Internationale Friedensfahrt 1959

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12. Internationale Friedensfahrt 1959
Berlin–Prag–Warschau
Austragungsland Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Polen Polen
Austragungszeitraum 02. bis 16. Mai 1959
Etappen 13 Etappen
Gesamtlänge 2057 km
1958 1960

Die 12. Internationale Friedensfahrt (Course de la paix) war ein Radrennen, das vom 2. bis zum 16. Mai 1959 ausgetragen wurde. Die Rundfahrt bestand aus 13 Einzeletappen und führte auf einer Gesamtlänge von 2057 km von Ost-Berlin über Prag nach Warschau. Ost-Berlin war zum ersten Mal Startort der Tour. Gesamtsieger wurde der DDR-Teilnehmer Gustav-Adolf Schur, der als erster Fahrer die Tour zum zweiten Mal gewann. Mannschaftssieger wurde die Sowjetunion. Der beste Bergfahrer war der Engländer Brian Haskell. Von den 108 gestarteten Fahrern erreichten 92 den Zielort Warschau.

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1959 nahmen Fahrer aus 18 Ländern an der Friedensfahrt teil, zwei weniger als vor einem Jahr. Gegenüber dem Vorjahr fehlten Österreich, Schweden und der westdeutsche Bund Deutscher Radfahrer. Als Neuling hatte Monaco gemeldet, dessen Fahrer Unabhängige (also auch bei den Berufsfahrern startberechtigt) waren.[1] Im Einzelnen nahmen folgende Mannschaften teil:

Der Deutsche Radsport-Verband der DDR hatte folgende sechs Aktive nominiert:

Rennverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den ersten drei Etappen gab es einen ständigen Wechsel des Gelben Trikots. Gewinner der 1. Etappe war der Russe Juri Melichow, er verlor am 2. Renntag die Führung an René Vanderveken aus Belgien, nach dem 3. Abschnitt lag der DDR-Fahrer Bernhard Eckstein im Gesamtklassement vorne. Danach triumphierte der Italiener Romeo Venturelli, der nach seinem Sieg bei der 4. Etappe drei Renntage lang in Gelb fuhr. Bei der ersten Bergetappe von Karl-Marx-Stadt nach Karlovy Vary (5., 137 km) gab es den ersten DDR-Etappensieg durch Egon Adler. Eine Vorentscheidung für die Einzelwertung brachte die 7. Etappe (PragBrünn). Auf der mit 225 km längsten Etappe gelang es den beiden DDR-Fahrern Adler und Schur, sich einer 16-köpfigen Ausreißergruppe anzuschließen, die am Ziel zwölf Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld hatte. Im Hauptfeld befand sich auch der Träger des Gelben Trikots Venturelli, der auf den Etappendritten Schur fast zehn Minuten verlor und ihm die Führung in der Gesamtwertung überlassen musste, in der sich Adler durch seinen Etappensieg auf Rang 2 vorgearbeitet hatte. Lange sah es nach einem Doppelsieg für die DDR aus, denn bis zur 11. Etappe konnte Adler seinen 2. Platz hinter Schur verteidigen. Auf dem 12. Tourabschnitt verlor Adler jedoch fast vier Minuten auf das Trio Venturelli, Schur und den Niederländer Ab Geldermans, sodass sich Venturelli auf Platz 2 vorarbeiten konnte. Auf der Schlussetappe LodzWarschau sorgte die DDR-Mannschaft dafür, dass die mehrfach vorgetragenen Ausreißversuche dem im Gelben Trikot fahrenden Gustav-Adolf-Schur nicht mehr gefährlich werden konnten und er den Gesamtsieg sicher nach Hause fahren konnte. Zur tragischen Figur wurde kurz vor dem Ziel der Italiener Venturelli, der – durch seinen Sturz verletzt – über eine Minute einbüßte und in der Gesamtwertung hinter den Belgier Vandervecken auf den 3. Rang zurückfiel.

Im Kampf um die Blauen Trikots der Mannschaftswertung hatte die DDR-Mannschaft lange Zeit gute Chancen auf den Gesamtsieg. Noch nach der 5. Etappe führten die Männer um Schur mit drei Minuten Vorsprung die Gesamtwertung an, doch auf dem 7. Tourabschnitt verloren sie auf die Sowjetunion 12 Minuten, die daraufhin die Blauen Trikots überstreifte. Auf der vorletzten Etappe griffen die DDR-Fahrer noch einmal an, es gelang ihnen aber nur, den Vorsprung lediglich um sechs Minuten zu verkürzen. Auf der letzten Etappe konnte keine Mannschaft mehr Boden gut machen, sodass am Ende das sowjetische Team mit einem Vorsprung von über drei Minuten vor der DDR die Mannschaftswertung gewann.

