Großer Preis der Schweiz 1936

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rennsieger Bernd Rosemeyer

Der III. Große Preis der Schweiz fand am 23. August 1936 auf der Bremgarten-Rundstrecke in Bremgarten bei Bern statt. Als Grande Épreuve zählte er zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1936 und wurde nach den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) über 70 Runden à 7,280 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 509,60 km entsprach.

Sieger wurde Bernd Rosemeyer auf einem Auto Union Typ C[1], der damit seinen zweiten Grand-Prix-Erfolg in unmittelbarer Folge und zusammen mit Achille Varzi und Hans Stuck den ersten Dreifachsieg für die Auto Union erzielte.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem dritten Grande Épreuve der Saison 1936 war die Ausgangslage so ungewiss wie schon lange nicht mehr. Zwar war Mercedes-Benz zu Saisonbeginn beim Grand Prix von Monaco noch erfolgreich gewesen, doch spätestens beim Großen Preis von Deutschland waren die Unzulänglichkeiten des Mercedes-Benz W 25 K so eklatant geworden, dass das Team im Anschluss die Rennen von Livorno und Pescara ausließ, um zunächst erst einmal eine Standortbestimmung vorzunehmen. Unter Regie der neu gegründeten Rennabteilung unter Leitung von Rudolf Uhlenhaut wurden die Wagen in zahlreichen Details überarbeitet, so dass die Mannschaft in der Stammbesetzung mit Rudolf Caracciola, Luigi Fagioli und Manfred von Brauchitsch in Bern wieder einigermaßen zuversichtlich an den Start gehen konnte. Louis Chiron war nach seinem Unfall beim Deutschland-Grand-Prix noch nicht wieder vollständig fit, so dass er nur als Reservefahrer mit dabei sein konnte. An seiner Stelle ging daher Nachwuchsfahrer Hermann Lang – mit bandagierter Hand, weil er sich am Nürburgring den kleinen Finger gebrochen hatte – als vierter regulärer Teilnehmer für das Team an den Start.

Angesichts des Formtiefs bei Mercedes-Benz bei den Frühjahrsrennen hatte es danach ausgesehen, dass die Auto Union nun stattdessen die Favoritenrolle übernehmen würde, was sich durch die Erfolge des neuen Publikumslieblings Bernd Rosemeyer beim Eifelrennen und im Großen Preis von Deutschland eindrucksvoll zu bestätigen schien. Allerdings hatten anschließend die Duelle mit Alfa Romeo mit einem Dreifachsieg für die Italiener in Livorno und für die Auto Union in Pescara überraschenderweise nur unentschieden geendet und obendrein gab es Probleme mit der Fahrerbesetzung. Rosemeyer war natürlich nach seinen beiden Nürburgring-Erfolgen gesetzt, doch Hans Stuck – als aktuell Führender in der Europameisterschaftswertung – musste mit einer Armverletzung antreten, die er sich im Training in Pescara zugezogen hatte. Noch unsicherer war die Verfassung von Achille Varzi, dem ursprünglich als Nummer 1 verpflichteten Fahrer des Teams, dessen Saison von starken Formschwankungen geprägt wurde. Während einer Trainingssitzung in Bern hatte Rennleiter Dr. Feuereissen eine Durchsuchung seines Hotelzimmers vorgenommen und dabei Drogen gefunden. Dennoch hatte der Italiener hier eine seiner besseren Phasen und konnte sich zusammen mit Rosemeyer neben dem Mercedes von Caracciola für die erste Startreihe qualifizieren. Das vierte Auto des Teams wurde von Nachwuchsfahrer Rudolf Hasse gesteuert, der damit sein Grand-Prix-Debüt gab.

Für Alfa Romeo, wie immer bei den Rennen von der Scuderia Ferrari repräsentiert, hatte Tazio Nuvolari mit seinem Sieg in Livorno bewiesen, dass die deutschen Silberpfeile zumindest nicht unschlagbar waren. Zudem gab es hier aktuell keine Probleme mit dem Personal, so dass das Team mit ihm und René Dreyfus in den beiden neuen Alfa Romeo 12C-36 Zwölfzylinder-Rennwagen und Giuseppe Farina im älteren Alfa Romeo 8C-35 Achtzylinder in Bestbesetzung antreten konnte.

Gar nicht erst gemeldet hatte dagegen die Scuderia Torino, das andere Quasi-Werksteam für Maserati, wo man es schließlich aufgegeben hatte, den aktuellen Grand-Prix-Typ Maserati V8-RI doch noch irgendwie konkurrenzfähig zu bekommen. So war die Marke nur mit Philippe Étancelin auf seinem persönlichen V8-RI und einigen weiteren Privatfahrern mit älteren Modellen vertreten. Bei Bugatti schließlich hatte Jean-Pierre Wimille als einziger Vertreter des Werks wieder einmal die Auswahl zwischen einem älteren zweisitzigen Modell Bugatti Type 59 – mit einem solchen ging auch der britische Privatfahrer Earl Howe an den Start – und dem neuen Type-59/50B-Monoposto, dem er für das Rennen dieses Mal auch den Vorzug gab.

