Yofortierit

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Yofortierit
Büschel aus goldbraunem, nadeligem Yofortierit neben weißem, tafeligem Mikroklin aus der Grube Demix-Varennes, Saint-Amable, Québec, Kanada (Sichtfeld 6,9 mm × 4,3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-045[1]

IMA-Symbol

Yof[2]

Andere Namen
  • Mn-Palygorskit
  • Mn-Sepiolith
Chemische Formel
  • Mn2+5Si8O20(OH)2·7H2O[1]
  • (Mn2+,Mg,Fe3+,☐)5Si8O20(OH,H2O)2(H2O)7[3]
  • (Mn2+,Mg)5[OH|Si4O10]2·8–9H2O[4]
  • (Mn,Mg)5[OH|Si4O10]2·(4+4)H2O[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.33-030

9.EE.20
74.03.01a.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[3]
Gitterparameter a = 14,1686(12) Å; b = 17,8583(16) Å; c = 5,2919(5) Å
β = 105,878(1)°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,18; berechnet: [2,82][6]
Spaltbarkeit keine; elastisch[6]
Farbe rosa bis violett, beige, rötlich bis orangebraun, dunkelbraun, Bronzefarben
Strichfarbe blassrosa[4]
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig[6]
Glanz Seidenglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,530[7]
nγ = 1,559[7]
Doppelbrechung δ = 0,029[7]
Optischer Charakter zweiachsig
Pleochroismus sichtbar[7]

Yofortierit (IMA-Symbol Yof[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+5Si8O20(OH)2·7H2O[1] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Mangan-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Strukturell gehört Yofortierit zu den Schichtsilikaten (Phyllosilikaten).

Yofortierit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt faserige bis nadelige Kristalle, die meist in radialstrahligen, büscheligen oder kugeligen Aggregaten angeordnet sind und einen seidenähnlichen Glanz zeigen. Das Mineral kommt in verschiedenen Farben von rosa bis violett, rötlich bis orangebraun sowie beige bis dunkelbraun bzw. bronzefarben vor. Seine Strichfarbe ist allerdings immer hellrosa.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellrosa Yofortierit, eingebettet in farblosem Analcim vom Steinbruch Poudrette, Mont Saint-Hilaire, Kanada (Sichtfeld 6,9 mm × 4,7 mm)

Erstmals entdeckt wurde Yofortierit am Mont Saint-Hilaire in der kanadischen Provinz Québec und beschrieben 1975 durch Guy Perrault, Yves Harvey und Raymond Pertsowsky, die das Mineral nach dem damaligen Direktor der Geological Survey of Canada Yves Oscar Fortier benannten.

Typmaterial des Minerals wird in der École polytechnique de Montréal (Katalog-Nr. 13017), dem Royal Ontario Museum in Toronto (Katalog-Nr. M33627) und dem Canadian Museum of Nature in Ottawa, Kanada; im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. 131952); im Natural History Museum in London, England (Katalog-Nr. 1975,418) sowie in der Universität von Paris, im Muséum national d’histoire naturelle und der Mines ParisTech (École des mines) in Paris, Frankreich aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Yofortierit noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.33-030. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Yofortierit zusammen mit Falcondoit, Ferrisepiolith, Kalifersit, Loughlinit, Palygorskit, Sepiolith, Tuperssuatsiait und Windhoekit die unbenannte Gruppe VIII/H.33 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yofortierit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache tetraedrische Netze aus 6-gliedrigen Ringen, verbunden über oktaedrische Netze oder Bänder“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Palygorskit und Tuperssuatsiait die „Palygorskitgruppe“ mit der System-Nr. mit der System-Nr. 9.EE.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yofortierit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate: modulierte Lagen“ ein. Hier ist er zusammen mit Palygorskit, Tuperssuatsiait und Kalifersit in der „Palygorskit-Sepiolithgruppe (Palygorskit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 74.03.01a innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yofortierit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 14,1686(12) Å; b = 17,8583(16) Å; c = 5,2919(5) Å und β = 105,878(1)° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3] 14,1686

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungewöhnlicher, goldfarbiger und lockenförmiger Yofortierit aus der Grube Demix-Varennes, Kanada (Sichtfeld 14,0 mm × 9,3 mm)

Yofortierit bildet sich in der Spätphase hydrothermaler Vorgänge in Pegmatit-Adern innerhalb von Nephelin-Syeniten. Als Begleitminerale treten unter anderem Aegirin, Albit, Analcim, Eudialyt, Mikroklin, Polylithionit und Serandit auf.

Neben seiner Typlokalität Mont Saint-Hilaire, genauer im Steinbruch Poudrette, trat das Mineral in Kanada bisher nur noch im Steinbruch Demix-Varennes zwischen Saint-Amable und Varennes in der Provinz Québec zutage.

Des Weiteren fand man Yofortierit unter anderem noch am Kvanefjeld bei Narsaq im Süden Grönlands, in den Steinbrüchen bei Aris im Bezirk Windhoek in Namibia, in einem Natrolithstock am Berg Karnassurt im Gebirgsmassiv Lowosero-Tundra (Oblast Murmansk) auf der russischen Halbinsel Kola und im Steinbruch Jones Mill bei Magnet Cove im Hot Spring County des US-Bundesstaates Arkansas.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Guy Perrault, Yves Harvey, Raymond Pertsowsky: La yofortierite, un nouveau silicate hydraté de manganése de St-Hilaire, P.Q. In: The Canadian Mineralogist. Band 13, 1975, S. 68–74 (französisch, rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 12. Dezember 2022] mit englischer Kurzbeschreibung).
  • Michael Fleischer, George Y. Chao, J. A. Mandarino: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 341 (englisch, [1] [PDF; 543 kB; abgerufen am 12. Dezember 2022]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yofortierite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 12. Dezember 2022]).
  3. a b c d Frank C. Hawthorne, Yassir A. Abdu, Kimberly T. Tait, Malcom E. Back: The crystal structure of yofortierite. In: The Canadian Mineralogist. Band 51, 2013, S. 243–251, doi:10.3749/canmin.51.2.243 (englisch).
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 681 (englisch).
  6. a b c d e f Yofortierite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 84 kB; abgerufen am 12. Dezember 2022]).
  7. a b c d Yofortierite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. Dezember 2022 (englisch).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 12. Dezember 2022 (englisch).
  9. Fundortliste für Yofortierit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 12. Dezember 2022.