Joensuu

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Joensuun kaupunki
Joensuu stad
Wappen Karte
Wappen von Joensuu Lage von Joensuu in Finnland
Basisdaten
Staat: Finnland Finnland
Landschaft: Nordkarelien
Verwaltungsgemeinschaft: Joensuu
Geographische Lage 62° 36′ N, 29° 46′ OKoordinaten: 62° 36′ N, 29° 46′ O
Fläche: 2.751,13 km²[1]
davon Landfläche: 2.381,83 km²
davon Binnengewässerfläche: 369,30 km²
Einwohner: 77.513 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 32,5 Ew./km²
Gemeindenummer: 167
Postleitzahlen: 80100 – 80299
Sprache(n): Finnisch
Website: www.jns.fi

Joensuu [ˈjɔɛnsuː] ist eine Gemeinde und Universitätsstadt im Osten Finnlands mit 77.513 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Sie ist Verwaltungssitz und mit Abstand größte Stadt der Landschaft Nordkarelien. Neben dem Stadtzentrum gehört zum 2381,8 km² großen Stadtgebiet von Joensuu ein ausgestrecktes ländliches Hinterland bis hin zur russischen Grenze. Joensuu ist die dreizehntgrößte Stadt Finnlands.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joensuu liegt im Zentrum Nordkareliens im Osten Finnlands, 437 km nordöstlich der Hauptstadt Helsinki. Das Stadtzentrum befindet sich an der Mündung des Flusses Pielisjoki in den Pyhäselkä-See, der Teil des Saimaa-Seensystems ist. Nach seiner Lage erhielt Joensuu auch seinen Namen, der auf Deutsch „Flussmündung“ bedeutet.

Ausdehnung des Stadtgebiets[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Eingemeindung der Gemeinden Tuupovaara und Kiihtelysvaara im Jahr 2005 verfügt Joensuu über ein sehr unsymmetrisches Stadtgebiet. Im Westen liegt die eigentliche Stadt Joensuu. Vor der Eingemeindung hatte sie eine Fläche von 120,3 km², wovon 81,9 km² Land war. In diesem Gebiet leben über 90 % der Bevölkerung. Den Großteil des Stadtgebiets mit einer Ausdehnung von 1312,1 km² (davon 1173,4 km² Land) nimmt das sich östlich anschließende äußerst dünn besiedelte Gebiet der ehemaligen Gemeinden Tuupovaara und Kiihtelysvaara ein.

Zum 1. Januar 2009 wurden auch die Nachbargemeinden Eno und Pyhäselkä eingemeindet. Damit wuchs die Gesamteinwohnerzahl auf rund 72.000.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Joensuu besteht aus 28 durchnummerierten Stadtteilen. Die Stadtteile I bis IV bilden die Innenstadt von Joensuu. Die letzten drei Stadtteile entstanden nach der Eingemeindung aus dem Gebiet der ehemaligen Gemeinden Kiihtelysvaara und Tuupovaara.

  • Stadtteil I
  • Stadtteil II
  • Stadtteil III
  • Stadtteil IV
  • Niinivaara
  • Otsola
  • Kanervala
  • Käpykangas
  • Siihtala
  • Mutala
  • Rantakylä
  • Utra
  • Sirkkala
  • Karsikko
  • Hukanhauta
  • Penttilä
  • Linnunlahti
  • Noljakka
  • Pilkko
  • Raatekangas
  • Marjala
  • Iiksenvaara
  • Karhunmäki
  • Ketunpesät
  • Iiksenniitty
  • Heinävaara
  • Kiihtelysvaara
  • Tuupovaara

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nachbargemeinden von Joensuu sind Tohmajärvi und Pyhäselkä im Süden, Liperi im Westen sowie Kontiolahti, Eno und Ilomantsi im Norden. Im Osten liegt die Staatsgrenze zu Russland. Zusammen mit den umliegenden Gemeinden Ilomantsi, Kontiolahti, Liperi, Outokumpu und Polvijärvi bildet Joensuu eine Verwaltungsgemeinschaft.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet von Joensuu ist schon seit Ende der letzten Eiszeit bewohnt, wie archäologische Funde in Mutala (ca. 5210 v. Chr.) und Siihtala (ca. 3860 v. Chr.) beweisen. Durch das Schmelzwasser der Gletscher stieg der Wasserspiegel des Saimaa-Sees langsam an. Schließlich war er zehn Meter höher als der heutige Wasserspiegel und fast das ganze Gebiet von Joensuu war mit Wasser bedeckt, bis sich die Wassermassen um 3000 v. Chr. mit dem Vuoksi-Fluss einen Abfluss schufen und der Wasserspiegel wieder absank. Aus der Zeit nach dem Absinken des Wassers ist ein bronze- und eisenzeitlicher Siedlungsplatz bei Varaslampi erhalten.

