Albin Marin

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Albin Marin

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Rechtsform Aktiebolag
Gründung 1956
Auflösung 1982
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Kristinehamn, Schweden
Branche Bootsbau

Albin Marin war eine schwedische Werft, die bis 1982 Motor- und Segelboote herstellte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albin 25 vor der Fabrik in Kristinehamn
Hafen in Fiskebäck, Göteborg
Schriftzug in Stockholm

Im Jahr 1900 gründete Lars Albin Larsson (1867–1933[1]) in Kristinehamn das Unternehmen Albin Motors und stellte zunächst Bootsmotoren her, später kamen Mofamotoren und Kühlkompressoren dazu.[2] 1930 übernahm Erik Larsson (1889–1959) das Unternehmen von seinem Vater.[3] Einer der Abnehmer der Bootsmotoren war die nahe Bröderna Larssons varv och mekaniska verkstad.[3] Die Unternehmensleitung hatte immer wieder mit dem Gedanken gespielt, in das Bootsgeschäft einzusteigen, aber gezögert, weil sie damit in Konkurrenz zu den Werften treten würde, die ihre Motoren kauften.[2]:22

Inspiriert von einem zufälligen Treffen beim Hotelfrühstück mit einem Besucher aus den USA im Juni 1956 beschloss der damalige Geschäftsführer Lars Larsson (Sohn von Erik Larsson) unter dem Namen Larsson Trade AB ein neues Unternehmen auszugründen. Die von Harry Hallberg konstruierte Hallberg P-28 wurde mit Albin-Motoren ausgestattet und in die Vereinigten Staaten exportiert.[4]:27[2]:22[5][6] Ab 1963 wurde die P-28 als eine der ersten Yachten aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt.[5]

Nach einem Aufenthalt in den USA 1964 beschloss Larsson den Bau eigener Boote, zunächst mit dem Segelboot Albin Vega.[2]:26[4]:29 Ende der 1960er kamen mit der Albin-25 Motorboote hinzu.[2]:29 Im Jahr 1970 überstieg die Produktion 1000 Boote.[7]:27 1971[8] wurde das Unternehmen in Albin Marin AB umbenannt, im englischsprachigen Raum wurde Albin Marine verwendet.[2]:31

Im Oktober 1973 verkaufte Lars Larsson die Albin Marin AB an die Kapitalgesellschaft Pribo (Prippsbolagen, bekannt für das Bier Pripps), die im Freizeitsektor investieren wollte. Zu dieser Zeit verkaufte Albin rund 1300 Boote pro Jahr und machte etwa ein Drittel der schwedischen Exporte nach Europa im Bereich der Freizeitboote aus.[2]:32 Ende 1974 fusionierte Pribo mit Beijerinvest.[9] 1976 eröffnete Albin Marin eine neue Anlage mit Ausstellungs- und Verkaufsräumen, Werkstadt und Liegeplätzen in Fiskebäck, Göteborg.[7]:33 1977 fusionierte Albin Marin mit Marieholms Bruk (dem Hersteller des IF-Boots in Marieholm, Gnosjö[10]) sowie Shipman Sweden.[11][12]:22

Im Jahr 1980 setzten ein neues Steuerrecht sowie die Inflation dem Bootshersteller zu, und im Oktober 1980 musste das Unternehmen erstmals Insolvenz anmelden. Der Umsatz betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 140 Millionen Kronen bei 390 Angestellten. Nach einer Restrukturierung ging die Werft im Jahr 1982 erneut in Insolvenz.[13][14][12]:28 Bengt Möller, Jan-Erik Fredung und Åke Eriksson gründeten mit der Insolvenzmasse Nya Albin Marin („Neue Albin Marin“) und fertigten in Visby. Verkauft wurden 1982 rund 300 Exemplare von Alpha, Delta, Express, Nova und Stratus.[12]:28 1985 wurden die Rechte an die Express Produktion AB übertragen. Die Formen wurden in den 1990er-Jahren einige Male weiterverkauft. Die letzte Albin-Yacht, eine Express, wurde 2010 bei Finessabåtar in Trosa gebaut.[15]

Im Jahr 2008 wurde die Marke an ein US-amerikanisches Unternehmen verkauft.[16] Albin Motors ist hingegen weiterhin ein schwedisches Unternehmen.[2][17]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Motorboot Albin-25
Bootsproduktion bei Albin Marin

Albin baute Motorboote zwischen 21 und 30 Fuß, sowie (teils in Kooperation mit anderen Werften) diverse Segelboote. Zu den Konstrukteuren zählten Peter Norlin und Per Brohäll.[18] Die Albin Vega ist mit 3552 gebauten Einheiten in den Top 10 der meistgebauten Fahrtenyachten überhaupt.[19]

