Großer Preis der Schweiz 1938

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Die Bremgarten-Rundstrecke in ihrer befahrenen Version.
Lage im Stadtgebiet

Der V. Große Preis der Schweiz fand am 21. August 1938 auf der Bremgarten-Rundstrecke in Bremgarten bei Bern statt. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1938, wurde aber abweichend zu den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (i. W. Rennwagen bis 3 Liter Hubraum mit Kompressor und bis 4,5 Liter Hubraum ohne Kompressor; Mindestgewicht 850 kg; Renndistanz mindestens 500 km) über 50 Runden à 7,280 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 364,0 km entsprach.

Sieger wurde Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz W 154.

Das Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Sieg beim Großen Preis von Deutschland befand sich Mercedes-Junior Richard Seaman im Höhenflug und qualifizierte sich prompt auch in Bern für die beste Startposition. Zusammen mit ihm besetzten seine Teamkollegen Hermann Lang und Rudolf Caracciola die erste Startreihe und machten damit schon im Training die Mercedes-Dominanz deutlich, zumal auch der vierte Fahrer des Teams, Manfred von Brauchitsch, zeitgleich mit Hans Stuck als bestem Auto-UnionFahrer abschnitt und von Platz fünf ins Rennen ging. Dahinter folgte auf Platz sechs Auto-Union-Nachwuchsfahrer Hermann Paul Müller noch vor dem eigentlichen Top-Fahrer im Team, Tazio Nuvolari, der nach seinem Wechsel von Alfa Romeo noch immer Probleme hatte, mit dem ungewohnten Fahrverhalten der Heckmotorrennwagen klarzukommen. Direkt neben ihm reihte sich mit Jean-Pierre Wimille der Fahrer ein, der seinerseits bei Alfa Romeo schließlich das freigewordene Cockpit übernommen hatte, nachdem sich sein vorheriger Arbeitgeber Bugatti nach nur einem enttäuschenden Auftritt beim Heimrennen zum Großen Preis von Frankreich endgültig von der Grand-Prix-Bühne verabschiedet hatte. Das Feld der Werksteams wurde schließlich durch Auto-Union-Junior Christian Kautz und Alfa-Romeo-Stammfahrer Giuseppe Farina in der vierten Startreihe komplettiert, bevor sich dahinter die Riege der durchweg praktisch chancenlosen Privatfahrer aufreihte.

Am Renntag regnete es in Strömen, trotzdem übernahm der noch relativ unerfahrene Seaman mit seinem mächtigen Mercedes-Benz W 154 unmittelbar die Führung und baute diese im Verlauf der folgenden Runden sogar immer weiter aus. Dahinter musste sich Caracciola erst an dem wie üblich hervorragend gestarteten Stuck mit seinem Auto Union „Typ D“[1] vorbeikämpfen, bevor er als ausgemachter Regenspezialist die Verfolgung seines jungen Teamkollegen aufnehmen konnte.

Die Bedingungen wurden nun immer schwieriger und als Seaman wegen der schlechten Sicht einen Moment lang Probleme hatte, zwei Teilnehmer aus dem Mittelfeld zu überrunden, konnte Caracciola die Gelegenheit nutzen, um vorbeizuziehen und die Führung zu übernehmen, die er bis zum Rennende nicht mehr abgab. Dahinter gerieten die Auto-Union-Fahrer der Reihe nach in Probleme und als schließlich Müller, der als Nachwuchsfahrer von Rennen zu Rennen immer besser in Form kam, drei Runden vor Schluss seinen dritten Platz noch durch einen Unfall verlor, war ein schließlich weiterer Dreifachsieg für Mercedes mit Caracciola vor Seaman und von Brauchitsch perfekt.

