Wolfeit

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Wolfeit
Parallelfaseriges Aggregat aus rötlichbraunem Wolfeit vom Big Fish River, Dawson (Yukon), Kanada (Größe: 6,1 cm × 3,2 cm × 2,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Wol[1]

Chemische Formel Fe2+2[OH|PO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.03
VII/B.03-050

8.BB.15
41.06.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3
Gitterparameter a = 12,32 Å; b = 13,17 Å; c = 9,79 Å
β = 108,0°[3]
Formeleinheiten Z = 16[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,79 bis 3,82; berechnet: 3,88[4]
Spaltbarkeit gut nach {100}, deutlich nach {120}, undeutlich nach {010}, sehr undeutlich nach {110}[4]
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig; spröde
Farbe rosa- bis rötlichbraun, hell- bis dunkelbraun
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,741 bis 1,750[6]
nβ = 1,742 bis 1,750[6]
nγ = 1,746 bis 1,759[6]
Doppelbrechung δ = 0,005 bis 0,009[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 51° (gemessen)[6]

Wolfeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Fe2+2[OH|PO4][2] und ist damit chemisch gesehen ein Eisen-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Da Wolfeit mit Triploidit (Mn2+2[OH|PO4][2]) eine lückenlose Mischkristallreihe bildet, kann entsprechend ein Teil des Mangans durch Eisen vertreten (substituiert) sein, was in verschiedenen Quellen mit der Formel (Fe,Mn)2[OH|PO4][3] ausgedrückt wird.

Wolfeit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und tritt meist Form stängeliger bis grob faseriger oder körniger Mineral-Aggregate bis etwa 10 Zentimeter Größe auf, die undurchsichtig sind und einen seidenähnlichen Glanz auf den Oberflächen zeigen. Sehr selten entwickelt er auch winzige, durchsichtige Kristalle mit glasglänzenden Oberflächen. Je nach Mischungsverhältnis von Eisen und Mangan bzw. Fremdbeimengungen anderer Elemente ist Wolfeit von rosa- bis rötlichbrauner oder hell- bis dunkelbrauner (auch nelkenbrauner) Farbe. Die Strichfarbe des Minerals ist dagegen immer weiß.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Wolfeit in der „Palermo No. 1 Mine“ bei Groton im Grafton County (New Hampshire) in den Vereinigten Staaten. Die Erstbeschreibung erfolgte 1949 durch Clifford Frondel, der das Mineral nach dem amerikanischen Kristallographen Professor Caleb Wroe Wolfe (1908–1980) benannte.

Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London, England (Katalog-Nr. 1963,230) und an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, USA (Katalog-Nr. 100868, 100870, 100871) aufbewahrt.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wolfeit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Zwieselit die „Zwieselit-Wolfeit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.03 und den weiteren Mitgliedern Magniotriplit (diskreditiert 2004), Sarkinit, Staněkit, Triplit, Triploidit und Wagnerit bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wolfeit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- und Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Joosteit, Sarkinit, Staněkit, Triploidit und Wagnerit die „Triploiditgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wolfeit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als alleiniger Namensgeber in der „Wolfeitgruppe“ mit der System-Nr. 41.06.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfeit kristallisiert isotyp mit Wagnerit in der monoklinen Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 12,32 Å; b = 13,17 Å; c = 9,79 Å und β = 108,0° sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rötlichbrauner Wolfeitkristall mit seitlich sichtbarem, schwach muscheligem Bruch aus der Palermo No. 1 Mine, Groton, Grafton County, New Hampshire, USA (Gesamtgröße der Probe: 4,7 cm × 2,7 cm × 1,8 cm)

Wolfeit bildet sich sekundär als hydrothermales Umwandlungsprodukt aus Triphylin in granitischen Pegmatiten, kann aber selten auch in Hydrothermal-Adern und in phosphatreichen Erznestern in Schiefern entstehen. Als Begleitminerale können neben Triphylin unter anderem noch Apatit, Arrojadit, Hagendorfit, Marićit, Satterlyit, Triplit und Wicksit auftreten.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Wolfeit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen, wobei bisher (Stand 2015) etwas mehr als 30 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität „Palermo No. 1 Mine“ und der nahe gelegenen „Palermo No. 2 Mine“ bei Groton trat das Mineral in New Hampshire noch in den Keyes Glimmer-Steinbrüchen bei Orange im Grafton County zutage. Ein weiterer Fundort bei Walpole im Cheshire County wurde bisher nicht bestätigt. Ansonsten konnte Wolfeit in den Vereinigten Staaten nur noch in der Bull Moose Mine bei Custer im gleichnamigen County und in der Big Chief Mine bei Glendale im Pennington County in South Dakota gefunden werden.

In Deutschland fand man Wolfeit bisher nur in Bayern, genauer am Hennenkobel (auch Hühnerkobel) bei Rabenstein (Niederbayern), am Naturdenkmal Kreuzberg und bei Trutzhofmühle in der Gemeinde Pleystein sowie in den nördlichen und südlichen Pegmatiten bei Hagendorf in der Gemeinde Waidhaus (Oberpfalz).

Weitere bisher bekannte Fundorte in Europa sind unter anderem Chanteloube im französischen Département Haute-Vienne (Limousin); Olgiasca-Malpensata (Piona) bei Colico in der italienischen Provinz Lecco (Lombardei); Michałkowa (Michelsdorf) am Berg Sowie in den Sudeten in Polen; Panasqueira nahe Covilhã im portugiesischen Distrikt Castelo Branco; Sollefteå (Ångermanland), Bräcke (Jämtland), Godegård (Östergötland), mehrere Fundorte im Södermanland und Norrskogen (Uppland) in Schweden; Garcirrey in der Gemeinde Kastilien und León und Cadaqués in Katalonien in Spanien sowie Otov in Böhmen und Velké Meziříčí in Mähren in Tschechien.[8]

Ansonsten konnte Wolfeit nur noch an einigen Fundpunkten in Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada und Südafrika gefunden werden.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Clifford Frondel: Wolfeite, xanthoxenite, and whitlockite from the Palermo Mine, New Hampshire. In: American Mineralogist. Band 34, 1949, S. 692–705 (rruff.info [PDF; 934 kB; abgerufen am 30. Juni 2023]).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 640.
  • Uwe Kolitsch: Mg-rich wolfeite, (FeII,Mg)2(PO4)(OH): structure refinement and Raman spectroscopic data. In: Acta Crystallographica. E59, Nr. 9, September 2003, S. 125–128, doi:10.1107/S1600536803017537.
  • F. Hatert: FeII2(PO4)(OH), a synthetic analogue of wolfeite. In: Acta Crystallographica. C63, 2007, S. i119–i121, doi:10.1107/S0108270107053462.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wolfeite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2017 (PDF 1,67 MB; S. 204)
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 442.
  4. a b c d e Wolfeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 27. März 2018]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  6. a b c d e Mindat – Wolfeite
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Wolfeit
  8. a b Fundortliste für Wolfeit beim Mineralienatlas und bei Mindat