Benutzer:Andreas-Wolsky/Kopie-von- Psychotraumatologie

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Psychotraumatologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Psychotraumatologie ist die Lehre der psychischen Traumafolgen. Sie befasst sich mit der Erforschung und Behandlung der Auswirkungen von traumatischen Ereignissen auf das Erleben und Verhalten von Individuen und sozialen Systemen.

Der Begriff geht zurück auf Donovan, welcher den bestehenden Begriff der medizinischen Traumatologie (Medizin) auch auf psychische Verletzungen erweitern wollte. Dieser transdisziplinäre Ansatz wurde jedoch von der Wissenschaft nicht übernommen und stattdessen entwickelte sich nun getrennt von der Traumatologie (Medizin) das Gebiet der PSYCHO-Traumatologie.

Geschichte der Psychotraumatologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traumatische Erlebnisse stellen von alters her eine Grunderfahrung des Menschen dar. In Mythen, religiösen Schriften, literarischen und philosophischen Darstellungen wurden Kriege und Katastrophen und deren seelische Folgen thematisiert. Die aus diesen Ereignissen resultierenden schmerzlichen Verluste und seelischen Erschütterungen führten zu zahlreichen Versuchen, die negativen seelischen Folgen dieser Ereignisse mit intuitiven Methoden zu lindern. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Psychotraumata setzte ungefähr ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, war jedoch anfangs lediglich das Forschungsgebiet einiger weniger verstreuter Spezialisten. In der heutigen Literatur wird auf Jean-Martin Charcot und seine Erforschung der Hysterie im Paris des ausgehenden 19. Jahrhundert hingewiesen. Ebenso werden heute die Erklärungskonzepte der Gedächtnisstörungen bei traumatisierten Menschen (Dissoziation (Psychologie) von Janet als Pionierleistung gewürdigt. Teilsweise wird der Vortrag von Docent Sigm. Freud am 21. April 1896 über die Ätiologie der Hysterie als Ursprung der modernen Psychotraumatologie angesehen. In diesem Vortrag beschrieb Dr. Freud den Zusammenhang zwischen Hysterie und sexuellem Kindesmissbrauch.[1] Der wissenschaftliche Diskurs zum Thema der Folgen von Traumatisierungen unterlag dabei einem wechselnden Rhythmus von Wiederentdecken und Verdrängung. Besondere Aktualität erlangte das Thema zur Zeit der Weltkriege. Kriegsneurosen wurden am Tavistock-Institut erforscht, von Bion wurde dort die Gruppenanalyse entwickelt. In den 1970er Jahren erfuhr die Traumaforschung und ihr folgend die Traumatherapie einen neuen Aufschwung durch die Vietnam-Kriegsveteranen. Impulse zur Weiterentwicklung kamen ebenso von der Beschäftigung mit Spätfolgen und generationsübergreifenden Folgen des Holocaust und aus der Frauenbewegung zu den Themen sexueller Missbrauch, Vergewaltigung und häusliche Gewalt. Weitere Anstöße kamen aus den psychosozialen Zentren für Flüchtlinge zu den Folgen von Folter, politischer Verfolgung, (Bürger)krieg und Zwangsprostitution. Seit Mitte der 1990er-Jahre gab es eine rasante Entwicklung im Bereich der Traumaforschung und der Weiterbildung von Psychotherapeuten.



Grundsätzliche Entdeckung

Dabei wurde festgestellt, dass die gehirnphysiologischen Prozesse und die Symptome der Traumatisierung ähnlich sind, egal ob jemand das Trauma im Schützengraben, bei einem Autounfall oder durch eine Vergewaltigung erlitt. Dies gab der heutigen Traumatherapie eine breitere Basis und allgemeine Bedeutung.

