Wulkow (Neuruppin)

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Wulkow
Stadt Neuruppin
Koordinaten: 52° 55′ N, 12° 54′ OKoordinaten: 52° 55′ 20″ N, 12° 54′ 13″ O
Höhe: 48 m
Fläche: 12,7 km²
Einwohner: 517 (31. Dez. 2017)[1]
Bevölkerungsdichte: 41 Einwohner/km²
Eingemeindung: 6. Dezember 1993
Postleitzahl: 16835
Vorwahl: 03391
Wulkow (Brandenburg)
Wulkow (Brandenburg)

Lage von Wulkow in Brandenburg

Dorfkirche Wulkow

Wulkow ist ein Ortsteil von Neuruppin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg und liegt neun Kilometer östlich der Kernstadt. Charakteristisch für das heutige Wulkow ist der Reitsport und die dort befindliche Justizvollzugsanstalt (JVA).

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Angerdorf Wulkow liegt ca. 9 km östlich vom Stadtkern Neuruppins entfernt zwischen Alt Ruppin und Herzberg an der Bundesstraße 167. Der Ortsteil grenze nach Osten an den Werbellinsee (Neuruppin).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Wulkow wird erstmals 1280 in Zusammenhang mit Johann von Wulkow urkundlich erwähnt und auch in weiteren Urkunden als Wulckow, Wulckowe und Wulkon bezeichnet.[2] Im Jahre 1328 tritt ein Heinrich von Wulkow hervor. Um 1490 bis 1524 war Wulkow ein Teil der im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin unter der Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin. Zu Zeiten der Grafen war der sogenannte Wulkower Pfarrherr zur Filiale Nietwerder gehörig auch Schloss-Kaplan zu Alt Ruppin.

Im Jahre 1525 gehört das Dorf, außer den beiden Rittergütern, dem Kurfürsten Joachim I. (Brandenburg). Das eine Rittergut besaß die Familie von Bashut (ein Vertreter Henning von Bashut wird in Zusammenhang mit einem Ritterlehen der Geschichte von Hertzberg erwähnt) und das andere Engel von Barstorf (Schloss-Hauptmann zu Alt Ruppin). Die beiden Rittergüter wurden später zu einem Gut vereinigt.

Im Jahre 1541 wird der erste lutherische Prediger Johann Schönberg genannt.

Durch die Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges hatte Wulkow 7 Höfe verloren. Einige Bauernhöfe wurden im Jahre 1680 gegen Einnahmen (Ravenüen) in Nietwerder an den Gutsbesitzer Zacharias Tonnies (auch Tönnies) getauscht. Tönnies ließ um 1690 nördlich von Wulkow ein Gutshaus erbauen. Das Gutshaus wurde mehrmals neu- und umgebaut und letztlich 2009 vom Land Brandenburg abgerissen. Es erinnert heute nur ein Gedenkstein auf dem Dorfanger an dieses historisch wertvolle Gebäude.[1]

Als Nachfolger wurden diese Gutsbesitzer verzeichnet, Familie von Anhalt, derer von Meden, von Schätzel, von Pauli, von Seel (Oberst des Zieten’schen Husaren Regiments (1741–1786), gefallen in der Schlacht bei Hochkirch) und von Teiffel (auch Offizier des Zieten’schen Husaren Regiments) der die Erbpachtanteile des Amtes Alt Ruppin besaß.[3] Das Gut bestand aus dem Besitz von 19 freien Hufen und einen Forst von 2252 Morgen Erlen- (Ellern) und Kiefernwald (Kiehnen). Das Dorf Wulkow besaß vier Kossäten, 13 Ganzbauern (Vollhüfner) mit 40 kontribunal Hufen und die Pfarrei hatte drei Pfarrhufen. In den Jahren 1749, 1751 und 1760 dezimierten immer wieder Tierseuchen den Tierbestand und am 24. Januar 1781 brannte ein Kossätenhof ab. Das Dorf hatte 40 Wohnstätten (Feuerstellen) und unter den 286 Einwohnern im Jahre 1798 befanden sich 1 Schäfer, Gärtner, Schmidt, 13 Einlieger, 3 Leineweber, 2 Zimmerleute, 64 Dienstboten und 4 Hirten. Zu dieser Zeit hatte der Gutsbesitzer das Patronatsrecht der zur Inspektion Ruppin gehörenden Kirche.[4]

Als nächster Besitzer[5] wird Major Friedrich Wilhelm von Schenkendorf(f) (1794–1861)[6]; (Landrat von 1842 bis 1861 in Neuruppin) bei Theodor Fontane genannt. Er war auch Rechtsritter des Johanniterordens[7] und Stiftvorsteher[8] vom Fräuleinstift zum Heiligen Grabe in der Ostprignitz. Der Pfarrer zu Wulkow war von 1854 bis 1883 Georg Wilhelm Eduard Licht.[9]