Nachdem zuvor Richard Seaman mit seinem zehn Jahre alten Grand-Prix-Delage das Rennen der Voiturette-Klasse um den Prix de Berne gewonnen hatte, versammelten sich im Anschluss die 17 Grand-Prix-Rennwagen zum Start. Von der besten Startposition aus ging Caracciola mit dem Mercedes-Benz direkt in Front, doch Rosemeyer auf dem Auto Union lieferte ihm rundenlang einen packenden Kampf um die Spitze, bei dem sich beide allmählich vom Rest des Felds absetzten. Auf dem dritten Platz lag zunächst Nuvolari auf Alfa Romeo, musste aber später mit Überhitzungsproblemen aufgeben, nachdem auch Fagioli seinen Mercedes mit überdrehtem Motor und Farina seinen Alfa Romeo mit gerissenem Zylinderkopf schon frühzeitig abgestellt hatten.

Mehrfach konnte Caracciola sich der Angriffe des jungen Grand-Prix-Stars nur dadurch erwehren, dass er diesen bei seinen Überholversuchen abblockte. Eine solche Fahrweise war damals im Grand-Prix-Sport noch nicht üblich, so dass Caracciola schließlich sogar die blauen Flaggen als Aufforderung gezeigt bekam, dem Verfolger Platz zu machen. Dennoch dauerte es bis zur neunten Runde, bevor Rosemeyer endlich vorbeiziehen konnte. Dieser konnte danach die Führung kontinuierlich ausbauen, zumal Caracciola bald Probleme mit einem hängenden Gasgestänge bekam. Wenig später musste er den Mercedes mit einem Defekt der hinteren Achsaufhängung schließlich ganz aufgeben.

In der Zwischenzeit war auch Varzi an Lang vorbeigegangen, so dass die Auto Union ab der 30. Runde nun eine Doppelführung vor dem Mercedes-Duo Lang und von Brauchitsch innehatte. Auf dem fünften Platz folgte bereits Stuck, obwohl dieser aufgrund seiner Verletzung kein allzu hohes Tempo gehen konnte und zur Halbzeit des Rennens dann schon zweimal von seinem jungen Teamkollegen überrundet worden war.

Zur Rennmitte waren die üblichen Tank- und Reifenstopps fällig, und während Fagioli das Auto des ebenfalls angeschlagenen Lang übernahm, setzte das Team bei von Brauchitsch alles auf eine Karte und verzichtete auf das Wechseln der Reifen, um mit der eingesparten Zeit vielleicht doch noch einmal an die beiden Auto Union an der Spitze heranzukommen. Doch in der 41. Runde musste der Mercedes mit einem Plattfuß dann doch zum Wechsel hereinkommen. Damit war das Rennen praktisch entschieden, zumal Varzi von Attacken gegen den nun in der Meisterschaft führenden Teamkollegen absah. Schließlich wurde von Brauchitschs Auto mit überhitztem Motor und festsitzender Bremse noch ganz aus dem Rennen genommen, so dass nur noch der Mercedes von Fagioli übrig blieb. Dieser lieferte nach einem längeren Reparaturstopp Stuck zum Ende des Rennens noch einmal einen Kampf um Platz drei, musste sich aber dann doch mit dem vierten Rang endgültig begnügen, während das Team der Auto Union mit Rosemeyer vor Varzi und Stuck nicht nur einen eindrucksvollen Dreifachsieg feiern konnte, sondern mit der fünftplatzierten Mannschaft Hasse/von Delius sogar alle Wagen in Wertung ins Ziel gebracht hatte. Alle weiteren Teilnehmer waren dagegen ausgefallen.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Deutsches Reich NS Auto Union AG 02 Deutsches Reich NS Rudolf Hasse Auto Union C Auto Union 3.0L V16 Kompressor C
04 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer
06 Deutsches Reich NS Hans Stuck
08 Italien 1861 Achille Varzi
Deutsches Reich NS Ernst von Delius RES
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG 10 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Mercedes-Benz W 25C Mercedes-Benz M 25 C 4.7L I8 Kompressor C
12 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola
14 Italien 1861 Luigi Fagioli
16 Deutsches Reich NS Hermann Langa
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin 18 Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Maserati V8-RI Maserati 4.8L V8 Kompressor P
Dritte Französische Republik Raymond Sommer 20 Dritte Französische Republik Raymond Sommer Alfa Romeo Tipo B/P3 Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor M
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti 22 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Bugatti T59/50Bb Bugatti 4.7L I8 Kompressor M
Vereinigtes Konigreich Earl Howe 24 Vereinigtes Konigreich Earl Howe Bugatti T59 Bugatti 3.3L I8 Kompressor D
Vereinigtes Konigreich Charles Martin 26 Vereinigtes Konigreich Charles Martin DNA Alfa Romeo Tipo B/P3 Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Ferrari 28 Dritte Französische Republik René Dreyfus Alfa Romeo 12C-36 Alfa Romeo 4.1L V12 Kompressor E
32 Italien 1861 Tazio Nuvolari
30 Italien 1861 Giuseppe Farina Alfa Romeo 8C-35 Alfa Romeo 3.8L I8 Kompressor
34 (kein Fahrer benannt) DNA
Italien 1861 Scuderia Maremmana 36 Italien 1861 Clemente Biondetti Maserati 6C-34 Maserati 3.7L I6
38 Schweiz Jacques de Rham
38 Schweiz Hans Stuber DNSc
Schweiz Hans Ruesch 40 Schweiz Hans Ruesch DNS Maserati 6C-34 Maserati 3.7L I6
a 
Während des Rennens von Fagioli abgelöst.
b 
Neben dem neuen Monoposto stand Wimille im Training auch ein älterer Type 59 zur Verfügung.
c 
Ursprünglich gemeldet, aber durch de Rham ersetzt.

