Frommern

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Frommern
Stadt Balingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Frommern
Koordinaten: 48° 15′ N, 8° 52′ OKoordinaten: 48° 14′ 55″ N, 8° 52′ 22″ O
Höhe: 550 m ü. NN
Einwohner: 4610 (31. Dez. 2021)
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 72336
Vorwahl: 07433
Blick über Frommern auf die Balinger Berge
Blick über Frommern auf die Balinger Berge

Frommern ist der zweitgrößte Stadtteil von Balingen im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Er liegt am Fuße der Schwäbischen Alb.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frommern liegt rund vier Kilometer südöstlich von Balingen im Tal der Eyach. Die Orte Weilstetten, Balingen, Stockenhausen und Dürrwangen liegen in unmittelbarer Nähe um Frommern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frommern wurde 793 als Frumara erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt. Im 9. Jahrhundert gehörte der Ortsteil um den Fronhof und die St.-Gallus-Kirche zum Kloster St. Gallen. Der durch einen Dorfbach (Bitzergraben) getrennte zweite Ortsteil gehörte zur Scherragrafschaft. Die Grundherrschaft lag jedoch spätestens seit dem 13. Jahrhundert weitgehend bei der Herrschaft Schalksburg und unterstand damit den Grafen von Zollern. Am 3. November 1403 kam Frommern mit dem Verkauf der Herrschaft Schalksburg durch Graf Friedrich V., genannt Mülli, an Württemberg.

Von kriegerischen Handlungen war Frommern in der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs nicht betroffen. Es litt aber unter der hohen Abgabenlast und musste durchziehenden Truppen verpflegen. Auch der Kirschenkrieg 1631 hatte keine direkte Auswirkungen auf den Ort. Verheerend war jedoch die Niederlage der Schweden im September 1634 in der Schlacht bei Nördlingen. Frommern war danach den umherziehenden Soldaten schutzlos ausgeliefert, wurde geplündert und zur Hälfte verwüstet. Es folgte eine extreme Hungersnot und im Herbst 1635 brach die Pest aus. In Frommern war der Bevölkerungsverlust mit 60 bis 70 % besonders groß. Der Ort befand sich bei der Gründung des Königreichs Württemberg im Oberamt Balingen.

Friedrich Erhard kaufte 1889 die ehemalige Ölmühle und baut sie zur ersten Möbelfabrik von Frommern um. Der Mühlenbesitzer Konrad Stotz erzeugte ab 1907 elektrischen Strom mit Hilfe der Wasserkraft der Eyach und einer zusätzlichen Dampfmaschine. Auch die umliegende Orte wurden an das Stromnetz angeschlossen. Mit der Verfügbarkeit der Elektrizität wurden unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg die Möbelfabriken Gottlieb Münze, Jakob Münze und Gebrüder Maier und Schwegler gegründet.

Frommern kam 1934 zum Kreis Balingen und 1938 zum Landkreis Balingen.

1944 bis 1945 bestand das KZ Frommern, um im Rahmen des Unternehmens Wüste Treibstoff aus Ölschiefer zu gewinnen.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1937 wurde Dürrwangen nach Frommern eingemeindet.
  • Am 1. Januar 1971 kam die bis dahin selbständige Gemeinde Stockenhausen zu Frommern.[1]
  • Am 1. Januar 1975 vereinigen sich Frommern, Weilstetten und Balingen zur Großen Kreisstadt Balingen.[2]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1525 ~120
1545 ~188
1605 372
1660 232
1706 414
1744 548
1806 690
Jahr Einwohner
1824 795
1843 962
1867 741
1885 803
1900 755
1910 930
1919 965
Jahr Einwohner
1925 1046
1934 1263
1939 2078
1961 2889
1970 3493
2008 4431
2010 4425

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche St. Gallus
Katholische Kirche St. Paulus
  • Evangelische Kirchengemeinde St. Gallus
  • Katholische Kirchengemeinde St. Paulus
  • Evangelisch-methodistischen Kirche

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Uhl (1975–2017)
  • Stephan Reuß (seit 2017)

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen von Frommern zeigt unter goldenem Schildhaupt, eine liegende schwarze Hirschstange, in Schwarz einen Bären.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Frommern

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische St.-Gallus-Kirche ist teilweise frühgotisch. Der Turm stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert.
  • Die 1965 erbaute katholische Kirche St. Paulus wurde ein Opfer einer Serie von Brandstiftungen. Sie brannte in der Nacht zum 13. März 2011 völlig aus. Es entstand ein Millionenschaden.[3]
  • Friedenskirche der Evangelisch-methodistischen Kirche

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • DFB-Stützpunkt
  • TSV Frommern
Schiefersee

Schwimmsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schiefersee ist als Badesee für den Schwimmsport freigegeben.[4][5]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Frommern

1878 wurde der Bahnhof Frommern eröffnet. Er liegt an der Zollernalbbahn genannten Bahnstrecke Tübingen–Sigmaringen, die von Tübingen über Balingen und Ebingen nach Sigmaringen führt. Im Deutschlandtakt ist vorgesehen, einen neuen Kreuzungsbahnhof in Frommern zu errichten.[6]

Frommern liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 463 Balingen–Sigmaringen.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kern & Sohn GmbH, die älteste Präzisionswaagenfabrik Europas

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frommern. In: Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Balingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 60). W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 384–389 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Frommern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 524.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 540.
  3. Brandstiftung. Millionenschaden: Kirche brennt komplett aus. In: Südkurier vom 14. März 2011
  4. Schiefersee 1
  5. Schiefersee 2
  6. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.): Zielfahrplan Deutschlandtakt. Präsentation ausgewählter Ergebnisse Dritter Gutachterentwurf Juni 2020 Akteurskonferenz 15. Juli 2020. Berlin 2020.
  7. Schulverbund Frommern – Im Verbund gemeinsam Wege gehen. Abgerufen am 20. Juni 2021 (deutsch).