Burgtreswitz

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Burgtreswitz
Markt Moosbach
Koordinaten: 49° 36′ N, 12° 23′ OKoordinaten: 49° 35′ 42″ N, 12° 23′ 25″ O
Höhe: 505 m
Einwohner: 278 (31. Dez. 2012)[1]
Eingemeindung: 1. April 1971
Postleitzahl: 92709
Vorwahl: 09656
Burgtreswitz (2021)
Burgtreswitz (2021)

Burgtreswitz ist ein Ortsteil des Marktes Moosbach im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Es liegt etwa einen Kilometer nordwestlich von Moosbach an der Pfreimd. Über dem Tal erhebt sich das ehemalige Schloss.

Burg in Treswitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historischer Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1218 mit der Nennung des Ritters Pernoldus von Draeswitz als Ministerialer der Grafen von Ortenburg-Murach. Bereits davor ist slawische Aktivität überliefert, die Gründung des Ortes ist vermutlich darauf zurückzuführen. 1272 kam die Burg in den Besitz der Wittelsbacher, gegründet wurde sie im 12. Jahrhundert von den Sulzbachern.

Vor den Wittelsbachern herrschten im 12. und 13. Jahrhundert die Ritter von Draeswitz. Die folgenden 300 Jahre wurde Treswitz der „Pfalz bei Rhein“ zugerechnet. In dieser Zeit wurde Treswitz zu einer mächtigen Burg erweitert.

1304 wurde Konrad II von Paulsdorf als erster Pfleger in Burgtreswitz genannt. Das Amt Treswitz umfasste die Gebiete um Moosbach, Eslarn und Waidhaus. 1410 erhielt Treswitz die niedere Gerichtsbarkeit, 1585 die hohe Gerichtsbarkeit. 1594 erfolgte der Zusammenschluss der Pflegeämter Treswitz und Tännesberg mit Sitz in Burgtreswitz. Erst 1628 wurde Treswitz wieder bayerisch und demzufolge ein kurbayerisches Pflegamt und Gericht.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1634 durch kaiserliche Truppen zerstört. Der Wiederaufbau zog sich in mehreren Abschnitten über Jahrzehnte hin. 1690 wurde die erste heilige Messe in der neuen Schlosskapelle „Zur Unbefleckten Empfängnis“ gefeiert.

Die Lichtenstern-Pfleger brachten Treswitz im 18. Jahrhundert einen großen Aufschwung mit der Schaffung eines Landgerichts als Höhepunkt. Der Einzugsbereich erfasste die Orte Vohenstrauß, Moosbach, Pleystein, Eslarn, Waidhaus, Tännesberg, Waldthurn und Leuchtenberg. 1809 wurde das nahegelegene Vohenstrauß Gerichtsort und die Bedeutung der Ortschaft und des Schlosses schwand.

Einfahrt zur Burgtreswitz

Von 1734 bis 1735 und erneut 1779 bis 1786 fanden Umbauten statt, in deren Verlauf der Turm abgebrochen und ein neues Torgewölbe errichtet wurde.[2][3]

Das Schloss in heutiger Form[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die zur Burg und zum Amt Treswitz gehörenden Wirtschafts-Grundstücke verkauft. Das Schlossgebäude verfiel trotz mancher Sanierungsarbeiten im Jahre 1786 zusehends. Frost- und Sturmschäden der Jahre 1786 und 1788 wurden im Hinblick auf eine später mögliche Verlegung des Amts in die Friedrichsburg nach Vohenstrauß nur noch notdürftig behoben.

In den Jahren 1810 bis 1813 erwarb die Gemeinde Burgtreswitz das Schloss und verkaufte den Nordwestflügel sowie die Burgkapelle an Prälat Magnus Singer weiter. Dieser nutzte die Gunst der Stunde und veräußerte wertvolle Inventarstücke des Gotteshauses sowie seinen Anteil weiter.

Das Gebäude diente in den folgenden Jahren als landwirtschaftlicher Betrieb, Gastwirtschaft und Brauerei, die neue Nutzung brachte auch wieder Aufschwung: Die Schlossbrauerei versorgte sechzig Gasthäuser in der Umgebung mit Bier, der kalte Steinkeller zwei Etagen unter dem Schloss war dabei ein Standortvorteil und gab die Gewähr für stets kühles Bier. 1938 stellte der Familienbetrieb Schön die Brauerei ein.

1942 hatte das Gebäude einen erneuten Eigentümerwechsel: Der Berliner Ingenieur Egon Krüger wurde neuer Schlossherr. Der Künstler Kurt Benning lernte ihn 1969 kennen und porträtierte ihn erstmals fotografisch.[4] Später kehrte er mehrmals zurück und dokumentierte die Spuren des Lebens wie auch des Verfalls, worüber er auch in Texten reflektierte.[5] Letztlich entstand eine Rauminstallation mit Fotos, Relikten und einem Film, die im Kölner Museum Kolumba 2016/2017 erstmals in vollem Umfang gezeigt wurde und in dessen Eigentum sie sich befindet.[6]

Schließlich erwarb der Markt Moosbach im Jahre 1983 die Anlage mit 4867 Quadratmetern Grund im Wege des Vorkaufsrechts für nur 9000 Mark. Dies spiegelte jedoch bedauerlicherweise den tatsächlichen Wert wider: Das Dach war undicht, der Dachstuhl stark lädiert, die Mauern waren mit Schwamm und Pilz befallen. Die Außenwände rückten weiter talwärts, so dass die Statik nicht mehr stimmte und große Teile des Schlosses eingestürzt oder gefährdet waren.

