Henny Rosenthal

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(Henriette) Henny Rosenthal (geboren am 29. November 1884; gestorben 1944) war eine der ersten Frauen, die in Deutschland Obst- und Gemüseanbau professionell betrieben hat. Sie ist Mutter des Landschaftsarchitekten und Psychologen Karl Linn, der in den USA die Idee der Gemeinschaftsgärten vorantrieb.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henny Rosenthal wurde als jüngstes von vier Kindern und einzige Tochter einer Berliner jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Ihr Vater, Carl Rosenthal, war Bankier und Getreidehändler, ihre Mutter Paula Wiesenburg stammte aus Breslau. Sie machte eine Ausbildung als Kauffrau, wurde bei der Berliner Börse angestellt und erhielt damals als erste Frau die Prokura der Gesellschaft.

Als erfolgreiche Frau hatte sie Kontakte zu Gustav Landauer und dessen Frau Hedwig Lachmann, zu Heinrich und Lily Braun, wobei letztere Henny Rosenthal ermutigte, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen. Sie interessierte sich auch für den Reformpädagogen Gustav Wynecken und seine Überlegungen zu Freien Schulen.

1911 besuchte Henny Rosenthal die von Elvira Castner gegründete Obst- und Gartenbauschule für gebildete Mädchen und Frauen Mariendorf bei Berlin, danach machte sie ein einjähriges Praktikum in einem Waisenhaus in Nieuwpoort (Belgien).

1913 kaufte sie mit Hilfe der Rentengut-Genossenschaft "Freie Scholle" aus Frankfurt (Oder) 20 Morgen Bodenreform-Land im Dorf Dessow (im damaligen Kreis Ruppin) und baute die erfolgreiche Obst- und Gemüsegärtnerei Immenhof auf. Es wurden Ausbildungsplätze für Mädchen geboten und Gartentherapie für Behinderte. Kunden für die Produkte der Gärtnerei waren jüdische Institutionen in Berlin, darunter Kempinski und das KaDeWe.

1922 heiratete Henny Rosenthal den Witwer Josef (Jossel) Lin (geboren am 28. Januar 1877), den Oberbibliothekar der Jüdischen Gemeinde in Berlin.[1] Lin brachte drei Kinder mit in die Ehe: Bella, Theo und Henry.

1923 wurde der gemeinsame Sohn Karl geboren.

1933 wurde der Handel von und mit Juden in Deutschland verboten, Henny Rosenthal musste daraufhin ihre Gärtnerei zu einem Bruchteil des Wertes verkaufen und wanderte 1934 mit den Kindern Karl und Bella über die Schweiz und Italien nach Palästina aus, wohin ihr Ehemann schon 1933 über Paris geflüchtet war. Zwischen Haifa und Akkon gründete die wieder vereinte Familie Lin eine Farm.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Regional Oral History Office, The Bancroft Library, University of California (Hrsg.): Karl Linn – Landscape Architect in Service of Peace, Social Justice, Commons, and Community. An Interview Conducted by Lisa Rubens, Ph.D. in 2003 and 2004. Berkeley, California, USA (englisch, berkeley.edu [abgerufen am 10. Mai 2018]).
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Community Gardens – Ein "Anarchist des Gärtnerns: Karl Linn". In: Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation. Nr. 250/251 (Sommer 2005), S. 6 (coforum.de [abgerufen am 10. Mai 2018]).
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Allmenden und Genossenschaften. 24. April 2018, abgerufen am 9. Mai 2018.
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Von der Obstgärtnerei zum Community Gardening – Karl Linn vollendete die Visionen seiner Mutter Henny Rosenthal. In: Der Rabe Ralf. Juni/Juli 2005, S. 4.
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Gärten – eine Frage der Gerechtigkeit. Henny Rosenthal verh. Lin (1885–1944) und Karl Linn (1923–2005). In: Stadt und Grün. Oktober 2005, S. 32–35.
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Die geraubte Utopie – Henny Rosenthals Immenhof. In: Hubertus Fischer, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933. Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2008, ISBN 978-3-89975-144-4, S. 287–308.
  • Elisabeth Meyer-Renschhausen: Gärten schaffen Frieden. In: taz – Die Tageszeitung. Nr. 7705, 5. Juli 2005, S. 23 (taz.de [abgerufen am 10. Mai 2018]).
  • Christian Schönberg: Hochblüte auf dem Immenhof. In: Märkische Oderzeitung. 2. Januar 2015 (moz.de).
  • Linn, Karl Collection – Biographical Note. OAC – Online Archive of California, abgerufen am 13. Mai 2018.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jewish Press at International Press Exhibition. (Jewish Telegraphic Agency Mail Service), Berlin, July 13. In: Jewish Daily Bulletin Co., Inc. (Hrsg.): Jewish Daily Bulletin. Band IV, Nr. 824. Long Island City, N.Y., USA 28. Juli 1927 (englisch, jta.org [abgerufen am 12. Mai 2018]).