Autodoc

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Autodoc SE

Logo
Rechtsform Societas Europaea
Gründung 1. Mai 2008[1]
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Dmitri Zadorojnii (CEO)
Lennart Schmidt (CFO)
Alexei Kletenkov
(Vorsitzender des Aufsichtsrats)[2][3][4]
Mitarbeiterzahl 5.000 (2022)[5]
Umsatz 1,3 Mrd. Euro (2023)[6]
Branche Einzelhandel / E-Commerce
Website www.autodoc.de

Autodoc ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin.[2] Es betreibt Onlineshops für Pkw-, Lkw und Motorrad-Ersatzteile in 27 europäischen Ländern.[7][8][9] Zu den Kunden gehören in erster Linie Privatpersonen und kleinere Werkstätten.[10][1] Das Unternehmen besteht seit 2008 und firmiert seit 2015 unter der Marke Autodoc.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logo bis Anfang 2022

2008 gründeten Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel, alle Spätaussiedler (Wolgadeutsche),[11] das Unternehmen E&S Pkwteile GmbH, mit einem Onlineshop.[12] 2009 wurde der erste Arbeitnehmer eingestellt.[13] Im Jahr 2022 zählt Autodoc europaweit insgesamt 5.000 Mitarbeiter.[5]

In den Anfangsjahren befand sich das Unternehmen in Berlin-Weißensee. Seit 2010 befinden sich die Büro- und Logistikflächen in Berlin-Lichtenberg.[12][13] Im Jahr 2011 begann die Expansion nach Österreich und in die Schweiz. 2012 folgten Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien.[14]

Ab 2015 firmierte das Unternehmen als Autodoc GmbH.[15] Im Geschäftsjahr 2016 überschritt der Umsatz die Marke von 100 Millionen Euro,[1] 2017 erreichte er mehr als 250 Millionen Euro.[16] 2018 nahm Autodoc auch Ersatzteile für Lastkraftwagen und andere Nutzfahrzeuge ins Sortiment auf.[9] Im Jahr 2021 überschritt der Jahresumsatz erstmals eine Milliarde Euro.[17] Im Jahr 2023 erreichte AUTODOC einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.[18]

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der europaweit umsatzstärkste Onlinehändler für Autoersatzteile.[8] Unabhängig von der Branche zählte das Unternehmen nach einer Auswertung der Financial Times im Jahr 2018, gemessen am Umsatz, zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen in Europa.[19] Dieses Wachstum erfolgte ohne Fremdfinanzierung.[11]

Hauptsitz in Berlin-Lichtenberg (2020)

Seit Juni 2019 besitzt Autodoc eine Repräsentanz am Berliner Kurfürstendamm 22 (Kranzler-Eck). Der Standort in Berlin-Lichtenberg bleibt weiterhin der Hauptsitz des Ersatzteilehändlers.[20]

Autodocs größter Logistikstandort wurde Ende 2022 im polnischen Stettin fertiggestellt. Im ersten Schritt eröffnete Autodoc 2018 einen Umschlagplatz im Stettiner Ortsteil Załom-Kasztanowe nahe der polnischen Autobahn A6. Im September 2020 folgte ein neues, halbautomatisches Distributionszentrum. Das im Dezember 2022 in Betrieb genommene Logistikzentrum komplettiert den Stettiner Standort und erweitert die dortigen 26.700 Quadratmeter Lagerfläche um weitere 40.000 Quadratmeter. In Stettin beschäftigt Autodoc derzeit fast 2.000 Mitarbeiter.[21][22][23] Im Jahr 2021 entschied sich das Unternehmen einen dritten Lager- und Logistikstandort im tschechischen Cheb aufzubauen.[24]

