Hendrik Wallat

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Hendrik Wallat (* 17. Juni 1979 in Hannover) ist ein an der Leibniz Universität in Hannover arbeitender deutscher Soziologe, Philosoph und Politikwissenschaftler sowie Buchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallat studierte an der Universität Hannover Politische Wissenschaft, Geschichte, Soziologie und Philosophie. Er schloss sein Studium ebenda 2008 mit der Promotion zum Dr. phil. in Politische Wissenschaft bei Gert Schäfer ab. Es folgten Lehraufträge in Philosophie bzw. Sozialwissenschaften an der Universität Oldenburg, der FH Düsseldorf sowie im Niedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung. Seit 2012 ist Wallat als Assistenz von Oskar Negt erneut an der Leibniz Universität tätig, seit 2016 im von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Forschungsprojekt Politische Philosophie.[1]

Neben seiner Hochschultätigkeit äußert sich seine wissenschaftliche Arbeit in Artikeln, Vorträgen sowie größeren Publikationen, darunter seit 2009 auch einige Sachbücher und Monografien. Wallat veröffentlicht seine Texte außer in wissenschaftlichen Verlagen auch über Onlinepublikationen und bei linken Verlagsprojekten im politischen Kontext der Assoziation Linker Verlage. Er ist Beiratsmitglied der sozialwissenschaftlichen Online-Fachpublikation Kritiknetz – Zeitschrift für kritische Theorie der Gesellschaft.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Nowak rezensierte in analyse & kritik den von Wallat herausgegebenen Sammelband Gewalt und Moral, in dem eine „historisch-philosophische Annäherung an die Gewaltfrage in Emanzipationsbewegungen“ versucht wird. Dieser Anspruch werde „in dem Buch auf hohem wissenschaftlichem Niveau eingelöst.“ Als verbindendes zentrales Moment der von sieben weiteren Autoren stammenden Texte macht Nowak die Frage aus „wann die Oktoberrevolution und die von ihr ausgehenden weltweiten linken Bewegungen ihren emanzipatorischen Anspruch verloren haben.“ Bemängelt wird von Nowak der teilweise vorherrschende „akademische Jargon“.[2]

Philippe Kellermann bescheinigte Wallat breitgefächerte Interessen sowie eine unorthodoxe Herangehensweise an die Philosophiegeschichte, die sich schon in seiner Dissertation Das Bewusstsein der Krise. Marx, Nietzsche und die Emanzipation des Nichtidentischen in der politischen Theorie 2009 gezeigt habe.[3]

In der Zeitschrift für linke Theorie und Debatte grundrisse veröffentlichte Kellermann eine wohlwollende Buchbesprechung zu der 2012 erschienenen Untersuchung linker Bolschewismuskritik Staat oder Revolution, in der Wallat aufzeige, dass es „auch in der Geschichte des so furchtbar gescheiterten kommunistischen Emanzipationsversuchs stets Alternativen“ gegeben habe. Dazu betrachtet Wallat Protagonisten verschiedener Richtungen zeitgenössischer linker Bolschewismusrezeption und -kritik. Über Lenin selbst, Georg Lukács und den Anarchosyndikalisten Rudolf Rocker, erreiche das Werk seinen Höhepunkt in Wallats Analyse Isaak Steinbergs Gewalt und Terror in der Revolution. Darin zeige Steinberg minutiös auf, dass jedwede mögliche Rechtfertigung von Terror zur Verteidigung der Revolution falsch sei.[3]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchautorenschaft (Sachbücher und Monografien)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Bewusstsein der Krise. Marx, Nietzsche und die Emanzipation des Nichtidentischen in der politischen Theorie. transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1218-9.
  • Staat oder Revolution. Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik. edition assemblage, Münster 2012, ISBN 978-3-942885-17-1.
  • Oktoberrevolution oder Bolschewismus. Studien zu Leben und Werk von Isaak N. Steinberg. edition assemblage, Münster 2013, ISBN 978-3-942885-46-1.
  • Fundamente der Subversion. Über die Grundlagen materialistischer Herrschaftskritik. Unrast Verlag, Münster 2015, ISBN 978-3-89771-586-8.
  • Das Scheitern der Befreiung. Politisch-philosophische Essays, Unrast Verlag. Münster 2017; ISBN 978-3-89771-237-9.
  • Kritik der politischen Philosophie. Ein Abriss klassischer Varianten der Herrschaftslegitimation von Platon bis zum Postmarxismus. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-13706-9.
  • Politischer Marxismus. Ellen M. Woods Beitrag zur Aktualisierung des historischen Materialismus. Westfälisches Dampfboot, Münster 2021, ISBN 978-3-89691-063-9.
  • Verwaltung von Sachen? Die Entpolitisierung des Materialismus bei Engels (und Marx). Verlag Edition AV, Bodenburg 2023, ISBN 978-3-86841-298-7
  • Dyspraxia. Kritische Theorie im Sog der Negativität, Velbrück, Weilerswist 2023, ISBN 978-3-95832-343-8.

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gewalt und Moral. Eine Diskussion der Dialektik der Befreiung. Unrast Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-543-1.

Bearbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Negt, Oskar: Politische Philosophie des Gemeinsinns, 3 Bände, jeweils bearbeitet und mit einem Nachwort von H. Wallat, Steidl Verlag, Göttingen 2019–2022:

Weiteres (Artikel, Aufsätze und Vorträge, Internetquellen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dr. Hendrik Wallat auf der Site der Uni Hannover
  2. Peter Nowak: Linke und Gewalt auf peter-nowak-journalist.de, ursprünglich erschienen in ak – analyse & kritik – Zeitung für linke Debatte und Praxis, Nr. 610 am 17. November 2015
  3. a b Philippe Kellermann: Hendrik Wallat: Staat oder Revolution. Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik. In: Grundrisse. zeitschrift für linke theorie & debatte