustierwerdung) passiert ist, was sich auf dem Weg vom Wildtier Wolf zum Haustier Hund verändert hat und welche Rolle der Mensch in diesem Prozess spielte. Denn obwohl Mensch, Wolf und später Hund auf ein Jahrtausende altes Bündnis zurückblicken, wissen wir längst nicht alles über die sozialen und geistigen Fähigkeiten dieser Tiere.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der CF-WSC werden Mischlingshunde und Nordamerikanische Grauwölfe in kleinen Gruppen (reine Wolfs- bzw. Hundegruppen) unter ähnlichen Lebensbedingungen in Gehegen (2.500 m2-10.000 m2) gehalten. Die Tiere werden bereits im Welpenalter mit Artgenossen und mit dem Menschen sozialisiert. Der frühe Kontakt zu Artgenossen ermöglicht den Tieren, soziale Kompetenzen zu erlernen, die für das Zusammenleben in der Gruppe wichtig sind. Der frühe Kontakt mit dem Menschen ist notwendig, um eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Tieren und ihren Bezugspersonen zu gewährleisten. Bei den Wölfen wäre ein stressarmes Leben im Umfeld des Menschen ohne eine frühe Sozialisierung in der Form nicht möglich. Gleiches gilt für die direkte Zusammenarbeit mit den Wölfen, zum Beispiel im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Alle Tiere durchlaufen ein umfassendes Trainingsprogramm, werden an verschiedene Testsituationen und -abläufe gewöhnt und lernen die zwei Testgehege sowie das Testhaus kennen. Wölfe und Hunde werden zudem an Leine und Halsband gewöhnt um ihnen auf Spaziergängen eine notwendige Abwechslung vom Gehegealtag zu bieten. Ein wesentlicher Aspekt der Haltung ist das medizinische Training, welches es ermöglicht, die Tiere im Falle einer Krankheit optimal zu betreuen.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der CF-WSC wurden bereits diverse Forschungsarbeiten zu den verschiedensten wissenschaftlichen Fragestellungen durchgeführt. Studien zum Kooperationsverhalten mit Artgenossen und mit dem Menschen,[2] Studien zum Lernen (wie und von wem lernen die Tiere) und Studien zu kognitiven Fähigkeiten (zum Beispiel das Verständnis physikalischer Gegebenheiten) sind nur einige Beispiele aus dem breit gefächerten Bereich „Verhalten“. Andere Studien beschäftigten sich mit physiologischen Zusammenhängen oder veterinärmedizinischen Fragestellungen, zum Beispiel mit der Untersuchung von Hormonzyklen oder mit der Entwicklung des Ganges bei Wolf und Hund.

Öffentlichkeitsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die CF-WSC führt diverse Besucher-Programme durch, welche die Möglichkeit bieten mehr über die Tiere und die Forschung an der CF-WSC zu erfahren.[3]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cimarelli, G., Range, F., Hann, K., Kotrschal, K., Gácsi, M., & Virányi, Z. (2024) Both humans and conspecifics provide social support to dog and wolf puppies, Animal Behaviour, Volume 209, pp 129-141, https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2024.01.001.
  • Vetter, S. G., Rangheard, L., Schaidl, L., Kotrschal, K., & Range, F. (2023) Observational spatial memory in wolves and dogs. Plos one, 18(9), e0290547. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0290547
  • Márta Gácsi, Borbála Győri, Zsófia Virányi, Enikö Kubinyi, Friederike Range u. a.: Explaining Dog Wolf Differences in Utilizing Human Pointing Gestures: Selection for Synergistic Shifts in the Development of Some Social Skills. In: PLoS One. Band 4, Nr. 8, 2009, doi:10.1371/journal.pone.0006584.
  • Friederike Range, Zsófia Virányi: Development of Gaze Following Abilities in Wolves (Canis Lupus). In: PLoS One. Band 6, Nr. 2, 2011, doi:10.1371/journal.pone.0016888.
  • Francesco Mazzini, Simon W. Townsend, Zsófia Virányi, Friederike Range: Wolf Howling Is Mediated by Relationship Quality Rather Than Underlying Emotional Stress. In: Current Biology. 2013, doi:10.1016/j.cub.2013.06.066.
  • Friederike Range, Zsófia Virányi: Wolves Are Better Imitators of Conspecifics than Dogs. In: PLoS One. 2014, doi:10.1371/journal.pone.0086559.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fenster zur Welt der Wölfe. In: DerStandard. Printausgabe 22. Oktober 2010.
  2. Wolf-Hund-Mensch: das alte Dreieck! (Memento vom 16. April 2010 im Internet Archive), Online Zeitung der Universität Wien, vom 14. Oktober 2010 (abgerufen am 30. Oktober 2010).
  3. WSC besuchen | Haben Sie schon einmal das Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn besucht?, auf wolfscience.at

Koordinaten: 48° 32′ 38″ N, 16° 20′ 58″ O