Frankfurt-Phase

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Glaziale/
Interglaziale
Stadiale/
Interstadiale[1]  
 Zeitraum
(v. Chr.)[2] 
Weichsel-
Spätglazial
Jüngere Dryaszeit 10.730–09.700
Alleröd-Interstadial 11.400–10.730
Ältere Dryaszeit 11.590–11.400
Bölling-Interstadial 11.720–11.590
Älteste Dryaszeit 11.850–11.720
Meiendorf-Interstadial 12.500–11.850
Weichsel-
Hochglazial
Mecklenburg-Phase 15.000–13.000
Pommern-Phase 18.200–15.000
Lascaux-Interstadial 19.000–18.200
Laugerie-Interstadial 21.500–20.000
Frankfurt-Phase 22.000–20.000
Brandenburg-Phase 24.000–22.000
Tursac-Interstadial 27.000–25.500
Maisières-Interstadial 30.500–29.500
Denekamp-Interstadial 34.000–30.500
Huneborg-Stadial 39.400–34.000
Hengelo-Interstadial 41.300–39.400
Moershoofd-Interstadial 48.700
Glinde-Interstadial 51.500
Ebersdorf-Stadial 53.500
Oerel-Interstadial 57.700
Weichsel-
Frühglazial
Schalkholz-Stadial 60.000
Odderade-Interstadial 74.000
Rederstall-Stadial ?
Brörup-Interstadial ?
Amersfoort-Interstadial ?
Herning-Stadial 115.000
Eem-Warmzeit
126.000

Die Frankfurt-Phase ist der zweite Vorstoß des skandinavischen Inlandeises im Weichsel-Hochglazial. Sie datiert in etwa in den Zeitraum 22.000 bis 20.000 v. Chr. und bezieht sich auf die Stadt Frankfurt (Oder).

Namensgebung und Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Frankfurt-Phase, auch als Frankfurter Vorstoß oder Frankfurter Randlage bekannt, wurde im Jahr 1928 erstmals von Paul Woldstedt in die Fachliteratur eingeführt. Er hatte aber dieselbe Phase 1926 bereits als Posensche Phase bezeichnet, da sie unmittelbar nördlich von Poznań eine markante Endmoräne ausbildet. In Angleichung an die im Alpenraum gebräuchliche Terminologie erfolgte dann im selben Jahr noch eine Umbenennung nach Frankfurter Stadium. Als Typlokalität der Frankfurt-Phase wurde 1929 von Woldstedt die bei Frankfurt an der Oder kreuzende Endmoräne gewählt.

Geographischer Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frankfurt-Phase folgt in Dänemark (Jütland) der so genannten Hauptstagnationslinie (engl. Main Stationary Line). In Schleswig-Holstein wird sie durch den Bordesholm-Vorstoß (qw2) repräsentiert. In Mecklenburg-Vorpommern verläuft die Frankfurter Randlage mehr oder weniger parallel zur Endmoräne der Brandenburg-Phase und ist nur wenige Kilometer nach Nordwesten versetzt. Sie zieht vom Süden Lübecks kommend nach Schwerin und dreht dann in die Südostrichtung und erreicht nördlich von Wittstock Brandenburg. Sie nimmt anschließend Kurs auf Oranienburg, durchquert südlich von Eberswalde den Barnim in Richtung Frankfurt an der Oder. In Polen geht sie auf Ostkurs in Richtung Poznań und trifft in Konin im Lobus des Weichsel­gletschers auf die Randlage der Brandenburg-Phase. Ab hier bildet anstelle der Brandenburg-Phase jetzt die Frankfurt-Phase die maximale Randlage des Weichsel-Hochglazials. Bei Płock erfolgt eine Richtungsänderung nach Nord (Rypin östlich von Toruń), sodann nach Nordost bis Nidzica. Nach Querung des südlichen Masurens findet die Randlage ihre Fortsetzung im Süden Litauens in einer Endmoräne, die dem linken Merkys­ufer folgt (Žiogeliai-Phase des Grūda-Stadiums). Im nördlichen Belarus geht sie dann in die Bologoe-Endmoräne über und quert schließlich das nördliche Russland in Nordostrichtung, umrahmt Archangelsk und erreicht bei Kojda das Weiße Meer.

Im westlichen Norwegen folgt die Eisrandlage der Schelf­kante nach Norden bis Spitzbergen (Inselgruppe), demnach war zu diesem Zeitpunkt der Barentssee-Eisschild noch integriert. Der Britische Eisschild dürfte über die nördliche Nordsee ebenfalls noch mit der Haupteismasse in Verbindung gestanden haben.

