Ehrenfriedhof (Bützow)

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Ehrenfriedhof
Ehrenfriedhof
Daten
Ort Bützow, Friedhof
Baustil Massengrab mit Mahnmal
Baujahr 1945
Koordinaten 53° 50′ 50,4″ N, 11° 57′ 43,5″ OKoordinaten: 53° 50′ 50,4″ N, 11° 57′ 43,5″ O
Besonderheiten
Bützower Baudenkmal Nr. 0269

Der Ehrenfriedhof ist eine denkmalgeschützte Gedenkstätte für die im Zuchthaus Bützow-Dreibergen umgekommenen Opfer des Nationalsozialismus. Die Anlage befindet sich auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde in Bützow im Landkreis Rostock.

Ehrenfriedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auf dem südwestlichen Teil vom Friedhof befindliche Anlage läuft in Terrassenform auf ein Mahnmal zu.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1933 bis 1945 war das Zuchthaus Bützow-Dreibergen Haftort für Zwangsarbeiter und Hinrichtungsstätte der NS-Justiz. Von April bis Juli 1942 wurden Hinrichtungen in Dreibergen von dem Scharfrichter Ernst Reindel mit dem Handbeil hinter der Anstaltstischlerei vorgenommen.[1] Von 1944 bis zum Kriegsende wurde mit dem Fallbeil aus der Zentralen Hinrichtungsstätte V (UH Hamburg-Stadt) vollstreckt.[2] Wegen der näher rückenden Kriegsfronten 1945 wurden über 900 Gefangene aus dem Zuchthauslager Holzen und dem Zuchthauses Celle auf Todesmärsche in offenen Bahnwaggons nach Bützow gezwungen. Nach Angaben von Teilnehmern verloren auf dem Marsch annähernd 200 Menschen ihr Leben. Aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen in Bützow-Dreibergen starben 771 Menschen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Russland und der Tschechoslowakei an Hunger, Entkräftung, Krankheit und Mord. Sie wurden in vier Massengräber auf dem Friedhof verscharrt. Außerdem ist bekannt, dass ein großer Teil der Ermordeten nach Rostock zur Einäscherung ins Krematorium gebracht wurde. Nach der Befreiung durch die Rote Armee sind viele der Inhaftierten in das extra eingerichtete Lazarett der Mittelschule (Schule am Rathaus) verlegt worden und dort an den Haftfolgen verstorben.[3][4][5]

