Bibliothek des Konservatismus

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Bibliothek des Konservatismus
Fassade
Fassade

Gründung 2012
Bestand 34.000 (2019)
Bibliothekstyp Fachbibliothek
Ort Fasanenstraße (Berlin)
ISIL DE-B1582
Betreiber Förderstiftung konservative Bildung und Forschung (FKBF)
Leitung Wolfgang Fenske
Website www.bdk-berlin.org
Logo der Bibliothek des Konservatismus

Die Bibliothek des Konservatismus (BdK) ist eine 2012 eröffnete Fachbibliothek in Berlin-Charlottenburg die schwerpunktmäßig konservative, nationalkonservative, rechtsliberale und -libertäre[1] Literatur und Zeitschriften sowie Vorträge anbietet. Sie entstand auf Betreiben des 2009 verstorbenen Publizisten Caspar von Schrenck-Notzing. Ihr katalogisierter Bestand umfasste 2019 um die 34.000 Titel. Träger ist die Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF). Bibliothek und Förderstiftung gehören unter anderem nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlers Samuel Salzborn zum Netzwerk der Neuen Rechten.[2]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2000 gründete der Publizist Caspar von Schrenck-Notzing in München die Förderstiftung, um seine Privatbibliothek und das Archiv der von ihm herausgegebenen rechtskonservativen Zeitschrift Criticón zu verwalten. 2007 übergab er den Vorsitz der Stiftung an Dieter Stein, den Chefredakteur der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit. Zahlreiche Spenden ermöglichten der Stiftung bis 2011, die BdK in Berlin zu gründen. Der Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn bezeichnet die Bibliothek zusammen mit dem im Jahr 2000 gegründeten Institut für Staatspolitik in Schnellroda als zentralen Strategiestandort der Neuen Rechten in Deutschland.[3]

Schrenck-Notzing legte als Zweck seiner Förderstiftung den „Auf- und Ausbau sowie die Unterhaltung von Bibliotheksbeständen“ fest und machte den Junge Freiheit-Redakteur Dieter Stein zum Vorsitzenden des Stiftungsrats. Gemeinsam entwickelten sie die Idee einer Bibliothek des Konservatismus.[4] Diese wurde am 25. November 2012 mit einem Festakt eröffnet. Ihr Leiter ist seither Wolfgang Fenske (Theologe, * 1969), der zuvor ebenfalls Mitarbeiter der Jungen Freiheit war.[5]

Standort der BdK ist ein Bürogebäude in der Fasanenstraße 4 in Berlin-Charlottenburg. Es befindet sich in zentraler Lage gegenüber dem Ludwig-Erhard-Haus der Börse Berlin und nahe der Universität der Künste Berlin sowie der Technischen Universität Berlin.

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schrenck-Notzing hatte der FKBF zunächst eine Million Euro als Startkapital zum Aufbau der BdK vermacht.[1] Bei seinem Tod 2009 fehlten Spender für das Projekt. 2013 kaufte der Hamburger Reeder Folkard Edler das von der BdK genutzte Bürogebäude in der Berliner Fasanenstraße über seine Firma Vebefa für 3,6 Millionen Euro und übertrug das Haus sowie seine Firmenanteile dann der Bibliotheksstiftung.[6] Edler und seine Ehefrau sind auch Großspender und Kreditgeber der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) und Unterstützer der Jungen Freiheit. Die BdK erhält zudem Einnahmen aus den Mieten der übrigen Hausbewohner. Die FKBF macht keine Angaben zum Förderkreis der BdK.[4][7]

Selbstverständnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Eröffnung der Bibliothek hielt der Althistoriker Alexander Demandt eine Rede. Darin dekonstruierte er den rechten Theoretiker Oswald Spengler, der gar kein Konservativer gewesen sei. Der Begriff Konservatismus lasse sich nicht ein für allemal definieren und politisch operationalisieren. Auch der Konservative sei für den Fortschritt offen und müsse das Erhaltenswerte immer neu vom bloß Überkommenen unterscheiden.[5]

