Artaxerxes I.

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Artaxerxes I.

Artaxerxes I. (altpersische Transliteration a-r-t-x-š-ç-a und Transkription Rtaxšaçā,[1] [r̩.ta.xʃa.tsaː], [ər.ta-], persisch اردشیر Ardaschīr [ærdæˈʃiːr]; altgriechisch Ἀρταξέρξης Artaxérxēs, späterer Beiname Μακρόχειρ Makrocheir „Langhand“) war von 465 v. Chr. bis zu seinem Tod im Dezember 424 v. Chr. persischer Großkönig. Das Ende seines Akzessionsjahres leitete am 1. Nisannu 464 v. Chr. automatisch sein erstes Regierungsjahr ein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artaxerxes war Sohn und Nachfolger Xerxes’ I. Dieser war nach inneren Wirren von seinem Gardebefehlshaber Artabanos ermordet worden. Artabanos lenkte den Verdacht auf Dareios, den ältesten Sohn Xerxes’ I. Im Zorn tötete der jüngere Bruder Artaxerxes den vermeintlichen Vatermörder und bestieg selbst den Thron.

Bereits kurz nach Artaxerxes’ Regierungsantritt kam es 463 in Baktrien zu einer Erhebung unter der Führung des Satrapen Artapanos im äußersten Osten des Perserreichs, an die sich bald ein Aufstand in Ägypten unter dem Libyer Inaros anschloss. In diesen Konflikt griff der Attische Seebund unter Führung Kimons mit 200 eigenen und verbündeten Schiffen ein.[2] Hintergrund war das Erstarken Athens nach den Perserkriegen: die Ressourcen des Seebundes ermöglichten nun ein expansiveres Vorgehen der Griechen.

Zunächst war die vereinigte libysch-ägyptische Streitmacht mit griechischer Flottenunterstützung erfolgreich, besiegte den persischen Statthalter in Ägypten und schloss einen Belagerungsring um die persische Garnison in Memphis. Artaxerxes’ Feldherr Megabyzos der Jüngere sprengte diesen Ring 456 v. Chr. bei der Schlacht bei Papremis und vernichtete eine attische Entsatzflotte. Thukydides (I 109) berichtet, dass

Megabyzos […] mit einem gewaltigen Heer kam. Der besiegte nach seiner Ankunft in einer Landschlacht die Ägypter und ihre Verbündeten, vertrieb die Griechen aus Memphis und schloss sie schließlich auf der Insel Prosopitis ein. Dort belagerte er sie ein Jahr und sechs Monate.

Ktesias von Knidos berichtet von 50 verlorenen Schiffen und 6.000 Gefallenen auf Seiten der Griechen. Darauf folgten wechselvolle Kämpfe, die unter anderem 450 einen griechischen Sieg bei Salamis brachten.

Da sowohl Griechen als auch Perser von den zähen Kämpfen stark belastet waren, kam es 449/448 zu Verhandlungen. Im sogenannten Kalliasfrieden wurden die Perserkriege formal beendet. Die griechischen Städte in Kleinasien und Zypern blieben zwar nominell Teil des Persischen Reiches, Artaxerxes musste jedoch ihre Autonomie anerkennen.[3] In den darauf ausbrechenden Konflikten zwischen Athen und Sparta versuchten beide Seiten, den Perserkönig als Verbündeten zu gewinnen, was jedoch am Tod Artaxerxes’, der im Winter 424/423 v. Chr. zusammen mit seiner Ehefrau[4] starb, scheiterte.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artaxerxes I. erscheint im Lichte der Geschichte als gutherziger König. Er gewährte u. a. dem Themistokles, dem Sieger der Schlacht von Salamis, nach dessen Verbannung großzügig Asyl. In seiner Regierungszeit wurde auch die „Halle der 100 Säulen“ im Palast von Persepolis errichtet und dem dortigen Zentralpalast die Nordtreppe angefügt. Die zwei Reliefs mit dem thronenden Dareios in der Mitte der beiden Treppen des Apadana-Audienzpalastes ließ er entfernen und durch Inschriftenplatten ersetzen.[5] Auf seinen Inschriften ließ Artaxerxes, der auch eine tolerante Religionspolitik betrieb, seine Taten für die Nachwelt festhalten.

Erwähnungen in der Bibel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den beiden Geschichtsbüchern Esra und Nehemia des Alten Testaments wird Artaxerxes mehrfach erwähnt.

Nach Esr 4,7 ff. EU untersagt König Artaxerxes die Bautätigkeiten zur Befestigung von Jerusalem, nachdem sich die ansässige Bevölkerung über die aus dem Babylonischen Exil zurückkehrenden Israeliten beschwert hatte.

Dem Propheten Esra wird im 7. Jahr des Artaxerxes (457 v. Chr.[6]) erlaubt, mit einer „Anzahl von Israeliten, Priestern, Leviten, Sängern, Torwächtern und Tempeldienern nach Jerusalem“ zu reisen. Sein Auftrag ist, das Haus Gottes zu verschönern und den Opferdienst wieder einzurichten (Esr 7,7ff EU).

Neh 2,1 EU berichtet von Nehemia, der im 20. Jahr des König Artaxerxes (444 v. Chr.) der Mundschenk des Königs war. Betrübt über den schlechten Zustand der nun zum Teil wieder aufgebauten Stadt Jerusalem erbat er von Artaxerxes den Auftrag, den Aufbau voranzutreiben. Daraufhin wurde Nehemia der Statthalter der Juden. Im 32. Regierungsjahr des Königs (432 v. Chr.) kehrt er für kurze Zeit an den Königshof zurück (Neh 13,6 EU).

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artaxerxes’ I. einzige Ehefrau war Damasipa und folglich war ihr gemeinsamer Sohn sein einzig legitim geborenes Kind. Weiterhin hatte er aus diversen Konkubinaten siebzehn uneheliche Kinder, die allerdings nicht alle namentlich bekannt sind.[7]

Aus der Ehe mit Damasipa:

Aus dem Konkubinat mit der Babylonierin Alogyne:

Aus dem Konkubinat mit der Babylonierin Kosmartidene:

Aus dem Konkubinat mit der Babylonierin Andia:

  • Bagapaios.
  • Parysatis, Ehefrau ihres Halbbruders Dareios II.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009. (Digitalisat) 2. Auflage Wiesbaden 2023. ISBN 978-3-7520-0716-9, S. 183.
  2. Thukydides: Der Peloponnesische Krieg. I, 104 (übersetzt und herausgegeben von Helmut Vretska und Werner Rinner) Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-001808-0.
  3. Ingomar Weiler, Heribert Aigner: Grundzüge der politischen Geschichte des Altertums. 2. Auflage. Böhlau, Köln / Wien 1995, ISBN 3-205-98357-2, S. 60.
  4. Josef Wiesehöfer: Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in frühislamische Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 55–74, hier: S. 63.
  5. Erika Bleibtreu: Achaimenidische Kunst. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 186–219, hier: S. 190 f.
  6. Siegfried H. Horn, Lynn H. Wood: Die Chronologie von Esra 7. 2. korrigierte Auflage, Wegweiser-Verlag, Wien 2004, ISBN 3-900160-06-6, S. 122 [Volltext als PDF (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive)].
  7. Ktesias von Knidos: Persika. In: Die Fragmente der griechischen Historiker. Nr. 688, Fragment 15, 47 [nach der Edition von Dominique Lenfant].
VorgängerAmtNachfolger
Xerxes I.Persischer König
465–424 v. Chr.
Xerxes II.
Xerxes I.Pharao von Ägypten
27. Dynastie
Xerxes II.