Christian Schulze (Bildhauer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sandsteinplastik Stehende 1977
Frau mit Ziegenbock. Hotel Bellevue, Dresden 1986
Nosseni-Altar in der Loschwitzer Kirche
Lebensbrunnen Frankfurt/Oder
Mendelssohn-Denkmal in Leipzig
Semperoper Dresden, Psyche
Dresden. Modell Altanbrüstung im großen Schlosshof
Zwickauer Marienkirche Skulptur Ruth, 2015

Christian Schulze (* 13. Oktober 1946 in Biesnitz, heute Görlitz) ist ein deutscher Bildhauer und Restaurator und lebt in Dresden.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Schulze wurde 1946 in Biesnitz als Sohn eines Dekorationsmalers geboren und wuchs auch in diesem Görlitzer Vorort auf. Sein Vater, der als Jugendlicher die Malschule Johannes Wüsten in Görlitz Kahle 7 besucht hatte, war mit dem gelernten Maler und einstigem Studenten der Breslauer Kunstakademie Walther Rhaue befreundet, der auf dem Nachbargrundstück seit 1927 eine künstlerisch ambitionierte Töpferei betrieb. Dort entdeckte er schon früh seine besondere Liebe zum Material Ton. Später besuchte er als Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung für eine Lehre in der Porzellanmanufaktur Meißen den Mal- und Zeichenzirkel von Werner Panitz, einem Meisterschüler Otto Muellers. Während der Ausbildung zum Porzellandreher in Meißen von 1963 bis 1966 wurde er künstlerisch durch Lothar Sell und Peter Strang gefördert. Von 1966 bis 1971 absolvierte er ein Studium bei Gerd Jaeger, Herbert Naumann und Walter Arnold an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.[1] Im Anschluss an seine Diplomarbeit, den Entwurf und die Ausführung einer Porzellanwand für das Treppenhaus des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der Feinkeramischen Industrie der DDR in Meißen (WTK), arbeitete er von 1971 bis 1974 als Entwurfsbildhauer in diesem Institut.[2]

Seit 1974 ist er freiberuflich in Dresden tätig. Von 1975 bis 1978 erhielt er ein Förderstipendium für junge Künstler. Studienreisen führten ihn ins Baltikum, nach Polen und Ungarn. Da ihm über Jahre hinweg als Arbeitsraum nur das eigene Wohnzimmer in einem alten Dresdener Bauernhaus und später in einer Mansarde zur Verfügung stand, konzentrierte er sich in dieser Zeit hauptsächlich auf die ganzjährig im Freien mögliche Arbeit in Sandstein. Es entstand, zum Teil bei Bildhauersymposien, eine Reihe von größeren Arbeiten für den öffentlichen Raum.[3]

1979 wurden für die originalgetreue Wiederherstellung des Zuschauerraums der Dresdner Semperoper Bildhauer gesucht wurden. Er nutzte die seit Beendigung des Studiums erstmalige Chance, unter guten Arbeitsbedingungen in dem eigens errichteten provisorischen Bildhauer-Gemeinschaftsatelier der Semperoper größere Arbeiten in Ton modellieren zu können. 1982 nach Abschluss der dortigen Bildhauerarbeiten konnte er erstmals in ein eigenes Atelier einziehen. Er ließ sich einen Keramikbrennofen bauen und begann vorrangig in Terracotta zu arbeiten. Schon bald fand er dabei zu einer eigenen materialgerechten, etwas abstrakteren Form.

Da man in Sachsen nach Kräften versuchte, die unzähligen Wunden, die der Zweite Weltkrieg am historischen Erbe hinterlassen hatte, wieder zu schließen, erhielt er in den folgenden Jahrzehnten weiterhin viele anspruchsvolle und interessante Aufgaben im Bereich Rekonstruktion und Restaurierung, versuchte aber trotz oft hoher Arbeitsbelastung stets, auch seine freie künstlerische Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Förderstipendium der Stiftung Kulturfonds 1992 war Anerkennung und Unterstützung zugleich. Allerdings sah er inzwischen, dass seine materialgerecht entwickelte keramische Formenwelt sich stets auf ein Spiel mit Proportionen beschränken würde. Auch bei der Arbeit mit Sandstein galt es, Rücksicht auf das Material zu nehmen. Nun suchte er eine Möglichkeit, unmittelbar und gut verständlich mit der Sprache des Bildhauers auf Erlebtes reagieren zu können. Über das Interesse am menschlichen Körper hinaus wollte er auch Gefühle und menschliche Individualität ausdrücken. Systematisch begann er ohne Rücksicht auf künftige Materialumsetzungen zu untersuchen, wie bewusste Proportionsveränderungen, individuelle Körperformen, Mimik, Gestik und starke Bewegungen der Figur im Raum in den Dienst der jeweiligen Aussage gestellt werden können. Gelingt es, starke Formveränderungen einer Figur miteinander ins Gleichgewicht zu bringen, können sie als natürliche Körperformen wahrgenommen werden. 2004 zeigte er erstmals öffentlich Ergebnisse seiner weiter im Wandel begriffenen neuen Arbeitsweise. Suchte er anfangs den konsequenten Bruch mit seiner bisherigen Arbeitsweise, so strafften und bereicherten gebaute Binnenformen bald wieder stärker seine Plastiken. Stets sucht er nach der großen Form, die ein Thema sofort erschließen kann, will aber im Detail ohne Abschweifungen nah am Menschen bleiben.[4]

Ausstellungsbeteiligung, Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1974: Junge Künstler der DDR, Frankfurt (Oder)
  • 1975: Dresdner Bildhauer, Dresden, Glockenspielpavillon im Zwinger, Dresden
  • 1979: 10. Bezirksausstellung Dresden
  • 1980: Junge Künstler der DDR, Frankfurt (Oder)
  • 1985: Zu neuen Glanz, Semperoper Dresden
  • 1986: Staatlicher Kunsthandel der DDR, Berlin
  • 1990: Galerie-Atelier Bihlmann, Leonberg
  • 1991: Kleine Galerie, Radebeul
  • 1991: Galerie am Friedrichsplatz, Mannheim
  • 1992: Handzeichnungen und Kleinplastiken Galerie Rähnitzgasse Dresden
  • 1994: Ernst-Rietschel-Kunstpreisvergabe, Pulsnitz
  • 2004: Dresdner Künstler unter der steinernen Glocke, Sächsisches Finanzministerium Dresden
  • 2005 bis 2010: Sonderausstellung zum Wiederaufbau der Frauenkirche, Stadtmuseum Dresden
  • 2013: Skulpturensommer Pirna[5]
  • 2013 Galerie ArtDocks, Bremen
  • 2022: Figürliche Plastik von Christian Schulze in der Galerie Budissin in Bautzen

Personalausstellungen, Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993: Christian Schulze: Skulpturen; Leonhardimuseum Dresden
  • 1994: Galerie Goppelsröder, Bretten
  • 2001: Ausstellung zum Nosseni-Altar, Villa Eschebach, Dresden
  • 2012: Kunstpavillon Heringsdorf
  • 2013: Nikolaikirche Görlitz

Werke, Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1974: Liegende, Sandsteinplastik am Nürnberger Ei in Dresden[6]
  • 1975: Kleine Hockende, Sandsteinplastik, Stadtmuseum Dresden
  • 1975 bis 1980: Vier Jahreszeiten, Betonreliefs, Striesener Straße Dresden[7]
  • 1977: Stehende, Sandsteinplastik Sternplatz Dresden[8][6]
  • 1978 bis 1979: Sandsteingruppe für 71. POS (Polytechnische Oberschule) Wilhelm Dieckmann, Franzweg, Dresden
  • 1978 bis 1985: Leben, Sandsteinbrunnen mit Skulpturengruppe, Frankfurt (Oder)
  • 1979 bis 1982: Rekonstruktion der Plastiken Amor und Psyche, der Reliefs Pegasus und Sphinx sowie von Schmuckelementen der Rangbrüstungen, alles Stuckgips, Semperoper Dresden
  • 1985 bis 1986: Frau mit Ziegenbock Sandsteingruppe, Garten am Hotel Bellevue, Dresden
  • 1985 bis 1988: Rekonstruktion von sechs überlebensgroßen Postarbeiterstatuen Stuckplastiken, Museum für Kommunikation Berlin
  • 1987–1990: Fruchtbarkeit, drei Terrakottastelen, Borthen, jetzt Dohna[9]
  • 1990: Rekonstruktion des plastischen Schmucks der Hauptfassade, Schauspielhaus Dresden
  • 1990 bis 1991: Gebändigte Flammen, Terracottastele, Meißen.
  • 1992: Restaurierung eines gotischen Schlangengewölbes, Antragetechnik, St. Marien, Zwickau
  • 1992 bis 1996: Restaurierung der Schönen Tür, Sandstein, Annenkirche in Annaberg
  • 1993 bis 1994: Rekonstruktion des plastischen Innenraumschmucks, überwiegend Stuck, Italienisches Dörfchen, Dresden
  • 1993 bis 1995: Rekonstruktion des plastischen Schmucks der Rangbrüstungen, Deckenvoute, und Proszensiumslogen – Stuck, Schauspielhaus Dresden
  • 1994: Rekonstruktion einer Hand, Sandstein, Tulpenkanzel im Freiberger Dom, Freiberg
  • 1994: Rekonstruktion der gotischen Kopfkonsole K.Tretwein – Sandstein, Dom St. Marien, Zwickau
  • 1994 bis 1995: Restaurierung des Figurenprogramms der Südfassade und des Brautportals – Kalkstein, St. Marien, Zwickau
  • 1995 und 2000: Restaurierungsarbeiten im Hohen Chor im Meißner Dom
  • 1995: Emporenbrüstung, 1:1 Modell, Frauenkirche Dresden
  • 1996 bis 1997: Emporentragkonsole, 1:1 Modelle, Frauenkirche Dresden
  • 1997: Strahlenkranz mit Wolkenband, 1:1 Modell für Turmkreuz – Frauenkirche Dresden
  • 1998 bis 2000: Restaurierung bzw. Rekonstruktion der bildhauerischen Elemente des Nosseni-Altars, Stuckmarmor und Alabaster, Loschwitzer Kirche Dresden[10]
  • 2001: Rekonstruktion von zwei Brüstungsfeldern des Altlans, 1:1-Modelle für Sandstein, Residenzschloss Dresden
  • 2001: Restaurierung des Lettners der Klosterkirche Wechselburg
  • 2002–2003: der Orgelprospekt, 1:1 Modell für Holz, Frauenkirche Dresden
  • 2005 bis 2008: Rekonstruktion Mendelssohndenkmal, Modelle für Bronzeguss, Leipzig
  • 2007: Rekonstruktion des Verkündigungsengels, Kalkstein, St. Marien, Zwickau
  • 2008: Rekonstruktion einer Supraporte, 1:1 – Modell Englische Treppe, Residenzschloss Dresden
  • 2010: Restaurierung von vier Puttengruppen, Stuck, Annenkirche Dresden[11]
  • 2011: Restaurierung des Figurenprogramms und des Ziergiebels der Nordfassade in Kalkstein bzw. Sandstein, St. Marien, Zwickau
  • 2013 bis 2014: Rekonstruktion von 2 figürlichen Konsolsteinen, Sandstein, St. Marien, Zwickau
  • 2014 bis 2015: Rekonstruktion von 2 Pilasterreliefs und der Baumeisterbüste am Südwest-Treppenturm, Modelle für Sandstein, Residenzschloss Dresden
  • 2015: Rekonstruktion Figur Ruth, Kalkstein, St. Marien, Zwickau
  • 2016: Entwurf und Ausführung einer neuen Gloriole für den Altar, Holz, Stuck, Annenkirche Dresden

