Großer Preis der Schweiz 1954

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 Großer Preis der Schweiz 1954
Renndaten
7. von 9 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954
Streckenprofil
Name: XIV Grosser Preis der Schweiz
Datum: 22. August 1954
Ort: Bern, Schweiz
Kurs: Bremgarten-Rundstrecke
Länge: 480,48 km in 66 Runden à 7,28 km

Wetter: Regen
Pole-Position
Fahrer: Argentinien José Froilán González Italien Ferrari
Zeit: 2:39,5 min
Schnellste Runde
Fahrer: Argentinien Juan Manuel Fangio Deutschland Mercedes
Zeit: 2:39,7 min (Runde 34)
Podium
Erster: Argentinien Juan Manuel Fangio Deutschland Mercedes
Zweiter: Argentinien José Froilán González Italien Ferrari
Dritter: Deutschland Hans Herrmann Deutschland Mercedes
Mercedes-Benz W 196

Der Große Preis der Schweiz 1954 (offiziell XIV Grosser Preis der Schweiz) fand am 22. August auf der Bremgarten-Rundstrecke in Bern statt und war das siebte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954.

Bericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Große Preis der Schweiz 1954 war das letzte Rennen auf der Bremgarten-Rundstrecke. Nach der Katastrophe von Le Mans 1955 wurden in der Schweiz als Reaktion alle Rundstreckenrennen gesetzlich verboten, wodurch seitdem keine Formel-1-Rennen in der Schweiz mehr stattfanden. Ein Weltmeisterschaftslauf mit dem Titel Großer Preis der Schweiz wurde dennoch 1982 ausgetragen, allerdings außerhalb des Landes auf dem Circuit de Dijon-Prenois in Frankreich.

Juan Manuel Fangio ging mit einem großen Vorsprung in der Fahrerwertung in das Rennen und konnte mit einem Sieg vorzeitig Weltmeister werden. Als Favoriten für den Sieg zählten die Teams Mercedes mit Fangio und Ferrari mit José Froilán González und Maurice Trintignant, die zu diesem Zeitpunkt in der Fahrerwertung Platz 2 und Platz 3 belegten. Maserati, die nach dem tödlichen Unfall von Onofre Marimón beim Training zum Großen Preis von Deutschland 1954 Stirling Moss verpflichteten, wurden ebenfalls Siegchancen zugerechnet. Außerdem nahm das finanziell geschwächte Gordini-Team am Rennwochenende teil. Die Fahrer Jacques Swaters und Ken Wharton fuhren mit privaten Wagen.

Mercedes setzte in Bern den W 196 mit freistehenden Rädern ein.

Mit Fangio (einmal) trat ein ehemaliger Sieger zu diesem Grand Prix an.

Training[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Training, in dem die Startaufstellung ermittelt wurde, war ein spannender Kampf zwischen den beiden Weltmeisterschaftskontrahenten Fangio und González. González im Ferrari war mit einer Zeit von 2:39,500 Minuten zwei zehntel Sekunden schneller als Fangio und erzielte damit die zweite Pole-Position seiner Karriere. Maserati-Neuzugang Moss komplettierte die erste Startreihe, dahinter starteten Fangios Teamkollegen Karl Kling und Hans Herrmann sowie Ferrari-Pilot Mike Hawthorn. Wharton erreichte in seinem privaten Maserati einen Achtungserfolg mit Startplatz acht. In seinem Owen Racing Team entstand später der vor allem in den 1960er-Jahren erfolgreiche BRM-Wagen. Ein weiteres Team, dessen Wagen in der Formel 1 erwartet wurden, war Lancia, deren Autos aber nicht rechtzeitig zum Grand Prix einsatzbereit waren.

Robert Manzon verunglückte im Training und konnte nicht am Rennen teilnehmen. Statt seiner fuhr Umberto Maglioli.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Start konnte Fangio sofort die Führung übernehmen, die er im weiteren Rennverlauf bis zum Ziel behielt.[1] Es folgten Kling, González, Moss, Trintignant und Hawthorn. Kling kam in der zweiten Runde ins Rutschen, kollidierte mit den Strohballen und kam mit zwei Minuten Rückstand als Letzter wieder ins Rennen. Gonzalez hielt das Tempo von Fangio nicht mit und Moss überholte ihn in den ersten Rennrunden. Moss versuchte anschließend Fangio einzuholen, wurde jedoch nach kurzer Zeit von Hawthorn attackiert. Nach einem harten Kampf erlitt der Maserati von Moss einen Motorschaden, der ihn zwang das Rennen in Runde 21 aufzugeben. Damit übernahm Hawthorn Platz zwei, fiel aber später im Rennen ebenfalls mit technischen Problemen an seinem Ferrari aus. Danach lagen die Mercedes-Fahrer Kling und Herrmann auf den Positionen drei und vier, bevor ein Schaden am Nockenwellenantrieb Kling stoppte. Mittlerweile war die Hälfte der Fahrer ausgeschieden und Fangio gewann erneut überlegen ein Rennen; auf den zweitplatzierten González hatte er fast eine ganze Minute Vorsprung und überrundete bis auf ihn das gesamte Feld. Fangios Teamkollege Herrmann wurde Dritter, die weiteren Punkte gingen an Roberto Mieres und Sergio Mantovani, jeweils für Maserati. Wharton bestätigte seine starke Trainingsleistung im privaten Maserati und kam auf Platz sechs ins Ziel. Das Rennen war wie schon beim Grand Prix davor von vielen Defekten geprägt. Besonders enttäuschend lief es für das Gordini-Team, alle drei Fahrer fielen bereits nach elf Runden mit Defekten aus.[2]

