Botho Laserstein

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Botho Laserstein (* 31. Juli 1901 in Chemnitz; † 9. März 1955 in Düsseldorf) war ein deutscher Richter und Publizist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laserstein, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, wuchs in Berlin auf, wo er nach dem Abitur Rechts- und Staatswissenschaften studierte. Nach Abschluss des Studiums promovierte er 1925 an der Universität Halle und ließ sich danach als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Er schrieb für die „Weltbühne“ und verfasste zahlreiche zeitkritische Schriften. Wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ verlor er im Mai 1933 die Zulassung als Anwalt. Er emigrierte in die Tschechoslowakei, 1934 nach Frankreich, wo er sich als Deutschlehrer durchschlug. 1936 wurden ihm die deutsche Staatsbürgerschaft und der Doktorgrad aberkannt. 1939 konvertierte er zum Katholizismus und verbarg sich nach dem Einmarsch der Wehrmacht in einem Kloster. Von 1940 bis 1951 arbeitete er als Gymnasialprofessor an katholischen Internaten,[1] zuletzt in Dijon.[2] Seine gesamte Familie – Eltern, Bruder, Ehefrau und Tochter – wurde in den Konzentrationslagern Riga-Kaiserwald und Auschwitz ermordet.

1951 kehrte Laserstein nach Deutschland zurück. Er erreichte seine Einstellung in den Justizdienst in Nordrhein-Westfalen und arbeitete zunächst als Staatsanwalt in Düsseldorf. Waren schon die von ihm verfassten, flott und unterhaltsam geschriebenen Ratgeber, in denen er etwa Beschuldigten Ratschläge für ihr Ermittlungsverfahren gab, unkonventionell für einen Justizangehörigen, so war er insbesondere wegen seines Einsatzes gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe und für eine Reform des Homosexuellenstrafrechts (§ 175) Anfeindungen ausgesetzt. Nach kritischen Äußerungen zur Weisungsgebundenheit der Staatsanwälte wurde er 1953 als Hilfsrichter zum Landgericht Essen strafversetzt. Nachdem er im darauffolgenden Jahr die Schrift Strichjunge Karl mit realistischen Schilderungen des Strichjungen-Milieus veröffentlicht hatte, wurde er im Februar 1955 aus dem Staatsdienst entlassen. Seiner beruflichen Existenz beraubt, ersuchte er in der Benediktiner-Abtei Maria Laach um Aufnahme. Als ihm diese verweigert wurde, nahm er sich sein Leben.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Börne oder: Die Überwindung des Judentums. Wien 1931.
  • Wider den Hellseherschwindel! Der Fall des „Hellsehers“ Harschmann Steinschneider gen. Erik Jan Hanussen. Berlin 1933.
  • Justizmord an Catilina. Vorbilder für Hitlers Sturz. Paris 1934.
  • Gerechte Sache siegt – Wie führe ich meine Zivilprozesse? Duisburg, 1953.
  • Angeklagter stehen Sie auf. Ein lustig-ernster Helfer in Strafsachen. Duisburg 1953.
  • Lasst uns wieder etwas töten! Für und wider die Todesstrafe. Hamburg 1954.
  • Strichjunge Karl. Hamburg 1954, ISBN 3-925443-35-5.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Laserstein, Botho. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 15: Kura–Lewa. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-22695-3, S. 174–179.
  • Die Mönche lehnten ab. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1955 (online). (nicht mehr verfügbar)
  • Herbert Hoven (Hrsg.): Der unaufhaltsame Selbstmord des Botho Laserstein. Ein deutscher Lebenslauf. Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-630-61914-2.
  • Der Fall Laserstein. In: Legal Tribune. 14. November 2010 (lto.de).
  • Ein Schicksal nach 1945: Furchtbare Justiz. In: Die Zeit. 19. Mai 1991 (zeit.de).
  • Bernhard Rosenkranz, Gottfried Lorenz: Botho Laserstein – Kämpfer für ein humanes Strafrecht. In: Hamburg auf anderen Wegen: Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt. Himmelstürmer Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86361-261-0, S. 76–80 (books.google.de).
  • Raimund Wolfert: Botho Laserstein. Anwalt und Publizist für ein neues Sexualstrafrecht. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin/Leipzig 2020, ISBN 978-3-95565-382-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herbert Hoven (Hrsg.): Der unaufhaltsame Selbstmord des Botho Laserstein. Ein deutscher Lebenslauf. S. 10.
  2. Laserstein ist zu keiner Zeit in die USA geflohen, wie in manchen Quellen behauptet wird (so z. B. Caplan, Hannah u. a. Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933–1945 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. München 1983.)