Hella Unger (Bildhauerin)

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Hella Unger (* 6. Jänner 1875 in Wien als Helene Unger; † 5. August 1934 ebendort) war eine österreichische Bildhauerin und Medailleurin. Bekannt war sie für Plaketten mit Kinderporträts. Sie war Mitglied der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab von Charles Wilda, gestaltet von Hella Unger
Marmorbüste Otto Benndorf (1838–1907) im Arkadenhof der Universität Wien von Hella Unger
Marmorbüste Otto Benndorf (1838–1907) im Arkadenhof der Universität Wien von Hella Unger
Marmorbüste Otto Benndorf (1838–1907) im Arkadenhof der Universität Wien von Hella Unger
Skulptur Otto Benndorf (1838–1907) von Hella Unger

Hella Unger wurde in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater war der Maler und Radierer William Unger (1837–1932), die Schwester die Kunsthandwerkerin Else Unger (1873–1936) und ihre Tante die Malerin Johanna Unger (1837–1871). Wie ihre ältere Schwester studierte sie an der Wiener Kunstgewerbeschule, jedoch bei dem Bildhauer und Medailleur Stefan Schwartz.[1]

„Von den Damen, welche diese Schule besuchen, ist Hella Unger das bedeutendste Talent. Wie ihre Schwester Else ist sie von grosser Vielseitigkeit; was sie erfindet und macht, zeigt reichen Formensinn und liebenswürdige Anmut, das Moderne liegt ihr nahe, sie geht aber immer sicher auf das aus, was auch praktisch durchführbar und in der Erscheinung gefällig ist. Das für Bakalowits von ihr entworfene Service mit ganz neuem Schliff der Gläser ist von brillantester Wirkung. Auch Hella wird wie Else dem grossen Künstlernamen des Vaters stets Ehre machen; es ist ein freundlicher Gedanke, zu sehen, wie auch künstlerisches Vermögen sich vererbt und erhält.“

ED. LEISCHING: Die Ausstellung der Kunstgewerbeschule des K. K. Österreichischen Museums

Unger entwarf für die Fa. E. Bakalowits Söhne. Auf der Winter-Ausstellung der Österreichischen Museums für Kunst und Industrie zeigte sie Blumenvasen und Jardinièren. In Kooperation mit der Fa. Hacker Mor. Metallwaren entstanden Beleuchtungskörper für elektrisches Licht (Zinn, versilbert).[2] Auf der Internationalen Wissenschaftlichen und Gewerblichen Ausstellung ‘Die Kinderwelt‘ in St. Petersburg wurden ihre Plastiken, gemeinsam mit Objekten der Künstler Koloman Moser und Josef Hoffmann präsentiert.[3] Unger zeigte 1904 einen Blumenaufsatz für elektrisches Licht in Bronze und farbigem Glas auf der Frühjahrsausstellung des Mährischen Kunstgewerbemuseums Brünn.[4] In einer Ausschreibung der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Medaillenkunst und Kleinplastik, die vom Bildhauer Josef Groh gewonnen wurde, erhielt sie neben Prof. Tautenhayn, ihrem früheren Lehrer Stefan Schwartz, Rudolf Cizek und Johanna Mischl (Johanna Michel?) eine der fünf Anerkennungen.[5]

1906 nahm die Künstlerin an am Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu Ehrenpreisen für die Herkomer-Konkurrenz teil. Ihr Entwurf mit dem Motto '48' wurde zur Ausführung angenommen.[6] Auf der Jahresausstellung 1907 im Künstlerhaus am Karlsplatz stellte Unger den Entwurf 'Rast' (Gips), eine Bronzeplakette 'Kinderporträt' sowie das 'Porträt des Herrn Sektionschef Otto Benndorf' aus.[7] 1907 nahm sie an der Münz- und Medaillenkundeausstellung im Künstlerhaus Wien mit Plaketten teil: 'Silvia, Gertl, Fanno, Porträtplaketten der Kinder der Frau Marie Leibenfrost' (Bronzeguss auf weißem Onyx) sowie 'Tochter des Herrn Louis Ruault Frappart' (Silberguss auf weißem Onyx).[8] Nach einem Wettbewerb des Verbandes Österreichischer Kunstgewerbemuseen erhielt Unger den Auftrag zur Anfertigung einer Plakette anlässlich des Regierungsjubiläums des Fürsten Johann von und zu Liechtenstein.[9]

Hella Unger engagierte sich in der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) und gehörte zeitweise zum Komitee. Auf der gemeinsamen Ausstellung der VBKÖ und der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession im November/Dezember 1910 Die Kunst der Frau zeigten die Kuratoren Werke von Künstlerinnen aus mehreren Jahrhunderten. Unger präsentierte hier vier Bronzeplaketten, ein Kinderporträt aus Marmor und eine Gipsbüste ('Porträt des Professors B.'). Ihre Plakette eines Kinderbildnisses wurde im Bildteil des Ausstellungskataloges neben Bildern von Angelika Kauffmann, Tina Blau und anderen ganzseitig abgebildet.[10] Auch über Österreich hinaus wurde die Ausstellung beachtet. The International Studio urteilte[11]

„Hella Unger, the gifted daughter of the celebrated Prof. Unger, contributed some plaquette portraits of children, delightful in treatment and expressive of warm sympathy with child life.“