Bereiche der Psychotraumatologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Psychotraumatologie ist interdisziplinär ausgerichtet, wobei Theorie und Praxis eng miteinander verknüpft sind. Man kann sie in verschiedene Felder und Bereiche unterteilen:

Theorie und Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klassifikation - Einteilung der traumabedingten Störungsbilder mittels Diagnose- und Screeningverfahren
  • Epidemiologie - untersucht der Häufigkeit verschiedener Traumate und traumabezogenen Störungen
  • Ätiologie - untersucht die Ursachen von traumabedingten Störungen
  • Salutogenese - untersucht die Faktoren, welche die Ausbildung von Traumafolgestörungen verhindern können
  • Risikogruppen - Untersuchung von Riskogruppen (z.B. Feuerwehrleute, Soldaten etc.)
  • Wirksamkeit - Evaluierung der Wirksamkeit eingesetzter Interventionen, Therapieverfahren und Stabilisierungsmaßnahmen

Praxis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Intervention - notfallpsychologische Akuthilfe und Verbeugung psychischer Folgestörungen unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis
  • Traumatherapie - Behandlung und Beseitigung von traumabedingten Störungen und Symptomen
  • Rehabilitation und Reintegration - Konzepte zur Wiedereingliederung ins Berufsleben
  • Information und Schulung - Schulungen für Risikogruppen (z.B. Feuerwehrleute, Soldaten etc.)
  • Psychohygiene - Schutz der Gesundheit von professionellen Helfern, welche Kontakt zu traumatisierten Menschen haben

Meine Notizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (Grundlagen, Geschichtliche Entwicklung, usw. Klassifikation, Epidemiologie, Pathogenese, Saltutogenese, Risikogruppen, Wirksamkeitsforschung - Hilfe: Aktuhilfe, Psychologische Stabilisierung, Traumatherapie, Schulung, Beratung, Psychohygiene)
  • (Begriffe: Grunderfahrung des Menschen, Traumatische Ereignisse und deren psychische Folgen, Abgrenzung gesunde Verarbeitung versus kranke Verarbeitung, )
  • ja, und selbstverständlich gehört hier das kollektive Trauma hinein!

Definition Trauma[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Def noch einmal kurz wiederholen und dann auf Psychotrauma verlinken) Ein Psychotrauma ist eine seelische Wunde, die auf einzelne oder mehrere Ereignisse zurückgeht, bei denen im Zustand von extremer Angst und Hilflosigkeit die Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums überfordert waren. Fischer und Riedesser definieren in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie (München, 1998. S. 79.) den Begriff „Psychotrauma“ als:

„[…] ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“

Solch ein traumatisierendes Ereignis führt bei etwa 20% der Betroffenen zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Posttraumatische Belastungsstörungen sind ein lange bekanntes und gut beschriebenes Krankheitsbild. Diagnostiziert wird die posttraumatische Belastungsstörung jedoch erst seit 1980, mit ihrer Aufnahme in die 3. Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen (DSM).


Dabei wurde festgestellt, dass die gehirnphysiologischen Prozesse und die Symptome der Traumatisierung ähnlich sind, egal ob jemand das Trauma im Schützengraben, bei einem Autounfall oder durch eine Vergewaltigung erlitt. Dies gab der heutigen Traumatherapie eine breitere Basis und allgemeine Bedeutung.

Die drei diagnostischen Kriterien sind:

  • Einbrüche von Trauma-Material in den Alltag (Intrusionen),
  • Vermeidung (Avoidance) und
  • Übererregung (Hyperarousal).

Bei den wesentlich häufigeren komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen kommen formal noch Dissoziative Störungen hinzu; diese hängen mit den genannten drei Kriterien unmittelbar zusammen. Unter Intrusionen fallen auch die sogenannten Flashbacks. Dabei kommt es u. U. noch Jahrzehnte nach dem Ereignis zu sich aufdrängenden extrem unangenehmen Wiedererinnerungen an das Ereignis, so als laufe es wie in einem Film noch mal ab. Auch in Träumen kann sich die intrusive Symptomatik widerspiegeln. Die Vermeidung ist gekennzeichnet dadurch, dass die Person Dinge, Situationen, Themen und sogar Gefühle, die an das Trauma erinnern, bewusst und unbewusst vermeidet. Die psychovegetative Übererregung wie starke Angst, Beklemmung und Schreckhaftigkeit zusammen mit körperlichen Symptomen gehören zum Symptomenkomplex Hyperarousal.

