Xanthoria

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Xanthoria

Xanthoria parietina

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Lecanoromycetes
Unterklasse: Lecanoromycetidae
Ordnung: Teloschistales
Familie: Teloschistaceae
Gattung: Xanthoria
Wissenschaftlicher Name
Xanthoria
(Fr.) Th. Fr., 1860

Xanthoria ist eine Gattung lichenisierter Pilze (Flechten) aus der Familie der Teloschistaceae und gehört zu den Blattflechten (Flechten mit foliösen Thalli). Der Gattungstypus ist die Gewöhnliche Gelbflechte, Xanthoria parietina.[1] Die mit der Gattung Xanthoria in Symbiose lebenden Algen gehören der Gattung Trebouxia an.[2] Vertreter der Gattung sind auf der Nordhalbkugel der Erde verbreitet, Xanthoria parietina auch auf die Südhalbkugel durch menschlichen Einfluss verschleppt.[3] Auch aufgrund ihrer hohen Schadstofftoleranz[4] ist die in Deutschland heimische Xanthoria parietina sehr häufig und optisch auffallend, da sie selbst in Städten die Rinde lebender Bäume besiedelt und so für auffallend gelb gefärbte Äste sorgt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makroskopische Merkmale

Die Thalli sind folios und wachsen in Form von horizontalen bis teilweise aufsteigenden Loben bzw. Lappen dem Substrat entlang.[2] Die Thallusränder sind nicht mit dem Substrat verbunden und besitzen sowohl ober- als auch unterseits einen Cortex.[2] Die Anheftung an das Substrat erfolgt durch Haptere (einzelne, kurze Stränge, die von der Unterseite des Thallus ausgehen).[3] Die Thalli sind auffallend leuchtend gelb bis orange gefärbt und reagieren mit Kaliumhydroxid (Kalilauge) tief rot aufgrund einer chemischen Reaktion des Pigments Parietin.[2] Die meisten Arten bilden Fruchtkörper in Form von Apothecien (becherförmigen Fruchtkörper) aus, die dunkler orange als der Thallus gefärbt sind.[2] Die Apothecien sind lecanoroid (auch zeorin genannt), das heißt, der Apothecienrand besteht sowohl aus dem Thallus als auch aus dem Excipulum des Fruchtkörpers.[3] Die Apothecien werden also auf der Außenseite vom Thallus überzogen. Der Thallus mancher Arten zeigt auf der Oberseite der Loben Isidien.[5] Pycnidien sind in den Thallus eingesenkt und unauffällig, so z. B. bei Xanthoria parietina.[6]

Mikroskopische Merkmale

Die Asci sind bitunikat und enthalten jeweils acht Sporen. Die Sporen sind auffällig dickwandig, dennoch farblos-hyalin, zweizellig mit sehr breitem Septum und enthalten ein sehr schmales Lumen, das die Form einer Hantel aufweist, da es als sehr dünner, erkennbarer Plasmastrang durch die Pore des Septums reicht und so die beiden Lumina der Zellen durch diesen Strang verbindet (polardiblastische[3] bzw. polarilokulare Sporen[6]).[3] Konidien (der Pycnidien) sind ellipsoid.[3] Der Cortex ist paraplectenchymatisch oder intrikat prosoplectenchymatisch.[3] Die Hyphen des oberen Cortex zeigen auffallende, kristalline Auflagerungen, die aus dem Pigment Parietin bestehen.[2]

polardiblastische Spore von Xanthoria parietina

Abgrenzung von anderen Gattungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Xanthoria sensu lato ist durch die nur mit Hapteren am Substrat befestigten Thalli, deren Loben am Thallusrand entsprechend nicht mit dem Substrat verbunden sind, den polardiblastischen Sporen mit auffallend breitem Septum und das Pigment Parietin definiert.[3][2] Diese durch klassische Morphologie und Anatomie festgelegte Gattungsdefinition wird jedoch genetisch nicht bestätigt.[3] Die von Xanthoria sensu stricto abgespaltenen Gattungen sind teils mit klassischen Methoden im Moment nicht abgrenzbar. So finden sich keine morphologischen oder anatomischen Unterschiede in den aktuellen Gattungsdefinitionen von Xanthoria s. str. und Polycauliona.[3] Mithilfe der Sequenzierung der Barcoding-Region ITS (rDNA) lassen sich die Gattungen der Unterfamilie Xanthorioideae jedoch alle gut voneinander abtrennen und unterscheiden.[3]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Xanthoria aureola
Xanthoria calcicola

