Carl Haeberlin (Mediziner)

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Carl Haeberlin (* 15. Dezember 1870 in Ranchi, Indien; † 12. November 1954 in Wyk auf Föhr) war ein deutscher Arzt und Heimatforscher. Er gründete das nach ihm benannte Dr. Carl-Haeberlin-Museum (Friesenmuseum) in Wyk auf Föhr.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haeberlin wurde als Sohn eines evangelischen Missionars in Indien geboren. Die Familie kehrte 1873 nach Deutschland in den Schwarzwald[1] zurück und siedelte sich in Schwaben an, wo Haeberlin seine Jugendzeit verbrachte. Er besuchte Gymnasien in Ludwigsburg, Stuttgart und Heilbronn.[1]

Er studierte Medizin in Göttingen, München und Tübingen, wo er 1895 das Staatsexamen ablegte und promovierte. Seinen Militärdienst leistete er in Straßburg. Danach war er in Tübingen und Stuttgart als Assistenzarzt tätig, bevor er eine psychiatrische Studienreise nach Paris unternahm.[1] 1902 siedelte er nach Wyk auf Föhr über und eröffnete dort eine Arztpraxis. Im selben Jahr wurde er Mitbegründer und Vorsitzender des Naturwissenschaftlich-kulturhistorischen Vereins Föhr. Neben seiner Tätigkeit als Badearzt beschäftigte Haeberlin sich auch intensiv mit der Meeresheilkunde, naturwissenschaftlichen Themen und volkskundlicher Forschung. Zudem war er Mitglied einer Druiden-Loge.[1]

1906 veröffentlichte Haeberlin die Wyker Chronik anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Ortes, 1919 die Chronik des Seebades Wyk zum 100-jährigen Bestehen des Seebades.

Das Heimatmuseum von Wyk (heute: Friesenmuseum) im Ortsteil Boldixum, das er 1906 initiiert und 1908 gegründet hatte und das sich mit Brauchtum, Geschichte, Volkskunst und der früheren Lebensweise auf der Insel beschäftigt, wurde 1927 in Anerkennung seiner Dienste nach ihm benannt. In der Ausstellung befinden sich unter anderem Exponate aus der Wikingerzeit, der Seefahrt, Gemälde mit lokalen Motiven – unter anderem Werke des Föhrer Malers Paul Lehmann-Brauns.

Mit Carl Gmelin beteiligte er sich seit 1925 am Aufbau der bioklimatischen Forschungsanstalt in Wyk, die 1928 eingeweiht wurde.[1]

Haeberlins Witwe Leonore starb am 27. April 1994 in Wyk auf Föhr im Alter von 94 Jahren.[2]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1940: Carl-Haeberlin-Straße in der Altstadt von Wyk auf Föhr
  • 1946: Ehrenprofessur, verliehen durch den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein
  • 1954: Großes Bundesverdienstkreuz

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Inselfriesische Volkstrachten vom XVI. bis XVIII. Jahrhundert. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Bd. 56 (1927), S. 170–252.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Schulze: Prof. Dr. med. Carl Haeberlin. In: Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte, Bd. 80 (1956), S. 9f. (Digitalisat).
  • Uwe Zacchi: Menschen von Föhr: Lebenswege aus drei Jahrhunderten. Boyens & Co., Heide 1986, ISBN 3-8042-0359-0, S. 44–49.
  • Jakob Tholund: Unsere Sonne ist der Wind. Erinnerungen an Carl Haeberlin (= Schriftenreihe des Dr. Häberlin-Friesenmuseums Wyk auf Föhr. Neue Folge 13). Husum 1996.
  • Sibbern Sibbersen: Carl Häberlin (1870–1954) – sein Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Meeresheilkunde und zur Kulturgeschichte Nordfrieslands. Medizinische Dissertation, Kiel 1983.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen II (A–H). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 21, 2002, S. 490–518; S. 510
  2. Horst Rothe: Große und kleine Ereignisse in Wyk: Eine Chronik der Stadt Wyk auf Föhr der Jahre 1985 bis 2007. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 3-8370-2543-8, S. 338.