Im September 2021 änderte das Unternehmen seine Rechtsform von einer GmbH zu einer Aktiengesellschaft. Seit November 2022 firmiert die Autodoc AG als Autodoc SE.[25] Das Unternehmen verfügt über Standorte in Deutschland, Polen, Tschechien, Ukraine, Moldawien, Frankreich und Portugal.[26][27]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sortiment des Unternehmens umfasst rund 4,8 Millionen Pkw-, Lkw- und Motorrad-Ersatzteile[17] aus den Bereichen Motor, Fahrwerk, Licht, Elektrik, Lüftung und Bereifung.[10]

2019 war Autodoc offizieller Partner der FIA World Rally Championship (WRC) und Sponsor bei allen europäischen Läufen.[28][29] 2018 war Autodoc offizieller Partner der ADAC Rallye Masters.[30]

Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2019 berichtete die New York Times in einem Artikel über internationale Einflüsse auf die Entwicklung rechtsextrem-nationalistischer Strömungen am Beispiel Schwedens über Anzeigen der Firma Autodoc auf diversen schwedischen Webseiten des „Alt-Right“-Spektrums sowie auf anderen extremistischen Websites in Deutschland, Ungarn, Österreich und anderen europäischen Ländern. Daneben seien unter einer nur über Eingabe der direkten URL abrufbaren Unterseite der Autodoc-Website Artikel in unterschiedlichen Sprachen mit zum Teil kontroversen gesellschaftlichen Themen abrufbar gewesen.[31] In Folge wurde ein Autodoc-Sponsoring von Berliner Schulen mit Warnwesten für Erstklässler durch den Berliner Senat beendet.[32][33]

Autodoc bestätigte die Anzeigenschaltung, habe von den beiden Vorgängen aber zunächst nichts gewusst, sondern erst aus der Presse davon erfahren. Die aus Sicht des Unternehmens unerwünschten Bannerschaltungen seien über Drittdienstleister im Jahr 2017 erfolgt und nach Kenntnisnahme durch Autodoc unverzüglich gestoppt worden. Die Inhalte auf der eigenen Webseite seien, neben anderen, zum Zwecke der Suchmaschinenoptimierung automatisiert und unbeabsichtigt von öffentlich zugänglichen Webseiten übernommen worden. Nach Kenntnis über die Berichterstattung seien diese Inhalte umgehend gelöscht und die Praxis beendet worden.[34][31]