Etappe Start – Ziel Etappensieger Etappen-
länge
Fahrzeit
01. Etappe Rund um Ost-Berlin Juri Melichow (Sowjetunion) 119 km 2:53:34
02. Etappe Ost-Berlin – Magdeburg René Vanderveken (Belgien) 170 km 4:21:22
03. Etappe Magdeburg – Leipzig Boris Bebenin (Sowjetunion) 150 km 3:34:10
04. Etappe Leipzig – Karl-Marx-Stadt Romeo Venturelli (Italien) 183 km 4:42:55
05. Etappe Karl-Marx-Stadt – Karlovy Vary Egon Adler (DDR) 137 km 3:47:54
06. Etappe Karlovy Vary – Prag Roger Vindevogel[3] (Belgien) 175 km 4:46:28
07. Etappe Prag – Brünn Egon Adler (DDR) 225 km 6:57:41
08. Etappe Brünn – Gottwaldov Romeo Venturelli (Italien) 137 km 3:33:12
09. Etappe Gottwaldov – Ostrava Henry de Wolf (Belgien) 140 km 3:45:12
10. Etappe Ostrava – Krakau Giuseppe Tonucci[4] (Italien) 190 km 5:03:23
11. Etappe Krakau – Kattowitz Roger Vindevogel[3] (Belgien) 132 km 3:13:42
12. Etappe Kattowitz – Łódź Romeo Venturelli (Italien) 167 km 4:24:32
13. Etappe Łódź – Warschau Gabriel Moiceanu (Rumänien) 132 km 3:14:10

Endresultate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum zweiten Mal Gesamtsieger: G.-A.-Schur (DDR)
Fahrer Mannschaft Zeit
01. Gustav-Adolf Schur DDR 54:48:59
02. René Vanderveken Belgien 54:54:13
03. Romeo Venturelli Italien 54:54.24
04. Ab Geldermans Niederlande 54:54:33
05. Egon Adler DDR 54:55:12
06. Nentscho Christow Bulgarien 54:65:22
07. Juri Melichow Sowjetunion 54:57:31
08. Wiktor Kapitonow Sowjetunion 54:58:45
09. Dave Bedwell England 55:01:38
10. Bogusław Fornalczyk Polen 55:02:29
11. Vagn Bangsborg Dänemark 55:03:55
12. Josef Křivka Tschechoslowakei 55:04:26
13. Bernhard Eckstein DDR 55:04:39
14. Pawel Wostrjakow Sowjetunion 55:04:43
15. Miroslav Mareš Tschechoslowakei 55:07:05
16. Stanisław Gazda Polen 55:08:22
17. Livio Trapè Italien 55.10:10
18. Günter Lörke DDR 55:14:20
19. Constant Goossens Belgien 55:16:13
20. Joe Christison England 55:16:44
22. Johannes Schober DDR 55:19:50
26. Wolfgang Braune DDR 55:29:07
90. Claude Rico Monaco 60:57:10
91. Pavel Zidan Jugoslawien 61:00:01
92. Sauli Uusi-Kokko Finnland 64:35:59

Mannschaftswertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mannschaft Zeit
01. Sowjetunion
Juri Melichow (7.), Wiktor Kapitonow (8.),
Pawel Wostrjakow (14.), Anatoli Tscherepowitsch (24.)
Nikolai Kolumbet (38.), Boris Bebenin (46.)
164:31:13
02. DDR 164:34:46
03. England 164:47:50
04. Belgien 164:55:39
05. Polen 165:00:14
06. Niederlande 165:10:11
07. Bulgarien 165:10:27
08. Tschechoslowakei 165:17:35
09. Rumänien 165:47:14
10. Italien 166:13:20
11. Dänemark 166:17:47
12. Ungarn 167:23:47
13. Monaco 167:32:45
14. Frankreich 168:29:19
15. Jugoslawien 168:55:32
16. Finnland 170:34:13
17. Schweiz 170:43:58
18. Luxemburg 178:33:12

Bergwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrer Mannschaft Punkte
1. Brian Haskell England 26
2. Henri Epalle Frankreich 20
3. Giuseppe Tonucci Italien 15
4. Wiktor Kapitonow Sowjetunion 15
5. Johannes Schober DDR 12

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Sportecho, Mai 1959
  • XII. Internationale Friedensfahrt Berlin-Prag-Warschau 1959. Sport im Bild, Berlin 1958, 32 Seiten
  • Das war die XII. Friedensfahrt. Neues Deutschland, Berlin 1959, 32 Seiten
  • Zwölfte Internationale Radfernfahrt für den Frieden. Neues Deutschland, Berlin 1959, 34 Seiten

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 12. Friedensfahrt 1959 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred Hönel, Olaf Ludwig: 100 Highlights Friedensfahrt. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00717-2, S. 30.
  2. Wolfgang Braune
  3. a b Roger Vindevogel (* 17. Oktober 1937) → sport.org (englisch)
  4. Giuseppe Tonucci (* 9. März 1938, † 11. Oktober 1988) → cyclingranking.com (englisch), sports-reference.com (englisch) Den Giro d’Italia fuhr er dreimal.