Zimmern (Immendingen)

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Zimmern
Gemeinde Immendingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Zimmern
Koordinaten: 47° 56′ N, 8° 43′ O
Höhe: 666 m ü. NN
Einwohner: 1549 (31. Okt. 2022)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1971
Postleitzahl: 78194
Vorwahl: 07462

Zimmern ist ein Ortsteil der Gemeinde Immendingen im baden-württembergischen Landkreis Tuttlingen.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname Zimmern (in seiner Ersterwähnung auch Timbirn) leitet sich vermutlich vom urgermanischen Begriff ‚*timrą‘ bzw. dem althochdeutschen Wort ‚zimbar‘ ab, was soviel wie Bauholz, Gezimmertes, Gebäude oder Zimmer bedeutet. Es ist demnach als ‚bei den Holzhäusern‘ zu verstehen. Auch das altenglische timber und das spätlateinische timbrium stehen dazu in Verwandtschaft.[2][3][4]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das kleine Dorf mit rund 1550 Einwohnern[1] liegt im Tal der Oberen Donau unterhalb von Hornenberg und Amtenhauser Berg im Norden und dem Katzensteig im Süden auf der Baaralb nur wenige hundert Meter westlich von Immendingen an der Bundesstraße 311 unmittelbar östlich der Autobahn 81. Zur Gemarkung Zimmern gehört zudem das Amtenhauser Tal.

Ortsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zimmern lässt sich entsprechend der Kreuzung von Bundesstraße 311 (West-Ost) und Amtenhauser Bach (Talbach) (Nord-Süd) in vier Gebiete unterteilen. Im Südwesten zur Donau und Bahnstrecke hin liegt das alte Kerngebiet der ehemals selbstständigen Gemeinde, welches heute als Unterdorf bezeichnet wird. Im Nordwesten, am Hang des Hornenberges, liegt das Oberdorf. Am Amtenhauser Berg, im Nordosten, ist das Wohngebiet Iltishalde und im Südosten befindet sich das Neubaugebiet Am Freizeitzentrum.

Abseits des Dorfes – im Amtenhauser Tal – liegen zudem die Zinken Amtenhausen (Klosterhof) und Talhof sowie das Haus Säge.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altertum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühgeschichtlich war das Donautal Zimmerns im Siedlungsgebiet verschiedener keltischer Stämme, wie der Latobiker, Tulinger und Helvetier, welche ab dem Jahre 15 v. Chr. vom Römischen Reich unterworfen und romanisiert wurden. Als Teil der späteren römischen Provinz Obergermanien lag das Tal bis ungefähr 95 n. Chr. am Obergermanisch-Raetischen Limes. Von Brigobannis (Kastell Hüfingen) aus führte die Donausüdstraße (via iuxta Danuvium) entlang der Donau durch die heutige Gemarkung Zimmern zum Kastell Tuttlingen weiter bis nach Konstantinopel. 1917 wurden im Gewann Bilgösch nördlich von Zimmern die Reste eines römischen Gutshofes aus dieser Zeit untersucht. Des Weiteren fand man im Wannenbuck am oberen Ende des Amtenhauser Tales eine zweite römische Villa (Landhaus).[5]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Benediktinerinnen­abtei Amtenhausen.

Nach dem Rückzug der römischen Legionen besiedelten die Alamannen das hiesige Gebiet. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das heutige Zimmern keine Ursiedlung aus der Zeit der alemannischen Landnahme um das Jahr 300 ist, sondern viel eher aus einem ständig erweiterten Bauernhof erwachsen ist. Bei der Gründung des Dorfes mussten höchstwahrscheinlich die Gemeinden Immendingen, Hintschingen und Geisingen Gelände an Zimmern abtreten. So lässt sich auch erklären, warum die erwähnten Nachbargemeinden Jahrhunderte lang das Recht hatten, auf bestimmten Geländeflächen Zimmerns ihr Vieh weiden zu lassen.[5]

Das Gemeindegebiet gehörte auf Grund von Eroberungen und Neuordnungen ab 502 zum Frankenreich, ab 843 Teil zum Ostfrankenreich und ab 962 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Während der Zeit der Stammesherzogtümer ab 911 lag die Siedlung im Herzogtum Schwaben. Es gibt Grabfunde aus dem 8. und 9. Jahrhundert.

Im Jahre 973 wurde Zimmern schließlich erstmals als „Timbirn an der Tonow under Amptenhusen“ im Schenkungsverzeichnis des Klosters Reichenau erwähnt.[6] 1102 kam es dann im Amtenhauser Tal unweit des Dorfes zur Grundsteinlegung des Benediktinerinnenklosters Amtenhausen, das 1113 vom Konstanzer Bischof geweiht wurde und bis 1808 bestand.