Im Mittelalter waren die Gewässer wichtige Verkehrswege. Durch das Gebiet von Joensuu führte ein Handelsweg von Nowgorod über den Ladoga- und Saimaasee und den Pielisjoki zum Pielinen und von dort weiter in Richtung Oulujoki und Bottnischer Meerbusen der Ostsee. Im 12. bis 14. Jahrhundert verbreitete sich die Besiedlung aus den östlichen Teilen Kareliens nach Nordkarelien, doch das Gebiet von Joensuu blieb zunächst unbewohnt. Von dort weitete sich auch der orthodoxe Glaube aus. Um 1530 wurde in Kuhasalo bei Joensuu ein orthodoxes Kloster gegründet. Dieses wurde Ende des 16. Jahrhunderts in einem schwedisch-russischen Krieg zerstört.

Schon während der schwedischen Herrschaft von 1618 bis 1809 hatte es an der Mündung des Pielisjoki ein kleines Dorf mit dem Namen Joensuu gegeben. Die Stadt Joensuu wurde aber erst 1848 auf Geheiß von Zar Nikolaus I. gegründet. Zugleich wurde der Joensuu-Kanal ausgehoben, um eine Stromschnelle des Pielisjoki zu umgehen. Nach der Fertigstellung des Saimaa-Kanals in den 1850er Jahren und der Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahr 1894 entwickelte sich die Stadt zu einem Handelszentrum und wuchs schnell an. Zum Zeitpunkt der finnischen Unabhängigkeit 1917 war Joensuu schon die größte Stadt Nordkareliens. Joensuu war lange ein wichtiger Standort der Holz- und Forstindustrie, und besonders durch die Forstindustrie und Flößerei in der Region wurde die Stadt zu einem Industriestandort. 1918 nahm das Sägewerk Penttilä, das größte Sägewerk der Nordischen Länder, in Joensuu den Betrieb auf. Heutzutage sind andere Industriezweige wichtiger geworden.

Im finnischen Bürgerkrieg stand Joensuu auf Seiten der bürgerlichen „Weißen“, in der Stadt fanden aber keine Kämpfe statt. Auch vom Zweiten Weltkrieg blieb Joensuu weitgehend unberührt. Im Jahr 1954 verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt durch die Eingemeindung von Pielisensuu. In den 1990er Jahren erlangte Joensuu zweifelhaften Ruhm als Zentrum der finnischen Skinhead-Bewegung. Auslöser dafür war die hohe Arbeitslosigkeit nach der finnischen Wirtschaftskrise und die Ansiedlung von Bürgerkriegsflüchtlingen aus Somalia. 2005 verelffachte sich die Fläche von Joensuu durch die Eingemeindung der ländlichen Gemeinden Kiihtelysvaara und Tuupovaara. Ferner wurden zum Jahresbeginn 2009 die Gemeinden Eno und Pyhäselkä in Joensuu eingemeindet.[3]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung 1850–2005

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1850: 0.0284
  • 1900: 02.984
  • 1910: 04.789
  • 1920: 04.946
  • 1930: 05.196
  • 1940: 05.146
  • 1950: 07.845
  • 1960: 27.383 (nach Eingemeindung von Pielisensuu)
  • 1970: 36.281
  • 1980: 44.325
  • 1990: 47.215
  • 2000: 51.514
  • 2004: 52.659
  • 2005: 57.587 (nach Eingemeindung von Kiihtelysvaara und Tuupovaara)
  • 2016: 75.848

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von Eliel Saarinen entworfene Rathaus von Joensuu

Die stärkste politische Kraft in Joensuu bleiben trotz Verlusten die Sozialdemokraten. Seit den Kommunalwahlen 2017 stellen sie mit 15 von 59 Abgeordneten die größte Fraktion. Es folgen die beiden anderen großen Parteien des Landes, die Zentrumspartei mit zwölf und die konservativ-liberale Nationale Sammlungspartei mit neun Sitzen. Die rechtspopulistischen Basisfinnen mussten Verluste hinnehmen und besetzen nun fünf Sitze. Ebenfalls im Stadtrat vertreten sind der Grüne Bund mit neun, das Linksbündnis mit sechs sowie die Christdemokraten mit drei Abgeordneten, die sich damit alle verbessern konnten.

Zusammensetzung des Stadtrats nach der Wahl 2017[4]:

Partei Stimmenanteil G/V Sitze G/V
Sozialdemokraten 24,5 % − 2,9 15 − 2
Zentrumspartei 20,6 % − 0,8 12 − 1
Sammlungspartei 15,8 % − 1,1 9 − 1
Basisfinnen 9,0 % − 4,1 5 − 3
Grüner Bund 14,2 % + 4,0 9 + 3
Linksbündnis 10,0 % + 3,9 6 + 3
Christdemokraten 4,8 % + 0,7 3 + 1

G/V: Gewinn oder Verlust im Vergleich zur Wahl 2012

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Innenstadt von Joensuu

Das rechtwinklige Straßennetz der Innenstadt von Joensuu plante 1848 der Architekt Claës Wilhelm Gyldén. Das Straßennetz mit breiten Alleen entspricht den stadtplanerischen Idealen der Empire-Zeit und diente der Brandsicherheit. Die Straße Rantakatu folgt ihrem Namen („Uferstraße“) entsprechend dem Ufer des Pielisjoki-Flusses. Zwischen Straße und Fluss liegt ein Grüngebiet. Sowohl die lutherische als auch die orthodoxe Kirche liegen jeweils auf einem Hügel an den Enden der der parkähnliche Allee Kirkkokatu („Kirchstraße“). Diese wird von einer zweiten begrünten Allee, der Siltakatu („Brückenstraße“), geschnitten, die den Fluss über zwei Inseln und drei Brücken in Richtung Bahnhof überquert.

Ursprünglich bestand die Bausubstanz von Joensuu aus niedrigen Holzhäusern. Dieses Ensemble blieb bis weit in die 1960er Jahre bestehen. Ab den 1970er Jahren wurden fast alle historischen Holzhäuser der Innenstadt durch moderne Hochhäuser ersetzt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die moderne Stadt bietet relativ wenig Sehenswürdigkeiten, ist aber Ausgangspunkt für einen Besuch der orthodoxen Klöster Uusi-Valamo und Lintula. Eine gute Autostunde entfernt ist der Nationalpark Koli. Sehenswert ist auch das Nordkarelische Museum (im Fremdenverkehrszentrum „Carelicum“).

Weitere Sehenswürdigkeiten in Joensuu

  • Joensuu Areena (Mehrzweckhalle aus Holz)
  • Metla-Haus (Bürogebäude aus Holz)
  • Rathaus (entworfen von Eliel Saarinen)
  • Kunstmuseum
  • Kunst- und Handwerkerviertel Taitokortteli
  • Botania (ehemaliger Botanischer Garten der Universität)
  • Neogotischer Kirchenbau des Architekten Josef Stenbäck aus dem Jahr 1903

Jedes Jahr finden in Joensuu Sommerfestivals mit Rockkonzerten, z. B. Ilosaarirock, oder Theateraufführungen statt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von wirtschaftlicher Bedeutung ist die Holzverarbeitung. Die Region um Joensuu zählt zu den strukturschwächeren Regionen Finnlands. 1990 betrug demnach die Arbeitslosenquote in Nordkarelien 7,5 %, bis 1995 war sie nach der Wirtschaftskrise auf 21,9 % angestiegen, während sie in Gesamtfinnland bei 3,4 % bzw. 17,2 % lag.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt ist mit dem Zug 508 km von Helsinki entfernt. Darüber hinaus bestehen vom Flughafen Joensuu aus tägliche Verbindungen mit der finnischen Hauptstadt.

Sie liegt an der Via Karelia, die entlang der finnischen Ostgrenze zu Russland von Vaalimaa im Süden nach Nellim im Norden führt.

Bildung und Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutsam ist die 2020 gegründete Universität Ostfinnland mit über 15000 Studierenden (verteilt auf zwei Campus: in Joensuu und Kuopio). Die Vorgängerin des Campus Joensuu – die auf eine pädagogische Hochschule zurückgeht – wurde 1969 als Universität Joensuu (Joensuun yliopisto) gegründet. An der Universität besteht die einzige Möglichkeit, in Finnland orthodoxe Theologie und karelische Sprache zu studieren.

Ein markanter Punkt im Stadtbild ist das Nordkarelische Zentralkrankenhaus (Pohjois-Karjalan keskussairaala), das sich auf einer Anhöhe über der Stadt befindet und für die stationäre Versorgung der Bevölkerung Nordkareliens zuständig ist (alle medizinischen Fachabteilungen, akademisches Lehrkrankenhaus).

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ebenso:

In Joensuu gestorben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joensuu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Joensuu – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt): Suomen pinta-alat kunnittain 1. Januar 2010. (PDF-Datei; 194 kB)
  2. Statistisches Amt Finnland: Tabelle 11ra -- Key figures on population by region, 2022
  3. Karjalainen: Suur-Joensuu syntyy (Memento des Originals vom 19. Januar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karjalainen.fi (finn.)
  4. Finnisches Justiziministerium: Ergebnis der Kommunalwahlen 2017
  5. Städtepartnerschaftsseite innerhalb des Internetauftritts der Stadt Hof (Abgerufen am 7. September 2010)