Droxicam

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Droxicam
Allgemeines
Freiname Droxicam
Andere Namen
  • 2H,5H-1,3-Oxazin(5,6-c)(1,2)benzothiazin-2,4(3H)-dion,5-methyl-3-(2-pyridinyl)-6,6-dioxid (IUPAC)
  • Droxicamum (Latein)
Summenformel C16H11N3O5S
Kurzbeschreibung

weißer bis blassgelber Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 90101-16-9
PubChem 65679
ChemSpider 59108
DrugBank DB09215
Wikidata Q5308701
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M01AC04

Wirkstoffklasse

Nichtsteroidales Antirheumatikum

Wirkmechanismus

Cyclooxygenase-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 357,34 g·mol−1 [2]
Aggregatzustand

fest[3]

Schmelzpunkt

259–261 °C[1][4]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[5]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​332​‐​335
P: 261​‐​280​‐​305+351+338[5]
Toxikologische Daten

6192 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[6] (m)
8841 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[7] (w)
1434 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[6] (m)
1994 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[7] (w)

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Droxicam ist ein(e) Prodrug von Piroxicam, weshalb ihm ähnlich analgetische, antiphlogistische und antipyretische Eigenschaften zugeschrieben werden.[8] Das Oxicam wird als nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) eingesetzt.

In Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist kein Präparat mit diesem Wirkstoff zugelassen.[9][10][11]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1982 wurde erstmals von Provesan SA ein Patent zu Droxicam angemeldet.[12] Hinter der Entwicklung standen Esteve, Almirall, die Angelini-Gruppe und Johnson & Johnson.[13]

Der europäische Ausschuss für Arzneispezialitäten (CPMP) empfiehlt eine Suspendierung der Zulassung seit Dezember 1994 wegen Verdachts auf schwerwiegendere hepatoxische Nebenwirkungen als bei anderen zugelassenen Oxicamen – auch als von Piroxicam.[14][15][16] In einigen europäischen Staaten, zum Beispiel in Spanien, ist es weiterhin als Arzneimittel verfügbar.[17] In Pakistan wurde es 1995 gegen rheumatoide Beschwerden zugelassen.[13]

Gewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synthese aus Piroxicam mit Triphosgen ergibt zu etwa 83 % Droxicam.[18]

In der Literatur werden mehrere Kondensationsverfahren beschrieben.[19]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Standardbedingungen tritt Droxicam als kristallines Pulver blasser, hellgelber Färbung auf. Wegen seiner Verstoffwechslung zu Piroxicam findet der Stoff medizinische Verwendung.[8]

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pharmakodynamik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das beim Abbau entstehende Piroxicam bewirkt eine reversible Blockade der Prostaglandin-Synthese durch Hemmung der Cyclooxygenase.[20]

→ Siehe Wirkungsmechanismus von Piroxicam.

Pharmakokinetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Droxicam wird im gastrointestinalen Trakt metabolisiert, nach oraler Einnahme tritt der ursprüngliche Wirkstoff nicht im Blut auf.[21] Die weitere Verstoffwechslung als Piroxicam findet in der Leber über Cytochrom P450 2C9 statt. Die Plasmahalbwertszeit des aktiven Metaboliten wird mit etwa 50 Stunden angegeben.

Die Bioverfügbarkeit wird mit der von Piroxicam gleichwertig als nahezu absolut angesehen und sinkt bei gleichzeitiger Gabe von Antazida nicht maßgeblich.[22]

Aufgrund der mit Piroxicam vergleichbaren Plasmahalbwertszeit wird es einmal täglich genommen, wodurch es nach einigen Tagen ein Fließgleichgewicht erreicht. Die übliche Tagesdosis wird in Form einer Kapsel eingenommen.[23]

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bei Monopräparaten ausgewiesenen Nebenwirkungen sind wie bei Piroxicam, Hautausschlag, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Ödeme, Hepatitis, Cholestase, Colitis, Nephritis, Unwohlsein, Phototoxie, Purpura Schönlein-Henoch, Haarausfall und erhöhter Blutdruck.

Bei Blutbildungsstörungen und Magen-Darm-Geschwüren ist Droxicam kontraindiziert. Während der Stillzeit und einer Schwangerschaft sollte das Mittel nicht angewendet werden.

Bei einer Auswertung nationaler Datenbanken für Nebenwirkungen 2006 in Spanien ergaben sich erhöhte Leberschäden in Zusammenhang mit Droxicam.[17]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Droxicam wird nur in wenigen Ländern als Arzneimittel vertrieben.