Die Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung wird in der Praxis oft weiter gefasst als in den aktuellen Diagnoseklassifikationssystemen DSM-IV bzw. der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) vorgesehen, da neuere Studienergebnisse zeigen, dass nach einem traumatisierenden Ereignis auch solche Patienten, welche die Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung nur teilweise erfüllen, einen erheblichen Leidensdruck sowie umfangreiche Symptomatik aufweisen können und Behandlung benötigen. Die Auswirkungen eines traumatischen Ereignisses hängen sowohl vom Ereignis als auch von den Verarbeitungs- und Bewältigungsmöglichkeiten des betroffenen Individuums ab. Daher entwickeln sich unterschiedlichste Störungsmuster.

In der Resilienzforschung wird untersucht, welche persönlichen Schutzfaktoren und Fähigkeiten eine Bewältigung extremer Ereignisse erleichtert. Jedoch bleibt klar, dass bestimmte Ereignisse für beinahe jeden Menschen eine Bedrohung und Überforderung darstellen, die auch bei bester seelischer Gesundheit kaum symptomlos verarbeitet werden kann. Die persönlichen Vorbedingungen beeinflussen sowohl die Symptomatik als auch Verlauf und Prognose erheblich, was normalerweise eine kombinierte Trauma- und psychodynamische Behandlung erfordert.

Traumatherapie - traumazentrierte Psychotherapie - Methoden der Traumatherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

( (verlinken auf Trauma bzw. traumazentrierte Psychotherapie) Hinter dem Begriff steht eine Reihe unterschiedlicher therapeutischer Ansätze, Modelle und Methoden. Jede große psychotherapeutische Schule hat einen eigenen Ansatz zur Behandlung traumatischer Störungen entwickelt, so z. B. Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie bzw. Verhaltenstherapie und psychoanalytische Verfahren.

Die These, dass traumatisierte Menschen eine von anderen psychologischen Störungsbildern deutlich verschiedene Dynamik und Physiologie aufweisen, ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Vor Allem im Rahmen von Maßnahmen zur Verbesserung der Bewältigung von psychischen Folgen militärischer Kampfeinsätze wurden jedoch Methoden entwickelt, die speziell der Trauma-Behandlung dienen. Letztlich ist das gemeinsame Ziel, zu einer geordneten Verarbeitung des Traumas bzw. der Traumata zu kommen und dadurch die traumatypischen Symptome entweder zu begrenzen bzw. zu kontrollieren oder aufzulösen. Hilfe zur Integration der verschiedenen Ansätze verspricht die neuerdings gewonnene Fülle an neurophysiologischen Erkenntnissen über Traumatisierung.

Debriefing

Eine umstrittene Methode, die besonders bei Massenereignissen genutzt wird. Die erlebte Geschichte wird im Kreise der Betroffenen wieder und wieder erzählt, bis die Erregung beim Erzählen abflacht und eine gewisse Integration stattfindet. Es ist mehr eine Soforthilfe als ein Therapieverfahren. Bei Menschen, die das Bedürfnis haben zu erzählen, bringt dieser Ansatz Erfolge; bei den anderen kann die Verarbeitung sogar erschwert und das Trauma vertieft werden.

EMDR

Bei dieser Methode wird eine intensive Koordination und Zusammenarbeit beider Hirnhälften angestrebt, um zu einer schnelleren und tieferen Integration des Geschehens zu kommen. Wie auch bei den anderen Verfahren braucht es einen erfahrenen Behandler, der in der Lage ist, Umfang und Tiefe der Traumabearbeitung zu kontrollieren.

Imaginative Verfahren

Sie nutzen tiefere Schichten der Psyche durch die Verwendung von inneren Bildern, traumähnlichen Verarbeitungswegen und der Arbeit mit inneren Teilen und Aspekten. Dadurch kommen sie psychisch zu einer tiefen Ebene der Verarbeitung.

Narrative Verfahren

Im Traumaopfer besteht meist ein innerer Drang, die verlorenen oder isolierten Elemente des Traumas zu einer Geschichte zusammenzufügen, diese mit Sinn oder Bedeutung zu verbinden und in die persönliche Lebensgeschichte zu integrieren (vgl. Narrative Expositionstherapie). Erzählende Verfahren haben das Ziel, zu dieser zusammenhängend erzählten Geschichte zu kommen, in der es möglich ist, alle Trauma-Elemente einzubinden sodass schließlich starke Emotionen oder körperliche Reaktionen abnehmen. Mittlerweile gibt es gute empirische Evidenz für die Wirksamkeit der Narrativen Expositionstherapie bei einfachen und multiplen Traumata. Diese Therapiemethode wird auch international empfohlen (vgl. 'NICE guidelines' - National Institute for Health and Clinical Excellence).

