Benutzer:Abu-Dun/Analog Africa

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Analog Africa
Aktive Jahre seit 2004
Gründer Samy Ben Redjeb
Sitz Frankfurt am Main, Deutschland
Website analogafrica.com
Labelcode 18467
Genre(s) Afrobeat

Analog Africa ist ein deutsches Independent-Musiklabel von Samy Ben Redjeb, das 2004 in Frankfurt am Main gegründet wurde. Es hat sich auf die Veröffentlichung bzw. Wiederveröffentlichung von westafrikanischer Musik der 1960er und 1970er Jahre, dem sogenannten Afrobeat, spezialisiert.[1][2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Samy Ben Redjeb wurde 1971 geboren und lebte bis er 17 Jahre alt war bei seinem Vater in Tunesien. Nur in den Ferien besuchte er seine deutsche Mutter.[1] Später verpflichtete er sich für die Deutsche Marine.[1] Nach der Arbeit als Tauchlehrer in Griechenland arbeitete Redjeb als Hotel-DJ in der Türkei.[1][2] Als der daraufhin in der senegalesischen Hauptstadt Dakar ebenfalls als Hotel-DJ arbeitete, kam er zum ersten Mal mit der Musik des Kontinents in Kontakt.[1] Nachdem er für eine kurze Zeit einen Laden für afrikanischen Accessoires in Frankfurt führte, begann er als Flugbegleiter für Flüge nach und von Afrika zu arbeiten und nutze diese Zeit um vor Ort in den Ländern nach Platten zu suchen.[1][4][5] Das Album Gwindingwi Raine Shuba von Thomas Mapfumo löst bei Redjeb den Antrieb aus, vergessene Musik zu finden und sie wieder einem Publikum anzubieten.[1] Ihn störte, dass die vielfältigen Musikstile der afrikanischen Musik in westlichen Ländern kaum bekannt waren:

“All this wasn’t really reflected in the music that was reaching Europe. Basically, my goal was to try and make this [music] available, and to show that it was much more advanced and much more sophisticated than what we thought.”

„All dies spiegelte sich nicht wirklich in der Musik wider, die Europa erreichte. Im Grunde war es mein Ziel, diese [Musik] verfügbar zu machen und zu zeigen, dass sie viel fortschrittlicher und anspruchsvoller war, als wir dachten.“

Samy Ben Redjeb: Red Bull Music Academy Daily[2]

2004 gründete Redjeb das Musiklabel Analog Africa. Die erste Veröffentlichung, zwei Jahre später, war eine Kompilation der simbabwischen Gruppe The Green Arrows.[1][2] Der Grund für die Gründung eines eigenen Labels war, dass er kein anderes fand, dass die Aufnahmen der afrikanischen Band veröffentlichen wollte.[1] Das Album erwirtschaftete bis 2011 einen Gewinn von 2000 €.[1] Die Green Arrows nutzen die Wiederveröffentlichung um nach vielen Jahren erneut auf Tournee im eigenen Land zu gehen.[1] 2006 kehrte Redjeb nach Simbabwe zurück, um eine Reihe von simbabwischer Musik zusammenzustellen, dies konnte er aber aufgrund der Operation Murambatsvina nicht durchführen.[2] Der Sänger Gnonnas Pedro richtete Redjebs Blick dann auf die Musikszene in Benin.[2] Aus seinen Funden vor Ort veröffentlichte Redjeb über die nächsten Jahre zwei Kompilationen und vier Zusammenstellungen der Band Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou.[2]

In den folgenden Jahren reist er in weitere Länder, wie Südafrika, Angola, Nigeria, Benin, Togo, Ghana, Kamerun, Burkina Faso, Somalia und Kap Verde um dort nach Musik zu suchen.[1][6][2] An die Originalaufnahmen zu kommen und diese zu lizenzieren ist mit einem großen Aufwand verbunden, da in der Regel unterschiedliche Händler, Musikproduzenten, Musikern und Repräsentanten befragt werden müssen.[1] Bei der Suche stößt Redjeb zudem auf unterschiedliche Geschichten von Musikern und deren Kulturen und erzählt diese in den jeweiligen Booklets.[2][4] So nennt er beim Album Space Echo – The Mystery Behind the Cosmic Sound of Cabo Verde Finally Revealed beispielsweise als Auslöser der kapverdischen Disco-Musik den Schiffbruch einen Schiffes im Jahr 1968, das unterschiedliche Instrumente (wie Keyboards und Synthesizer) geladen hatte.[2][7]

Im April 2010 erschien mit Mambo Loco vom kolumbianischen Künstler Aníbal Velásquez y Su Conjunto erstmals eine Veröffentlichung von Analog Africa nicht vom afrikanischen Kontinent.[2][8] Zwei Jahre später wurde die Kompilation Diablos Del Ritmo: The Colombian Melting Pot 1960–1985 veröffentlicht.[9]

