Gordevio

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Gordevio
Wappen von Gordevio
Wappen von Gordevio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Vallemaggiaw
Kreis: Kreis Maggia
Gemeinde: Avegno Gordevioi2
Postleitzahl: 6672
frühere BFS-Nr.: 5314
Koordinaten: 700793 / 120286Koordinaten: 46° 13′ 35″ N, 8° 44′ 42″ O; CH1903: 700793 / 120286
Höhe: 312 m ü. M.
Fläche: 19,24 km²
Einwohner: 832 (31. Dezember 2007)
Einwohnerdichte: 43 Einw. pro km²
Website: www.avegno.ch
Karte
Gordevio (Schweiz)
Gordevio (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 19. April 2008
Pfarrkirche Santi Giacomo e Filippo
Beinhaus: Fresko der Kreuzigung des Malers Giuseppe Antonio Felice Orelli (1753)
Fresko Sancta Maria Sanguinis oder Madonna di Re des Malers Silvio Baccaglio (1931)

Gordèvio ist eine Fraktion der politischen Gemeinde Avegno Gordevio im Kreis Maggia, im Bezirk Vallemaggia des Kantons Tessin in der Schweiz.

Gemeindefusion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den 20. April 2008 fusionierten Gordevio und Avegno zur Gemeinde Avegno-Gordevio.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt im unteren Teil des Valle Maggias am linken Ufer der Maggia, zehn Kilometer nordwestlich von Locarno. Er besteht aus den Ortsteilen Gordevio-Briee (312–343 m. ü. M.) nördlich und Gordevio-Villa (313–361 m ü. M.) südlich des Baches Ri di Gei. Weiter gehören etliche Alpsiedlungen zur Gemeinde; die bedeutendsten sind Malai (1141 m ü. M.), Brunescio (1311 m ü. M.) und Aiarlo di Dentro (1484 m ü. M.). Der grösste Teil des Gemeindegebiets besteht aus Alpen, bewaldeten Hängen und Gebirgslandschaft. Die Nordgrenze von Gordevio führt in nordöstlicher Richtung von der Maggia über den Cima di Aiarlo (1904 m ü. M.) und den Cros Pizzitt zum Cima di Nimi (2191 m ü. M.).

Im Osten grenzt die Gemeinde an den Bezirk Locarno. Der höchste Gipfel ist der Pizzo d’Orgnana (2219 m ü. M.). Weitere Gipfel sind der Mött di Pegor (2169 m ü. M.) und der Pizzo di Corbella (2066 m ü. M.). Die Südgrenze führt von der Maggia in östlicher Richtung über den Pianosto (1338 m ü. M.) zum Cima della Trosa (1869 m ü. M.). Vom gesamten Gemeindeareal von 1925 ha sind nur 2,1 % Siedlungsfläche. Ganze 60,9 % des Gemeindegebiets sind von Wald und Gehölz bedeckt, weitere 21,0 % sind unproduktive Fläche. Bloss 15,9 % sind landwirtschaftliche Nutzfläche (einschliesslich der Alpen).

Gordevio grenzt im Südwesten, Westen und Norden an die Gemeinde Maggia, im Osten an Lavertezzo, Corippo und Mergoscia im Bezirk Locarno und im Süden an Avegno.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1962

Gordevio wird erstmals im Jahr 1200 unter dem Namen Gordauio erwähnt. Als die Walliser 1484 das Maggiatal erobern wollen, stellen die Bewohner von Gordevio 18 Männer des Verteidigungskontingents. Die Gemeinde gehört ab dem frühen 16. Jahrhundert bis 1798 zu den Ennetbirgischen Vogteien, danach bis 1803 zum Kanton Lugano. Seither bildet es als Teil des Bezirks Vallemaggia einen Teil des Kantons Tessin. Der heutige Name Gordevio taucht erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1616 auf.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1591 1709 1765 1801 1850 1950 1970 1990 2000[1] 2004 2007
Einwohner 230 650 272 244 373 266 354 671 798 812 832

Die Einwohnerzahl wuchs im 17. Jahrhundert stark an (1591–1709: fast eine Verdreifachung). Danach konnte der knappe Boden die vielen Leute nicht mehr ernähren. Mehr als die Hälfte aller Bewohner verliessen den Ort und wanderte nach Norditalien, Rom und Palermo aus (1709–1801: - 62,5 %). Bis 1850 wuchs die Bevölkerung wieder an (1801–1850: + 52,9 %). Danach setzte bis 1930 eine Massenauswanderung Richtung Kalifornien ein. Viele Einwohner, die nicht nach Übersee wollten, wanderten in die Industriegebiete ab (vor allem nach Locarno). Ab 1950 setzte ein bis heute anhaltendes Bevölkerungswachstum ein. Gründe dafür sind die Motorisierung, die den Pendlerverkehr nach Locarno erleichterten, sowie das Bedürfnis vieler Locarneser Stadtbewohner, im Grünen zu wohnen (1950–2004: + 205,3 %).

Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerung spricht eine lokale Variante des Italienischen. Trotz Zuwanderung aus dem deutschsprachigen Raum hat sich der Anteil der Italienischsprachigen von 1970 bis 2000 nur von 86,16 % auf 84,59 % verringert. Der Anteil der Deutschsprachigen sank trotz eines absoluten Wachstum von 45 auf 80 Personen im gleichen Zeitraum von 12,71 % auf 10,03 %. Dies ist ein für die Region Locarno/Valli untypischer Trend und hängt mit der starken Zuwanderung aus der Region zusammen. Im Jahr 2000 gaben ausserdem 3,63 % der Bewohner Französisch als Hauptsprache an.

Religionen – Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In früheren Zeiten waren alle Bewohner Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche. Durch Kirchenaustritte und Zuwanderung aus anderen Regionen der Schweiz und dem Ausland hat sich dies geändert. Heute (Stand 2000) sind 79,20 % römisch-katholische- und 6,52 % evangelisch-reformierte Christen. Daneben befinden sich 10,03 % Konfessionslose. 3,76 % der Bevölkerung machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis.

Herkunft – Nationalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 2004 waren von den 812 Bewohnern von Gordevio 732 (= 90,15 %) Schweizer Staatsangehörige und 80 Zugewanderte aus anderen Ländern. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 waren 93,23 % Schweizer Bürger, darunter 55 Doppelbürger. Die grössten Einwanderergruppen kommen aus Italien, Kroatien und Deutschland.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat besteht aus fünf Personen. Dies sind:

  • Mario Laloli (Gemeindepräsident)
  • Luca Giovanettina (Vizepräsident)
  • Michele Donati
  • Pietro Zanoli
  • Stefano Zoppi

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaft konnte stets nur eine geringe Zahl von Einwohnern ernähren. Deshalb spielte bis 1930 die Auswanderung (und die Überweisung von Geld der Ausgewanderten) eine wichtige Rolle. Heute sind bloss noch eine kleine Minderheit Bauern. In früheren Jahrzehnten spielten Industrie und Gewerbe eine bedeutende Rolle. Doch verdient ein Grossteil der Beschäftigten seinen Lebensunterhalt durch Arbeit in Dienstleistungsberufen. Während 1970 noch eine Mehrheit von 54,6 % der Erwerbstätigen in Gordevio selber arbeitete, sind heute über 71 % der Erwerbsbevölkerung Wegpendler (vor allem nach Locarno, Losone und Ascona). Der Tourismus spielt keine bedeutende Rolle.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1907 bis 1965 verkehrte die Maggiatalbahn. Seit ihrer Umstellung auf Busbetrieb wird Gordevio durch die Buslinie 10 der FART, Locarno-Bignasco-Cavergno erschlossen. Der Ort liegt an der Hauptstrasse von Locarno durchs Vallemaggia.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Pfarrkirche Santi Giacomo e Filippo, im Ortsteil Villa, aus dem 17. Jahrhundert mit schönen Malereien[2][3]
  • Beinhaus mit Bogengang aus dem 18. Jahrhundert und Fresko der Kreuzigung des Malers Giuseppe Antonio Felice Orelli (1753)[2]
  • Friedhofsäule[2]
  • Friedhofbetkapelle mit Fresken von Giovanni Antonio Vanoni[2]
  • Betkapelle Immacolata mit Fresken von Giuseppe Antonio Felice Orelli (1753)[2]
  • Waschhaus im Ortsteil Brié Sopra[2]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giuseppe Laloli (1863–1944), Fliesenleger, Unternehmer, Wohltäter[4]
  • Flavio Catenazzi (* 1947? in Locarno), Primarlehrer-Abschluss in Locarno, Universität Freiburg (Schweiz). Doktor phil. I. Liceo-Dozent, Freier Dozent für italienische Philologie an der Universität Freiburg. Mitglied der Jury des Ascona-Preises, Herausgeber der Zeitschrift Cenobio, Literaturkritiker[5][6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gordevio – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniela Pauli Falconi: Gordevio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. Januar 2017, abgerufen am 10. Februar 2020.
  2. a b c d e f Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 240–241.
  3. Martino Signorelli: Storia della Valmaggia. Tipografia Stazione SA, Locarno 1972, S. 286, 323, 325, 329.
  4. Giuseppe Laloli (italienisch) auf ti.ch/can/oltreconfiniti (abgerufen am 2. November 2016).
  5. Flavio Catenazzi (italienisch) auf viceversaletteratura.ch/author
  6. Flavio Catenazzi Bibliographie auf worldcat.org/identities/lccn-n84223042