Qualifying[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Qualifikationstraining Start
Zeit Ø-Geschwindigkeit
01 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 2:37,900 165,980 km/h 01
02 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer Deutsches Reich NS Auto Union 2:39,300 164,520 km/h 02
03 Italien 1861 Achille Varzi Deutsches Reich NS Auto Union 2:39,500 164,310 km/h 03
04 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 2:40,200 163,600 km/h 04
05 Deutsches Reich NS Hermann Lang Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 2:40,400 163,390 km/h 05
06 Italien 1861 Tazio Nuvolari Italien 1861 Alfa Romeo 2:41,500 162,280 km/h 06
07 Dritte Französische Republik René Dreyfus Italien 1861 Alfa Romeo 2:45,200 158,640 km/h 07
08 Italien 1861 Luigi Fagioli Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 2:45,600 158,260 km/h 08
09 Deutsches Reich NS Hans Stuck Deutsches Reich NS Auto Union 2:45,800 158,070 km/h 09
10 Deutsches Reich NS Rudolf Hasse Deutsches Reich NS Auto Union 2:46,300 157,590 km/h 10
11 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Dritte Französische Republik Bugatti 2:52,600 151,840 km/h 11
12 Italien 1861 Giuseppe Farina Italien 1861 Alfa Romeo 2:53,400 151,140 km/h 12
13 Italien 1861 Clemente Biondetti Italien 1861 Maserati 2:58,200 147,070 km/h 13
14 Dritte Französische Republik Raymond Sommer Italien 1861 Alfa Romeo 2:58,700 146,660 km/h 14
15 Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Italien 1861 Maserati 3:12,100 136,439 km/h 15
16 Vereinigtes Konigreich Earl Howe Dritte Französische Republik Bugatti 3:13,800 135,230 km/h 16
17 Schweiz Jacques de Rham Italien 1861 Maserati 3:18,400 125,760 km/h 17

Rennergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund EM-Punkte
01 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer Deutsches Reich NS Auto Union 70 3:09:01,600 2 2:34,500 1
02 Italien 1861 Achille Varzi Deutsches Reich NS Auto Union 70 + 52,600 3 2
03 Deutsches Reich NS Hans Stuck Deutsches Reich NS Auto Union 69 + 1 Runde 9 3
04 Deutsches Reich NS Hermann Lang
Italien 1861 Luigi Fagioli
Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 69 + 1 Runde 5 4 / -
05 Deutsches Reich NS Rudolf Hasse
Deutsches Reich NS Ernst von Delius
Deutsches Reich NS Auto Union 67 + 3 Runden 10 4 / 8
Dritte Französische Republik Raymond Sommer Italien 1861 Alfa Romeo 51 DNF 14 defekte Antriebswelle 5
Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 50 DNF 4 rechte hintere Bremsscheibe gebrochen 5
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Italien 1861 Maserati 34 DNF 15 defektes Gaspedalgestänge 6
Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 29 DNF 1 Achsbruch 6
Dritte Französische Republik René Dreyfus Italien 1861 Alfa Romeo 26 DNF 7 Motor überhitzt 6
Vereinigtes Konigreich Earl Howe Dritte Französische Republik Bugatti 24 DNF 16 Aufgabe nach Fahrfehler 6
Italien 1861 Tazio Nuvolari Italien 1861 Alfa Romeo 18 DNF 8 Motor überhitzt 6
Italien 1861 Clemente Biondetti Italien 1861 Maserati 10 DNF 13 Motor überhitzt 7
Italien 1861 Luigi Fagioli Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 6 DNF 8 defekte Pleuelstange 7
Italien 1861 Giuseppe Farina Italien 1861 Alfa Romeo 6 DNF 12 defekte Zylinderkopfdichtung 7
Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Dritte Französische Republik Bugatti 3 DNF 11 gebrochener Schalthebel 7
Schweiz Jacques de Rham Italien 1861 Maserati 1 DNF 17 Motoraussetzer 7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt