Hermann Heerdt

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Hermann Karl Peter Heerdt (* 31. Dezember 1900 in Koblenz; † 6. Februar 1959 in Alsfeld)[1]:137[2]:322 war ein preußischer Verwaltungsbeamter und Landrat des Dillkreises und des Landkreises Aachen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Heerdt wurde als Sohn des evangelischen, zuletzt im Rang eines Oberpostdirektors tätigen, Karl Heerdt im Rheinland geboren. Er besuchte zunächst die Schule in Frankfurt am Main und danach das Gymnasium in Torgau. Im letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs unterbrach er im Juni 1918 das Gymnasium mit der Oberprimareife, um seinen Heeresdienst abzuleisten. Im Mai 1919 legte er die Kriegsreifeprüfung ab. Von Mai bis August 1919 gehörte er noch der Reichswehr an. Den Zeitraum bis zum Beginn seines Studiums überbrückte Heerdt mit einer praktischen Beschäftigung in den Eisenbahnwerkstätten in Dresden und einer Tätigkeit im Bankgewerbe. Hieran schloss sich ein Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten in Greifswald, Göttingen und Marburg an. Sein 1. juristisches Examen legte Heerdt im November 1924 beim Oberlandesgericht Kassel ab, woraufhin er am 21. Dezember 1924 seinen Vorbereitungsdienst im OLG-Bezirk Frankfurt am Main antrat.

Nach erfolgreicher mündlicher Prüfung am 17. Juni 1925 promovierte Heerdt am 25. Februar 1927 mit der Arbeit Die Rechtsprechung in den besetzten Rheinlanden in Marburg zum Dr. jur., im Folgejahr legte er die Große Staatsprüfung ab. Im Anschluss betätigte er sich als Gerichtsassessor bei Amtsgerichten, Rechtsanwälten und der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main.[1]:137

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Hermann Heerdt rechtsnationalen Verbänden an und trat 1932 in die NSDAP ein. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er am 16. Juli 1933 als Regierungsrat in die preußische staatliche Polizeiverwaltung übernommen und erhielt dadurch eine Beschäftigung in Frankfurt am Main.[1]:137 Mit der zum 18. September 1934 erfolgten Versetzung in den einstweiligen Ruhestand des bisherigen Landrats des Dillkreises, Otto Bünger, der bereits seit dem 18. April 1933 aus politischen Gründen beurlaubt war,[1]:104 trat Heerdt zunächst kommissarisch dessen Nachfolge an.[1]:137 Am 27. Mai 1935 wurde ihm die Verwaltung des Landkreises definitiv übertragen. Drei Jahre darauf erhielt er am 10. Juni 1938 seine zum 1. August wirksame kommissarische Versetzung in das Reichsministerium des Innern, wo er am 22. November 1938 auch die Ernennung zum Oberregierungsrat erhielt. Im Jahr 1940 erfolgte mit der Versetzung in das Reichssicherheitshauptamt die Beförderung zum Ministerialrat. Im Zuge des Aufbaus eines sicherheitspolitischen Apparates im durch deutsche Truppen besetzten Frankreich wurde mit Befehl vom 20. Mai 1942 am Sitz der jeweiligen Regionalpräfektur eine sogenannte KdS-Dienststelle errichtet. Hermann Heerdt zählte zum Kreis der 14 »Kommandeure der Sicherheitspolizei und des SD« (KdS) in Frankreich.[3]:56 Anm. 87 Sein Standort war Rennes in der Bretagne.[4]:156 Kurz vor dem Zusammenbruch der Westfront wurde ihm zum 23. Juni 1944 auftragsweise die Verwaltung des Landkreises Aachen übertragen.[1]:137 Vier Monate später wurde Aachen am 21. Oktober 1944 als erste Großstadt des Dritten Reichs von den Alliierten eingenommen.

Auszeichnungen

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Rechtsprechung in den besetzten Rheinlanden. (zugleich Dissertation, Universität Marburg), Friedrich, Marburg 1927.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland, Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-693-8.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 137–138.
  • Ahlrich Meyer: Täter im Verhör. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich 1940–1944, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 978-3-534-17564-2.
  • Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 322 f. u. Anm. 209.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867–1945.
  2. Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4.
  3. Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland
  4. Ahlrich Meyer: Täter im Verhör. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich 1940–1944,