Die Gattung Xanthoria besteht im aktuellen, polyphyletischen Sinn aus ca. 15 Arten.[2] Die Anzahl beschriebener Arten ist mit 161 jedoch ungleich höher.[1] Nachfolgend werden nur Arten aufgeführt, die genetisch geprüft zu Xanthoria s. str. zählen.[3]

Beispiele für Ausgliederungen aus der Gattung Xanthoria: Die in vielen Werken als Xanthoria elegans bezeichnete Art wird z. B. aktuell in der Gattung Rusavskia als Rusavskia elegans geführt.[3][7] Die unter dem Namen Xanthoria polycarpa ebenfalls sehr bekannte Art steht nun in der Gattung Polycauliona als Polycauliona polycarpa.[3][8]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Xanthoria wird in die Ordnung Lecanorales gestellt, zu der die meisten lichenisierten Pilze gehören.[9] Innerhalb der Familie Teloschistaceae wird die Gattung in eine eigene Unterfamilie Xanthorioideae zusammen mit einigen anderen Gattungen wie z. B. Athallia, Austroplaca, Calogaya, Flavoplaca, Orientophila, Pachypeltis, Polycauliona oder Rusavskia.[3] Die aktuelle Gattungsdefinition über die Ausprägung des Thallus muss überarbeitet werden, da die Gattung Xanthoria im aktuellen Sinn polyphyletisch ist.[9]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Xanthoria ist auf der Nordhalbkugel der Erde verbreitet.[3] Das Verbreitungszentrum mit der höchsten Diversität liegt in Europa und dort im mediterranen Raum.[3] Vorkommen von Xanthoria parietina auf der Südhalbkugel werden als vermutlich anthropogen (durch Verschleppung verursacht) eingestuft.[3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vertreter der Gattung Xanthoria besiedeln die Rinde und Borke lebender und toter Bäume und Sträucher sowie basisches bis pH-neutrales Gestein.[2]

Bedeutung für andere Organismen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Xanthoria s. str. dient sehr vielen flechtenparasitischen Pilzarten als Wirt.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b V. Robert, G. Stegehuis, J. Stalpers et al.: Xanthoria. In: MycoBank. International Mycological Association, Westerdijk Fungal Biodiversity Institute, 2020, abgerufen am 7. April 2020 (englisch).
  2. a b c d e f g h i Jennifer Fiorentino: The genus Xanthoria (Teloschistaceae, lichenised Ascomycota) in the Maltese Islands. In: The Central Mediterranean Naturalist, 2011, 5(3–4), S. 9–17 (Online).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Ulf Arup, Ulrik Søchting, Patrik Frödén: A new taxonomy of the family Teloschistaceae. In: Nordic Journal of Botany. Band 31, Nr. 1, Februar 2013, S. 016–083, doi:10.1111/j.1756-1051.2013.00062.x.
  4. L. Silberstein L, B.Z. Siegel, S.M. Sigel, A. Mukhtar, M. Galun: Comparative studies on Xanthoria parietina, a pollution-resistant lichen and Ramalina duriaei, a sensitive species. I. Effects of air pollution of physiological processes. In: Lichenologist. Band 28, 1998, S. 355–365.
  5. Mireia Giralt, Pier Luigi Nimis, Josef Poelt: Studien über einige Arten der Flechtengattung Xanthoria mit isidiiformen vegetativen Dauersporen. In: J. Hattori Bot. Lab. Nr. 74, 1993, S. 271–285.
  6. a b Paul Canon et al.: Xanthoria parientina. In: All Fungi. 2020, abgerufen am 6. April 2020 (englisch).
  7. CNALH - Rusavskia elegans. Abgerufen am 6. April 2020.
  8. CNALH - Polycauliona polycarpa. Abgerufen am 6. April 2020.
  9. a b Jolanta Miadlikowska, Frank Kauff, Filip Högnabba, Jeffrey C. Oliver, Katalin Molnár: A multigene phylogenetic synthesis for the class Lecanoromycetes (Ascomycota): 1307 fungi representing 1139 infrageneric taxa, 317 genera and 66 families. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 79, Oktober 2014, S. 132–168, doi:10.1016/j.ympev.2014.04.003.
  10. Andrei Tsurykau, Javier Etayo: Capronia suijae (Herpotrichiellaceae , Eurotiomycetes), a new fungus on Xanthoria parietina from Belarus, with a key to the lichenicolous species growing on Xanthoria s. str. In: The Lichenologist. Band 49, Nr. 1, Januar 2017, ISSN 0024-2829, S. 1–12, doi:10.1017/S0024282916000530.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Xanthoria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien