Ermera (Verwaltungsamt)

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Verwaltungsamt Ermera
Reisfelder am Gleno, nahe dem Ort Ermera
Verwaltungssitz Gleno
Fläche 91,47 km²[1]
Einwohnerzahl 40.294 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Estado 2.551
Humboe 1.636
Lauala 3.541
Leguimea 3.467
Mertuto 2.082
Poetete Loduduque gegründet 2023
Poetete Vila gegründet 2023
Ponilala 4.055
Raimerhei 2.159
Riheu 4.057
Samatrae gegründet 2023
Talimoro 7.842
Übersichtskarte
Ermera
Ermera (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Ermera (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Ermera ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Ermera.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Ermera eine Fläche von 93,68 km².[3] Nun sind es 91,47 km².[1]

Das Verwaltungsamt Ermera liegt im Nordosten der gleichnamigen Gemeinde. Nordöstlich liegt das Verwaltungsamt Railaco, westlich die Verwaltungsämter Hatulia und Hatulia B und südlich das Verwaltungsamt Letefoho. Im Nordwesten grenzt Ermera an die zur Gemeinde Liquiçá gehörenden Verwaltungsämter Liquiçá und Bazartete und im Osten an das zur Gemeinde Aileu gehörenden Verwaltungsamt Aileu. Ermera teilt sich in zwölf Sucos: Estado, Humboe, Lauala, Leguimea (Liguimea), Mertuto (Mertutu, Mirtutu, Mertuti), Poetete Loduduque, Poetete Vila, Ponilala, Raimerhei, Riheu (Rihiu) Samatrae und Talimoro. Im Verwaltungsamt liegen sowohl die ehemalige Gemeindehauptstadt Ermera (Suco Poetete Vila), als auch die heutige Hauptstadt und Sitz des Verwaltungsamts Gleno (Suco Riheu).[4][5]

Durch das Verwaltungsamt fließt der Gleno, ein Nebenfluss des Lóis.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Durchschnittstemperatur beträgt über das Jahr 22,2 °C, die höchste Monatsdurchschnittstemperatur 26,8 °C und die niedrigste 17,6 °C. Gerade nachts kann es unangenehm kühl werden.[6]

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tänzerinnen in Gleno

Im Verwaltungsamt leben insgesamt 40.294 Menschen (2022), davon sind 20.402 Männer und 19.892 Frauen. 10.061 von ihnen wohnen in einer urbanen Umgebung, 30.233 im ländlichen Teil der Gemeinde. Im Verwaltungsamt gibt es 7.035 Haushalte.[2] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Amtssprache Tetum (meist des Dialekts Tetum Prasa), aber auch die Nationalsprache Mambai ist weit verbreitet. Der Altersdurchschnitt beträgt 17,0 Jahre (2010,[3] 2004: 16,6 Jahre[8]).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohner von Ermera vor 1940 (Álbum Fontoura)
Die Kirche von Ermera nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (Okt. 1945) und nach dem Wiederaufbau (Jun. 1970)

Das Reich von Ermera (auch Hermera) beteiligte sich im 18. Jahrhundert bei der Cailaco-Rebellion gegen die Portugiesen.

Während der Schlacht um Timor im Zweiten Weltkrieg war der Ort Ermera der einzige portugiesische Militärposten, der nicht von den Japanern erobert wurde. Stattdessen besetzte die Sparrow Force der Alliierten Ermera 1942 mehrmals. Die Kirche, der Militärposten und andere Gebäude wurden im Krieg zerstört,[9]

Am 1. September 1975 kam es im Verlauf des Bürgerkrieges zwischen UDT und FRETILIN in Aifu (Suco Poetete) zu Gefechten und Hinrichtungen. An das Massaker von Klaek Reman und Aifu und die Opfer der Kämpfe erinnert seit 2016 ein Denkmal.[10][11]

Anfang 1976 erreichten die indonesischen Invasionstruppen Ermera. Ein Teil der Bevölkerung floh aus Angst in die Berge. Nach der Eroberung von Samara (Verwaltungsamt Hatulia) am 24. April wurden 500 seiner Einwohner im Ort Ermera interniert, wo sie aufgrund der fehlenden Nahrungsmittelversorgung an Hunger litten. Weitere Internierungslager für Zivilisten, sogenannte Transit Camps, gab es im damaligen Subdistrikt Ende 1979 in Borohei (Suco Humboe), Mangero (Suco Riheu), Hotklokat (Suco Lauala) und Falimanu.[12]

