Yanomamit

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Yanomamit
Gelbliche Yanomamitkristalle aus der Lagerstätte Mangabeira, Monte Alegre de Goiás, Brasilien (Sichtfeld: 1,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1990-052[1]

IMA-Symbol

Yan[2]

Chemische Formel In[AsO4]·2H2O[3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/C.09-085[4]

8.CD.10
40.04.01.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pcab (Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2[3]
Gitterparameter a = 10,47 Å; b = 10,34 Å; c = 9,09 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4 (VHN25 = 571 bis 743)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,876(3)[5]
Spaltbarkeit undeutlich[4]
Farbe blassgrün bis gelblichgrün, farblos[5]
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig[6] bis durchscheinend[5]
Glanz Glasglanz[5]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,65[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 55 bis 76°[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in 35%iger Salzsäure, löslich in 95%iger Schwefelsäure[7]

Yanomamit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung In[AsO4]·2H2O[3] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Indium-Arsenat.

Yanomamit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt idiomorphe, dipyramidale Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich jedoch in Form krustiger Überzüge oder ist selbst epitaktisch mit Skorodit (Fe3+[AsO4]·2H2O[3]) überwachsen. In reiner Form ist Yanomamit farblos und durchsichtig. Durch Fremdbeimengungen nimmt er aber meist eine gelbe, gelblichgrüne oder hellgrüne Farbe an, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppe von Yanomamitkristallen aus der Typlokalität „Mangabeira“

Erstmals entdeckt wurde Yanomamit in der Zinn-Indium-Lagerstätte „Mangabeira“ am Monte Alegre de Goiás im brasilianischen Bundesstaat Goiás. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo und Marcel Volfinger, die das Mineral nach den im Amazonasbecken lebenden Yanomami-Indianern benannten, in dem auch das Fundgebiet liegt.

Das Mineralogenteam sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1990 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA: 1990-052[1]), die den Yanomamit als eigenständige Mineralart anerkannte. Publiziert wurde die Erstbeschreibung 1994 im Fachmagazin European Journal of Mineralogy.

Das Typmaterial des Minerals wird im Mines ParisTech (auch École nationale supérieure des mines de Paris, ENSM) in Paris unter der Sammlungsnummer 54608 und in der Mineralogischen Sammlung des Instituto de Geociências der Universidade de Brasilia (Kürzel IGUB; Sammlungsnummer hier dokumentiert) aufbewahrt.[8][9]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Yanomamit erst 1990 als eigenständige Mineralart anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/C.09-085. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, ohne fremde Anionen“, wo Yanomamit zusammen mit Kolbeckit, Koninckit, Malhmoodit, Mansfieldit, Metavariscit, Paraskorodit, Phosphosiderit, Skorodit, Strengit und Variscit die „Variscitgruppe“ mit der Systemnummer VII/C.09 bildet.[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yanomamit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- beziehungsweise Vanadatkomplex (RO4) zum Kristallwassergehalt (H2O), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 2“ zu finden, wo es zusammen mit Mansfieldit, Redondit, Skorodit, Strengit und Variscit die „Variscitgruppe“ mit der Systemnummer 8.CD.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Yanomamit die System- und Mineralnummer 40.04.01.05. Das entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc.“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A3+XO4 × x(H2O)“ in der „Variscitgruppe“, in der auch Variscit, Strengit, Skorodit und Mansfieldit eingeordnet sind.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yanomamit kristallisiert isotyp mit Skorodit im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pcab (Raumgruppen-Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2 mit den Gitterparametern a = 10,47 Å; b = 10,34 Å und c = 9,09 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yanomamitkristalle, überkrustet von einer dünnen Schicht aus klarem, grünem Skorodit. Dunkelbraune Kristalle sind Kassiterit. Die Matrix besteht aus Topas und Quarz. Länge der Matrix im Sichtbereich: 20 mm

Yanomamit bildet sich als seltenes Sekundärmineral durch Verwitterung aus bzw. Verdrängung von Arsenopyrit und indiumreichem Sphalerit.

An seiner Typlokalität, der Mangabeira-Zinn-Lagerstätte etwa 350 km nördlich von Brasília im südlichen Teil des Amazonasbeckens, fand man das Mineral in Adern aus Quarz-Topas-Greisen in rosafarbenem, porphyrischen Biotit-Granit. Als Begleitminerale traten neben Skorodit, Arsenopyrit und Sphalerit unter anderem noch Kassiterit auf.

Die bisher einzigen weiteren bekannten Vorkommen sind die Aveleiras Mine und die Tibães Mine in der Gemeinde Mire de Tibães im Norden Portugals (Stand 2024).[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo, Marcel Volfinger: Yanomamite, InAsO4·2H2O, a new indium mineral from topaz-bearing greisen in the Goiás Tin Province, Brazil. In: European Journal of Mineralogy. Band 6, 1994, S. 245–254 (englisch, rruff.info [PDF; 902 kB; abgerufen am 22. Februar 2024]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yanomamite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2024, abgerufen am 22. Februar 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 478 (englisch).
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e f g h Yanomamite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 53 kB; abgerufen am 22. Februar 2024]).
  6. Yanomamite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 24. Februar 2024 (englisch).
  7. Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo, Marcel Volfinger: Yanomamite, InAsO4·2H2O, a new indium mineral from topaz-bearing greisen in the Goiás Tin Province, Brazil. In: European Journal of Mineralogy. Band 6, 1994, S. 248 (englisch, rruff.info [PDF; 902 kB; abgerufen am 22. Februar 2024]).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – Y. (PDF 78 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2024.
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB; S. 2 und 7) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 24. Februar 2024 (englisch).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 22. Februar 2024 (englisch).
  11. Fundortliste für Yanomamit beim Mineralienatlas(deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. Februar 2024.