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Deutsches Reich NS Auto Union AG 02 Schweiz Christian Kautz Auto Union Typ D Auto Union 3.0L V12 Kompressor
04 Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller
06 Italien 1861 Tazio Nuvolari
08 Deutsches Reich NS Hans Stuck
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG 10 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Mercedes-Benz W 154 Mercedes-Benz M 154 3.0L V12 Kompressor
12 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola
14 Deutsches Reich NS Hermann Lang
16 Vereinigtes Konigreich Richard Seaman
11 Deutsches Reich NS Walter Bäumer RESa
Dritte Französische Republik Écurie Bleue 18 Dritte Französische Republik René Dreyfus Delahaye 145 Delahaye 145 4.5L V12
20 Dritte Französische Republik Raph
20 Italien 1861 Gianfranco Comotti DNAb
Italien 1861 G. Minozzi 22 Italien 1861 Giovanni Minozzi Alfa Romeo 8C 2300 „Monza“ Alfa Romeo 2.7L I8 Kompressor
Italien 1861 E. Romano 24 Italien 1861 Emilio Romano Alfa Romeo 8C 2300 „Monza“ Alfa Romeo 2.7L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Sabauda 26 Italien 1861 Edoardo Teagnoc Maserati 8CM Maserati 3.0L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Torino 28 Italien 1861 Piero Taruffi Alfa Romeo Tipo 308 Alfa Romeo 3.0L I8 Kompressor
Schweiz Auto-Agence S.A. 30 Schweiz Adolfo Mandirola Maserati 8CM Maserati 3.0L I8 Kompressor
Schweiz M. Christen 32 Schweiz Max Christen Maserati Tipo 26B „Monoposto“ Maserati 2.0L I8 Kompressor
Ungarn 1918 I. de Sztriha 34 Ungarn 1918 István de Sztriha Alfa Romeo 8C 2300 „Monza“ Alfa Romeo 2.7L I8 Kompressor
Schweiz Écurie Du Puy & de Graffenried 36 Schweiz Toulo de Graffenried Maserati 6C-34 Maserati 3.0L I6 Kompressor
Italien 1861 Alfa Corse 38 Italien 1861 Giuseppe Farina Alfa Romeo Tipo 312 Alfa Romeo 3.0L V12 Kompressor
40 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille
a 
Auto nur im Training eingesetzt; nicht offiziell für das Rennen gemeldet.
b 
Fahrer vom Team suspendiert; durch Raph ersetzt.
c 
Während des Rennens vorübergehend durch „B. Bira“ am Steuer abgelöst.

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

3 2 1
Deutsches Reich NS Caracciola
2:42,2 min
Deutsches Reich NS Lang
2:42,0 min
Vereinigtes Konigreich Seaman
2:38,8 min
5 4
Deutsches Reich NS von Brauchitsch
2:42,9 min
Deutsches Reich NS Stuck
2:42,9 min
8 7 6
Dritte Französische Republik Wimille
2:44,3 min
Italien 1861 Nuvolari
2:43,9 min
Deutsches Reich NS Müller
2:43,5 min
10 9
Italien 1861 Farina
2:46,7 min
Schweiz Kautz
2:45,4 min
13 12 11
Italien 1861 Teagno
3:03,8 min
Dritte Französische Republik Dreyfus
2:55,9 min
Italien 1861 Taruffi
2:52,6 min
15 (14)
Dritte Französische Republik Raph
3:13,3 min
(Schweiz de Graffenried)
(nicht gestartet)
18 17 16
Schweiz Mandirola
3:38,0 min
Schweiz Christen
3:27,9 min
Italien 1861 Romano
3:17,7 min
19 20
Italien 1861 Minozzi
3:31,1 min
Ungarn 1918 de Sztriha
3:29,1 min

Rennergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Nr. Fahrer Konstrukteur Runden Zeit Ausfallgrund EM-Punkte
1 14 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 50 2:32:07,8 h 1
2 16 Vereinigtes Konigreich Richard Seaman Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 50 + 26,0 s 2
3 10 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 49 + 01 Runde 3
4 08 Deutsches Reich NS Hans Stuck Deutsches Reich NS Auto Union 48 + 02 Runden 4
5 38 Italien 1861 Giuseppe Farina Italien 1861 Alfa Romeo 48 + 02 Runden 4
6 28 Italien 1861 Piero Taruffi Italien 1861 Alfa Romeo 47 + 03 Runden 4
7 40 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Italien 1861 Alfa Romeo 47 + 03 Runden 4
DNF 04 Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller Deutsches Reich NS Auto Union 46 Unfall 4
8 20 Dritte Französische Republik René Dreyfus Dritte Französische Republik Delahaye 46 + 04 Runden 4
9 06 Italien 1861 Tazio Nuvolari Deutsches Reich NS Auto Union 46 + 04 Runden 4
10 14 Deutsches Reich NS Hermann Lang /
Deutsches Reich NS Walter Bäumer
Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 45 + 05 Runden 4 / –
11 20 Dritte Französische Republik Raph Dritte Französische Republik Delahaye 43 + 07 Runden 4
12 24 Italien 1861 Emilio Romano Italien 1861 Alfa Romeo 41 + 09 Runden 4
13 32 Schweiz Max Christen Italien 1861 Maserati 40 + 10 Runden 4
14 26 Italien 1861 Edoardo Teagno /
Thailand 1917 Prinz Bira
Italien 1861 Maserati 39 + 11 Runden 4 / –
DNF 02 Schweiz Christian Kautz Deutsches Reich NS Auto Union 19 Benzinleck / Vergaser? 6
DNF 30 Schweiz Adolfo Mandirola Italien 1861 Maserati 17 6
DNF 22 Italien 1861 Giovanni Minozzi Italien 1861 Alfa Romeo 17 6
DNF 34 Ungarn 1918 István de Sztriha Italien 1861 Alfa Romeo 5 7

Schnellste Rennrunde: Vereinigtes Konigreich Richard Seaman (Mercedes-Benz), 2:51,0 min = 153,3 km/h

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Automobilsport 1938 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt