Helena Janeczek

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Helena Janeczek (geboren 1964 in München) ist eine deutsch-italienische Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helena Janeczeks Eltern sind polnische Überlebende des Holocaust; ihr Vater überlebte im Versteck, ihre Mutter war Häftling im KZ Auschwitz.[1] Sie blieben als Displaced Persons in München hängen, da sie kein Visum für die USA bekamen, und die Mutter eröffnete dort ein Einzelhandelsgeschäft mit Waren aus Italien. Janeczek erhielt ihren Vornamen nach der in Auschwitz ermordeten Großmutter und ihre weiteren Vornamen nach ebenfalls umgebrachten Verwandten. Sie leidet unter den Verfolgungstraumata der Eltern. Sie besuchte die Schule in München und lernte ihre „Muttersprache“ Deutsch bei ihrer deutschen Kinderfrau. Sie ging 1983 zum Studium nach Italien, wo sie die italienische Staatsbürgerschaft erhielt. Sie lebt in Gallarate und arbeitet in Mailand.

Janeczek arbeitete zunächst als Lektorin beim Verlag Adelphi, für den sie unter anderem Schriften von Albert Einstein und Jizchak Katzenelson ins Italienische übersetzte. Sie wechselte dann zum Verlag Mondadori. Sie schreibt für die Literaturzeitschrift Nuovi Argomenti.

Janeczek veröffentlichte 1989 in Deutschland beim Suhrkamp-Verlag ihre Gedichtsammlung Ins Freie. Im Jahr 1995 besuchte sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Gedenkfeier zur fünfzigjährigen Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Ihr 1997 erschienener Roman Lezioni di tenebra setzt sich autobiografisch mit ihrer Familiengeschichte auseinander und ist ein Dokument biografischen Schreibens der zweiten Generation nach dem Holocaust. Der Roman wurde mit dem Premio Bagutta Opera Prima ausgezeichnet. Ihr dritter Roman La ragazza con la Leica über die Fotografen Gerda Taro und Robert Capa erschien 2017 und erhielt 2018 den Premio Bagutta und auch den wichtigsten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega.[2] 2020 wurde Janeczek der Spycher: Literaturpreis Leuk zuerkannt.[3]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ins Freie: Gedichte. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1989
  • Lezioni di tenebra. Mailand : Mondadori, 1997
  • Cibo. Mailand : Mondadori, 2002
  • Le rondini di Montecassino. Parma : Guanda, 2010
  • Bloody Cow. Mailand : Il Saggiatore, 2012
  • La ragazza con la Leica. Parma : Guanda, 2017

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Federica K. Clementi: Helena Janeczek's Lessons of Darkness: Uncharted Paths to Shoah Memory through Food and Language. In: Contemporary Women’s Writing, 6, 1, März 2012, S. 1–19 ISSN 1754-1476
  • Dorothee Gelhard, Irmela von der Lühe (Hrsg.): Wer zeugt für den Zeugen? Positionen jüdischen Erinnerns im 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main : Lang, 2012, ISBN 978-3-631-62107-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Details der Vita bei Federica K. Clementi, 2012
  2. Emilia Constantini: Strega 2018 a Helena Janeczek. Dopo 15 anni il premio è donna, Corriere, 15. Juli 2018
  3. Helena Janeczek ausgezeichnet, boersenblatt.net, erschienen und abgerufen am 2. Juli 2020