BASF Schwarzheide

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BASF Schwarzheide GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1934 (als BRABAG)
Sitz Schwarzheide, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Anne Francken (kfm.)
Mitarbeiterzahl 2035[1]
Branche Chemische Industrie
Website www.basf-schwarzheide.de

Die BASF Schwarzheide GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der BASF SE. Es liegt im Braunkohleabbaugebiet der Lausitz in Schwarzheide. Das Werk wurde 1935 als Hydrierwerk Schwarzheide (Ruhland) zur Herstellung von synthetischem Benzin aus Braunkohle im Fischer-Tropsch-Verfahren errichtet und dient seit 1972 vor allem der Polyurethanproduktion.

Nach Ludwigshafen zählt der Lausitzer Produktionsstandort zu den größten europäischen Standorten innerhalb der BASF-Gruppe. Hierbei bilden 12 km Straßen und Brücken, 15 Produktionsanlagen und drei Infrastrukturanlagen das Herzstück des Standortes.

Bei der BASF Schwarzheide GmbH sind etwa 2000 Mitarbeiter beschäftigt[1], inklusive Drittfirmen sind es rund 3500 Mitarbeiter.

Luftbild-Panorama des Werks, 2024

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Produktportfolio der BASF Schwarzheide GmbH gehören Polyurethane, Technische Kunststoffe, Schaumstoffe, Pflanzenschutzmittel, Veredlungschemikalien und Lacke.[2]

BASF Schwarzheide GmbH, Werksansicht (im Bild: links GuD-Kraftwerk, rechts F500-Anlage)
  • Polyurethane – Basisrohstoffe für Bauteile
  • Technische Kunststoffe – Ultradur®[3]Polybutylenterephthalat (PBT) für belastbare Bauteile
  • Schaumstoffe – universell einsetzbare Schaumstoffe Neopolen und Basotect
  • Pflanzenschutzmittel – Fungizide – F 500®[4] Antimykotika
  • Veredlungschemikalien – PU-Dispersionen und Laromere veredeln Produkte
  • Lacke – Wasserbasislacke für Automobile[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hydrierwerk BRABAG Ruhland-Schwarzheide (1935–1954)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hydrierwerk BRABAG Schwarzheide wurde ab 1935 als dritter Betrieb der Braunkohle-Benzin Aktiengesellschaft (BRABAG) zwischen den Orten Schwarzheide und Ruhland errichtet und ging ab 1936 stufenweise in Betrieb. In den ersten Jahren noch nach dem benachbarten Eisenbahnknotenpunkt als BRABAG Ruhland benannt[6], diente es vor allem zur Gewinnung von synthetischen Kraftstoffen aus der örtlichen Braunkohle (Kohleverflüssigung) nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren, um Deutschland unabhängig von ausländischen Ölquellen zu machen. Produziert wurden Autobenzine, Dieselöle, Schmieröle sowie deren Nebenprodukte Schwefel, Phenole und Paraffine.[7]

Die BRABAG Schwarzheide wurde im Rahmen der Operation Frantic am 21. Juni 1944 durch einen Luftangriff von über 100 alliierten Bombern schwer getroffen und war am Ende des Zweiten Weltkriegs zu über 75 % zerstört. Vor allem zu Aufräumarbeiten und Reparaturen nach diesem und weiteren alliierten Luftangriffen wurden in der Zeit zwischen Juli 1944 bis April 1945 im Werk auch bis zu 1000 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen und dem KZ Ravensbrück eingesetzt, die im von SS-Verbänden kontrollierten KZ-Außenlager Schwarzheide inhaftiert waren. Nach dem Potsdamer Abkommen wurde die BRABAG Schwarzheide 1946 eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) und erzeugte chemische Produkte für Reparationen an Polen und die Sowjetunion.

VEB Synthesewerk Schwarzheide (1954–1990)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messwagen für Luftverschmutzung des VEB Synthesewerk Schwarzheide, 1978
Umweltschutz-Wasseranalytik im Labor des VEB Synthesewerk Schwarzheide, 1990

Am 1. Januar 1954 wurde das SAG-Werk in die Hände der DDR übergeben und als VEB Synthesewerk Schwarzheide weiter betrieben. Die Benzinproduktion in Schwarzheide wurde 1971 eingestellt, dafür wurde ab 1973 mit der Polyurethan-Herstellung begonnen, dessen Produktion bis 1989 auf über 170.000 Tonnen jährlich ausgebaut wurde. Damit war das Werk der größte Betrieb zur Polyurethanherstellung in der Staatengruppe des RGW.

