Ziegendorf (Petersaurach)

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Ziegendorf
Gemeinde Petersaurach
Koordinaten: 49° 17′ N, 10° 45′ OKoordinaten: 49° 17′ 26″ N, 10° 44′ 55″ O
Höhe: 448 m ü. NHN
Einwohner: 70 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl: 91580
Vorwahl: 09874
Ortsansicht
Ortsansicht
Gemeinschaftshaus

Ziegendorf (fränkisch: Sicha-dorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Petersaurach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

0,5 km südlich des Dorfs befinden sich die Hackerleiten und das Hintere Holz; dort entspringt auch der Ziegendorfer Bach, ein linker Zufluss der Fränkischen Rezat. 0,5 km östlich beginnt der Neuendettelsauer Wald. Gemeindeverbindungsstraßen führen an der Bachmühle vorbei nach Schlauersbach (2,2 km südlich), nach Immeldorf (2,4 km südwestlich), zur Kreisstraße AN 19 westlich von Altendettelsau (1,6 km nordöstlich) und nach Petersaurach (1,8 km nördlich).[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Muck setzt das in einer Urkunde von 1249 erwähnte „Cigilhove“ mit Ziegendorf gleich. In dieser Urkunde wurden dem Kloster Heilsbronn seine Besitzungen durch Papst Innozenz in Schutz genommen.[5] Allein schon sprachwissenschaftlich unmöglich ist jedoch, wie es zu der Ablautung der heutigen Form kam. Der erste gesicherte Beleg stammt aus dem Jahr 1300. Dort wird der Ort „Ziechendorf“ genannt. Die Bedeutung des Ortsnamens ist unklar. Als Bestimmungswort wurde die Ziege bzw. der Personenname Sigo angenommen, beides ist aber aus sprachwissenschaftlicher Sicht unwahrscheinlich. Nach Elisabeth Fechter soll das Bestimmungswort das althochdeutsche Wort ziohan (ziehen) sein und der Ortsname Ziehbrunnendorf bedeuten.[6]

Im Jahre 1344 hatte das nahe gelegene Kloster Heilsbronn von den Herren Eisvogel und Tucher fünf Anwesen erworben.[7]

Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 wurden für Ziegendorf 6 Mannschaften verzeichnet: 3 Höfe und 1 Köblergut unterstanden dem Klosterverwalteramt Heilsbronn, 2 Höfe der Reichsstadt Nürnberg. Außerdem gab es ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[8] Im 16-Punkte-Bericht des Klosteramts Heilsbronn, ebenfalls aus dem Jahr 1608, wurden die vier Heilsbronner Anwesen als 2 Höfe und 2 Köblergüter qualifiziert.[9] Infolge des Dreißigjährigen Kriegs verödeten die fünf Heilsbronner Anwesen und waren noch 17 Jahre nach dem Krieg unbesetzt.[10]

In den Oberamtsbeschreibungen des Fürstentums Ansbach von Johann Georg Vetter aus dem Jahr 1732 wurde der Ort folgendermaßen beschrieben: „Ein Weyler, 6 zum Verwalteramt Heilsbron gehörige Unterthanen, 1 ganzer, 2 Halbhöff, 1 Guth und 2 Tropffhäußlein begriffen – 1 ins Reichalmosen Amt und 1 ins Spital zu Nürnberg gehöriger Hoff samt 1 gemeinen Hirthenhauß.“[11] In der Amtsbeschreibung des Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 werden für den Ort neben den 2 Nürnberger Untertanen nur 5 Heilsbronner Untertanen angegeben.[12]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Ziegendorf 7 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus, die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Klosterverwalteramt Heilsbronn. Grundherren waren das Klosterverwalteramt Heilsbronn (2 Höfe, 1 Gut, 1 Gütlein, 1 Tropfhaus) und die Reichsstadt Nürnberg (Landesalmosenamt: 1 Hof; Siechenkobelstiftung St. Jobst: 1 Hof).[13] Es gab zu dieser Zeit 8 Untertansfamilien, von denen 6 dem Kammeramt Windsbach unterstanden.[14][15] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[16]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Ziegendorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Petersaurach und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Petersaurach zugeordnet.[17] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Ziegendorf in die neu gebildete Ruralgemeinde Altendettelsau umgemeindet. Im Zuge der Gebietsreform wurde diese am 1. Januar 1972 nach Petersaurach eingemeindet.[16]

Baudenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fraischstein, 18. Jahrhundert, auf der Ziegendorfer Höhe

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001807 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002009 002015 002022
Einwohner 48 48 61 57 61 67 62 66 76 55 92 70 73 65 70
Häuser[18] 9 10 10 11 11 12 10 12 17
Quelle [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [1] [1] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Peter (Petersaurach) gepfarrt.[13] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Franziskus (Neuendettelsau) gepfarrt.[28][31]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ziegendorf (Petersaurach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Infrastruktur > Einwohnerzahlen. In: petersaurach.de. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 212. Dort folgendermaßen transkribiert: „sichədorf“.
  3. Gemeinde Petersaurach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Juli 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 1, S. 65.
  6. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 212.
  7. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 308 f.
  8. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 8. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 734.
  9. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/2, 18. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 740.
  10. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 309.
  11. Zitiert nach H. Dallhammer: Petersaurach: Dokumentation einer Großgemeinde, S. 112.
  12. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 746.
  13. a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 935f.
  14. Johann Bernhard Fischer: Ziegendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 409 (Digitalisat).
  15. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 535.
  16. a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 976.
  17. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  18. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. In den Jahren 1807 und 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  19. Konrad Rosenhauer u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Ansbach. Vergangenheit und Gegenwart. Verlag für Behörden und Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf 1964, DNB 450093387, OCLC 17146040, S. 108.
  20. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 107 (Digitalisat). Im Original: 20 Feuerstellen.
  21. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 144 (Digitalisat).
  22. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1041, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  23. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1205, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1093 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1157 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1195 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1022 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 751 (Digitalisat).
  29. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 171 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 330 (Digitalisat).
  31. Pfarrverband Heilsbronn. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 12. März 2023.