Anfang 1979 wurden etwa hundert Männer aus der bisherigen Distriktshauptstadt Ermera und dem Suco Ponilala von der indonesischen Besatzungsmacht an den Ort gebracht, wo heute die Stadt Gleno steht. Das indonesische Militär zwang die Männer das bisher unbewohnte Gebiet zu roden und von der Vegetation zu befreien, damit hier die neue Stadt gebaut werden konnte. Erfüllten die Zwangsarbeiter ihr Tagespensum nicht, wurden sie zur Bestrafung gefoltert. Drei Männer, die zu krank zum arbeiten waren, wurden von den Soldaten umgebracht. Da man in der Zeit keine Gärten anlegen konnte, erfolgte die Versorgung mit Nahrungsmitteln durch das Militär. Als die Arbeiten an der neuen Distriktshauptstadt Gleno 1983 beendet waren, stellte das Militär die Versorgung ein. Die Familien der Zwangsarbeiter wurden nun ebenfalls nach Gleno zwangsumgesiedelt. Weil immer noch keine Gärten zur Grundversorgung angelegt worden waren, kam es zu Todesfällen durch Verhungern. Erst ab 1985 durften sich die Bewohner Glenos frei bewegen.[12]

In Mertuto versteckte sich 1997 der FALINTIL-Kommandant Nino Konis Santana in einem Bunker unter einem Haus vor der indonesischen Armee. Ein fünfjähriger Junge namens Kercoli versorgte ihn in dieser Zeit mit Wasser und Essen. Die High School in Gleno ist daher nach Santana benannt.

Am 10. April brannten indonesische Soldaten gemeinsam mit Darah Merah-Milizionären dutzende Häuser im Ort Ermera nieder.[12]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchturm von Ermera

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Simão F. Piedade[13] und 2016 Fernando Soares.[14] 2021 wurde Alexandre dos Santos Salsinha zum Administrator ernannt.[15]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Region um Ermera gilt als die Hauptregion Osttimors für den Kaffeeanbau. 59 % der Haushalte des Verwaltungsamtes bauen Kaffee an.[16] In Estado liegt seit 2004 eine der größten kaffeeverarbeitenden Fabriken mit Nassaufbereitung von Kaffee. Eigentümer und Betreiber ist die Cooperativa Café Timor.

Gleno ist das Geschäftszentrum der Gemeinde. Hier plant man auch den Aufbau einer Fischzucht. 61 % der Haushalte in Ermera bauen Maniok an, 56 % Mais, 46 % Gemüse, 26 % Kokosnüsse und 9 % Reis.[16] Aufgrund des dominierenden Kaffeeanbaus müssen Nahrungsmittel aus benachbarten Regionen importiert werden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ermera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento vom 17. Oktober 2020 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. a b Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  4. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  5. Ministério da Administração Estatal, Memória Institucional Mandato do VIII GC 2018 - 2023, S.21, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  6. Asian Development Bank: TIM: District Capitals Water Supply Project – Rehabilitation of Lake Lehumo, September 2011, abgerufen am 23. Februar 2014.
  7. a b c Seeds of Life
  8. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
  9. Australia War Memorial: ERMERA, PORTUGUESE TIMOR. 1946-01-26, abgerufen am 4. Februar 2024.
  10. Regierung Osttimors: Government builds Reconciliation Monument of Aifu’s massacre, 8. April 2016, abgerufen am 20. Juni 2017.
  11. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  12. a b c CAVR Chega Files: Part 7.3: Forced Displacement and Famine (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB)
  13. Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  14. Jornal da República: RESOLUÇÃO DO GOVERNO N.º 34/2016 de 12 de Outubro, abgerufen am 12. Januar 2024.
  15. Jornal da República: DESPACHO Nº 49 / M - MAE / IX / 2021, 1. September 2021, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  16. a b Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)

Koordinaten: 8° 45′ S, 125° 24′ O