BASF Schwarzheide GmbH (1990 bis heute)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der VEB Synthesewerk Schwarzheide, der einschließlich Auszubildender bis zu 6000 Arbeitsplätze hatte, wurde 1990 durch die BASF von der Treuhandanstalt erworben und firmiert seitdem als BASF Schwarzheide GmbH. In der Folge investierte BASF über 1,5 Milliarden Euro in die Infrastruktur sowie in neue oder bestehende Produktions-, aber auch Ver- und Entsorgungsanlagen. Zeitweise war hier auch die Polyurethanforschung des BASF-Konzerns konzentriert.

Die BASF Schwarzheide GmbH ist ein in Deutschland genehmigtes öffentliches Eisenbahnverkehrsunternehmen.[8]

Im Juni 2023 wurde eine Produktion für Kathodenmaterialien eröffnet. Sie soll Kathodenmaterial für bis zu 400.000 Elektroautos pro Jahr produzieren.[9]

Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunst und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die BASF Schwarzheide GmbH hat im eigenen Kulturhaus wechselnde Ausstellungen mit unterschiedlichsten Schwerpunkten. Das Jahr 2018 stand unter dem Thema: "The Art of Transformation – Die Kunst der Veränderungen". Des Weiteren ist der Lausitzer Standort Gastgeber regelmäßig wechselnder Konzerte.[10]

Musikförderpreis eco[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2010 vergibt die BASF den Musikförderpreis eco an junge Künstler der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Das Auswahlverfahren wechselt jährlich zwischen einem Wettbewerb an der Hochschule und einer Juryentscheidung. Der Name eco bedeutet Echo oder Nachhall (übersetzt aus dem Italienischen).

Bildung und Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit unterschiedlichen Projekten versucht die BASF Schwarzheide GmbH den Nachwuchs für Naturwissenschaften zu begeistern. Hierbei unterstützt BASF als Hauptsponsor das Gläserne Labor im Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Weitere Initiativen, die unterstützt oder gestiftet werden, sind: Jugend forscht, MINTregio und das Kindermuseum.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aus der Geschichte des Chemiewerkes Schwarzheide; Hrsg.: BASF Schwarzheide GmbH; Autoren: Jeschke, Hans-Joachim; Hübner, Peter; (Bde. 1–4); Sielaff, Rüdiger (Bd. 5)
    • Band 1: 1935 bis 1945, 2003
    • Band 2: 1945 bis 1953, 2005
    • Band 3: 1954 bis 1964, 2007
    • Band 4: 1965 bis 1978, 2009
    • Band 5: 1979 bis 1990, 2010

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: VEB Synthesewerk Schwarzheide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Standortportrait 2020, aufgerufen am 6. September 2020 (Memento des Originals vom 4. März 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.basf.com (PDF)
  2. Über den Standort. BASF, abgerufen am 19. Januar 2022.
  3. BASF PlasticsPortal - Technische Kunststoffe - Ultradur. Abgerufen am 9. November 2018.
  4. Fungicides. In: BASF. (basf.com [abgerufen am 9. November 2018]). Fungicides (Memento des Originals vom 9. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/agriculture.basf.com
  5. Basislacke : BASF Coatings GmbH. Abgerufen am 9. November 2018.
  6. Tobias Bütow, Franka Bindernagel: Ein KZ in der Nachbarschaft. Das Magdeburger Außenlager der Brabag und der "Freundeskreis Himmler". Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-09303-3, S. 39 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Dezember 2016]).
  7. Was von der Kohle blieb Lausitzer Rundschau vom 26. Oktober 2005, abgerufen am 16. Juni 2019
  8. Eisenbahnunternehmen mit Sitz bzw. Infrastruktur im Land Brandenburg | LBV. Abgerufen am 5. September 2020.
  9. FAZ: Interview mit Peter Schuhmacher (BASF)
  10. Engagement. In: BASF. (basf.com [abgerufen am 9. November 2018]).
  11. Engagement. In: BASF. (basf.com [abgerufen am 9. November 2018]).

Koordinaten: 51° 28′ 54″ N, 13° 53′ 12″ O