Gerhard Bremer

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Gerhard Bremer (* 25. Juli 1917 in Düsterntal, Ortsteil von Delligsen, Landkreis Gandersheim; † 29. Oktober 1989 in Alicante, Spanien) war ein deutscher Offizier der Waffen-SS, Träger des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und nach dem Zweiten Weltkrieg Bauunternehmer in Spanien. Er war im Zusammenhang mit der alliierten Invasion in der Normandie 1944 offenbar an Kriegsverbrechen beteiligt.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bremer besuchte von 1927 bis 1933 das Gymnasium Alfeld und von Ostern 1933 bis Ostern 1936 die NPEA Plön, wo er 1936 sein Abitur ablegte. Am 1. Oktober 1936 wurde er als Freiwilliger Mitglied des III. Bataillons der SS-Standarte Germania in Wolterdingen (SS-Mitglieds-Nr. 310 405). 1937 besuchte er die SS-Junkerschule in Bad Tölz und kam im Herbst 1938 als SS-Untersturmführer zur 10. Kompanie der Leibstandarte SS Adolf Hitler nach Berlin-Lichterfelde. Mit seiner Kompanie nahm er 1938 an der Besetzung des Sudetenlandes teil und fortan an sämtlichen Feldzügen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.[2]

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Überfalls auf Polen ab 1. September 1939 erhielt er als Ordonnanzoffizier bzw. Adjutant im Stab des III. Bataillons vor Warschau das Eiserne Kreuz II. Klasse und in Flandern im Jahre 1940 das Eiserne Kreuz I. Klasse.

Auch am Überfall auf Jugoslawien und Griechenland (1941) nahm Bremer teil und wurde anschließend zur Aufklärungs-Abteilung der Leibstandarte versetzt. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion (22. Juni 1941) kam er in Südrussland zum Einsatz. Bei der Einnahme der von der Sowjetarmee stark verteidigten Stadt Mariupol am Ufer des Asowschen Meers, wurde er als SS-Obersturmführer und Führer der 1. (Kradschützen-)Kompanie am 30. Oktober 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.

Bis April 1943 führte Bremer die Kradschützen-Kompanie, wurde dann zum SS-Hauptsturmführer befördert und übernahm ab Juni 1943 die Führung des III. Bataillons des SS-Panzergrenadier-Regiments 26 der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“. Mit Datum vom April 1944 wurde er zum Kommandeur der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 12 in Belgien ernannt und damit Nachfolger von Erich Olboeter. Im Zuge der alliierten Invasion (Juni 1944) im Raum Caen übernahm er den Flankenschutz auf der linken Seite der Division. Dort leistete er den gegnerischen Truppen fanatischen Widerstand. Berichten zufolge war Bremer in diesem Zusammenhang an Kriegsverbrechen beteiligt, namentlich an der Exekution kanadischer Kriegsgefangener bei Putot-en-Bessin.[3] Anschließend brach er mit den Resten seiner Abteilung aus dem Kessel von Falaise aus und folgte dem allgemeinen Rückzug der Wehrmacht hinter die Seine zur Maas. Dort baute er im Raum Namur eine Auffangstellung auf, wodurch er einen breiten Abschnitt des Rückzugsstreifens der 5. Panzer-Armee gegen amerikanische Truppen des Generals George S. Patton halten konnte. Hierfür erhielt Bremer das 668. Eichenlaub zum Ritterkreuz.

Nach der Wiederauffrischung der Abteilung in Westfalen nahm Bremer im Winter 1944/1945 an der Ardennenoffensive teil und kam – nach deren Scheitern – ab Februar 1945 in Ungarn zum Einsatz. Bei Kriegsende befand er sich mit den Resten seiner Einheit im Raum St. Pölten und ergab sich den sowjetischen Streitkräften.

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In französische Kriegsgefangenschaft überstellt, wurde er im Juli 1948 entlassen und wanderte 1954 mit seiner Ehefrau Almut nach Denia, Spanien aus. Er errichtete dort als Bauunternehmer und Immobilienverwalter eine Bungalow-Siedlung, die nach seinem Tod von seinem Sohn Gerd und dessen Ehefrau weitergeführt wurde.[4] In dieser Siedlung lassen sich hauptsächlich Deutsche nieder (als Ferien- oder als Dauerwohnsitz). Die Stadt selbst war zu diesem Zeitpunkt Anlaufstelle vieler hoher SS-Offiziere und Kriegsverbrecher. So lebten hier zeitweise Otto Skorzeny, Johannes Bernhardt (NSDAP-AO), Anton Galler, Otto Ernst Remer sowie der lange Zeit gesuchte SS-Arzt Aribert Heim.[5]

Gerhard Bremer starb am 29. Oktober 1989 im Alter von 72 Jahren in Alicante, Spanien. Er wurde in Denia begraben.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Howard Margolian: Conduct Unbecoming – The Story of the Murder of Canadian Prisoners of War in Normandy. University of Toronto Press, Toronto 2000, ISBN 978-0-8020-4213-2. Auch als E-Book erhältlich.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutschlandfunk: Ein Platz an der Sonne für die SS (Memento des Originals vom 16. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunk.de. s. S. 13 des Manuskripts (PDF-Link)
  2. Vgl. zum Folgenden The 12. SS-Panzerdivision “Hitlerjugend”: SS-Sturmbannführer Gerd Bremer (Memento vom 23. Juli 2008 im Internet Archive)
  3. Englischsprachige Seite über die SS-Division „Hitlerjugend“, dort heißt es: “Both sides had suffered serious losses, and again many Canadian prisoners were executed after their surrender. The SS-Aufklärungs-Abteilung 12 (reconnaissance battalion) under SS-Sturmbannführer Gerhard Bremer participated in the attacks on June 8th and they were responsible for the after the battle killing of over a dozen Canadian troops. Bremer himself is reported to have been directly involved. The 2nd Battalion of the Monke’s 26th Regiment murdered a further 20 some odd men, most from the Winnipeg Rifles in Putot. Before their capture the men who defended Putot had inflicted numerous casualties on the 2nd Battalion but the bodies of the murdered Canadians were found well away from the village.”
  4. „Bremers Park Bungalows“, Carrer de Tritó 12, Partida de Las Rotas, 03720 Denia, Bremer soll dort noch in den 1980er-Jahren in SS-Uniform aufgetreten sein, s. Holger Weber, MallorcaZeitung, 17. Januar 2008: Spanien: Ein Paradies für Hitlers Schergen@1@2Vorlage:Toter Link/www.mallorcazeitung.es (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; sein Sohn Gerd Bremer betreibt heute (Stand: Februar 2009) auch ein „Aparthotel“ in El Tossalet bei Denia, vgl. http://www.qype.fr/place/preview/es-193469-aparthotel-gerd-bremer-denia
  5. Nach neuesten Erkenntnissen starb Heim vermutlich schon 1992 in Kairo/(Ägypten), vgl. http://www.zeit.de/online/2009/06/aribert-heim-gefunden
  6. J. Justo Moncho, Denia.com, 3. August 2019: Wichtige Nazi-Kriminelle ruhen ungestraft bei den Nachbarn der Dianensen auf dem Friedhof