Auf die Frage, was er als konservativ verstehe, zitierte Wolfgang Fenske 2017 den völkisch-nationalistischen Autor Arthur Moeller van den Bruck: „Konservativ ist, Dinge zu schaffen, die zu erhalten sich lohnt.“ Das von Konservativen für bewahrenswert Gehaltene sei gar nicht vorhanden und müsse erst wieder neu geschaffen werden. Dabei wolle die BdK nicht vorgeben, was konservativ sei und was nicht. Zum konservativen Hauptstrom gehöre der Kampf gegen „Politische Korrektheit“ und „unkontrollierte Zuwanderung“. Eine gemeinsame Staatstheorie gebe es nicht; das Spektrum reiche vom Minimalstaat des Libertarismus bis zum starken Staat und zu „sehr national denkende[n] Menschen“. Sie verbinde, „dass sich alle von der gesellschaftspolitischen Lage in Deutschland nicht repräsentiert fühlen“. Die BdK wolle Diskurse anstoßen, die anderswo nicht möglich seien.[4]

2019 betonte Fenske, die BdK biete alle Arten Bücher an, die für Konservative interessant seien, und lade AfD- und CDU-Politiker gleichermaßen ein. Konservative seien überzeugt, dass „der Mensch kein vernünftiges Wesen ist, sondern dass er ein Mängelwesen ist, mit der christlichen Tradition ein Sünder ist, der Hilfe, der Unterstützung bedarf.“

Institutionen wie der Staat und die Kirchen mit einer anti-aufklärerischen Botschaft müssten diese Mängel ausgleichen. Manche Ideen der Jungkonservativen seien heute noch anschlussfähig, etwa der stetige Bezug auf die Philosophie der Antike, das Christentum und das Naturrecht. Darin seien die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen, „Grundordnungen“ wie Ehe und Familie und gesellschaftliche Hierarchie angelegt. Der Mensch brauche einen Orientierungspunkt außerhalb seines eigenen Denkens, ein Jenseits oder naturrechtlich begründbare, überzeitliche Werte.[8]

Bestand und Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gesamtbestand der BdK umfasste bei der Eröffnung 60.000 Bände, von denen anfangs rund 20.000 im Katalog erfasst waren. Der Kernbestand umfasst Werke von britischen Denkern wie Thomas Hobbes und Edmund Burke, ferner Werke von Richelieu, Louis-Ferdinand Céline, Joseph Otto Plassmann, Richard Wagner, Stefan George,[5] die „Reden an die deutsche NationJohann Gottlieb Fichtes,[4] Hermann Löns und die völkisch-esoterischen Autoren Erich und Mathilde Ludendorff. Das Zentrum der Sammlung Schrenck-Notzings bildet die von Armin Mohler nach 1945 so bezeichnete „Konservative Revolution“ der Weimarer Republik. Sie enthält unter anderem Werke von Hans Blüher, Arthur Moeller van den Bruck, Arnold Gehlen, Ernst Jünger, Friedrich Georg Jünger, Carl Schmitt, Oswald Spengler sowie Thomas Mann.[1]

Nach Eigenangaben führte die BdK Schrenck-Notzings Privatbibliothek (rund 20.000 Bände) mit dem Nachlass von Günter Rohrmoser (rund 10.000 Bände) zusammen und erhielt seit ihrer Eröffnung weitere größere Sammlungen. Schwerpunkte sind Schriften der Gegenrevolution nach 1789, der Konservativen Revolution (1918–1932) sowie wissenschaftliche Fachliteratur zum Konservatismus. Im September 2012 eröffnete die BdK zusammen mit der Stiftung Ja zum Leben einen Sonderbestand zu Themen der Lebensrechtsbewegung wie Lebensschutz, Bioethik und Familienpolitik.[9] Im Oktober 2012 bot die BdK an, den Bestand der von Schließung bedrohten Johann-Gottfried-Herder-Bibliothek Siegerland zu übernehmen.[10]

Im Herbst 2017 umfasste der Gesamtbestand nach BdK-Angaben rund 136.000 Titel, von denen ein Viertel (34.000 Titel) katalogisiert sind. Dazu gehören historische Periodika, ein Archiv politischer Plakate ab 1848 und mehr als 70 gegenwärtig laufende Zeitschriften.[11] Zu letzteren gehören laut Recherchen des Göttinger Instituts für Demokratieforschung aus dem Jahr 2015 die neurechten Zeitschriften Sezession, Blaue Narzisse und die rechtsextreme National-Zeitung. Weitere Themenbereiche sind Auslandsdeutsche, die deutsche Volkskunde und deutsche Militärgeschichte.[12]

Die BdK ist Mitglied im Deutschen Bibliotheksverband (DBV)[13] und in der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken e.V.[14] Die Schriften werden im Verbundkatalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) katalogisiert.

