Karl Emil Hilgard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karl Emil Hilgard (ca. 1879)

Karl Emil Hilgard (* 21. Februar 1858 in Zürich; † 21. Juni 1938 ebenda) war ein Wasserbauingenieur in der Schweiz und den USA, der sich auch mit Stahlbrückenbau befasste.

Lebensweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Emil Hilgard wurde als Sohn des amerikanischen Konsuls Friedrich Hilgard, eines demokratischen 1848er-Flüchtlings in die USA, und seiner Frau Louise, geb. von Clais, am 21. Februar 1858 in Zürich geboren.

Hilgard besuchte in seiner Geburtsstadt das Gymnasium und die Industrieschule und studierte von 1875 bis 1879 an der dortigen Bauingenieurschule des Eidgenössischen Polytechnikums, dem Vorläufer der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich). Seine erste Stelle fand er 1879 bei Stadtingenieur Arnold Bürkli, bei dem er sich mit der Wasserversorgung befasste. Nach zweijähriger Berufspraxis kehrte er – wohl im Jahr 1881 – als Assistent Carl Culmanns an die ETHZ zurück; nach dessen Tod im Dezember 1881 wurde er Hilfslehrer sowie Assistent der Professoren Ludwig von Tetmajer und Wilhelm Ritter.

1883 siedelte Hilgard in die USA über, wo er bei der Northern Pacific Railway (NPR) arbeitete, vor allem im Stahlbrückenbau. Nach zwei Jahren, also 1885, wurde er bereits Chef des technischen Büros der Nordpazifik-Eisenbahngesellschaft in Saint Paul (Minnesota), und war dort für den Brücken- und Tunnelbau verantwortlich. Hilgard projektierte für die Northern Pacific über 100 kleinere und größere Stahlbrücken. In den folgenden Jahren war Hilgard für verschiedene Ingenieur-Büros im Eisenbahnbau tätig.

Dem Wasserbau widmete er sich in seiner Zeit in den USA (1883–1897) eher am Rande, und zwar im Zusammenhang mit Hafenbauten, Wasserkraftanlagen und Wasserversorgung. Er hat auch Expertisen zur Wasserkraftnutzung in verschiedenen US-Bundesstaaten verfasst. Er projektierte Wasserversorgungsanlagen für das Ingenieurbüro Bouscaren in Cincinnati (Ohio).

Hilgard hat das Stahlskelett für den ersten Wolkenkratzer in Cincinnati projektiert, das 1892 errichtete elfstöckige Neave Building des Architekten Alfred O. Elzner.

1897 kehrte Hilgard nach Zürich zurück. Hier arbeitete er zunächst als Ingenieur für die Eisenbahn-Kommission des Zürcher Ingenieur- und Architektenvereins (ZIA) und wurde im folgenden Jahr, also 1898, zum Adjunkt des Stadtingenieurs von Zürich gewählt. Dort legte Hilgard 1898 eine wegweisende Lösung für die am linken Ufer des Zürcher Sees verlaufende Eisenbahnstrecke vor („Der Umbau der linksufrigen Zürichseebahn“), die später auch ausgeführt wurde – mit einer Untertunnelung der verlegten Sihl.

1899 wurde Hilgard zum Professor der ETH ernannt. Er trat dort die Nachfolge von Conradin Zschokke auf dem Lehrstuhl für Wasserbau an und hielt Vorlesungen unter anderem über Binnen- und Meerwasserbau, Wasserversorgung und Kanalisation, Fundationen im Trockenen und im Wasser. Schon um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert herum regte er die Errichtung einer Versuchsanstalt für Wasserbau an, die jedoch erst 1939 eingeweiht wurde. Einer von Hilgards Studenten war Othmar Ammann, der als Brückenbau-Ingenieur Bedeutung erlangte.

Offenbar wurde Hilgard an der ETH nicht glücklich. Für den erfahrenen Praktiker erwies sich der Lehrbetrieb als unbefriedigend. In seinem Nachruf heißt es, dass er im Jahr 1906 seine Professur aufgrund von Reibereien niederlegte. In den Personalakten der ETH Zürich steht der knappe Vermerk: Entlassung wegen „scharfer Anstände“. Hilgard eröffnete 1906 in Zürich ein eigenes Ingenieurbüro.

Zu seinen Veröffentlichungen zählen solche über allgemeinen Wasserbau und über Schifffahrtswege, zum Beispiel über „Geschichte und Bau des Panamakanals“. Hilgard gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1910 in Zürich gegründeten Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes (SWV) und des Schweizerischen Bundes für Naturschutz (heute: Pro Natura). Dem Schweizer Alpen-Club (SAC) hat Hilgard 60 Jahre lang angehört.

Hilgard starb am 21. Juni 1938, mit 80 Jahren, in seiner Geburtsstadt Zürich.

Karl Emil Hilgard ist Initiator des 1939, also nach seinem Tod, gestifteten Karl Emil Hilgard Award / Hydraulic Prize der American Society of Civil Engineers (ASCE).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur von Karl Emil Hilgard[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Emil Hilgard: Der Umbau der linksufrigen Zürichseebahn, Verlag: Zürcher u. Furrer Dr, Zürich, 1898
  • Karl Emil Hilgard: Ueber Walzenwehre, Verlag: Ed. Raschers Erben, Zürich, 1904
  • Karl Emil Hilgard: Ueber neuere Fundierungs-Methoden mit Betonpfählen, Verlag: Rascher & Cie. / Meyer & Zellers, Zürich, 1907
  • Karl Emil Hilgard: Der natürliche Wasserhaushalt im Silser See und die Abflussverhältnisse des Inn bei Sils-Baseglia [sic!], in: Schweizerische Wasserwirtschaft, Nr. 21/22, 1909
  • Karl Emil Hilgard: Neue Konstruktionstypen von Staumauern und Staudämmen, Verlag: Rascher & Cie., Zürich, Leipzig, 1910
  • Karl Emil Hilgard: Die beweglichen Wehre, Leipzig, 1912
  • Theodor Rehbock (Hrsg.), Bearbeiter: P. Gerhardt, Karl Emil Hilgard, E. Mattern, Th. Rehbock, Handbuch der Ingenieurwissenschaften, 3. Teil: Der Wasserbau, Bd. 2., Verlag: W. Engelmann, Leipzig 4., verm. Aufl., 1912–13
  • Karl Emil Hilgard: Wasserkraftanlagen, Berlin, 1914
  • Karl Emil Hilgard: Über Geschichte und Bau des Panamakanals, Verlag: O. Füssli, Zürich, 1915
  • Eugène Froté, Karl Emil Hilgard: Christian Tarnuzzer; Wasserkräfte des Rheins im schweizerischen Rheingebiet von den Quellen bis zum Bodensee: Ergebnisse der Studien über die Niederschlags- und Abflussverhältnisse sowie die Wasserkräfte des Rheins und seiner Zuflüsse, Verlag: Selbstv. des Verbandes, Zürich, 1920
  • Karl Emil Hilgard: Über Binnenschiffahrts-Verkehrswege und einige ihrer baulichen Anlagen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, östlich des Mississippi, Verlag: Buchdruckerei Emil Birkhäuser & Cie, Basel, 1922
  • Karl Emil Hilgard: Studienbericht über die Abdichtung von wasserdurchlässigem Fels und Mauerwerk in Eisenbahntunnels, Verlag: Julius Springer, Berlin, Heidelberg, 1928