Bekannte Opfer in Massengräbern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Geburtsdatum Geburtsort Todesmarsch Todesdatum Todesort
Werner Schütz 21. März 1914 Solingen-Wald 26. Februar 1942 Zuchthaus Bützow-Dreibergen
Leo Bichler 10. April 1917 Berdorf Holzen / Bützow-Dreibergen 13. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Max Anton Schlichting 8. Februar 1907 Hamburg-Bergedorf 24. März 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen
August Quest 25. Februar 1886 Hamburg 28. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen
Heinrich Kerpel 23. Mai 1903 Treuen April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen
Josef Walter Borchert 2. August 1907 Seeburg Holzen / Bützow-Dreibergen 18. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Robert Anasch 22. Dezember 1907 Zella/Rhön 15. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen
Emile Boucq 23. Juni 1885 Amentrières Holzen / Bützow-Dreibergen 19. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Georges Castel 1. März 1918 La Forêt Holzen / Bützow-Dreibergen 7. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Pierre Cocquereaux 3. September 1919 Molenbeek Holzen / Bützow-Dreibergen 23. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Paul Fernand Didier 18. Juni 1919 Ruette Holzen / Bützow-Dreibergen 22. Juni 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Paul Dreibrodt 19. Juli 1905 Köllitsch Celle / Bützow-Dreibergen 28. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[7]
Wilhelm Fiedler 23. März 1906 Möckern Holzen / Bützow-Dreibergen 11. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Theodor Gaul 20. August 1917 Brachtenbach Holzen / Bützow-Dreibergen 12. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Erich Giese 31. Mai 1881 unbekannt Celle / Bützow-Dreibergen 13. April 1945 Bahnhof Bützow[6]
Friedrich Gutowski 6. Januar 1906 Regelnitzen Celle / Bützow-Dreibergen 17. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Jean Hemery 22. September 1917 Paris, 14. Arrondissement Holzen / Bützow-Dreibergen 22. April 1945 Bützow[6]
Maurice Roger Jacquemai 10. September 1924 Delemont Holzen / Bützow-Dreibergen 16. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Ludwig Bernhard Krynen 18. Februar 1905 Schwerte Celle / Bützow-Dreibergen 19. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Leo Kwiotek 12. April 1896 Polen Celle / Bützow-Dreibergen 20. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Johannes Letonja 25. August 1907 Dolena Celle / Bützow-Dreibergen 12. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Georges Malfait 25. September 1882 Renaix Celle / Bützow-Dreibergen 16. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Artur Maschke unbekannt unbekannt Holzen / Bützow-Dreibergen 24. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Eugene Massicot 10. Februar 1902 Lusanger Celle / Bützow-Dreibergen 17. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Walter Medau 6. Januar 1894 Geesthacht Celle / Bützow-Dreibergen 24. Juni 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow [8]
Emil Nies 20. Dezember 1895 unbekannt Celle / Bützow-Dreibergen 17. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
René Noe 27. Juli 1921 La Madelaine Holzen / Bützow-Dreibergen 11. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Viktor Paap, 9. Januar 1900 Hannover Celle / Bützow-Dreibergen 24. April 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Johan Picek 10. März 1917 Göding Holzen / Bützow-Dreibergen 12. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Franz Selzam 27. Dezember 1891 Oberdürrbach Holzen / Bützow-Dreibergen 21. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Oskar Simon 13. März 1906 Bruay-sur-l’Escaut Holzen / Bützow-Dreibergen 13. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Heinrich Stoll 6. August 1892 Offenbach Celle / Bützow-Dreibergen 18. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Wladislaw Tarnowski 13. Oktober 1913 Domaradz Holzen / Bützow-Dreibergen 11. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Alfons Joseph van den Bosch 21. Mai 1921 Lier Holzen / Bützow-Dreibergen 12. Mai 1945 Lazarett Mittelschule-Bützow[6]
Moritz Vanhuyse 4. Januar 1907 Mooslede Celle / Bützow-Dreibergen 12. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]
Jan Verhagen 10. März 1920 Olivos Holzen / Bützow-Dreibergen 13. Mai 1945 Zuchthaus Bützow-Dreibergen[6]

Mahnmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mahnmal

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Auftrag der Stadt Bützow gestaltete Paul Voigt aus Bützow 1947 das Mahnmal. Unter Einbeziehung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und zahlreicher Bürger der Stadt Bützow wurde der Ehrenfriedhof mit dem Mahnmal eingerichtet und am 14. September 1947 der Öffentlichkeit übergeben.[9]

Während der DDR-Zeit fanden jährliche Gedenkveranstaltungen am Mahnmal statt.

Im Jahr 2006 erfolgte eine Sanierung des Mahnmals durch die Stadt Bützow.

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das auf einem doppelt gemauertem Sockel freistehende Mahnmal besteht aus einem zweieinhalb Meter hohen großer Steinblock mit einer umgedrehten pyramidenförmigen Spitze.

Inschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehre
den
Opfern

Bützower Baudenkmal Nr. 0269[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Bützower Baudenkmal Nr. 0269 sind folgende Denkmale und Kleindenkmale untergliedert:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Buddrus: Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt mit den NS-Führungsgremien des Gaues Mecklenburg 1939–1945 – Eine Edition der Sitzungsprotokolle. In: Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg. Edition Temmen, Bremen 2009, S. 1057.
  2. Andreas Wagner: FORSCHEN,GEDENKEN UND LERNEN. Schwerin 2008 (fes.de [PDF]).
  3. 500 Leichen von Gefangenen entdeckt. In: Welt am Abend, 24. September 1947, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waa
  4. Pädagogisches Kreiskabinett des Kreises Bützow: Der Kreis Bützow-Arbeitsmaterial zum Heimatkundeunterricht. Bützow 1985.
  5. Wolfgang Schmidtbauer: Als die neue Zeit begann-Die Befreiung des Kreises Bützow. 1975.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V.: Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen und Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen. In: Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont. 2016 (geschichte-hameln.de).
  7. Hans-Joachim Meyer: Paul Dreibrodt -Stolpersteine Hamburg. 2021 (stolpersteine-hamburg.de).
  8. Hildegard Thevs: Walter Medau-Stolpersteine Hamburg. 2021 (stolpersteine-hamburg.de).
  9. Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern: Gedenkstättenführer. 2013, ISBN 978-3-00-035469-4.