Veranstaltungen und Referenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitdem das Haus der BdK ihrer Förderstiftung gehört, finden in ihren Räumen alle zwei Wochen Vorträge mit bis zu 120 Besuchern statt. Die Redner bilden das volle Spektrum der Neuen Rechten ab.[15] Zudem erweiterte die BdK ihr Angebot auf Filmabende und Seminare. Ein zukünftiger eigener Studiengang wird erwogen.[4] Dieter Stein rekrutiert viele BdK-Referenten aus dem Kreis der unter anderem für die Junge Freiheit regelmäßig publizierenden Autoren. Eine Reihe davon wurden hauptberufliche AfD-Mitarbeiter.[16]

Der Vordenker der Neuen Rechten Alain de Benoist stellte 2012 in der BdK sein neues Buch zur Weltfinanzwirtschaft vor.[1] 2013 diskutierten in der BdK der libertäre Publizist André F. Lichtschlag (eigentümlich frei) und der neurechte Autor Karlheinz Weißmann über das Thema Konservative und Libertäre – Brüder im Geiste oder politische Gegner?[17] Felix Strüning, damals Mitglied im Bundesvorstand der rechtsextremen Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie – Die Freiheit und Vorsitzender der von AfD-Funktionären übernommenen Gustav-Stresemann-Stiftung, sprach im November 2013 in der BdK zum Thema „Menschenrecht Meinungsfreiheit. Wie islamische Akteure unsere Grundrechte bedrohen“.[18]

Bis Ende 2013 traten der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke, Erika Steinbach (erneut 2017[19]), Georg Pazderski (AfD Berlin), Oliver Janich und Thilo Sarrazin (erneut 2019[19]) in der BdK auf. Am 11. Dezember 2013 sprach dort Carsten Rentzing als Vertreter der VELKD zum Thema „Kirche in der Krise – Wohin treibt die EKD?“ Als Landesbischof der EvLKS behauptete er im Oktober 2019, Stein sowie Schrenck-Notzing und dessen Bezüge zum Rechtsextremismus nicht gekannt zu haben.[20]

Karlheinz Weißmann hielt 2014 in der BdK einen Gedenkvortrag zum 80. Todestag von Edgar Julius Jung.[21] Hedwig von Beverfoerde polemisierte gegen die angebliche Frühsexualisierung von Kindern. Der geschichtsrevisionistische Historiker Stefan Scheil, Autor in der Sezession und später AfD-Mitglied, sprach über „polnische Illusionen 1939“.[22] Die BdK lud auch den Wissenschaftler Tilman Nagel und den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach zu Vorträgen ein.[23]

Im Sommer 2015 sprach Thor Kunkel über „konservatives Politmarketing“. Die Berliner AfD stellte ihn daraufhin 2016 als Wahlkampfberater und Ideengeber für provokative Plakatparolen ein. Im Januar 2017 stellte der Publizist Bruno Bandulet in der BdK sein Buch Beuteland – Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945 vor. Dabei behauptete er, Angela Merkels Flüchtlingspolitik zerstöre den Nationalstaat und folge eventuell einer „Agenda“ von Drahtziehern in den UN und der EU. Die Deutschen müssten das „Prinzip Souveränität“ und den „Wert von Grenzen wiederentdecken“.[4]

Der CDU-Politiker Rupert Scholz, der Merkels Flüchtlingspolitik seit 2015 kritisiert, hielt im Mai 2018 in der BdK ein Referat zum Thema „Migration und Obergrenze“. Zuhörer griffen ihn dafür an, dass er Merkel und andere Politiker nicht ins Gefängnis wünsche; deren Asylpolitik zerstöre Deutschland. Weitere Zuhörer sahen „entweder Militärputsch oder Krieg“ als Gegenmittel. Scholz verteidigte dagegen den deutschen Rechtsstaat. Dies zeigt nach Beobachtern, dass Konservative, die wie Neurechte den Verlust nationaler Identität befürchten, seit 2015 „gewollt oder ungewollt“ Teil der rechten Bewegung gegen Masseneinwanderung geworden seien. Der frühere Zeit-Mitarbeiter Ulrich Greiner las in der BdK aus seinem Buch Vom Recht, rechts zu sein (März 2016). Er lehnte die gleichgeschlechtliche Ehe, künstliche Befruchtung und Kindererziehung in Kitas ab und beklagte, man werde als Konservativer dann als rechtsextrem verdächtigt.[24]