Somatic Experiencing

Ein neurophysiologisch-psychologischer Ansatz, der die Geschichte des Traumas über die Körperreaktionen verfolgt und auf mehreren Ebenen die Geschichte, deren Bedeutung, die Traumaelemente und -reaktionen zu einer inneren Lösung bringt. Somatic Experiencing bietet auch das Werkzeug, mit den vielen weniger beachteten dissoziativen Symptomen zu arbeiten, und setzt noch unterhalb der Psyche bei den biologischen Überlebensreaktionen an, die den Kern der Trauma-Reaktion bilden. Trauma wird nicht als Krankheit, sondern als eigentlich physiologisch sinnvolle Reaktion des Organismus angesehen, die nicht zum Abschluss gebracht werden konnte.

Trauma- und Körperorientiertes Behandlungsmodell

Ein Beispiel dafür gibt das SPIM-20-KT. Das Somatisch-Psychologisch-Interaktive Modell in der Standard-20-Version zur psychotherapeutischen Behandlung von Komplextraumatisierten und anderen Störungsgruppen ist ein trauma- und körperorientiertes Einzel- und Gruppentherapiekonzept, das neue Akzente in der traumatherapeutischen Behandlung setzt. Es kommen spezielle Therapiemedien zum Einsatz, die die gestaltatmosphärische Einrichtung von originären Settings in der Kinder- und Erwachsenentherapie erlauben. In bestimmten Behandlungsetappen werden Interventionen zur frühkindlichen Nachnährung und Rolleninszenierungen diagnostisch und therapeutisch mit Aspekten von Spiel und Ernst vereint.

Verhaltenstherapeutische Ansätze

Wesentliche Elemente, besonders die so genannten Trigger, die die äußeren oder inneren Auslöser für das Trauma stellen, verketten einen Reiz mit einer unerwünschten Reaktion. Verhaltenstherapie versucht die einzelnen Elemente, die eine traumatische Reaktion hervorrufen, zu identifizieren und die Reaktion vom Reiz abzukoppeln, und somit die Auslösung der Traumasymptome zu erreichen.

Mehrgenerationale Psychotraumatologie

Im „Aufstellen des Anliegens“ des Münchner Psychotherapeuten Franz Ruppert werden Traumata vor dem Hintergrund der Bindungstheorie im Kontext des Familiensystems bearbeitet. Aufstellungen mit Stellvertretern ermöglichen, dass sich Klienten autonom aus übernommenen Trauma-Gefühlen der primären Bindungspersonen lösen und eigene traumatische Erfahrungen integrieren.


Die verschiedenen Methoden können einander ergänzend als multidimensionale Ansätze für ein multidimensionales Geschehen gesehen werden.

Übertragung und Gegenübertragung in der Traumatherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der ursprünglich an das Neurosenmodell angelehnten traditionellen Fassung des Übertragungskonzeptes betrachtet die Psychoanalyse eine Übertragung als Wiederholung und Fixierung von Beziehungsformen infantilen Ursprungs. Diese aktualisieren sich in der therapeutischen Beziehung als „Übertragungsneurose“ und können dann durch Widerstandsanalyse und Deutung allmählich abgebaut und behandelt werden.

Die Übertragungsneurose in einer Traumatherapie gezielt zu fördern ist jedoch kontraindiziert, da durch eine neutrale Haltung des Therapeuten unbewusst die Selbstbeschuldigungstendenzen des Traumapatienten verstärkt oder die Wiederkehr belastender Erinnerungen zum Tatgeschehen gefördert werden können, was sich möglicherweise retraumatisierend auswirkt.