Um den weiteren Verfall zu stoppen, wurde sofort mit den Sicherungsarbeiten begonnen.[7]

Der Förderverein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine umfassende Sanierung des Schlosses mit geschätzten Kosten von weit mehr als fünf Millionen Euro war für kommunale Träger nicht zu stemmen. 1985 wurde mit Hilfe der Gemeinde Moosbach der Förderverein gegründet. Bis heute wurden von den Mitgliedern des Vereins mehr als 30 000 Arbeitsstunden ohne jede Bezahlung geleistet.

Als besondere Ziele sind in der Satzung aufgeführt:

  • Förderung der Erhaltung und Restaurierung des Schlosses
  • Erhaltung des Eigentums der öffentlichen Hand
  • Zuführung des Schlosses zur kulturellen und heimatkundlichen Nutzung
  • Intensivierung der Geschichtsforschung
  • Weckung des öffentlichen Interesses für die Belange des Schlosses

Der „Bautrupp“ des Fördervereins ist besonders beachtenswert. In den unentgeltlichen Arbeitsstunden hat er die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass heute die Nutzung des Schlosses überhaupt möglich ist. So entrümpelte der Bautrupp das gesamte Schloss und das Grundstück. Er errichtete im Dachgeschoss Holzstege, baute Treppen und neue Fußböden ein, setzte neue Fenster, renovierte die Gaststube, verlegte in mühevoller Arbeit das Granitpflaster im Torbau, errichtete eine WC-Anlage, schuf die Museumsräume und vieles andere mehr.

Durch diese Arbeiten gelang es dem Förderverein, das Schloss wieder mit Leben zu erfüllen. Es gilt heute als kultureller Mittelpunkt der Marktgemeinde Moosbach.

Dem Verein wurden bereits diverse Preis und Ehrungen zuteil, so wurde der Förderverein Schloss Burgtreswitz e. V." im Jahre 2006 mit dem Kulturpreis des Landkreises Neustadt an der Waldnaab ausgezeichnet. 2008 folgte die Verleihung des Ehrenzeichens des Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt durch den Neustädter Landrat an den Bautrupp. Am 28. Juli 2009 wurde der Förderverein mit dem Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung ausgezeichnet.

Gemeinde Burgtreswitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die selbständige Gemeinde Burgtreswitz wurde am 1. April 1971 aufgelöst und in den Markt Moosbach eingegliedert.[8]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1875–1950
Jahr Einwohner[9] Gebäude
1871 377 133[10]
1885 446 56[11]
1900 363 55[12]
1928 353 58[13]
1950 404 61[14]
1964–2016
Jahr Einwohner Gebäude
1961 321 64[15]
1970 263 k. A.[16]
1987 338 91[17]
2011 265 k. A.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 11. Juli 1885 gründeten 29 Männer im Gasthof „Zum goldenen Löwen“ die Freiwillige Feuerwehr Burgtreswitz. Am 1. April 1971 kam Burgtreswitz im Rahmen der Gebietsreform in Bayern zur Gemeinde Moosbach.

Im Schloss befinden sich ein Heimatmuseum, ein Jagd- und Fischereimuseum und eine Info-Stelle des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald mit Dauerausstellung. Seit 1997 findet jedes Jahr im Schloss Burgtreswitz Freilichttheater statt. Weiterhin sind zahlreiche Veranstaltungen im Schloss etabliert worden mit diversen Festen, historischen Märkten und Führungen sowie Konzerten aller Art. Die neugotische Filialkirche Mariä Unbefleckte Empfängnis wurde in den Jahren 1857 bis 1859 von der Gemeinde Burgtreswitz statt der verfallenen Schlosskapelle errichtet. Die Inneneinrichtung mit einem reichverzierten Hochaltar des 17. Jahrhunderts und sehenswerter Kanzel stammt aus der alten Schlosskapelle. Vor der Kirche befindet sich das Kriegerdenkmal, ein Granitobelisk.

Die heutige Brücke über die Pfreimd entstand um 1910. Unterhalb der Brücke steht eine Steinfigur des heiligen Nepomuk, wohl Mitte 18. Jahrhundert.

An der Straße nach Moosbach steht die Kapelle St. Sebastian aus dem 19. Jahrhundert. Dort befindet sich ein Säulenbildstock aus dem Jahr 1717.

Quelle:[19]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rathaus Moosbach, Stichtag: 31. Dezember 2012
  2. Poblotzki, Siegfried: „Geschichte des Marktes Moosbach“. Moosbach 1982
  3. Der Schlossführer, Schloss Burgtreswitz
  4. Fotoserie, Homepage Nachlass Kurt Benning Archiv. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
  5. Text „Burgtreswitzmensch“, Homepage Nachlass Kurt Benning Archiv. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
  6. Seite zur Ausstellung, Kolumba. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
  7. Der Neue Tag vom Sa. 29. / So. 30. August 2009, Magazin
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 586.
  9. https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/landesbeschreibungen-orte
  10. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 984, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  11. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 930 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 972 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 989 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 851 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 626 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 131 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 263 (Digitalisat).
  18. http://atlas.zensus2011.de/
  19. Webpräsenz des Fördervereins

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burgtreswitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien