Job von Witzleben (Oberst)

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Job-Wilhelm Henning Dietrich von Witzleben (* 4. August 1916 in Copitz; † 1999 in Lenggries) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht und der Nationalen Volksarmee.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Job von Witzleben war der älteste Sohn des Oberregierungsrates Dietrich von Witzleben. Er wuchs in Sachsen auf und erhielt seine Schulbildung am Königin-Carola-Gymnasium in Leipzig.[1] In der Hitlerjugend erlangte er den Rang eines Gefolgschaftsführers. Zum 1. Februar 1935 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.590.830).[2]

Zu Beginn des Überfalls auf Polen war er Leutnant. 1940 lebte er in Bautzen, wo er Leutnant im Infanterie-Regiment 103 war. Im Grenadier-Regiment 192 der 56. Infanterie-Division wurde er zum Hauptmann befördert. Im Herbst 1943 begann er eine Ausbildung in den Generalstabslehrgängen.[3][4] Er war Erster Generalstabsoffizier bei zwei Divisionen. Im April 1945 kam er bei Königsberg (Preußen) in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Drei Jahre lang verblieb er im Kriegsgefangenenlager in Krasnogorsk, wo er sich dem Bund Deutscher Offiziere anschloss. Er soll in Kriegsgefangenenlagern „Umerziehungslehrer“ gewesen sein. Formal war er wohl Kriegsgefangener, aber mit besonderen Freiheiten.

Er kehrte 1948 nach Deutschland zurück und wurde Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Im Dienstrang Major begann er sich am Aufbau der Kasernierten Volkspolizei zu beteiligen.[5] Am 15. September 1953 kam er zum neuformierten Truppenkommando Nord in Pasewalk.[6][7] Als am 1. März 1956 die Nationale Volksarmee entstand, wurde daraus der Militärbezirk V und Witzleben wurde NVA-Offizier. Ende 1957 wurde er von diesem Kommando abberufen. Als am 15. März 1958 das Institut für deutsche Militärgeschichte in Potsdam gegründet wurde, wurde er dort tätig. Er behielt dabei den Dienstrang Oberst. Er wirkte als militärhistorischer Berater bei zahlreichen Filmen. Er schied in den 1960er Jahren aus der NVA aus. Er hatte später den Ehrgeiz, als „Oberst i. G.“ der Bundeswehr bezeichnet zu werden.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erster Ehe verheiratet war Job v. Witzleben mit einer v. Brauchitsch. Sie ließ sich von ihm scheiden, weil sie nicht in die DDR ziehen wollte. Seine zweite Frau war Anka geb. Hannak. Die Tochter Waltraud arbeitete im „Reich“ von Alexander Schalck-Golodkowski (KOKO). Ihr Ehemann Arthur Schuster war Schwiegersohn von Günter Mittag (und wohl auch Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes). Vor der Wende und friedlichen Revolution in der DDR setzten sich Waltraud und Arthur Schuster – der sich nach der Heirat den Namen Witzleben zulegte – während einer Auslandsreise nach Bayern ab. Um 1990/1991 zogen Job-Wilhelm v. Witzleben und seine Frau nach Bayern (nicht nach Sachsen). Er starb mit 83 Jahren in Lenggries. Die Witwe lebt in Bad Tölz.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiliger See, im Vordergrund das Rote Haus, in dem Job v. Witzleben bis Anfang der 1990er Jahre wohnte.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Bundeswehr – ein gefährliches, aber perspektivloses Instrument des westdeutschen Imperialismus und Militarismus. Institut für Deutsche Militärgeschichte, Potsdam 1965.
  • Bundeswehr: Armee der Revanche. Probleme der Entwicklung der Bundeswehr. Deutscher Militärverlag, Berlin 1965.
  • Der Einsatz der HVA-Kräfte zur Sicherung der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Sommer 1951 in Berlin. Institut für deutsche Militärgeschichte, Potsdam 1970.
  • Die Verschwörung vom 20. Juli 1944 – keine nationale Alternative für das deutsche Volk. In: Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ und seine militärpolitische Bedeutung. Institut für deutsche Militärgeschichte, Potsdam 1963.
  • Stauffenberg und das Nationalkomitee Freies Deutschland. Ein verdrängtes Kapitel deutschen Widerstandes. Dokumentation. Berlin 1990.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Befreiung (Film) (5 Spielfilme): Militärhistorische Fachberatung
  • Meine Stunde Null: Militärhistorische Fachberatung[8]
  • Geheime Kommandosache (7-teilige TV-Serie): Drehbuchautor zusammen mit Klaus Alde, Gustav Wilhelm Lehmbruck, Egon Schlegel

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniel Niemetz: Das feldgraue Erbe. Die Wehrmachteinflüsse im Militär der SBZ/DDR. Berlin 2006, ISBN 3861534215.
  • Gothaisches Adeliges Taschenbuch, Gotha 1940, S. 688.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Königin-Carola-Gymnasium Leipzig: Lehrer- und Schülerverzeichnis 1934 bis 1935, Leipzig 1935, S. 3.
  2. Olaf Kappelt: Braunbuch DDR: Nazis in der DDR. Historica: Berlin 2009. ISBN 9783939929123. S. 574.
  3. Kurt Finker: Stauffenberg und der 20. Juli 1944. Pahl-Rugenstein: Köln S. 234
  4. Daniil Melnikow: 20 Juli 1944: Legende und Wirklichkeit. Deutscher Verlag der Wissenschaften: Berlin 1967 S. 172.
  5. Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen: Ehemalige Nationalsozialisten in Pankows Diensten. Berlin 1960, S. 99.
  6. Wolfgang Brose: Die Garnison Pasewalk. ISBN 978-3938525142. S. 57
  7. Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA: Ein biographisches Handbuch. Christoph-Links-Verlag: Berlin 2007 S. 240
  8. Meine Stunde Null. defa.de.