Dieser Sieg Fangios sicherte ihm den Weltmeistertitel 1954. Sein Landsmann González erreichte zwar Platz zwei in diesem Rennen, konnte nach dem damaligen Punktesystem und der damit verbundenen Streichresultateregelung in der Fahrerwertung in den verbliebenen zwei Rennen nicht mehr an Fangio vorbeiziehen. Der vorläufige Titelgewinn war der Anfang von Fangios Titelserie, bei der er von 1954 bis 1957 vier Fahrertitel in Folge gewinnen konnte. Mit seiner zweiten Weltmeisterschaft zog er mit Alberto Ascari gleich, dem einzigen Fahrer vor ihm, der dies schaffte. Für Mercedes war es der erste Formel-1-Fahrertitel in ihrem Debütjahr. Dieser Erfolg wurde in der Formel-1-Geschichte bislang außerdem nur von Alfa Romeo erreicht, die 1950 den Fahrertitel mit Giuseppe Farina erreichten. Erst im Jahr 2009 wurde dies nochmals vom Team Brawn GP mit dem Fahrer Jenson Button geschafft.

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Belgien Ecurie Francorchamps 02 Belgien Jacques Swaters Ferrari 500/Ferrari 625F1 Ferrari 2.5 L4 E
Deutschland Daimler-Benz AG 04 Argentinien Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz W 196 Mercedes-Benz 2.5 L8 C
06 Deutschland Hans Herrmann
08 Deutschland Karl Kling
Frankreich Equipe Gordini 10 Frankreich Jean Behra Gordini Type 16 Gordini 2.5 L6 E
12 Argentinien Clemar Bucci
14 Vereinigte Staaten Fred Wacker
Vereinigtes Konigreich Owen Racing Organisation 18 Vereinigtes Konigreich Ken Wharton Maserati 250F Maserati 2.5 L6 D
Italien Scuderia Ferrari 20 Argentinien José Froilán González Ferrari 625F1 Ferrari 2.5 L4 P
22 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Ferrari 625F1/Ferrari 555 Supersqualo
24 Italien Umberto Maglioli Ferrari 553 Squalo
24 Frankreich Robert Manzon Ferrari 553 Squalo
26 Frankreich Maurice Trintignant Ferrari 625F1/Ferrari 555 Supersqualo
Italien Officine Alfieri Maserati 28 Italien Sergio Mantovani Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
30 Argentinien Roberto Mieres
32 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss
34 Vereinigte Staaten Harry Schell

Klassifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Argentinien José Froilán González Italien Ferrari 2:39,5 164,31 km/h 01
02 Argentinien Juan Manuel Fangio Deutschland Mercedes 2:39,7 164,11 km/h 02
03 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Italien Maserati 2:41,4 162,38 km/h 03
04 Frankreich Maurice Trintignant Italien Ferrari 2:41,7 162,08 km/h 04
05 Deutschland Karl Kling Deutschland Mercedes 2:41,9 161,88 km/h 05
06 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Italien Ferrari 2:43,2 160,59 km/h 06
07 Deutschland Hans Herrmann Deutschland Mercedes 2:45,0 158,84 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich Ken Wharton Italien Maserati 2:46,2 157,69 km/h 08
09 Italien Sergio Mantovani Italien Maserati 2:56,9 148,15 km/h 09
10 Argentinien Clemar Bucci Frankreich Gordini 3:04,1 142,36 km/h 10
11 Italien Umberto Maglioli Italien Ferrari 3:08,2 139,26 km/h 11
12 Argentinien Roberto Mieres Italien Maserati 3:09,3 138,45 km/h 12
13 Vereinigte Staaten Harry Schell Italien Maserati 3:12,1 136,43 km/h 13
14 Frankreich Jean Behra Frankreich Gordini 3:16,4 133,44 km/h 14
15 Vereinigte Staaten Fred Wacker Frankreich Gordini 3:20,3 130,84 km/h 15
16 Belgien Jacques Swaters Italien Ferrari 3:20,4 130,78 km/h 16
17 Frankreich Robert Manzon Italien Ferrari keine Zeit

