Karl Kiehne

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Johann Wilhelm Karl Kiehne (* 10. April 1909 in Hilden; † 22. Februar 1979 in Solingen[1]) war ein deutscher SS-Führer und Kriminalpolizist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiehne war der Sohn eines Architekten.[2] Er trat 1927 in den Polizeidienst ein. Ab 1932 engagierte er sich in der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Polizeibeamten in Dortmund.[3] 1934 wechselte er zur Kriminalpolizei, wo er nach bestandener Prüfung 1935 als Kriminalkommissar tätig wurde. Ab 1939 war er Kriminalrat in Hannover. Am 19. November 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.528.055).[4] Im November 1938 schloss er sich der SS an (SS-Nummer 375.136), innerhalb der er 1944 bis zum SS-Sturmbannführer befördert wurde.[5]

Während des Zweiten Weltkrieges trat er 1940 in den Dienst des Reichssicherheitshauptamtes ein und gehörte der Einsatzgruppe des Amtes V an. Er wurde 1941 zum Kriminalrat befördert und war ab 1942 im Reichskriminalpolizeiamt für die Bekämpfung der Korruption zuständig.[6]

Nach Kriegsende befand sich Kiehne wahrscheinlich in alliierter Internierung und wurde durch die Spruchkammer in Bielefeld im Rahmen der Entnazifizierung freigesprochen.[5] Anfang Mai 1950 trat er in Mülheim an der Ruhr wieder in den Polizeidienst ein, wo er Leiter der Kriminalpolizei wurde. Er übernahm 1954 die Leitung der Kriminalpolizei in Gelsenkirchen und als Nachfolger Oskar Wenzkys von 1959 bis zu seiner Pensionierung 1969 in Köln.[7] Kiehne war Redner auf Tagungen des Bundeskriminalamtes.[8]

Kiehne ist im Braunbuch der DDR aufgeführt.[9] Mit dem Regisseur Jürgen Roland war Kiehne bekannt, da er mit diesem im Rahmen der Krimiserie Stahlnetz zusammenarbeitete. Insbesondere in der zweiten Folge der Serie (Bankraub in Köln) trat Kiehne persönlich vor die Kamera und erklärte die Sachlage. Dieser nachgestellte Fall war auch Kiehnes erster Fall als Chef der Kriminalpolizei.[10]

Kiehnes Memoiren erschienen 1972, jedoch ohne Hinweis auf seine NS-Vergangenheit.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nicht nur Rosen aus dem Klingelpütz: ein Kripochef berichtet aus seinem Leben, Schneekluth, München 1972

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sterberegister des Standesamtes Solingen Nr. 391/1979.
  2. Ben Witter: Eine Tagesration Mord. In: Die Zeit, Ausgabe 9 vom 28. Februar 1969
  3. Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 316
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/20020999
  5. a b c Stefan Noethen: Alte Kameraden und neue Kollegen: Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945-1953, Essen 2002, S. 330f.
  6. Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 316
  7. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 306.
  8. Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 278
  9. Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland – Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.): Braunbuch – Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968, S. 103f.
  10. Nora Hilgert: Unterhaltung, aber sicher!: Populäre Repräsentationen von Recht und Ordnung in den Fernsehkrimis »Stahlnetz« und »Blaulicht«, 1958/59–1968, Bielefeld 2014, S. 87