Im Scheinwerferlicht (1976)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Im Scheinwerferlicht
Originaltitel Lumière
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 95 Minuten
Stab
Regie Jeanne Moreau
Drehbuch Jeanne Moreau
Produktion Claire Duval
Musik Astor Piazolla
Kamera Ricardo Aronovic
Schnitt Albert Jurgenson
Besetzung

Im Scheinwerferlicht ist ein französisches Filmdrama von Jeanne Moreau aus dem Jahr 1976. Der Film ist Moreaus Debüt als Regisseurin.

Vier befreundete Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters, an unterschiedlichen Punkten ihres Lebens und ihrer Karriere, treffen sich während der Ferien auf dem Land und unterhalten sich über ihre Arbeit, die Liebe, den Ruhm und das Kino.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer langen Eingangssequenz werden in einem Rückblick vier Frauen vorgestellt, die in Paris leben und sich in einer entscheidenden Phase ihres Lebens befinden.

Die eigentliche Handlung beginnt in Lauras luxuriösem Landhaus in der Provence. Laura hat ihre langjährige, um 16 Jahre jüngere Freundin und Kollegin Sarah zu sich eingeladen. Man genießt das Wiedersehen, sonnt sich am Pool, aalt sich in der Hängematte. Julienne und Caroline, zwei jüngere und weniger bekannte Schauspielerinnen kommen zu Besuch. Man sitzt zusammen am Mittagstisch, und die Gedanken gehen zurück auf das vergangene Jahr in Paris. Sarah hat gerade einen Film und die Affäre mit ihrem Regisseur beendet, soll einen Filmpreis bekommen und ist dabei, eine neue Rolle zu übernehmen. Dann gibt es noch die Beziehung mit Gregoire, einem Onkologen, die sich aber auf einer rein platonische Ebene abspielt, und parallel entwickelt sich gerade eine Romanze mit dem deutschen Schriftsteller Heinrich Grün. Laura hat die drei Männer und ihre Freundinnen zur Preisverleihung eingeladen. Die beiden anderen Frauen sind an einem Tiefpunkt ihrer Karriere angekommen. In Juliennes Karriere – sie ist eine erfolgreiche und beliebte Schauspielerin – stockt es gerade und ihre aktuelle Beziehung zu einem jungen Drehbuchautor ist nicht ohne Spannung. Die ehrgeizige Caroline kommt, vielleicht aus Mangel an Begabung, nicht so recht voran. Sie streitet mit ihren Ex-Ehemann um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn; dem Regisseur ihres neuen Films macht sie unverhüllt Avancen.

In einer entspannten Atmosphäre geht es in den Gesprächen der Frauen um die Männer, die Liebe, um Erfolge und Misserfolge im Leben und im Kino.

Biografischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1974 befand sich Jeanne Moreau auf einem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt bereits in 60 Filmen gespielt und war etwa ebenso alt wie Julienne, die Protagonistin in ihrem Film. Im Januar 1974 hatte sie an der Seite von Gerard Depardieu auf der Bühne des privaten Theaters von Pierre Cardin Handkes Stück Ritt über den Bodensee geprobt. Handke selbst beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit Gottfried Kellers Roman Der grüne Heinrich.[1] Der komplizierte deutsche Liebhaber, gespielt von Bruno Ganz, heißt in ihrem Film Heinrich Grün. Handke und Moreau lernten sich bei den Proben kennen. Jeanne Moreau beendete daraufhin abrupt ihr Verhältnis mit Cardin und reiste nach der Premiere mit Handke nach Venedig. Die Affäre der beiden war leidenschaftlich, kurz und wurde von Handke beendet. Bis zu ihrem Tod war das Verhältnis zwischen den beiden angespannt, zumal Handke Moreaus Liebesbriefe in ein Literaturarchiv gegeben hat.[2]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produziert wurde der Film von Orphée Arts, FR 3 Cinéma und Tritone Cinematografica. Gedreht wurde von August bis Oktober 1975 in Paris, in der Provence, an der Côte d’Azur, in La Garde-Freinet im Département Var und in den Billancourt-Studios. Die Kostüme entwarf Christian Gasc. Editor Albert Jurgenson hat auch Moreaus zweiten Film L’Adolescente geschnitten.

Filmmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Musik komponierte Astor Piazolla. Es spielen Astor Piazolla (Bandoneon), Antonio Agri (Geige), Arnaldo Ciato (Piano), Daniel Piazzolla (Harfe, Synthesizer), Filippo Daccò (Gitarre), Pino Presti (Bass) und Tullio de Piscopo (Schlagzeug).[3]

Piazolla bearbeitete seine Filmmusik später zu einer Suite in 5 Sätzen, Lumière, die vom 9. bis zum 11. August 1996 im Theater „Zuccari“ in Sant’Angelo in Vado aufgenommen und durch das Label Oriente in NoviTango 6 veröffentlicht wurde.[4]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lumière kam am 24. März 1976 in die französischen Kinos, wurde am 21. Mai desselben Jahres in Cannes innerhalb der Reihe Perspectives du cinema Français vorgestellt und war Eröffnungsfilm am Toronto International Film Festival 1976.[5] Deutschlandpremiere war am 9. Oktober 1976. 1976 erschien in Frankreich bei Turner Classic Movies eine DVD mit englischen Untertiteln.

Der Film wurde jahrelang nicht gezeigt, da er nur noch in mangelhaften Kopien vorlag, für die es ein Veröffentlichungsverbot gab.[6] Eins der ersten Projekte des 2017 gegründeten Fonds Jeanne Moreau war die Restaurierung der Filme Lumiere, L’Adolescente (1979) und Lillian Gish (1983). Die Restaurierung auf Grundlage von originalem 35-mm-Filmnegativ-Material aus dem Archiv des LTC Patrimoine fand unter der Leitung von Jean-Claude Moireau in den Labors der Cité de Mémoire statt. 2022 war die Restaurierung abgeschlossen. Am 15. Februar 2023 wurden die restaurierten Filme am Festival Lumière in Lyon aufgeführt.[7] 2023 brachte Carlottafilm eine DVD-Box mit den drei Filmen heraus.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Francine Racette erhielt 1977 eine César-Nominierung als beste Schauspielerin in einer Nebenrolle.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das französische Filmportal Le Bleu du Miroir widmet dem Film anlässlich seiner Wiederaufführung nach der Restaurierung eine ausführliche Analyse und kommt dann zu dem Schluss: „Von heute aus betrachtet ist Lumière ein sehr leidenschaftliches Zeugnis, viel mehr als eine simple Kuriosität. Die Regisseurin filmt zugleich eine Epoche, die 70er Jahre, die Lebensbedingungen von Schauspielern in ihrer ganzen Vielfalt und eine Generation Schauspieler und Schauspielerinnen mit sehr unterschiedlichen Karrieren.“[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geoffrey Hartman: Jeanne Moreau’s Lumière, in: Geoffrey Hartman, Daniel T. O’Hara: Hartman Reader. Edinburgh University Press, Edinburgh 2002. Kapitel 27.
  • Malte Herwig: Meister der Dämmerung: Peter Handke. Eine Biographie. Deutsche Verlagsanstalt 2010. ISBN 978-3-42104449-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malte Herwig: Peter Handke und seine Affäre mit Jeanne Moreau Die Welt, 2. November 2010, abgerufen am 7. Juli 2023.
  2. Die Herbe und das Biest B.Z., 16. November 2010, abgerufen am 9. Juli 2023.
  3. Astor Piazolla, Lumière rateyourmusic, abgerufen am 7. Juli 2023
  4. NoviTango 6 Oriente, abgerufen am 8. Juli 2023
  5. Meena Yang: Hollywood Flashback: In 1976, Jeanne Moreau Shined Her Light on the Very First TIFF Hollywood Reporter, abgerufen am 9. Juli 2023
  6. Jeanne Moreau, Cinéaste, Carlotta Filme, abgerufen am 7. Juli 2023
  7. 3 nouveaux films en salle en février 2023 Fondation Jeanne Moreau, abgerufen am 7. Juli 2023
  8. „[...] Lumière est à considérer aujourd’hui comme un témoignage assez passionnant, bien davantage qu’une simple curiosité. La réalisatrice filme à la fois l’époque, les années 70, la condition de comédienne à travers une variété de parcours, et une génération d’actrices et d’acteurs aux carrières très dissemblables“, zitiert aus: Le Bleu du Miroir, Lumière, abgerufen am 9. Juni 2023