Statt dessen besteht die Notwendigkeit eines „interaktiven Verständnisses“ der therapeutischen Beziehung. Die Beziehungsarbeit fordert vom Therapeuten flexibles Pendeln zwischen Identifikation und Distanzierung, die Gegenübertragung sei betrachtet als Interaktionsgeschehen und Verstehenshilfe für den Therapeuten. Auch sind spezielle „Fallen“ im Übertragungsgeschehen einer Traumatherapie zu beachten, wie der unbewusste „Beziehungstest des Patienten auf möglichen Missbrauch durch den Therapeuten“ etc. .

Ein kompetenter Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung ist u. a. auch nötig, da Traumatherapeuten in Gefahr sind stellvertretend traumatisiert zu werden. Dies geschieht durch direkte Überflutung mit Traumamaterial bei zu großer Nähe und durch indirekte Unterwanderung des kognitiven Schutzwalles bei zu viel Distanz.

Geschichte der Psychotraumatologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traumatische Erlebnisse stellen von alters her eine Grunderfahrung des Menschen dar. In Mythen, religiösen Schriften, literarischen und philosophischen Darstellungen wurden Gewalt, Krieg und Katastrophen und deren seelische Folgen thematisiert. Die kulturellen Leistungen stellten gleichzeitig eine Möglichkeit dar, wie man angesichts des Furchtbaren weiterleben und diese Erlebnisse sinnvoll aufarbeiten und hinter sich lassen könnte. Dieser intuitive Weg der Traumabewältigung wurde von den modernen Wissenschaften erweitert und teilweise übernommen, nachdem im Jahr 1766 die neurologisch-somatischen Trauma-Folgen eines Kutschenunfall des Count de Lordat diskutiert wurden. Vielfach wird der Vortrag vom 21. April 1896 von Docent Sigm. Freud über die Ätiologie der Hysterie als Ursprung der modernen Psychotraumatologie angesehen. In diesem Vortrag beschrieb Dr. Freud den Zusammenhang zwischen Hysterie und sexuellem Kindesmissbrauch.[2]

Geschichte der Traumatherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Traumatherapie unterliegt einem wechselnden Rhythmus von Wiederentdecken und Verdrängung. Bei massenhaftem Auftreten von Traumatisierungen wurde das Thema jeweils akut. Danach ist es selbst in Fachkreisen wieder vergessen worden. In der heutigen Literatur wird wiederholt auf Jean-Martin Charcot und seine Erforschung der Hysterie im Paris des ausgehenden 19. Jahrhundert hingewiesen. Danach erlangte das Thema infolge der Weltkriege erneut Aktualität. Kriegsneurosen wurden am Tavistock-Institut erforscht, von Bion wurde dort die Gruppenanalyse entwickelt. In den 70er Jahren erfuhr die Traumaforschung und ihr folgend die Traumatherapie einen neuen Aufschwung durch die Vietnam-Kriegsveteranen.

Impulse zur Weiterentwicklung kamen auch von der Beschäftigung mit Spätfolgen und generationsübergreifenden Folgen des Holocaust, aus der Frauenbewegung zu den Themen sexueller Missbrauch, Vergewaltigung und häusliche Gewalt sowie aus den psychosozialen Zentren für Flüchtlinge zu den Folgen von Folter, politischer Verfolgung, (Bürger)krieg und Zwangsprostitution.

Neuerdings richtet sich das öffentlich Interesse auch durch die mediale Verbreitung von Katastrophen wie dem Zugunglück in Eschede 1998, dem Anschlag auf das World Trade Center 2001, der Tsunamikatastrophe in Asien 2004 oder bei Opfern von Entführungen (siehe z.b. Íngrid Betancourt) auf die Folgen von Traumata. Dabei wurde festgestellt, dass die gehirnphysiologischen Prozesse und die Symptome der Traumatisierung ähnlich sind, egal ob jemand das Trauma im Schützengraben, bei einem Autounfall oder durch eine Vergewaltigung erlitt. Dies gab der heutigen Traumatherapie eine breitere Basis und allgemeine Bedeutung.

  • Einzelnachweise
  1. Ulrich Sachsse: Traumazentrierte Psychotherapie. Schattauer 2004, S.6, ISBN 978-3-7945-2738-0
  2. Ulrich Sachsse: Traumazentrierte Psychotherapie. Schattauer 2004, S.6, ISBN 978-3-7945-2738-0
  • Literatur