Der Historiker Andreas Rödder hielt im Juli 2019 in der BdK einen Vortrag über Konservatismus.[25] Zu den BdK-Referenten gehören auch der Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt, CDU-Mitglied sowie Autor der Jungen Freiheit und Gutachter für die AfD,[26] die Journalisten Patrick Bahners, Heimo Schwilk und Ferdinand Knauß, die Politiker Christean Wagner (CDU), Volker Kempf (AfD) und Matthias Bath (AfD) sowie die Unternehmensberaterin Gertrud Höhler, die Autorin Laila Mirzo, die Publizistin Cora Stephan, der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und die Historiker Michael F. Feldkamp, Egon Flaig und Jörg Friedrich.[19]

Veranstaltungsleiter Norman Gutschow im Gespräch mit der Jungen Freiheit auf der Frankfurter Buchmesse 2018

Zusammenarbeit und Vernetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die BdK präsentierte sich 2012 bei der rechtsextremen Messe „Zwischentag“ von Götz Kubitschek. Zugegen waren dort auch Burschenschaften, das islamfeindliche Netzwerk Politically Incorrect (PI) und die völkisch orientierte Identitäre Bewegung.[27]

Seit 2012 arbeitet die BdK mit der christlich-fundamentalistischen „Stiftung Ja zum Leben“ zusammen. Seit 2013 begleitet sie den jährlichen „Marsch für das Leben“ mit eigenen Veranstaltungen, die als Treffen für „Lebensschutz“-Aktive dienen.[28] An diesen Begleitveranstaltungen nahmen auch „Christdemokraten für das Leben“ und der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger teil. Im Oktober 2013 beteiligte sich die BdK an der Berliner „Langen Nacht der Bibliotheken“.[27]

Die Evangelische Nachrichtenagentur idea, die das evangelikale Spektrum in Deutschland repräsentiert, steht ideologisch und personell der BdK und der Jungen Freiheit nahe. Deren antifeministische Kampagne „Gender mich nicht voll“ überschneidet sich laut dem Sozialwissenschaftler Andreas Kemper mit der BdK-Abteilung gegen Abtreibung, die ihrerseits eng mit christlichen Abtreibungsgegnern verbunden ist.[29]

Die BdK bietet AfD-Vertretern häufig Gelegenheit zu Auftritten und nahm Einfluss auf den Kurs der Partei. So veranstaltete die Junge Alternative für Deutschland (JA) im Februar 2015 einen Vortragsabend. Dort sprach Karlheinz Weißmann zum Thema „Was ist liberal und was konservativ – und wie soll für die AfD der Weg an die Macht aussehen?“ Er plädierte im damaligen Richtungsstreit für einen streng nationalistischen AfD-Kurs gegen deren damalige Führung um Bernd Lucke. Dazu erinnerte er an den Kurs der frühen FDP gegen die Entnazifizierung.[30] 2016 feierten die JA-Vertreter Markus Frohnmaier und Thorsten Weiß parteiinterne Wahlerfolge in der BdK zusammen mit Manuel Ochsenreiter, dem Redakteur des rechtsextremen Monatsmagazins Zuerst!.[31]

Stein bahnte 2017 in der BdK die Zusammenarbeit zwischen dem Studienzentrum Weikersheim (SZW) und dem „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“ an, der den Bundestagswahlkampf der AfD mit Millionenbeträgen finanzierte.[16] Der Vereinsgründer David Bendels, der auch den Deutschland-Kurier herausgibt, traf sich in der BdK zu Gesprächen und trat mit Thilo Sarrazin auf.[32] Die AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland und Alice Weidel traten im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 in der BdK auf.[4]

Seit 2015 tagt in der BdK öfter ein exklusiver Gesprächskreis von dreißig und mehr Personen zu Themen wie Flüchtlingspolitik, Islam in Europa und Meinungsfreiheit. Initiator war der Historiker Jörg Baberowski, zu den Teilnehmern gehören Frank Böckelmann, Henryk M. Broder, Michael Klonovsky, Vera Lengsfeld, Monika Maron, Matthias Matussek, Thilo Sarrazin, Rüdiger Safranski, Cora Stephan, Dieter Stein und Karlheinz Weißmann. Aus diesem Kreis stammt die Gemeinsame Erklärung 2018 gegen „illegale Masseneinwanderung“.[33]

