Bil Spira

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Bil Spira (geboren 25. Juni 1913 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 1. August 1999 in Puteaux) war ein österreichisch-französischer Illustrator und Karikaturist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm (Bil) Spira war der Sohn des Beamten Hugo Spira und der Else Spira. Er besuchte das Gymnasium in der Diefenbachgasse und studierte von 1932 bis 1935 bei Wilhelm Müller-Hofmann an der Kunstgewerbeschule Wien. Schon während des Studiums fertigte er Theaterzeichnungen und Karikaturen für Das Kleine Blatt, die Arbeiter-Zeitung und den Jugendlichen Arbeiter. Nach deren Verbot durch den Ständestaat im Gefolge des Februar 1934 zeichnete er für den Wiener Tag, den Sonntag und für die Stunde. Daneben war er für Jura Soyfer bei verschiedenen Wiener Kleinkunstbühnen als Bühnenbildner tätig.[1]

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde Spira vier Wochen lang von den Nationalsozialisten inhaftiert. Danach gelang ihm die Flucht nach Frankreich. Unter dem Pseudonym Bil Freier zeichnete er unter anderem für Le Rire und für den Basler Nebelspalter.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Spira 1939 als feindlicher Ausländer interniert und als Arbeiter in einer Waffenfabrik in Montluçon eingesetzt. Er konnte entweichen und wirkte in der freien Zone in Marseille bei Varian Fry im Emergency Rescue Committee als Dokumentenfälscher. Spira wurde 1941 von einem Spitzel verraten, vom Vichy-Regime im Internierungslager Le Vernet inhaftiert und am 4. September 1942[2] an Deutschland ausgeliefert. Nach einer Odyssee durch Außenlager der KZ Auschwitz und KZ Buchenwald wurde er bei Kriegsende aus dem KZ Theresienstadt[3] befreit.

Spira kehrte nach Frankreich zurück, das ihn als Widerstandskämpfer ehrte. Er zeichnete, auch unter dem Künstlernamen bil, für Zeitschriften wie Combat, Ici Paris, Action und den Schweizer Nebelspalter, war Umbruchredakteur bei Jour de France und illustrierte auch Bücher für den Zsolnay-Verlag in Wien.

In Wien wurde 2019 der Bil-Spira-Park in Meidling nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Hammerschlag: Der Mond schlug grad halb acht. Grotesk-Gedichte. Herausgeber Friedrich Torberg. Eingeleitet und mit 51 Federzeichnungen von Bil Spira. Wien: Zsolnay, 1972.
  • Karl Hoche: Das Hoche Lied: Satiren und Parodien. Illustrationen Bil (und andere). Wien: P. Zsolnay, 1976.
  • Die Legende vom Zeichner. Wien – Vernet – Groß-Rosen – Paris. Autobiografie. Hrsg. Konstantin Kaiser in Zusammenarbeit mit Vladimir Vertlib. Wien: Döcker, 1997, ISBN 3-85115-225-5.
  • Claude Winkler-Bessone (Hrsg.): Pariser Impressionen: (1935–1939), Bil Spira, Zeichnungen und Karikaturen. Übersetzung aus dem Französischen Uwe Bennert. München: Ed. Kappa, 1998.
  • Claude Winkler-Bessone (Hrsg.): Les camps d'internement français (1939–1942): témoignages d'un dessinateur autrichien. Einführung Jean-Marie Winkler. Vorwort Serge Klarsfeld. Rouen: Publications de l'Université de Rouen, 2000.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckart Früh: Bil Spira. Eigenverlag, Wien 1999.
  • Oliver Bentz: Bil Spira. Künstler, Fälscher, Menschenretter, Pariser Impressionen. Stadtarchiv, Speyer 2013.
  • Claude Winkler-Bessone: Bil Spira. Vom Roten Wien zu den französischen Internierungslagern. Übersetzung Thomas Klinkert. Erich Schmidt, Berlin 2016.
  • Michael Freund (Hrsg. im Auftrag des Jüdischen Museums Wien): Die drei mit dem Stift: Lily Renée, Bil Spira, Peter Paul Porges. Metroverlag, Wien 2019.
  • Oliver Bentz: Spira, Bil. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 105, de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023271-4, S. 301 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Claude Winkler-Bessone: Bil Spira. 2016, S. 19.
  2. Claude Winkler-Bessone: Bil Spira. 2016, S. 137.
  3. Claude Winkler-Bessone: Bil Spira. 2016, S. 160.