„Hella Unger, die begnadete Tochter des gefeierten Prof. Unger, steuerte einige Plaketten-Porträts von Kindern bei, die entzückend in der Behandlung sind und eine herzliche Anteilnahme am Kinderleben ausdrücken.“

Zu ihren Schülerinnen gehörte die österreichische Bildhauerin und Keramikerin Hanna (Johanna) Blaschczik.[12]

Unger wurde auf dem Friedhof Ober St. Veit bestattet.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1903/04 Winter-Ausstellung der Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Wien
  • 1903/04 Internationale Wissenschaftliche und Gewerbliche Ausstellung Die Kinderwelt in St. Petersburg[3]
  • 1904 Frühjahrsausstellung Der gedeckte Tisch im Mährischen Kunstgewerbemuseum Brünn[13]
  • 1904 Herbstausstellung im Künstlerhaus Wien[14]
  • 1905 Frauen-Kunstausstellung im Mährischen Gewerbe-Museum, Brünn[15][16]
  • 1906 Ausstellung der Kunstgewerbeschule Wien[17]
  • 1907 Künstlerhaus Jahresausstellung Wien[18]
  • 1908 Kaiserjubiläums-Ausstellung der Österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde im Künstlerhaus Wien
  • 1910 Die Kunst der Frau in der Wiener Secession
  • 1911 Jubiläumsausstellung der Künstler-Genossenschaft Wien[19]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Silbermedaille in der Gruppe Kunst, Internationale Wissenschaftliche und Gewerbliche Ausstellung Die Kinderwelt in St. Petersburg[3]

Arbeiten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • vor 1903 Jardinière aus Glas[20]
  • vor 1904 Blumenaufsatz für elektrisches Licht in Bronze und farbigem Glase[21]
  • vor 1906 Gips-Plastik Der Despot[22]
  • um 1906 Silbernes Autofahrer-Modell für einen Preis der Herkomer-Konkurrenz 1906[23]
  • um 1908 Liechtenstein-Plakette[9]
  • vor 1909 Naturstudie[24]
  • vor 1910 Plakette[25]
  • vor 1909 Grabmal Charles Wilda
  • vor 1909 Marmorbüste Otto Benndorf[26]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Leisching: Die Ausstellung der Kunstgewerbeschule des K. K. Österreichischen Museums in Kunst und Kunsthandwerk; Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, 6. Jahrgang 1903, S. 188, 189.[27]
  • Eduard Leisching: Die Winterausstellung des K. K. Österreichischen Museums in: Kunst und Kunsthandwerk, Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, VII. Jahrgang 1904, S. 18ff.[28]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hella Unger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thieme-Becker, Band 33, Leipzig 1939.
  2. [1] 1903–1904 Winter-Ausstellung, K.K. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Ausstellungskatalog, S. 21, 58.
  3. a b c [2] Österreich auf der Internationalen Wissenschaftlichen und Gewerblichen Ausstellung 'Die Kinderwelt' in St. Petersburg, 1903/1904, Bericht der Österr. Kommission
  4. [3] Julius Leisching: Der gedeckte Tisch. In: Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905, S. 11–13.
  5. [4] Kunst und Kunsthandwerk; Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, 1904 S. 522.
  6. [5] Allgemeine Zeitung. 1906 = Jg. 109, 1 – 2 ## 27. Februar 1906, S. 6.
  7. [6] Katalog der Jahres-Ausstellung in Wien, Verlag der Genossenschaft der Bildenden Künstler Wien, 1907, S. 39, 40, 42.
  8. [7] Katalog der Kaiserjubiläums-Ausstellung der Österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde in Wien, 1908, S. 62.
  9. a b [8] Kunst und Kunsthandwerk, Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, XI. Jahrgang 1908, S. 111.
  10. [9] XXXVII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession, Wien [electronic resource]: I. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs: die Kunst der Frau: Novemb-Decemb. 1910, S. 7, 12, 29, 36, 38.
  11. [10] The International Studio, illustrated magazine of fine and applied art, Volume forty-three, 1911; # 169 to 172, S. 65.
  12. Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online, De Gruyter, 2009
  13. [11] Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904, S. 197.
  14. [12] Karl Hartmann: Die Herbstausstellung im Wiener Künstlerhause in Beilage zu Die Christliche Kunst; Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst und Kunstwissenschaft, 1. Jahrgang, Heft 5, Februar 1905, S. II.
  15. [13] Allgemeine Zeitung. 1905 = Jg. 108, 5 – 6 ## 25. Mai 1905
  16. [14] Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/1905, S. 482.
  17. [15] Kunst und Kunsthandwerk; Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie. S. 487, 495.
  18. [16] Karl M. Kuzmany Wiener Ausstellungen in: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907 S. 459
  19. [17] The Studio, Vol. 53, No. 219, S. 192.
  20. Digitalisat MAK Sammlung online.
  21. Digitalisat Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905, S. 13
  22. Digitalisat MAK Sammlung online.
  23. Digitalisat MAK Sammlung online.
  24. [18] R. Meyer-Hamburg: Die K. K. Kunstgewerbeschule in Wien auf der Ausstellung in London im August 1908 in: Kunst und Kunsthandwerk, Monatsschrift herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, XII. Jahrgang 1909, S. 110.
  25. Digitalisat Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 26.1910-1911, S. 201.
  26. [19] Conze Benndorf, Friedrich August Otto, Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Die Toten des Jahres 1907, Berlin, 1909. S. 27.
  27. Digitalisat internet archive
  28. Digitalisat internet archive