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2016 gibt Wolfgang Fenske alle zwei Monate den achtseitigen Brief Agenda für Förderer der BdK heraus. Ungenannte Autoren stellen darin Vertreter der Neuen Rechten vor, etwa Gerd-Klaus Kaltenbrunner, präsentieren aktuelle und eingestellte rechte Zeitschriften und rezensieren Neuerscheinungen. Eigene Rubriken stellen zuletzt in den Bibliotheksräumlichkeiten aufgetretene oder für den folgenden Zwei-Monats-Turnus eingeplante rechtskonservative bis neurechte Referenten vor, etwa Karlheinz Weißmann, Alice Weidel, Erika Steinbach. Referenten wie Helmut Roewer und Bassam Tibi sollen einen über das eigentliche Publikum hinausgehenden Kreis ansprechen. In der Reihe Erträge veröffentlicht die BdK dort gehaltene Vorträge, wissenschaftliche Arbeiten und Texte zu Themen des Konservatismus. Die Ergebnisse der Veranstaltungsreihe Konservativ heute vom Mai 2017 sollten 2018 in einem Sammelband veröffentlicht werden.[28]

Seit 2017 unterstützt die BdK das von Karlheinz Weißmann gegründete Magazin Cato finanziell und durch die Bereitstellung von Redaktionsräumen im Bibliotheksgebäude sowie zusammen mit CEDI/EDIC aus Wien und Nazione Futura aus Rom das Online- und Printmagazin The European Conservative, das in der Herausgeberschaft von Alvino-Mario Fantini in Budapest erscheint.[22][34]

Einordnung und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teilnahme der BdK an der Berliner Bibliothekennacht 2013 wurde als verharmlosende Verbreitung deutschnationaler und völkischer Positionen unter dem Label des Konservatismus kritisiert. Der AStA der TU warf der BdK „antiegalitäre Hetze und Networking von Rechten“ vor. Der damalige Landesvorsitzende der Berliner Jusos Kevin Kühnert kritisierte, mit der BdK-Teilnahme biete Berlin „rechtskonservativen Netzwerken Räume“ und relativiere deren „Propaganda“. Alfred-Mario Molter vom Landesverband Berlin im Deutschen Bibliotheksverband versprach, die Kritik zu prüfen.

Sozial- und Politikwissenschaftler ordnen die BdK einem Netzwerk der Neuen Rechten zu.[35] Der Politikwissenschaftler Wolfgang Gessenharter sieht die BdK als probates Mittel, der neurechten Ideologie unter dem seriösen Deckmantel einer Bibliothek Zugang zu breiten Gesellschaftsschichten zu verschaffen und den Nationalismus salonfähig zu machen.[4] Laut dem Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn strebt die BdK eine Elitenbildung und eine „Intellektualisierung durch Metapolitik“ an.[3] Laut dem Rechtsextremismusforscher Matthias Quent dient die BdK wie das Institut für Staatspolitik als Treffpunkt, um gezielt Personen für „parlamentarische und außerparlamentarische Positionen im Rechtsradikalismus aufzubauen“.[36]

Der Spiegel bezeichnete die BdK als einen der „wichtigsten Treffpunkte der Neuen Rechten in Berlin“, wo „AfD-Politiker, Eurofeinde, Abtreibungsgegner und Islamkritiker“ das „Bild eines anderen Deutschlands, das nationaler, homogener, autoritärer ist als die Republik von heute“, entwürfen.[4]

Ulli Jentsch vom Berliner Verein Apabiz stuft die BdK als „Renommierprojekt der Neuen Rechten“ ein. Sie vertrete eine antidemokratische Denkschule und ein antimodernes Staats- und Nationenverständnis mit einem antiliberalen und völkisch-nationalistischen Kern. Ihr Bücherbestand spiegle „den gesamten Kanon der deutschen extremen Rechten, von rechtskonservativ bis neonazistisch“. Die Sondersammlung zum Thema Lebensschutz sei „klar antifeministisch“. Er kritisierte Auftritte von CDU-Vertretern wie Wolfgang Bosbach und Mechthild Löhr in der BdK. Diese fehlende Abgrenzung der CDU habe nationalistischen Diskursen „relativ unproblematisch die Tür geöffnet“. Fast nur antifaschistische Fachpublikationen kritisierten das von der BdK vertretene Denken. Jentsch forderte eine ernsthafte politische Auseinandersetzung auch seitens CDU und SPD damit.[37] Er und andere Autoren beschrieben die „Verzahnung von extremer Rechten und wichtigen Personen der ‚Lebensschutz‘-Bewegung“ in einem Buch.[38]