Stratigraphie und Korrelation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zum Marinen Isotopenstadium 2 (MIS 2) gehörende Frankfurt-Phase W1F folgt auf die Brandenburg-Phase W1B. Sie wird ihrerseits von der Pommern-Phase W2 abgelöst. Eine Korrelation mit dem Grönland-Stadial 2c (GS-2c) ist wahrscheinlich.

Äquivalente der Frankfurt-Phase sind der Bordesholm-Vorstoß in Schleswig-Holstein und die polnische Poznań-Phase.

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Liegendsedimenten extrapolierte Kozarski (1995) für die Frankfurt-Phase ein Radiokohlenstoffalter von 18.800 Jahren v. h., dies entspricht kalibriert (mittels CalPal) 20.615 v. Chr. Marks (2002) ermittelte bei Konin anhand von organischen Ablagerungen ein Alter von < 21.850 v. Chr.[3] und (2005) nördlich von Konin in Sedimenten unterhalb des Außenrandes der Randlage ein Radiokarbonalter von 20.050 v. h. bzw. kalibriert 22.027 v. Chr. Dem Poznań-Stadium wurde ein Radiokohlenstoffalter von 18.400 Jahren v. h. zugewiesen (20.084 v. Chr.), den beiden Rückzugsphasen Chodziez-Staffel und Krajna-Staffel ein Alter von 17.200 Jahren v. h. entsprechend 18.705 v. Chr. kalibriert.[4]

Kulturelle Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Frankfurt-Phase entwickelte sich in Westeuropa die jungpaläolithische Kulturstufe des Solutréens (22.000 bis 18.000 v. Chr.). Kulturelle Neuerungen der als Jäger und Sammler lebenden Menschen waren neben den charakteristischen Blatt- und Kerbspitzen Nadeln aus Knochen, die zum Nähen der Fellkleidung verwendet wurden.

Laurentidischer Eisschild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In etwa zeitgleich mit der Frankfurt-Phase erlebte der Laurentidische Eisschild in Nordamerika seine größte Expansion am Lake Michigan mit der Shelby-Phase, deren Alter als 19.340 bis 19.680 Radiokohlenstoffjahre bestimmt wurde, kalibriert entspricht dies 21.161 bis 21.561 v. Chr.[5] Am Lake Huron erfolgte der Maximalvorstoß um 22.000 v. Chr. und erreichte mit der Hartwell Moraine der Miami Sublobe fast Cincinnati.[6] Generell wurde dann mit dem Letzteiszeitliches Maximum 2 (LGM-2) um 19.000 v. Chr. die Maximalausdehnung des Laurentidischen Eisschildes erreicht.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Litt, Achim Brauer, Tomasz Goslar, Josef Merkt, Krystyna Bałaga, Helmut Müller, Magdalena Ralska-Jasiewiczowa, Martina Stebich, Jörg F. W. Negendank: Correlation and synchronisation of Lateglacial continental sequences in northern central Europe based on annually laminated lacustrine sediments. In: Quaternary Science Reviews. vol. 20, Nr. 11, Mai 2001, S. 1233–1249.
  2. Zur Vereinheitlichung wurden die Altersangaben der Klimastufen des Weichsel-Spätglazials umgerechnet auf v. Chr. Bei den dendrochronologischen und warvenchronologischen Daten ist der Bezugspunkt das Jahr 1950, d. h. es müssen 1950 Jahre abgezogen werden, um v. Chr.-Angaben zu erhalten. Die Eiskerndaten beziehen sich dagegen auf das Bezugsjahr 2000. Die Altersangaben ab dem Weichsel-Hochglazial sind jeweils der ungefähre Beginn des entsprechenden Zeitintervalls v.h.
  3. Marks, L.: Last Glacial Maximum in Poland. In: Quaternary Science Reviews. Band 21, 2002, S. 103–110.
  4. Marks, L.: Pleistocene glazial limits in the territory of Poland. In: Przegląg Geologiczny. Band 53 10/2, 2005, S. 988–993.
  5. Curry, B.B. u. a.: The DeKalb Mounds of northeastern Illinois: archives of deglacial history and postglacial environments. In: Quaternary Research. Band 74, 2010, S. 82–90.
  6. Lowell, T. V.: The application of radiocarbon age estimates to the dating of glacial sequences: an example from the Miami sublobe, Ohio, U.S.A. In: Quaternary Science Reviews. Band 14, 1, 1995, S. 85–99.
  7. Dyke, A. S., Moore, A. und Robertson, L.: Deglaciation of North America. In: Geological Survey of Canada Open File, 1574. 2003.