Die Segelboote sind trotz ihrer teils geringen Größe seetüchtig und wurden zum Blauwassersegeln eingesetzt. Mit Albin-Booten wurden Weltumsegelungen durchgeführt[20] und der norwegische Abenteurer Jarle Andhøy segelte mit seiner Yacht Berserk nach Spitzbergen und in die Antarktis.[21] Der US-Amerikaner Matt Rutherford segelte mit seiner Albin-Yacht 2012 einmal rund um den amerikanischen Doppelkontinent, einschließlich der gefährlichen Passagen um Kap Hoorn und durch die Nord-West-Passage. Dabei stellte er einen Rekord für das kleinste Schiff auf, das die Nord-West-Passage bezwungen hat.[22][23]

Für mehrere Boote gibt es in Deutschland Klassenvereinigungen.[24][25][26]

Segelyachten
Modell Produktionsbeginn Länge in Fuß Länge in Metern Bild Klassenzeichen
Albin Vega 1965 27’ 1” 08,25 m
Shipman 28 1969 28’ 11” 08,80 m
Albin Singoalla 1970 33’ 8” 10,26 m
Albin Ballad 1971 30’ 09,14 m
Albin Viggen 1971 23’ 4” 07,10 m
Albin 79 1974 25’ 11” 07,90 m
Albin 82 MS (Motorsegler) 1975 26’ 11” 08,20 m
Albin Accent 1975 26’ 5” 08,05 m
Albin 57 1977 18’ 10” 05,74 m
Albin Cumulus 1978 28’ 1” 08,56 m
Albin Express 1978 25’ 6” 07,77 m
Albin Cirrus 1979 25’ 7” 07,80 m
Albin Scampi 1979 29’ 10” 09,07 m
Albin 107 Stratus 1980 35’ 2” 10,72 m
Albin Nimbus 42 1981 41’ 4” 12,60 m
Albin Nova 33 1981 32’ 5” 09,87 m
Albin Delta 31 1983 30’ 68” 09,35 m
Albin Alpha 29 1984 29’ 4” 08,95 m

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Albin Marin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. L Albin Larsson. In: Riksarkivet (Hrsg.): Svenskt biografiskt lexikon, Band 22 (1977–1979), S. 338.
  2. a b c d e f g h Bengt Christensson: Albin 100 år – från hantverk till modern industri. (PDF) In: albin25.eu. Abgerufen am 9. September 2023 (schwedisch).
  3. a b Erik L Larsson. In: Riksarkivet (Hrsg.): Svenskt biografiskt lexikon, Band 22 (1977–1979), S. 338.
  4. a b Eric Carlstedt: Historien om Albin Marin (1): Så föddes svensk båtindustri (PDF; 2,4 MB).
  5. a b Hallberg P 28. Website von Hallberg-Rassy. Abgerufen am 19. September 2023.
  6. Larsson Trade AB (Hrsg.): P-28. Prospekt, 1950er-Jahre.
  7. a b Eric Carlstedt: Historien om Albin Marin (2): Guldåren (PDF; 2,3 MB).
  8. Per Brohäll - The Designer of The Albin 25. albin25.eu. Abgerufen am 19. September 2023.
  9. Peter Sandberg: The creation of big business in the Swedish brewing industry during the aftermath of the Second World War. In: Scandinavian Economic History Review 58(1), S. 43–59, hier: S. 55, doi:10.1080/03585520903516353 (preprint, 2008).
  10. IF-Boat history, ifboat.se. Abgerufen am 22. September 2023.
  11. Albin Cumulus, den nya generationen. In: Praktiskt Båtägande, 1990.
  12. a b c Eric Carlstedt: Historien om Albin Marin (3): hårda tider (PDF; 2,3 MB).
  13. Hans Armfelt Hansell: Svenska Båtklubbar – en unik kultur i omvandling. Magisterarbeit, Mittuniversitetet 2019, S. 53.
  14. Gebrauchtboot-Tipp. In: Yacht 8/2006, S. 86 (848kB).
  15. Johannes Nordemar: Båtnostalgi: Här är Albin Marins största succéer. In: Praktiskt Båtägande, 6. Februar 2017.
  16. Albin Marine. www.sailboatdata.com. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  17. albinmotors.se. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  18. Albin Marine Sailboat builder. boat-specs.com. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  19. Lars Bolle: Die 15 beliebtesten Fahrtenyachten aller Zeiten. In: Yacht, 24. April 2023.
  20. Danjel Henriksson, Kajsa Björn, Jonatan Bonthron: Alla sa vi skulle dö: en segling tills världen tog slut. Nautiska förlaget, Stockholm 2008, ISBN 978-91-89564-58-9.
  21. David Mercy: Berserk in the Antarctic, Summersdale Publishers, 2012, ISBN 978-1-84024-479-3.
  22. Johannes Erdmann: Albin Vega segelt nonstop rund Amerika. In: Yacht, 6. Januar 2012.
  23. Angus Philipps: Matt Rutherford’s Arctic Research Dreams. In: Cruising World, 6. Mai 2020.
  24. Deutsche Express Klassenvereinigung. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  25. Deutsche Vega-Klassenvereinigung. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  26. Ballad Klub e. V. Deutsche Klassenvereinigung. Abgerufen am 24. Juli 2023.

Koordinaten: 59° 20′ 8,9″ N, 14° 3′ 52,4″ O