Am 13. Februar 2018 organisierten die Antifa Westberlin und die Initiative für Demokratie und Toleranz vor der BdK eine Demonstration „Gegen rechte Raumnahme in Charlottenburg in Gedenken an Kläre Bloch“. Die Teilnehmer erinnerten an ihren lebensgefährlichen Einsatz zur Rettung verfolgter Juden in der NS-Zeit und protestierten gegen „rechte Hetze“ und Treffen von Abtreibungsgegnern, Islamkritikern, Eurofeinden und AfD-Politikern in der BdK.[39] Im Mai 2018 warfen Unbekannte Farbbeutel gegen die Fassade der BdK.[40]

2019 organisierten Wissenschaftler eine Stadtrundfahrt über politisch-ideologisch aufgeladene „rechte Räume“ in Berlin, die auch zur BdK führte. Deren modernes, architektonisch in sein Umfeld eingefügtes Gebäude zeige beispielhaft, wie rechtsnationale Ideologien unauffällig im städtischen Raum verbreitet werden. Die Betreiber versuchten vom Neonazi-Image weg zu einer Akademisierung zu kommen und versteckten ihre Ideologie hinter dem Label „konservativ“.[41]

Weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herausgeber

  • Philippe Bénéton u. a.: Ein Europa, an das wir glauben können (Pariser Erklärung) / A Europe we can believe in (The Paris Statement). Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung, 2019, ISBN 978-3-947600-12-0.

