Althausit

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Althausit
Althausit (dunkelrötlichbraun), Hämatit (dunkelgrau) und Lizardit (grünlichweiße Serpentin-Talk-Matrix) aus dem Steinbruch Overntjern, Modum, Buskerud, Norwegen (Größe 8,0 cm × 4,0 cm × 3,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-050[1]

IMA-Symbol

Ahs[2]

Chemische Formel
  • Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□)[3]
  • Mg2[(OH,F)|PO4][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.04-010[5]

8.BB.25
41.06.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[3]
Gitterparameter a = 8,258(2) Å; b = 6,054(2) Å; c = 14,383(5) Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {010}, {110}, {131}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,97(2); berechnet: 2,91[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, deutlich nach {101}[6]
Bruch; Tenazität spröde[7]
Farbe hellgrau, rötlichbraun
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,588[7]
nβ = 1,592[7]
nγ = 1,598[7]
Doppelbrechung δ = 0,010[7]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 70° (gemessen); 80° (berechnet)[7]

Althausit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□).[3] Es ist damit chemisch gesehen ein Magnesium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxid- Sauerstoff- und/oder Fluorionen. Die in den runden Klammern angegebenen Verbindungen bzw. Elemente OH und O können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Ein Teil des Fluors kann auch fehlen, d. h. der entsprechende Platz im Kristallgitter wäre eine Leerstelle.

Althausit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und findet sich in der Natur meist in Form derber Mineral-Aggregate und spaltbarer Massen, die bis zu einigen hundert Gramm[8] wiegen können. Selten entwickelt er aber auch plumpe, tafelige und durchscheinende Kristalle bis etwa drei Zentimeter Größe, die nach der Längsachse gestreckt sind und auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz zeigen. Je nach Fremdbeimengungen unter anderem durch Einschlüsse von Magnetit oder Xenotim[9] variiert seine Farbe zwischen Hellgrau und Rötlichbraun. Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiß.

Das Mineral ist spröde und lässt sich rechtwinklig zur c-Achse (Längsachse) sehr gut spalten. Mit der Zeit wandelt es sich entlang der Spaltebenen in Apatit um.[9]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Althausit Steinbruch Tingelstadtjern bei Modum in der norwegischen Provinz Buskerud. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Gunnar Raade und Magne Tysseland, die das Mineral nach dem deutschen Mineralogen Egon Althaus (1933–2022) benannten.

Raade und Tysseland sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1974 zur Prüfung an die International Mineralogical Association/CNMNC (interne Eingangs-Nummer der IMA: 1974-050[1]), die den Althausit als eigenständige Mineralart anerkannte. Publiziert wurde die Erstbeschreibung anschließend im Folgejahr im Fachmagazin Lithos. Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Althausit lautet „Ahs“.[2]

Das Typmaterial des Minerals wird im Mineralogisch-Geologischen Museum (MGMU) der Universität Oslo in Norwegen unter den Katalog-Nummern 22044 und 22045 (nach IMA-Katalog 21978 HT[10][11]) aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Althausit noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.04-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Althausit zusammen mit Holtedahlit, Phosphoellenbergerit und Satterlyit die unbenannte Gruppe VII/B.04 bildet.[5]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Althausit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.BB.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Althausit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.06.05 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Althausit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterparametern a = 8,258(2) Å; b = 6,054(2) Å und c = 14,383(5) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verbindung Mg2[(OH,F)|PO4] ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Althausit noch als trigonal kristallisierender Holtedahlit vor.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Althausit bildet sich in SerpentinMagnesit-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten neben Apatit, Magnetit und Xenotim unter anderem noch Arsenopyrit, Chalkopyrit, Chlorit, Enstatit, Holtedahlit, Magnesit, Muskovit, Panasqueirait, Pyrrhotin, Quarz, Siderit, Sphalerit, Szaibélyit, Thadeuit, Talk, Topas, Vivianit und Wolfeit auf.

Als sehr selten vorkommende Mineralbildung ist Althausit bisher nur in wenigen Proben aus insgesamt fünf Fundorten gefunden worden (Stand 2023). Neben seiner Typlokalität, dem Steinbruch Tingelstadtjern, sind dies noch der ebenfalls nahe Modum gelegene Steinbruch Overntjern in Norwegen sowie die Zinn-Wolfram-Lagerstätte des Bergbaureviers Panasqueira (Couto Mineiro da Panasqueira) nahe der Stadt Covilhã in Portugal und die Gruben Criminoso bei Água Boa und Sapucaia bei Sapucaia do Norte (Galiléia) im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunnar Raade, Magne Tysseland: Althausite, a new mineral from Modum, Norway. In: Lithos. Band 8, 1975, S. 215–219, doi:10.1016/0024-4937(75)90038-9 (englisch).
  • Michael Fleischer, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 502–504 (englisch, rruff.info [PDF; 401 kB; abgerufen am 22. Juni 2023]).
  • Christian Rømming, Gunnar Raade: The crystal structure of althausite, Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□). In: American Mineralogist. Band 65, 1980, S. 488–498 (englisch, rruff.info [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 22. Juni 2023]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Althausite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2023, abgerufen am 22. Juni 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 22. Juni 2023]).
  3. a b c d e Christian Rømming, Gunnar Raade: The crystal structure of althausite, Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□). In: American Mineralogist. Band 65, 1980, S. 488–498 (englisch, rruff.info [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 22. Juni 2023]).
  4. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 443 (englisch).
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  6. a b c d e Althausite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52 kB; abgerufen am 22. Juni 2023]).
  7. a b c d e f Althausite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. Juni 2023 (englisch).
  8. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 628 (Erstausgabe: 1891).
  9. a b Michael Fleischer, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 502–504 (englisch, rruff.info [PDF; 401 kB; abgerufen am 22. Juni 2023]).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 22. Juni 2023.
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 22. Juni 2023.
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 22. Juni 2023 (englisch).
  13. Fundortliste für Althausit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. Juni 2023.