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Deutschland Mercedes 66 3:00:34,5 02 2:39,7 (34.)
02 Argentinien José Froilán González Italien Ferrari 66 + 57,8 01
03 Deutschland Hans Herrmann Deutschland Mercedes 65 + 1 Runde 07
04 Argentinien Roberto Mieres Italien Maserati 64 + 2 Runden 12
05 Italien Sergio Mantovani Italien Maserati 64 + 2 Runden 09
06 Vereinigtes Konigreich Ken Wharton Italien Maserati 64 + 2 Runden 08
07 Italien Umberto Maglioli Italien Ferrari 62 + 4 Runden 11
08 Belgien Jacques Swaters Italien Ferrari 58 + 8 Runden 16
Deutschland Karl Kling Deutschland Mercedes 39 DNF 05
Frankreich Maurice Trintignant Italien Ferrari 34 DNF 04
Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Italien Ferrari 30 DNF 06
Vereinigte Staaten Harry Schell Italien Maserati 24 DNF 13
Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Italien Maserati 22 DNF 03
Vereinigte Staaten Fred Wacker Frankreich Gordini 11 DNF 15
Frankreich Jean Behra Frankreich Gordini 9 DNF 14
Argentinien Clemar Bucci Frankreich Gordini 9 DNF 10
DNS Frankreich Robert Manzon Italien Ferrari 0

WM-Stand nach dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählten nur die vier besten Ergebnisse aus acht Rennen.

Fahrerwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Maserati / Mercedes 42 (45,14)
02 Argentinien José Froilán González Ferrari 23,64
03 Frankreich Maurice Trintignant Ferrari 15
04 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Ferrari 10,64
05 Deutschland Karl Kling Mercedes 10
06 Vereinigte Staaten Bill Vukovich Kurtis Kraft 8
07 Italien Giuseppe Farina Ferrari 6
08 Vereinigte Staaten Jimmy Bryan Kuzma 6
09 Deutschland Hans Herrmann Mercedes 5
10 Vereinigte Staaten Jack McGrath Kurtis Kraft 5
11 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Maserati 4,14
12 Argentinien Onofre Marimón Maserati 4,14
13 Frankreich Robert Manzon Ferrari 4
14 Italien Sergio Mantovani Maserati 4
15 Argentinien Roberto Mieres Maserati 3
16 Thailand Prinz Bira Maserati 3
17 Frankreich Élie Bayol Gordini 2
18 Belgien André Pilette Gordini 2
19 Vereinigte Staaten Mike Nazaruk Kurtis Kraft 2
20 Italien Luigi Villoresi Maserati 2
21 Vereinigte Staaten Troy Ruttman Kurtis Kraft 1,5
22 Vereinigte Staaten Duane Carter Kurtis Kraft 1,5
23 Frankreich Jean Behra Gordini 0,14
24 Italien Alberto Ascari Maserati 0,14
25 Schweiz Emmanuel de Graffenried Maserati 0
26 Italien Umberto Maglioli Ferrari 0
27 Italien Piero Taruffi Ferrari 0
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
28 Vereinigtes Konigreich Ken Wharton Maserati 0
29 Vereinigtes Konigreich Bob Gerard Cooper 0
30 Vereinigtes Konigreich Don Beauman Connaught 0
31 Vereinigte Staaten Harry Schell Maserati 0
32 Belgien Jacques Swaters Ferrari 0
33 Vereinigtes Konigreich Leslie Marr Connaught 0
34 Vereinigtes Konigreich Leslie Thorne Connaught 0
35 Vereinigtes Konigreich Horace Gould Cooper 0
36 Frankreich Louis Rosier Ferrari 0
Frankreich Roger Loyer Gordini 0
Argentinien Jorge Daponte Maserati 0
Belgien Paul Frère Gordini 0
Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Maserati 0
Vereinigtes Konigreich Lance Macklin HWM 0
Belgien Georges Berger Gordini 0
Frankreich Jacques Pollet Gordini 0
Vereinigtes Konigreich Bill Whitehouse Connaught 0
Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart Maserati 0
Vereinigtes Konigreich John Riseley-Prichard Connaught 0
Vereinigtes Konigreich Reg Parnell Ferrari 0
Argentinien Clemar Bucci Gordini 0
Vereinigtes Konigreich Peter Collins Vanwall 0
Vereinigtes Konigreich Peter Whitehead Cooper 0
Vereinigtes Konigreich Eric Brandon Cooper 0
Deutschland Hermann Lang Mercedes 0
Deutschland Theo Helfrich Klenk Meteor 0
Vereinigte Staaten Fred Wacker Gordini 0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eric Wenzel: Historisches - GP Stories - Die Rennen des Jahres 1954 - Formel 1. 2. Januar 2005, abgerufen am 7. Februar 2024.
  2. Paul Schweder in: Internationaler Motorsport, Jahrbuch 1954. Hrsg. ADAC und AvD, Europa-Contact Verlags-GmbH, Döffingen 1954, S. 233–240.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]