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rat des Bezirkes Dresden, Verband Bildender Künstler der DDR: Ausstellungskatalog: 10. Bezirksausstellung Dresden; 16. September bis 11. Dezember 1979.
  • Werner Klugmann: Sie zieren das Stadtbild, Brunnen in Frankfurt (Oder); Tageszeitung Neuer Tag Frankfurt (Oder); 31. Oktober 1987.
  • Ausstellungskatalog Galerie-Atelier Heide Bihlmann, Leonberg; 16. September bis 14. Oktober 1990.
  • Ausstellungskatalog, Handzeichnungen und Kleinplastiken Galerie Rähnitzgasse Dresden; 2. Februar bis 22. März 1992.
  • Stadtverwaltung Dresden, Christian Schulze: Skulpturen und Reliefs, Leonhardimuseum Dresden, Ausstellungskatalog, 1992. Januar 14 bis Februar 16.
  • Stadtverwaltung Dresden, Christian Schulze: Skulpturen, Leonhardimuseum Dresden Ausstellungskatalog, 1993. Januar 16 bis Februar 14.
  • Gerlinde Adam: Freiraum auf unverzichtbare Werte; Sächsische Zeitung; 12. Januar 1992 Januar.
  • Ingrid Roßki: Marmor, Gips und 200 Teile fügen sich zum Kunstwerk, Nosseni-Altar Loschwitzer Kirche Dresden; Sächsische Zeitung; 4. August 1995.
  • Ingrid Roßki: Aug in Auge mit den Altarfiguren, Nosseni-Altar Loschwitzer Kirche Dresden; Sächsische Zeitung; 29. November 2000.
  • R. Bonß: So schön und doch nur ein Modell, Orgelprospekt Frauenkirche Dresden; Sächsische Zeitung; 24. Dezember 2002.
  • Heike Sabel: Überraschendes Wiedersehen, Ausstellung Leonhardi-Museum, Fruchtbarkeitsstele Borthen (jetzt Dohna); Sächsische Zeitung; 5. März 2013.
  • Hertha Fürch: Galerie F Dresden: Ausstellungskatalog: Dresdner Künstler unter der steinernen Glocke; Sächsisches Finanzministerium Dresden; 16. November bis 17. Dezember 2004; S. 19ff
  • Barbara Bechter: Ausstellungskatalog: Die Frauenkirche zu Dresden; Stiftung Frauenkirche Dresden; 2005; S. 135ff.
  • Christine Baumsteiger-Uhlig: Dresdner Engel bayrisch – barock; Süddeutsche Zeitung vom 10. März 2004; S. 50
  • Thomas Lehmann: Das Turmkreuz ist wieder da. In: Sächsische Zeitung 22. April 2004.
  • Kasi: Gebäude nach Senkung angehoben, St. Marien Zwickau; Freie Presse Zwickau; 6. Januar 1996. S. 8
  • Bernd Klempnow: Sinn für die Kunst der alten Meister, Schauspielhaus Dresden; Sächsische Zeitung; 28. April 1994.
  • Christine Reuther: Die Kirchen des Elbhanges, Loschwitzer Kirche; Der Sonntag; 27. Juni 1999 Juni
  • Heinrich Magirius: Intimer Theaterraum von nobler Gestalt, Schauspielhaus Dresden. In: Sächsische Zeitung 5. September 1995.
  • Andy Dallmann: Selbst ist der Skulpteur; Atelier-Galerie Christian Schulz; Sächsische Zeitung, 14. Mai 2008
  • Ingrid Roßki: Von Starrköpfen gerettet, Loschwitzer Kirche; Dresdner Stadtrundschau – Geschichte; 20. Januar 2003.
  • Ackermann: Schönheitskur für einen Altar, Nosseni-Altar; Morgenpost Dresden; 9. September 1998
  • Matthias Donath: Spitzeisen & Injektion, 800 Jahre Bauen am Meißner Dom, Hochstift Meißen, Verlag Gering Verlagsgesellschaft mbH Merseburg, 1997, S. 20ff
  • Daniel Jacob: Skulpturenführer Dresden: Von Aphrodite bis Zwillingsbrunnen, ISBN 3-942098-05-9, S. 115.
  • Landeshauptstadt Dresden, Kulturamt: Der 26er Ring Dresden – Kunst im öffentlichen Raum; Stoba Druck GmbH Lambertswalde, Dezember 1996, S16

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Christian Schulze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archiv der Hochschule für bildende Künste Dresden
  2. Internetseite Christian Schulze
  3. Archiv Christian Schulze
  4. Internetseite Christian Schulze
  5. Skulpturensommer 2013 (Memento vom 26. Februar 2019 im Internet Archive), Faltblatt der Stadt Pirna
  6. a b Skulpturen und Plastiken überall in Dresden: Figuren auf Plätzen, in Wohngebieten und Grünanlagen. In: Das schöne Detail. Abgerufen am 16. November 2020.
  7. Archiv Christian Schulze
  8. Daniel Jacob: Skulpturenführer Dresden: Von Aphrodite bis Zwillingsbrunnen, ISBN 3-942098-05-9, S. 115
  9. Archiv Christian Schulze
  10. Loschwitzer Kirche (Memento vom 6. Juli 2022 im Internet Archive)
  11. Archiv Christian Schulze