Horsta Krum

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Porträt Horsta Krum 2011

Horsta Krum, geb. Malinowski, auch: Horsta Malinowski-Krum (* 1941 in Torgau) ist eine ehemalige evangelisch-reformierte Pastorin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horsta Malinowski wurde in Torgau geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie wurde sie 1970 in den Dienst der Französischen Kirche (Hugenottengemeinde) in West-Berlin übernommen. Auf dem Gebiet der Kirchengeschichte beschäftigte sie sich mit dem Schicksal der Hugenotten. Elf Jahre lang war sie Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg. Sie war Pastorin der Französischen Kirche und Vorsitzende des Reformierten Moderamens in Berlin (West) von 1979 bis 1990. Sie war Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins.[1] Krum war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz (CFK). 1986 referierte sie auf einem gemeinsamen Seminar der CFK mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR in Bad Saarow über die „Sprache des Friedens“. Sie unterhielt Kontakte zu linksorientierten kirchlichen Gruppen wie dem Unterwegskreis und dem Weißenseer Arbeitskreis und zu Kirchengemeinden, die korporativ in der CFK mitarbeiteten.

Kontakte mit der DDR-Staatssicherheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach 1990 wurde bekannt, dass sie und ihr damaliger Mann, der Pfarrer Ulrich Krum, mit dem hochrangigen Mitarbeiter des Rates des Bezirks Potsdam Johannes Klein, der als inoffizieller Mitarbeiter (IM) mit dem Decknamen „Freidank“ für das Ministerium für Staatssicherheit arbeitete, regelmäßig Gespräche geführt hatten. Die Stasi führte diesen Vorgang unter der Bezeichnung IM „Helena“.[2] Bei diesen Gesprächen hatte das Ehepaar Krum jahrelang kirchliche Interna weitergegeben. Dabei ging es auch um die Bespitzelung von Personen wie der US-amerikanischen Theologin Barbara Green.[3] Das Konsistorium der Berlin-Brandenburgischen Kirche warf Horsta Krum nach Einsichtnahme in die Stasi-Unterlagen vor, „in langjährigen konspirativen Gesprächen mit einem Staatsvertreter der DDR über kirchliche Vorgänge die gebotene Amtsverschwiegenheit verletzt zu haben.“[4] Im Januar 1994 wurden sie und ihr Mann aus diesem Grund durch die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg vom Pfarrdienst suspendiert. Ulrich Krum erhielt 1998 aufgrund seiner konspirativen Gespräche mit offiziellen Vertretern der DDR eine Disziplinarstrafe.[5] Inzwischen sind die beiden geschieden.

Lebensabschnitt in Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krum beantragte 1995 ihre Entlassung aus dem Dienst der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg und kam so einem Disziplinarverfahren zuvor. Sie wurde von der reformierten Kirche Frankreichs angestellt und war zehn Jahre in Lyon als Pastorin tätig.

2005 erhielt sie ihr Diplom als Sophrologin.

Im Rahmen der 200-jährigen Gedenkveranstaltungen zur Schlacht bei Jena und Auerstedt folgte sie der Einladung aus dem thüringischen Ort Kapellendorf, sich mit einer Gruppe aus der Gemeinde Saint-Savin an den Veranstaltungen zu beteiligen.[6]

Krum hält Vorträge und schreibt in linksorientierten Zeitungen. Im Rahmen der Historischen Kommission von Lyon arbeitet sie über die Zeit des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges. Sie gehört zur Lyoner interreligiösen Gruppe „Kinder Abrahams“, in der sich Juden, Moslems und Christen verschiedener Konfessionen für den Frieden einsetzen. Im Rahmen der Cimade (Organisation zur Wahrung der Rechte der Ausländer in Frankreich) ist sie im Gefängnis tätig; des Weiteren arbeitet sie theoretisch über Aids, und als Seelsorgerin und Sophrologin arbeitet sie mit Aids-Kranken.

Horsta Krum ist Mutter von zwei Töchtern. Sie ist Mitglied der Partei Die Linke.[7]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Les Huguenots Bonifas, Aimé. Paris: Ed. de Paris, 2000
  • Das letzte Jahr der DDR. Berlin: Gesellschaftswiss. Forum, 1994
  • Frankreich am Kreuz. Berlin: Wichern-Verl., 1993
  • Preussens Adoptivkinder. Berlin: arani, 1985

Als Koautorin

  • Die Waldenser. Der Kampf von Christen um eine neue Kirche, in: Dietrich Schirmer (Hrsg.)
  • So begann meine Nachkriegszeit. Männer und Frauen erzählen vom Mai 45, hrsg. von Peter Heilmann (Darin: Torgau an der Elbe), Wichern Berlin 1985
  • Kirchenkritische Bewegungen. Werkbuch für den Religionsunterricht Bd. 1, Stuttgart 1985, 84–98[2][8]
  • Spuren der Wahrheit. Bewahrenswertes DDR-Erbe. Erlebnisse, Betrachtungen, Erkenntnisse, Dokumente. Hrsg. Unabhängige Autorengemeinschaft „Als Zeitzeugen erlebt“ (Darin: Klaus D. – eine fast banale Geschichte; Gabi D. aus Sachsen-Anhalt), GNN Schkeuditz 2005, ISBN 3-89819-208-3
  • Aus Kirche und Welt. Festschrift zum 80. Geburtstag von Hanfried Müller, hg. Dieter Kraft, (darin Jean Lasserre: Erinnerungen an Dietrich Bonhoeffer), Eigenverlag Berlin 2006, S. 187, ISBN 3-00-018328-0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Olav Teichert: Die Sozialistische Einheitspartei Westberlins. Untersuchung der Steuerung der SEW durch die SED; kassel university press GmbH, 2010, S. 295.
  2. epd-Dokumentation 16/1994: Aus der Akte IM „Helena“. Die Westberliner Pfarrerin Horsta Krum und die Stasi.
  3. Two German pastors accused of spying – Horsta and Ulrich Krum. Artikel im Christian Century vom 11. Mai 1994, abgerufen am 31. Oktober 2009.
  4. Mitteilung des Konsistoriums, zitiert nach: Artikel der Berliner Zeitung vom 10. Januar 1994, abgerufen am 12. Januar 2013
  5. Karsten Kammholz: Ein Diener des Herrn – und ein Bote der Stasi. "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen", lautet das Zweite Gebot. Ulrich Krum war Pfarrer in Berlin-Neukölln. Doch wem diente er wirklich? Denn er verletzte die Verschwiegenheitspflicht seiner Kirche, gab vertrauliche Informationen an die DDR weiter. In: welt.de. 5. Dezember 2007, abgerufen am 20. April 2015.
  6. Saint Savin (Frankreich) zu Besuch in Kapellendorf am 14./15. Oktober@1@2Vorlage:Toter Link/www.kapellendorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. https://www.dielinke-tempelhof-schoeneberg.de/aktuelles/
  8. Erich Wenneker: VALDES, Gründer der waldensischen Reformbewegung. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1029–1035.