Amtsgericht Lich

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Das Amtsgericht Lich war von 1879 bis 1934 ein hessisches Amtsgericht mit Sitz in Lich.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. Oktober 1879 wurde das Amtsgericht Lich gegründet.[1] Anlass war das Gerichtsverfassungsgesetz von 1877, das die Gerichtsverfassung im Deutschen Reich vereinheitlichte und nun auch im Großherzogtum Hessen umgesetzt wurde. Funktional ersetzte das neue Amtsgericht das gleichzeitig aufgelöste Landgericht Lich. Das Amtsgericht Lich wurde dem Bezirk des ebenfalls neu errichteten Landgerichts Gießen zugeordnet.

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. Januar 1882 wurden vom Amtsgericht Hungen Bettenhausen und Langsdorf übernommen, während gleichzeitig Ettingshausen und Münster an das Amtsgericht Laubach abgegeben wurden.[2]

Zum 1. April 1913 wurde die Gemeinde Grüningen dem Amtsgericht Gießen zugeteilt.[3]

Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. Juni 1934 wurde das Amtsgericht Lich aufgelöst und aus dem Bezirk des Amtsgerichts der Ort Eberstadt dem Amtsgericht Butzbach und die übrigen Orte dem Amtsgericht Gießen zugeteilt.[4]

Bezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Verbleib
Arnsburg Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Bettenhausen Amtsgericht Hungen 1882 1934 Amtsgericht Gießen
Birklar Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Dorf-Güll Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Eberstadt Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Butzbach
Ettingshausen Landgericht Lich 1879 1882 Amtsgericht Laubach
Grüningen Landgericht Lich 1879 1913 Amtsgericht Gießen
Hattenrod Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Langsdorf Amtsgericht Hungen 1882 1934 Amtsgericht Gießen
Lich Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Münster Landgericht Lich 1879 1882 Amtsgericht Laubach
Muschenheim Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Nieder-Bessingen Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen
Ober-Bessingen Landgericht Lich 1879 1934 Amtsgericht Gießen

Gerichtsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gerichtsgebäude in der Amtsgerichtsstraße 1

Das spätklassizistische Gerichtsgebäude in der Amtsgerichtsstraße 1 wurde in den 1860er Jahren für das Landgericht Lich errichtet. Es ist ein neunachsiger Rechteckbau mit umlaufendem Gesims und hochrechteckigen Fenstern. Später wurde das Haus an der Westseite um zwei Achsen erweitert. Die Front ist durch umlaufende Gesimse und gleichmäßig gereihte Fenster vierfach horizontal gegliedert. Das pilastergerahmte Hauptportal ist über eine Freitreppe erreichbar. Der Haupteingang selbst besteht aus der originalen zweiflügligen Tür mit hohem Oberlicht.

Nach der Aufhebung des Amtsgerichts Lich 1934 wurde das Haus bis 1956 als Rathaus verwendet, anschließend bis 1987 als Städtisches Krankenhaus. In diesem Zusammenhang erfolgte die Aufstockung, um Platz für die Wöchnerinnenstation zu schaffen. Mit der Einweihung des neuen Kreiskrankenhaus 1986 mietete die "Biologischen Arbeitsgemeinschaft" (heute "BAG Health Care") das Gebäude. 2008 kaufte die Firma das Haus von der Stadt.[5]

Heute ist das ehemalige Gerichtsgebäude ein Kulturdenkmal aus geschichtlichen, städtebaulichen und künstlerischen Gründen aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[6]

Richter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  2. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Hungen, Lich, Laubach, Grünberg, Homberg, Alsfeld, Vilbel und Friedberg betreffend vom 24. Dezember 1881. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 27 vom 24. Dezember 1881, S. 203f.
  3. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Gießen und Lich betreffend vom 1. März 1913. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1913 Nr. 7, S. 89 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,2 MB]).
  4. Verordnung über die Umbildung von Amtsgerichtsbezirken vom 11. April 1934. In: Der Hessische Staatsminister (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1934 Nr. 10, S. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 13,6 MB]).
  5. Stadt trennt sich vom ehemaligen Amtsgericht; in: Gießener Allgemeine vom 26. November 2008, online (Memento des Originals vom 13. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.giessener-allgemeine.de
  6. Karlheinz Lang: Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Gießen I. Hungen, Laubach, Lich, Reiskirchen = Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen. Theiss, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8062-2178-7, S. 385; Gerichtsgebäude auf denkxweb.

Koordinaten: 50° 31′ 17,4″ N, 8° 48′ 57,7″ O