Afrokariben

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Als Afrokariben bzw. afrokaribisch werden aus der Karibik stammende Menschen bezeichnet, deren Vorfahren ihre Wurzeln in Subsahara-Afrika hatten.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wird häufig verwendet, um zwischen Bewohnern afrikanischer Abstammung und Bewohnern anderer ethnischer Herkunft zu unterscheiden, beispielsweise solchen europäischer, indigener, hindustanischer oder chinesischer Abstammung.

Im 16. Jahrhundert entstanden in Westindien Kolonien, die von Engländern, Franzosen, Holländern, Spaniern und Portugiesen gegründet wurden. Sie brachten überwiegend aus dem südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas stammende Menschen in ihre Kolonien (hauptsächlich aus dem westlichen und tropischen Afrika – den Völkern der Akan, Yoruba, Hausa, Kongo, Ewe usw.).

In den britischen Kolonien wurde die Sklaverei ab 1834 abgeschafft, in Haiti endete die Sklaverei mit der Rebellion der Schwarzen im späten 18. Jahrhundert, in den dänischen Kolonien ab 1847, in den französischen Kolonien ab 1848, dann in den niederländischen und spanischen Kolonien.

Die heutige Bevölkerung sind meist Nachkommen schwarzer Sklaven. Sie bilden die Mehrheit der Bevölkerung in Jamaika, Barbados, Bahamas, Grenada, Dominica, St. Lucia, St. Vincent und den Grenadinen, Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis, Anguilla, den Jungferninseln und Kaimaninseln.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten viele Afro-Kariben nach Europa und Nordamerika ein.

Neben dem verbreiteten Katholizismus und Protestantismus (Anglikaner, Methodisten, Pfingstler) und verschiedenen anderen Religionen (wie Hinduismus, Judentum, sunnitischem Islam), haben verschiedene Religionen und Kulte starke afrikanische Ursprünge oder Bezüge (Voodoo, Rastafari usw., siehe den Hauptartikel Afroamerikanische Religionen).[2]

Seit den 1960er-Jahren entwickeln sich ethnokulturelle und ethnopolitische Bewegungen westindischer Schwarzer für Westindien (Black Power in the Caribbean), die Suche nach dem afrikanischen Erbe etc.

Afrokaribische Gemeinschaften haben in ihren Heimatländern und in der Diaspora Persönlichkeiten hervorgebracht, die westliche, karibische und afrikanische Gesellschaften beeinflusst haben, wie die politischen Aktivisten Marcus Garvey und C. L. R. James, den Schriftsteller Aimé Césaire, den Gelehrten Frantz Fanon, den US-amerikanischen Militär und Staatsmann Colin Powell (seine Eltern hatten einen Migrationshintergrund) und den jamaikanischen Musiker Bob Marley.

In jüngerer Zeit ist eine sechsbändige General History of the Caribbean (Allgemeine Geschichte der Karibik) der UNESCO erschienen (im Rahmen der General and Regional Histories),[3] die versucht, die historische Erfahrung ihrer Menschen und Gesellschaften von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart zu integrieren, und die so weit wie möglich von karibischen Historikern geschrieben wurde.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haitianer Joseph-Anténor Firmin veröffentlichte 1885 in Paris De l’égalité des races humaines („Über die Gleichheit der Menschenrassen“) als Antwort auf das Buch Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen von Gobineau.
Toussaint Louverture
Jean-Jacques Dessalines
Bob Marley (Reggae-Musiker und Sänger der Songs I Shot the Sheriff und Small Axe)

Politik

Wissenschaft und Philosophie

  • Frantz Fanon (1925–1961) – Schriftsteller, Psychologe und Bürgerrechtsaktivist.
  • Stokely Carmichael (1941–1998) – trinidadischer Schriftsteller und Aktivist.
  • Stuart Hall (1932–2014) – jamaikanischer Philosoph.
  • Pedro Alonso Niño (1468–1505) – spanischer Seefahrer und Entdecker.
  • Mary Seacole (1805–1881) – jamaikanische Krankenhausdirektorin.
  • C. L. R. James (1901–1989) – trinidadischer Schriftsteller und Aktivist.
  • Walter Rodney (1942–1980) – guyanischer Schriftsteller und Aktivist.
  • Arlie Petters – belizianischer Professor und Mathematiker an der Duke University.

Kunst und Kultur

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jerome Teelucksingh: Ideology, Politics, and Radicalism of the Afro-Caribbean. Palgrave Macmillan, London 2016, ISBN 978-1-349-94865-9.
  • Nathaniel Samuel Murrell: Afro-Caribbean Religions: An Introduction to Their Historical, Cultural, and Sacred Traditions. Temple University Press, Philadelphia 2009, ISBN 978-1-4399-0041-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cambridge.org: Afro-Caribbean. Abgerufen am 5. Mai 2021.
  2. Der Ethnologe Manfred Kremser hat sich um die Darstellung der afrokaribischen bzw. afroamerikanischen Religionen in der Karibik verdient gemacht.
  3. General History of the Caribbean - unesco.org
  4. vgl. die Coverversion Who Let The Dogs Out der Baha Men