In weiteren Urkunden des Mittelalters wird von mindestens 1101 bis 1268 die örtliche Adelsfamilie de Cimbern bzw. von Zimmern genannt (namentlich bekannt ist der Ritter Gerungus von Zimmern), die im Gefolge der Freiherren von Wartenberg stand. Weiteren Einfluss hatten die Grafen von Sulz und Stühlingen im 12. und im 13. Jahrhundert, sowie die Freiherren schon Reischach und Roth von Schreckenstein.[5] Nach 1318 gelangte Zimmern an die Fürstenberger.[7]

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der frühen Neuzeit wurde die Region von zahlreichen Kriegen geprägt. Beginnend mit dem Schwabenkrieg und dem Deutschen Bauernkrieg. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es 1632 zu Verwüstungen durch die Schweden, wovon vor allem das Kloster betroffen war. Hunger und Pest waren Schrecken und Unglück der Bevölkerung. Auch während der Eroberungskriege Ludwigs XIV. von 1654 bis 1697, des spanischen Erbfolgekrieges (ab 1704) sowie des Ersten (ab 1792) und Zweiten Koalitionskrieges (ab 1798) unter Napoleon litten Ort und Kloster unter Plünderungen, Einquartierungen und Requisitionen französischer Truppen. 1806 wurden die Ländereien der Fürstenberger dem Großherzogtum Baden zugeschlagen.[7]

Moderne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überdachte Donaubrücke und Unterdorf in den 1950er Jahren

Ab 1807 gehörte Zimmern zum Amt Möhringen, seit 1844 zum Amt Engen und ab 1936 zum Bezirksamt bzw. Landkreis Donaueschingen. Auch unter den beiden Weltkriegen hatte der Ort zu leiden. In den letzten Kriegstagen wurden mehrere Häuser und die Kirche von Fliegerbomben getroffen und brachten die Front mit all ihren Schrecken in die Gemeinde. Beim Rückzug der deutschen Truppen wurde zudem die gedeckte Holzbrücke über die Donau gesprengt.

Am 1. Januar 1971 wurde Zimmern nach Immendingen eingemeindet[8] und gehört seit 1973 zum Landkreis Tuttlingen.

Seit der Errichtung mehrerer Neubaugebiete in den 1970er Jahren wuchs der Ortsteil von durchschnittlich 300 auf über 1400 Einwohner.[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahlen
1820[9] 324
1825 358
1836[10] 365
1852 349
1871 333
1880 295
1890 296
1900 292
1910 277
1925 306
1933 267
Jahr Einwohnerzahlen
1939 278
1950 313
1956 328
1961 326
1970 379
1973 445
31. Dezember 2013 1277
31. Dezember 2015 1356
31. Dezember 2017 1409
31. Dezember 2019 1485
31. Dezember 2021 1521

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister von 1829 bis 1970 (Eingemeindung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1829–1830: Sylvester Häusle, Vogt
  • 1831–1832: Johann Rosenstihl, Vogt/Bürgermeister
  • 1832–1833: Sternbacher, Bürgermeister
  • 1833–1834: Deusch, Amtsverweser
  • 1834–1838: Sternbacher, Bürgermeister
  • 1838–1844: Schacherer, Vogt/Bürgermeister
  • 1848–1854: Nikolaus Weiler, Bürgermeister
  • 1854–1862: Joh. Bapt. Hall, Bürgermeister
  • 1863–1869: Vinanz Deusch, Bürgermeister
  • 1870–1881: Franz Heizmann, Bürgermeister
  • 1881–1883: Konstantin Vögele, Bürgermeister
  • 1883–1893: Cölestin Gut, Bürgermeister
  • 1894–1909: Max Gabriel, Bürgermeister
  • 1909–1937: Franz Schwörer, Bürgermeister
  • 1938–1945: Hubert Hienerwadel, Bürgermeister
  • 1945: Robert Gut, Bürgermeister-Stellvertreter (3 Monate)
  • 1945: Franz Dreyer, Bürgermeister-Stellvertreter (6 Monate)
  • 1946–1967 Ernst Heizmann, Bürgermeister
  • 1967–1970 Robert Gut, Bürgermeister

(Quelle:[5])

Ortsvorsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher ist seit 2014 Günter Heizmann.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Gold mit silber-blauem Wolkenbord ein rot bezungter schwarzer Bärenrumpf“[11]
Wappenbegründung: Das Wappen der ehemals selbständigen Gemeinde Zimmern wurde 1900 vom Staatsarchiv entworfen, da keine historischen Wappen oder Siegel bekannt waren. Die wolkige Bordüre stammt aus dem Wappen der Fürsten von Fürstenberg, zu denen das Gebiet historisch gehörte. Der Bär ist das Symbol des hiesigen Schutzpatrons St. Gallus und weist auf die Pfarrkirche St. Gallus hin.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Musikverein Zimmern an der Donau e.V. (seit 1931)

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedeckte Holzbrücke über die Donau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überdachte Donaubrücke

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die hölzerne, überdachte Donaubrücke. Die unter Denkmalschutz stehende Holzschindelbrücke aus dem 17.[12] oder 18. Jahrhundert[13] wurde 1945 beim Rückzug der Deutschen gesprengt und 1947 wieder aufgebaut. Sie ist Teil des Donauradwegs. Am 6. September 2015 wurde sie in Folge eines Feuers zerstört,[12][13] am 17. Juli 2016 wurde ein Neubau in alter Form fertiggestellt.[14]

Kloster Amtenhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Amtenhausen im 18. Jahrhundert.