Der RBB fasste die Unternehmensreaktion wie folgt zusammen: „Der ‘New York Times’ sagte der Unternehmenssprecher von Autodoc, Thomas Casper, die Firma habe ‘kein Interesse rechte Medien zu unterstützen’, und ergänzte: ‘Wir sind vehement gegen Rassismus und rechtsextreme Prinzipien’. Das Autodoc-Marketingteam arbeite bei der Online-Werbung mit Drittfirmen zusammen und das Unternehmen habe Kontrollmechanismen verschärft und eine externe Mediaagentur engagiert, mit denen man versuche zu garantieren, dass keine Werbung mehr auf Seiten mit rechtsextremen Inhalt platziert werde.“[33]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Autodoc – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Jahresabschluss 2016. In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, 4. August 2020, abgerufen am 11. Mai 2021.
  2. a b Impressum. Autodoc, abgerufen am 5. Januar 2023.
  3. Dieses deutsche Start-up eifert dem Milliarden-Erfolg von Auto1 nach. 19. September 2021, abgerufen am 14. Oktober 2021.
  4. Autodoc wechselt Führung aus. 4. November 2022, abgerufen am 8. November 2022.
  5. a b Dominik Bath: Autodoc rettet Mitarbeiter aus Kiew und Charkiw. In: Berliner Morgenpost. 1. März 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  6. Vorlage:Internet source
  7. Online-Teilehändler: Rasantes Wachstum und Börsengerüchte bei Autodoc. In: Autohaus (Fachzeitschrift). 2. September 2021, abgerufen am 25. Juli 2022.
  8. a b Gerhard Mauerer: Nun in 27 Ländern Europas vertreten: Autodoc wächst im ersten Halbjahr um 35 Prozent. In: Automobilwoche. Crain Communications GmbH, 4. August 2020, abgerufen am 12. April 2023.
  9. a b Autodoc expandiert weiter und bietet nun auch Lkw-Teile an. In: Finanzen.net. 5. Dezember 2018, abgerufen am 10. Dezember 2018.
  10. a b Menschen schrauben gern am eigenen Auto – Online-Ersatzteilhändler Autodoc expandiert stark. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Dezember 2018.
  11. a b Daniel Mohr: Das Wachstumswunder aus Berlin. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 15. August 2021, abgerufen am 16. September 2021.
  12. a b pkwteile.de. In: Wayback Machine. Internet Archive, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  13. a b Autodoc feiert 10-jähriges Jubiläum. In: Presseportal. 4. Juli 2018, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  14. Alexander Hüsing: Ein Grownup, das kaum einer kennt (254 Mio. Umsatz). In: Deutsche-Startups. 25. Juli 2018, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  15. autodoc.de. In: Wayback Machine. Internet Archive, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  16. Autodoc: 10 Jahre am Markt. Autodoc, abgerufen am 11. Juni 2019.
  17. a b Ingo Jagels: Autodoc steigt zum Umsatz-Milliardär auf. In: amz (Fachzeitschrift). 21. Juni 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  18. Online-Autoteilehändler Autodoc 2,3 Milliarden Euro wert. 24. April 2024, abgerufen am 1. Mai 2024.
  19. Ian Smith, David Blood, Ændrew Rininsland: The FT 1000: The Complete List of Europe’s Fastest-Growing Companies. In: Financial Times. 6. April 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2018; abgerufen am 11. Juni 2019 (englisch).
  20. AUTODOC eröffnet Unternehmensrepräsentanz im Herzen von Berlin. Abgerufen am 1. Juli 2019.
  21. Autodoc eröffnet neues Logistikzentrum in Stettin. In: amz - Die Aftermarketzeitschrift. 11. Januar 2023, abgerufen am 12. April 2023.
  22. AUTODOC opens new logistics center at Accolade park in Szczecin, Poland. In: Construction & Investment Journal. 20. Dezember 2022, abgerufen am 12. April 2023 (englisch).
  23. Erweiterung: Doppelte Logistikfläche für Autoteile. In: Logistik Heute. Abgerufen am 16. November 2020.
  24. V Chebu vznikne na brownfieldu distribuční centrum firmy Autodoc. In: systemy logistiky. Abgerufen am 16. Dezember 2021 (tschechisch).
  25. Autodoc: Wenn aus einer Deutschen eine Europäische Aktiengesellschaft wird. In: Autohaus. 23. November 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  26. AUTODOC eröffnet neuen Tech-Hub in Portugal. In: Fundscene. 17. November 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  27. Über uns. Autodoc, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  28. WRC seals Autodoc partnership. Abgerufen am 5. Juni 2019 (englisch).
  29. 23. Januar 2019 | AUTODOC steigt 2019 in das Sponsoring der FIA World Rally Championship (WRC) ein. In: cometis AG. 23. Januar 2019, abgerufen am 13. Juni 2019.
  30. Die starken Partner der ADAC Rallye Deutschland 2018. In: ADAC Motorsport. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
  31. a b Jo Becker: The Global Machine Behind the Rise of Far-Right Nationalism. In: The New York Times. 10. August 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 17. August 2019]).
  32. Arne Semsrott: Werbung an der Schule: Akte zu Autodoc-Sponsoring in Berlin veröffentlicht. In: FragDenStaat. 14. Oktober 2019, abgerufen am 5. Juli 2020.
  33. a b Verteilung gesponserter Warnwesten an Grundschüler gestoppt. In: rbb24.de. 13. August 2019, archiviert vom Original am 14. September 2019; abgerufen am 26. Juni 2021.
  34. AUTODOC distanziert sich von rechtsradikalem Gedankengut und bekennt sich zu demokratischen Prinzipien / Stellungnahme zum Artikel aus der New York Times vom 10.08.2019. Abgerufen am 25. November 2021.