Humanpräparate
Dobenam (I), Drogelon (E), Droxar (I), Droxicam (BG, E), Ferpan (E), Ombolan (AR, BR, E), Pareston (E), Precam[13][24][25]
Chemikalien
AK129765, E-3128

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Eintrag zu Droxicam bei Toronto Research Chemicals, abgerufen am 1. Februar 2016 (PDF).
  2. D07267 bei KEGG, abgerufen im Februar 2016.
  3. Datenblatt von CAS-Nummer: 90101-16-9 bei Santa Cruz Biotechnology, Inc. (englisch), abgerufen am 22. Februar 2016.
  4. Pharmazeutische Stoffliste, 12. Ausgabe 2001, Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker.
  5. a b Sicherheitsdatenblatt Arkpharm USA: Droxicam, 98%, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  6. a b Droxicam bei ChemIDplus (englisch)
  7. a b Patent US4563452A: Derivatives of oxazinobenzothiazine-6,6-dioxide. Angemeldet am 8. Juni 1983, veröffentlicht am 7. Januar 1986, Anmelder: Provesan S.A, Erfinder: Josè Esteve Soler.
  8. a b Droxicam im ChEBI, abgerufen am 21. Februar 2016. (englisch)
  9. Rote Liste Online. Abgerufen im Februar 2016.
  10. Suche nach ATC M01AC04 im Arzneispezialitätenregister der AGES – Februar 2016.
  11. Droxicam im Arzneimittel-Kompendium der Schweiz – Februar 2016.
  12. Patentanmeldung FR2528433: Derivatives of oxazinobenzothiazine-6,6-dioxide. Angemeldet am 15. Juni 1982, veröffentlicht am 16. Dezember 1983, Anmelder: Provesan SA, Erfinder: José Esteve Soler.
  13. a b c Droxicam bei Adis Insight, abgerufen am 22. Februar 2016.
  14. Consolidated List of products whose consumption and/or sale have been banned, withdrawn, severely restricted or not approved by Governments, United Nations, 2003, S. 116 (Edition 2005) (englisch), abgerufen am 16. Februar 2016.
  15. Suche nach M01AC04 bei ChemInfo (Memento des Originals vom 23. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cheminfo.charite.de Withdrawn Drugs, abgerufen am 23. Februar 2016.
  16. F1 Pérez-Aguilar, Berenguer M, Ramírez-Palanca JJ, Payà A, Vera-Sempere FJ, Sánchez-Cuenca JM, Berenguer J.: [Chronic autoimmune hepatitis following cholestatic hepatitis caused by droxicam]. In: Med Clin (Barc). 106. Jahrgang, Nr. 12, 30. März 1996, S. 460-2, PMID 8656732.
  17. a b M1 Lapeyre-Mestre, AM de Castro, MP Bareille, JG Del Pozo, AA Requejo, LM Arias, JL Montastruc, Carv: Non-steroidal anti-inflammatory drug-related hepatic damage in France and Spain: analysis from national spontaneous reporting systems. In: Fundam Clin Pharmacol. 20. Jahrgang, Nr. 4, August 2006, S. 391-5, PMID 16867024.
  18. Franz Bracher, Caroline Berns: Triphosgene in Heterocyclic Chemistry: A novel synthesis of the antiinflammatory prodrug droxicam. In: Journal für Praktische Chemie/Chemiker-Zeitung. Band 339, Nr. 1, Januar 1997, S. 477–478, doi:10.1002/prac.19973390185.
  19. Pharmaceutical Substances, Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert, 4. Auflage (2000), Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9. S. 723.
  20. J1 Esteve, Farré AJ, Roser R.: Pharmacological profile of droxicam. In: General Pharmacology. 19. Jahrgang, Nr. 1, 1988, S. 49–54, PMID 3278945.
  21. L. Martínez, J. Sánchez: Pharmacokinetic profile of droxicam. In: European Journal of Rheumatology and Inflammation. Band 11, Nr. 4, Januar 1991, S. 10–14, PMID 1365484.
  22. MT1 Maya, Pais JP, Ruas Da Silva J, Morais JA.: A comparative bioavailability study to estimate the influence of an antacid on droxicam pharmacokinetics. In: European Journal of Drug Metabolism Pharmacokinetics. 20. Jahrgang, Nr. 4, 1995, S. 275-9, PMID 8983932.
  23. Ombolan Kapseln, abgerufen im Februar 2016.
  24. Schweizerischer Apothekerverein (Hrsg.): Index nominum 2000: international drug directory. 17. Auflage. Medpharm Scientific Publ, Stuttgart 2000, ISBN 3-88763-075-0, S. 377.
  25. Droxicam bei aptekt.framar.bg (bulgarisch), abgerufen im Februar 2016.