Schriftenreihe „Erträge“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Joachim Güntner: Bekenntniszwang ist hier nicht gefragt. Ein Besuch in der kürzlich eröffneten Bibliothek des Konservatismus in Berlin. In: NZZ. 14. Dezember 2012.
  2. Samuel Salzborn: Renaissance of the new right in Germany?: A discussion of New Right elements in German right-wing extremism today. German Politics and society, 34(2), S. 36–63, 2016. [1]; Florian Finkbeiner, Julika Förster, Julia Kopp: Trutzburgen des Konservatismus. Auf Spurensuche im konservativen Milieu. In: INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft 4 (2016), Heft 3: Konservatismus, S. 111–122, hier S. 112; Patrick Keßler: Die „Neue Rechte“ in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus? Protagonisten, Programmatik und Positionierungsbewegungen. LIT Verlag, Münster 2018, S. 11; Hartwig Pautz: The German New Right and Its Think Tanks. In: German Politics & Society 38 (2020) Heft 4 S. 51–71, hier S. 59.
  3. a b Samuel Salzborn: Rechtsextremismus: Erscheinungsformen und Erklärungsansätze. 2. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8252-4476-7, S. 71f. (books.google.de)
  4. a b c d e f g h i Sven Becker, Ludwig Krause: Die wollen nicht nur lesen. In: Spiegel online. 3. Februar 2017.
  5. a b c Heimo Schwilk: Der wahre Konservative ist für den Fortschritt offen. In: Welt online. 26. November 2012.
  6. Boris Kartheuser, Paul Middelhoff: Im Bett mit der Alternative. Zeit online, 23. Mai 2017.
  7. Oliver Hollenstein: Wie die „Neue Rechte“ mit Geld aus Hamburg aufstieg. In: Zeit online. 18. März 2019 (anmeldepflichtig)
  8. Neuer Konservatismus: Wandel verträglich gestalten. In: DLF. 12. September 2019.
  9. FKBF: Über uns.
  10. Hilferuf an Volkmar Klein. In: Siegener Zeitung. Oktober 2012.
  11. GBV.de: Online-Katalog der Bibliothek des Konservatismus.
  12. Florian Finkbeiner, Julika Förster, Julia Kopp: Trutzburgen des Konservatismus. In: INDES. 3/2015, S. 113.
  13. Mitglieder: Bibliothek des Konservatismus. Bibliotheksverband.de
  14. ASpB-Mitgliederliste. (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) 7. August 2013 (PDF S. 2)
  15. Boris Kartheuser, Paul Middelhoff: Im Bett mit der Alternative. In: Zeit online. 23. Mai 2017.
  16. a b Martin Eimermacher, Christian Fuchs und Paul Middelhoff: AfD: Ein aktives Netzwerk. In: Zeit online. 1. November 2017.
  17. Darius Harwardt: Verehrter Feind: Amerikabilder deutscher Rechtsintellektueller in der Bundesrepublik. Campus, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-593-51111-5, S. 484 und Fn. 109. (books.google.de)
  18. Nico Schmidt: Stresemann-Stiftung erhielt Geld rechter US-Finanziers. In: Zeit online. 22. Dezember 2017.
  19. a b c Lilian Hümmler: Wenn Rechte reden. Die Bibliothek des Konservatismus als (extrem) rechter Thinktank. Marta Press, Hamburg 2021, S. 118–125
  20. Michael Freitag: Interview mit Landesbischof Carsten Rentzing: „Die Kirche Jesu Christi an der Seite der Schwachen und Hilfsbedürftigen“. In: Leipziger Internetzeitung. 6. Oktober 2019.
  21. Volker Weiß: Die „Konservative Revolution“. Geistiger Erinnerungsort der „Neuen Rechten“. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten. Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00130-8, S. 101–120, hier S. 111.
  22. a b Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten: Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt, Reinbek 2019, ISBN 978-3-644-40637-7, S. 104f. (books.google.de)
  23. Florian Finkbeiner, Julika Förster, Julia Kopp: Trutzburgen des Konservatismus. In: INDES. 3/2015, S. 114 und 117
  24. Armin Lehmann: Konservative und Neue Rechte: Deutschlands liberale Konservative sind heimatlos. In: Tagesspiegel. 16. Mai 2018.
  25. Martin Reeh: Historiker über Konservatismus: „Panik ist nicht vernünftig“. In: taz, 16. Juli 2019.
  26. Konstantin Nowotny, Felix Schilk: Der Schattenboxer. In: Der Freitag. 09/2019.
  27. a b Arne Zillmer: Lange Nacht der Neuen Rechten? Blog. In: Störungsmelder. ZEIT online, 22. Oktober 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. August 2021; abgerufen am 31. Oktober 2019.
  28. a b Margarete Schlüter: Bibliothek des Konservatismus. In: Der Rechte Rand. Ausgabe 172, Mai/Juni 2018.
  29. EKD und „idea“: Streit um evangelisches Medienportal. In: DLF. 5. Dezember 2017.
  30. Jan Rübel: Das junge Gesicht des Konservatismus. In: NZZ. 3. Februar 2015.
  31. Christoph Kluge: Autoritäre Rebellen: Zu Besuch bei der Berliner AfD-Jugend. Vice.com, 26 April 2016.
  32. Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Hamburg 2019, S. 194. (books.google.de)
  33. Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Hamburg 2019, S. 168f. (books.google.de); Martin Machowecz: „Erklärung 2018“: Ein neuer Salon in Berlin. In: Zeit online. 21. März 2018.
  34. mindenki: IMPRESSUM ━ The European Conservative. 10. Februar 2022, abgerufen am 23. April 2024 (amerikanisches Englisch).
  35. Gideon Botsch, Christoph Kopke, Alexander Lorenz: Wie agiert die „Alternative für Deutschland“ vor Ort? Das Fallbeispiel Brandenburg. In: Andreas Zick, Beate Küpper: Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland. Friedrich-Ebert-Stiftung. Dietz, Bonn 2015, ISBN 978-3-8012-0478-5, S. 146–166, hier: S. 163.
  36. Maria Fiedler: Die Strategie beginnt aufzugehen: Wie die rechte Szene ihren Nachwuchs rekrutiert. In: Tagesspiegel. 24. Oktober 2019.
  37. Fanny Lüskow: „Renommierprojekt der Rechten“. In: taz. 9. März 2015.
  38. Eike Sanders, Ulli Jentsch, Felix Hansen: „Deutschland treibt sich ab“. Organisierter „Lebensschutz“, christlicher Fundamentalismus und Antifeminismus. Unrast, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-121-1, S. 89 f.
  39. Martin Horn: Demo in Charlottenburg: Protest gegen rechte Leseratten. In: taz. 13. Februar 2018.
  40. Cay Dobberke: „Ratskeller“ in Charlottenburg mit Steinen beworfen. In: Tagesspiegel. 28. Mai 2018.
  41. Christoph Schäfer: Rechte Räume: Unscheinbar politisch. In: DLF. 28. Mai 2019.

Koordinaten: 52° 30′ 26,6″ N, 13° 19′ 39,4″ O