Am 1. Juli 1874 unterzeichnete der Kammerherr und Oberstleutnant a. D. Graf Philipp Conrad zu Eulenburg (1820–1889) zu Liebenberg den Kaufvertrag für das Rittergut Wulkow mit dem Eigentümer, dem Rittmeister des Zieten’schen Husaren Regiments Joseph Friedrich von Schenkendorf. Dieser war der Erbnachfolger seines Vaters, Landrat von Schenkendorf(f). Zu dieser Zeit bestand der Rittergutskomplex aus 3225 Morgen und 27 Ruthen für Wulkow und dem Rittergut Gühlen mit 5449 Morgen 65 Ruthen.[10]

Der nachfolgende Besitzer wird der älteste Sohn von Graf Philipp, der königliche Gerichtsassessor Dr. jur. (Doktor der Rechte) Graf Philipp Friedrich Karl Alexander Botho zu Eulenburg (1847–1921), auch Legationssekretär (ab 1878) bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Stockholm.[11] Anschließend übernahm der Berliner Bankier Enno Russell das Gut Wulkow,[12] mindestens von 1914 bis 1932. Danach erwarb er ein Gut in Hessen und verlegte nach dort seinen Hauptwohnsitz. Gut Wulkow umfasste um 1929 etwa 801 ha.[13]

Von 1952 bis 1990 gehörte Wulkow zum Kreis Neuruppin im Bezirk Potsdam, dann bis 1993 zum Landkreis Neuruppin.

Am 6. Dezember 1993 wurde Wulkow nach Neuruppin eingemeindet.[14]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung in Wulkow[15]
Jahr 1766 1785 1798 2017
Einwohner 206 216 286 517

Historische Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aussaat und Tierbestand Wulkow im Jahre 1798[15]
Aussaat Weizen Roggen Gerste Hafer Erbsen Wicken Buchweizen Kartoffeln Leinsamen
Menge 1 Winspel 9 Scheffel 30 Winspel 10 Scheffel 10 Winspel 19 Scheffel 26 Winspel 6 Scheffel 4 Winspel 5 Scheffel 13 Scheffel 1 Winspel 9 Scheffel 13 Winspel 2 Scheffel 1 Winspel 9 Scheffel
Tierbestand Pferde Rinder Schafe
Stück 78 232 1335

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gutsförsterei Wulkow

Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wulkow Denkmal Todesmarsch (NS-Zeit)

Eine weitere Besonderheit bildet das Mahnmalensemble an der Straße nach Herzberg, mit dem seit 1963 der mehr als 100 Opfer eines Todesmarsches der Häftlinge des KZ Sachsenhausen gedacht wird, die während des Zweiten Weltkrieges im Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf Zwangsarbeit verrichten mussten. Überlebende Mithäftlinge aus Polen gestalteten 1975, am 30. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, eine Gedenkplatte in deutscher und polnischer Sprache, mit der sie an das Schicksal von zwei ihrer Kameraden erinnern.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbeirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ortsvorsteher: Sven Deter (CDU)
  • Ortsbeiratsmitglieder: Michael Krüger, Jacqueline Pleßow (CDU)[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 1, Verlag Wilhelm Hertz (Besser`sche Buchhandlung), Berlin 1865, S. 295.
  • Dietrich Zühlke: Ruppiner Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, in: Landschaften in Deutschland (LiD/ Werte unserer Heimat), Band 37, Akademie-Verlag, Berlin 1981, S. 169. ISSN 0138-3264

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wulkow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Fontanestadt Neuruppin: Wulkow. In: Ortsteile. Neuruppin.de, 2022, abgerufen am 4. April 2024.
  2. Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Grafschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg, Verlag Gottfried Hayn, Berlin 1799, S. 145.
  3. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 1. Wilhelm Hertz, Berlin 1865, S. 295.
  4. Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Grafschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg, Verlag Gottfried Hayn, Berlin 1799, S. 603–605.
  5. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Provinz Brandenburg, Kreis Ruppin, Hrsg. Karl Friedrich Rauer, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 72.
  6. Bildnis Tafel 27, in: Ahnenreihe. Geschlecht derer von Schenkendorff., in: Beiträge zur Familiengeschichte für Familienangehörige und Interessierte. 2023.
  7. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1859, Martin Berendt, Berlin 1859, u. a. S. 11.
  8. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1846, Decker`schen Geh. Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1846, S. 295.
  9. Iselin Gundermann, Walther Hubatsch: Die evangelischen General-Kirchen- und Schulvisitationen in Ost- und Westpreussen, 1853 bis 1944, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1970, S. 35. ISBN 3-5253-6143-2.
  10. George Adalbert von Mülverstedt: "Diplomatarium Ileburgense". Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg, E. Baensch jun., Magdeburg 1879, S. 680.
  11. George Adalbert von Mülverstedt: Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg; Im Auftrag der Familie, Verlag E. Baensch jun., Magdeburg 1879, S. 680.
  12. Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch Brandenburg. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, 2. Auflage, Verlag Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 132–133.
  13. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, 4. Auflage, Verlag der Niekammer Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 109.
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  15. a b Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Grafschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Gottfried Hayn, Berlin 1799. S. 604.
  16. Life in Europe, in: Elizabeth Lee Allen Smith: Henry Boynton Smith. Life and Work, A. C. Armstrong & Son, New York 1881, S. 79 ff.