2017 erschien Pop Makossa – The Invasive Dance Beat of Cameroon. Die Kompilation stellte Redjeb mit dem portugiesischen DJ Déni Shain zusammen.[6] Sie besteht aus Makossa-Liedern, einer Mischung aus Rumba, Highlife und traditioneller Musik mit Anleihen von Funk und Disco.[6] Bereits Jahre vor der Veröffentlichung spielten Redjeb und Shain diverse Makossa-Lieder bei ihren DJ-Auftritten.[6]

Musikalische Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analog Africa veröffentlicht hauptsächlich Afrobeat-Musik. Insbesondere „Afropsychedelik, polyrhythmisch-schräger Funk und tribalistischer Rhythm and Blues“ sind für den Labelgründer Redjeb besonders interessant.[1][10] Das Zusammenspiel von jahrhundertealten afrikanischen Musikrichtungen und westlicher Musik ist ein immer wiederkehrendes Schema des Labels.[1][11] Die musikalischen und politischen Hintergründe der einzelnen Lieder und Musiker werden in den beiliegenden Booklets der jeweiligen Alben erläutert.[1][4] Simon Broughton vom Evening Standard schrieb 2015, dass Vinyl-Neuveröffentlichungen von afrikanischen Liedern aus den 1970ern und 1980ern praktisch zu einem eigenen Genre geworden sind – vor allem durch das Label Analog Africa.[12]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Labels wie Analog Africa, die teils unveröffentlichte Musik aus Afrika veröffentlichen, wird teilweise vorgeworfen sich als „westliche Retter“ profilieren zu wollen. Redjeb äußerte sich dazu in einem Interview mit Red Bull Music Academy Daily, dass er auf seinen Reisen von den Musikern selbst diesen Vorwurf nie gehört hätte und diese sich über die Verbreitung ihrer Musik freuen würden.[2] Die verwendete Musik ist häufig außerhalb ihres Herkunftslandes noch nie erhältlich gewesen, wobei die Aufnahmen vollständig lizenziert sind, damit die Künstler (oder ihre Nachlässe) vergütet werden.[13]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linksammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Hadija Haruna: Analog Africa: Wie Freiheit klingt. In: Tagesspiegel. 2. Mai 2011, abgerufen am 8. Januar 2024.
  2. a b c d e f g h i j k l Amaya García: The Significant Storytelling of Analog Africa. In: Red Bull Music Academy Daily. Red Bull, 26. Juli 2017, abgerufen am 8. Januar 2024 (englisch).
  3. Beate Flath: Weltmusik: Musikwirtschaftliche Annäherungen. In: Claus Leggewie, Erik Meyer (Hrsg.): Global Pop – Das Buch zur Weltmusik. J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02636-1, S. 163, doi:10.1007/978-3-476-05480-7_20.
  4. a b c Lukasz Tomaszewski: Analog Africa, Soundway, Strut Records – Jäger des verlorenen Schatzes. In: HHV Mag. HHV Handelsgesellschaft, 5. Oktober 2012, abgerufen am 8. Januar 2024.
  5. Kevin M. Moist: Record Collecting as Cultural Anthropology. In: Kevin M. Moist, David Banash (Hrsg.): Contemporary Collecting: Objects, Practices, and the Fate of Things. Scarecrow Press, Lanham 2013, ISBN 978-0-8108-9113-5, S. 237 (englisch).
  6. a b c d Georg Milz: Expedition Makossa. In: wdr.de. Westdeutscher Rundfunk Köln, 18. Juni 2017, abgerufen am 1. Juni 2018.
  7. Huw Oliver: How a mysterious ghost ship brought cosmic disco to Cape Verde. In: The Guardian. 24. Mai 2016, abgerufen am 1. Juni 2018 (englisch).
  8. Ben Hewitt: Exclusive Mix From Analog Africa: A Tropical Spring. In: The Quietus. 16. April 2010, abgerufen am 8. Januar 2024 (englisch).
  9. Howard Male: Album: Various artists, Diablos del Ritmo – The Colombian Melting Pot 1960–1985 (Analog Africa). In: The Independent. 10. November 2012, abgerufen am 8. Januar 2024 (englisch).
  10. Philipp Rhensius: Brian Shimkovitz: Awesome Tapes from Africa. In: Claus Leggewie, Erik Meyer (Hrsg.): Global Pop – Das Buch zur Weltmusik. J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02636-1, S. 138, doi:10.1007/978-3-476-05480-7_17.
  11. Basile Koechlin: Alternate African Reality: Electronic, Electroacoustic and Experimental Music from Africa and the Diaspora. In: African Music. Band 11, Nr. 2. International Library of African Music, Grahamstown 2020, S. 172, doi:10.21504/amj.v11i2.2321 (englisch).
  12. Simon Broughton: Verckys et L'Orchestre Vévé – Congolese Funk, Afrobeat & Psychedelic Rumba 1969–1978. In: Evening Standard. London 1. September 2015, S. 35 (englisch).
  13. Stephen Williams: Angola's Musical Legacy: Rare, Obscure & Precious Recordings. In: African Business. Nr. 404. IC Publications, London Januar 2014, S. 82 (englisch).