Ziegenhagen (Rochau)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ziegenhagen
Gemeinde Rochau
Koordinaten: 52° 43′ N, 11° 47′ OKoordinaten: 52° 43′ 26″ N, 11° 46′ 39″ O
Höhe: 36 m ü. NHN
Fläche: 3,39 km²[1]
Einwohner: 35 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 10 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1959
Eingemeindet nach: Häsewig
Postleitzahl: 39579
Vorwahl: 039328
Ziegenhagen (Sachsen-Anhalt)
Ziegenhagen (Sachsen-Anhalt)

Lage von Ziegenhagen in Sachsen-Anhalt

Ziegenhagen ist ein Ortsteil von Rochau in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziegenhagen, ein kurzes Straßendorf,[1] liegt 14 Kilometer nordwestlich von Stendal an der Bundesstraße 189 in der Altmark.[4]

Nachbarorte sind Ballerstedt im Westen, Polkau und Erxleben im Nordwesten, Petersmark im Osten, Klein Schwechten im Südosten, Häsewig im Süden und Rochau im Südwesten.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals erwähnt wurde Ziegenhagen im Jahre 1200 als Tzegenhaghen und in Ceghenhaghen[5][6] in einer Urkunde über die Gründung und Ausstattung der Kirche des Klosters Krevese, ausgestellt von Bischof Gardolf von Halberstadt.

Wilhelm Zahn[7] meinte, das Dorf Ziegenhagen wurde 1238 als Cugenhagen[8] erwähnt und gehörte zu den Gütern des St. Ludgeriklosters in Helmstedt, mit denen der Graf Siegfried von Osterburg belehnt war. Peter Wilhelm Behrens interpretierte im Jahre 1841 Cugenhagen iuxta Rocgowe als „wüste Dorfstätte in der Umgegend von Rochau“.[9] 1836 hatte er noch geschrieben „Kuhagen eine Wüstung beim Dorfe Rochau“.[10]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Zcegenhagen aufgeführt.[11] Weitere Nennungen sind 1540 Segelitz, 1551 Segenhagen, 1687[1] und auch 1804[12] Ziegenhagen. Heinrich Christoph Steinhart gibt im Jahre 1800 an „Ziegenhagen, vom gemeinen Mann Zennhagen genannt“.[13]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf gehörte bis 1807 zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Schinne auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde Ziegenhagen in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. April 1959 wurde die Gemeinde Ziegenhagen in die Gemeinde Häsewig eingemeindet. Am 1. Januar 1974 wurde Häsewig in die Gemeinde Klein Schwechten eingemeindet, damit kam der Ortsteil Ziegenhagen zu Klein Schwechten.[14]

Im Zuge der kommunalen Neuordnung Sachsen-Anhalts wurde Klein Schwechten per Gesetz zum 1. Januar 2011 in die Gemeinde Rochau eingemeindet.[15][16] Seit dem 1. Januar 2011 gehört damit der Ortsteil Ziegenhagen zur Gemeinde Rochau.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 57
1772 46
1790 51
1798 46
1801 51
1818 52
Jahr Einwohner
1840 62
1864 68
1871 75
1885 56
1892 [0]52[7]
1895 54
Jahr Einwohner
1905 60
1910 [0]54[7]
1925 66
1939 70
1946 85
2014 [00]41[17]
Jahr Einwohner
2015 [00]42[17]
2017 [00]38[18]
2018 [00]39[18]
2020 [00]35[19]
2021 [00]35[19]
2022 [0]35[2]

Quelle bis 1946, wenn nicht angegeben:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelischen Christen aus Ziegenhagen sind in die evangelische Kirchengemeinde Häsewig eingepfarrt, die früher zur Pfarrei Groß Schwechten gehörte.[20] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Klein Schwechten[21] des Kirchenkreises Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Früher ging von jedem Gehöft einer zum Gottesdienst, jung und alt im Wechsel, jeden Sonntag. Man ging zu Fuß über den Kirchsteig. Dieser begann zwischen den Höfen von Eggert und Vinzelberg, ging über den Acker in den Wald bis zur Kirche nach Häsewig. Jede Familie hatte ihre Kirchenbank und eine eigene Grabstätte auf dem Friedhof an der Kirche.[22] Dazu gibt es die Sage „Der Teufel und die Kirche“. Die Häsewiger meinten, die Ziegenhagener hätten den Teufel überredet, die Kirche auf der Hälfte des Weges zwischen beiden Orten abzustellen. So wäre dann der Kirchgang beider Dörfer gleich lang und damit gerechter. Da dem Teufel das Schleppen der Kirche bald zu schwer wurde, stellte er sie schon nach kurzem Weg am Dorfausgang in Richtung Ziegenhagen ab, wo sie heute noch steht.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ziegenhagen stehen ein Bauernhof und ein Bauernhaus unter Denkmalschutz.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gasthof Gose mit Hotel und das Freizeitzentrum Gose’s Farm prägen den Ort. Das Restaurant des Gasthofs ist für seine regionale Küche bekannt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[24]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2542–2544, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 109 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 295–296, 106. Ziegenhagen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2542–2544, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Nach Rohrlach/Diestelkamp: LHASA, Rep. U 21 Kloster Krevese Nr. 1
  6. Adolf Diestelkamp: Zur Frühgeschichte des Benediktinernonnenklosters Krevese. Hrsg.: im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band VI). ZDB-ID 212026-4, S. 111–112.
  7. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 109 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 451 (Digitalisat).
  9. Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 48 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D00048~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Peter Wilhelm Behrens: Nachtrag zu der ersten Abtheilung des Diplomatarium monasterii S. Liudgeri. Nr. 42. 1238. Graf Sifrid von Aldenhusen resignirt dem Abt Gerhard von Werden die bisher von demselben gehabten, meistens in der Altmark belegenen Lehengüter (= Neue Mitteilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen. Band 3). Halle/Saale 1836, S. 93 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10020580~SZ%3D00099~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 325 (uni-potsdam.de (Memento vom 29. März 2020 im Internet Archive)).
  12. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 266 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00288~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  13. Heinrich Christoph Steinhart: Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Band 1. Franzen und Grosse, Stendal 1800, S. 243 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10012448~SZ%3D00259~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 345, 346.
  15. Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011. StBA
  16. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL). Abgerufen am 22. März 2020.
  17. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  18. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  19. a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 112 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Klein Schwechten. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  22. Gisela Vinzelberg: Der Kirchweg der Ziegenhagener. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 15.
  23. Marlene Schulz: Warum der Teufel unsere Kirche verschleppte. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 15.
  24. Fahrplan der Linie 950. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.