Etwa drei Kilometer nordwestlich von Zimmern befindet sich das historische Benediktinerinnenkloster Amtenhausen sowie die Überreste der Burg Amtenhausen (auch Burg Zimmern genannt).

Pfarrkirche St. Gallus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche St. Gallus

Die dem Hl. Sankt Gallus geweihte Pfarrkirche wurde 1275 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1497 waren Kirche und Pfarrei Teil des Klosters Amtenhausen bis 1732 die selbständige Pfarrei durch den Bischof von Konstanz wiedererrichtet wurde.[7] In den Jahren 1621 bis 1623 wurde der einschiffige Bau mit seinen spätgotischen Fenstern von Grund auf erneuert und 1905 noch einmal vergrößert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der sechseckige Kirchturm am 28. April 1945 durch einen Bombentreffer zerstört, nach Kriegsende aber wieder in ursprünglicher Form, aber kleinerem Maßstab, neu erbaut[15]. Im Inneren befindet sich ein Seitenaltar aus dem Kloster Amtenhausen.

Naturdenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird seit 1980 von der Narrenzunft „Zimmerer Teufelsbrut e.V.“ betrieben.
  • Maifest an der Donau – Veranstalter ist der Musikverein Zimmern
  • Herbstfest (früher als Dorffest bekannt) – Veranstalter ist der Musikverein Zimmern

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Bundesstraße 311 in Richtung Immendingen liegt das Gewerbegebiet Am Freizeitzentrum mit mehreren Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben sowie Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Modellbau und Industrieanlagen. Zudem befindet sich an der Bahnstrecke ein Bahnbetriebswerk der Hohenzollerischen Landesbahn AG sowie die Betriebsleitung des Ringzugs. Neben einer Tankstelle, einem Autohändler, einer Spielhalle und einigen kleineren Handwerksbetrieben gibt es noch zwei Bauernhöfe und zwei Gaststätten.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zimmern liegt an der Bundesstraße 311 nahe der Anschlussstelle Geisingen an der A 81. Durch den Ort verläuft die Schwarzwaldbahn, deren Züge dort allerdings nicht anhalten. Die örtliche Haltestelle wird vom Ringzug angefahren und verbindet Zimmern mit Immendingen, Tuttlingen und Rottweil.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Willimski: Das Heimatbuch von Zimmern – herausgegeben von der Gemeinde Immendingen anlässlich des tausendjährigen Bestehens des Ortsteils Zimmern, 1973.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Salina Sierra Lois: Zahlen, Daten, Fakten. Abgerufen am 10. Dezember 2022.
  2. Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 994f.
  3. H.-G. Schmitz: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S. 228.
  4. mdr.de: Zimmern / Bad Langensalza | MDR.DE. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  5. a b c d Paul Willimski: Das Heimatbuch von Zimmern, hrsg. von der Gemeinde Immendingen, S. 13–18
  6. a b Salina Sierra Lois: Zimmern. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  7. a b c d Zimmern - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 494.
  9. Geographie und Statistik des Grossherzogthums Baden 1820 S. 177/178 (Zimmern + Amtenhausen)
  10. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden: 1836 S. 149
  11. [6]
  12. a b Stephanie Jakober: Donau-Holzschindelbrücke in Zimmern brennt komplett nieder. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  13. a b Brand zerstört Donau-Holzschindelbrücke. In: schwarzwaelder-bote.de. Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft mbH, 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  14. Jutta Freudig: Neue Zimmerer Holzbrücke erhält kirchlichen Segen. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 12. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016.
  15. St. Gallus Zimmern (kath-immendingen-moehringen.de)
  16. a b c d Geodienst des Bundesamtes für Naturschutz
  17. sk: Geisingen und Immendingen nun Teil des Naturparks „Obere Donau“. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 15. Mai 2018, abgerufen am 16. Mai 2018.
  18. Hienerwadel Otto - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  19. Der Geistliche und das Bengele. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  20. Schriften der Baar (Memento des Originals vom 28. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/baarverein.de, Band 36 von 1986, S. 181
  21. Schwörer Franz Fransepp Joseph - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  22. Vögele Fritz - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 9. Dezember 2022.