Abdulkadir Selvi

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Abdulkadir Selvi (* 1964 in Sivas) ist ein türkischer Journalist, Kolumnist und Buchautor. Derzeit (2017) schreibt er für die Tageszeitung Hürriyet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selvi studierte Metallurgie an der Gazi-Universität in Ankara. Danach arbeitete er als Reporter für die Zeitungen Yeni Nesil und Yeni Asya sowie als Hauptstadtkorrespondent für den (inzwischen eingestellten) Fernsehsender HBB und in gleicher Funktion für den Sender TGRT.[1] In jenen Jahren begleitete er damalige türkische Spitzenpolitiker wie Turgut Özal, Süleyman Demirel und Bülent Ecevit;[2] so reiste er im Sommer 1984 mit damaligen Ministerpräsidenten Özal nach Eruh und Şemdinli, wo die PKK gerade ihren bewaffneten Kampf begonnen hatte.[3] Im Jahr 2001 kam Selvi ins Hauptstadtbüro der Tageszeitung Yeni Şafak; im April 2016 wechselte er zur Hürriyet.

Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Yeni Şafak machte sich Selvi mit seinen Kenntnissen aus der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) und dem Umfeld von Recep Tayyip Erdoğan einen Namen. Als solcher wird Selvi oft in ausländischen Medien zitiert. Die Welt sagt ihm nach, er trete „mehr als jeder andere als Sprachrohr der Regierung“ auf,[4] der Tagesspiegel bescheinigt ihm „exzellente Kontakte in die türkische Führung“,[5] Die Zeit nennt ihn „regierungsnah“.[6] Mit seinen Insiderkenntnissen aus Regierungskreisen wird er häufig auch von regierungskritischen türkischen Medien zitiert.[7][8]

Im April 2016 sorgte Selvi mit seinem Wechsel zur Hürriyet in der Türkei für Gesprächsstoff. Regierungskritische Medien werteten diesen Transfer als weiteres Zeichen dafür, dass sich der Hürriyet-Verleger Aydın Doğan der Regierung annähern wollte,[9] während die als aggressiv geltende AKP-nahe Tageszeitung Star und die islamistische Yeni Akit Selvi vorwarfen, sich „verkauft“ zu haben.[10][11]

Seit seinem Wechsel zur Hürriyet erscheinen manche von Selvis Kolumnen auch in englischer Übersetzung in der Hürriyet Daily News. Außerdem tritt er seither regelmäßig als Kommentator im ebenfalls zur Mediengruppe Doğan gehörenden Sender CNN Türk auf. Am Abende des Putschversuchs vom 15. Juli 2016 saß er neben der Moderatorin Hande Fırat im Studio, als diese per Facetime mit Staatspräsident Erdoğan sprach. Im Anschluss an Fırat stellte auch Selvi Nachfragen an den Präsidenten.[12]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • İşkence Koğuşlarından Siyaset Meydanlarına: Alperen, mit Erhan Seven, 2009, (über Muhsin Yazıcıoğlu)
  • İçimizdeki Gladio ile yüzleşmek, 2010, (über die Geheimorganisation Gladio und den Tiefen Staat)
  • Ateşten Yıllar: Siyasette Said Nursi Tartışması, 2011 (über den politischen Einfluss von Said Nursî)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biographische Angaben bei biyografi.info.
  2. Abdulkadir Selvi: Veda, Yeni Şafak, 31. März 2016.
  3. Abdulkadir Selvi: PKK’nın yeni misyonunu Bayık açıkladı, Yeni Şafak, 16. März 2016.
  4. Deniz Yücel: Die rasante Demontage des Ahmet Davutoglu, Die Welt, 5. Mai 2016
  5. Thomas Seibert: Binali Yildirim – Ministerpräsident von Erdogans Gnaden, Tagesspiegel, 16. Mai 2016.
  6. Özlem Topçu: Die Türkei gewöhnt sich an den Terror, Die Zeit, 18. März 2016.
  7. Abdulkadir Selvi'nin yazısındaki soru işaretleri: AKP'liler ulaştı, ağabeyi ulaşamadı, Cumhuriyet, 10. August 2016.
  8. Abdülkadir Selvi: Kimdi bu Fuat Avni?, Diken, 25. Januar 2017.
  9. ‘Usta işi’ transfer: ‘Kabataş korosu’nun gür sesi Abdülkadir Selvi Hürriyet’te Diken, 3. April 2016.
  10. Cem Küçük: Aydın Doğan ve köle gazetecileri, Star, 7. April 2016.
  11. Aydın Doğan, satınaldığı muhafazakâr gazetecileri kullanıyor, Yeni Akit, 7. April 2016.
  12. CNN Türk, journalists receive ‘information and democracy’ award, Hürriyet Daily News, 8. December 2016.