Kinky Friedman

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Kinky Friedman, 2013

Richard Samet „Kinky“ Friedman (* 1. November 1944 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Country-Musiker, Schriftsteller und Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Friedman wurde als Sohn von Dr. S. Thomas Friedman und Minnie Samet Friedman geboren. Seine Familie zog während seiner Kindheit auf eine Ranch in Texas. Bereits in jungen Jahren entwickelte er sowohl für Musik als auch für das Schachspiel eine große Vorliebe. Er spielte als Siebenjähriger eine Simultanpartie gegen den Schach-Großmeister Samuel Reshevsky.

Friedman besuchte bis 1962 die High School in Austin und absolvierte 1966 ein Studium der Psychologie an der University of Texas als Bachelor of Arts. Danach diente er zwei Jahre im Friedenscorps in Borneo und anderen Ländern im Südwestpazifik. Sein Spitzname „Kinky“ (verdreht, schrullig, verkorkst) geht auf den Country-Musiker Nick „Chinga“ Chavin zurück, der damit auf Friedmans damals lockige Haare anspielte.[1]

Zurzeit lebt er auf der Echo Hill Ranch, dem Sommercamp seiner Familie bei Kerrville in Texas, in der Nähe von Medina, und im Greenwich Village in Manhattan. Außerdem gründete er die „Utopia Animal Rescue Ranch“, die sich um streunende, misshandelte und alte Tiere kümmert.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedman gründete 1971 eine Country-Band, die er nach seinen jüdischen Wurzeln „The Texas Jewboys“ nannte. Die Band veröffentlichte zunächst die Alben Sold American (1973), Kinky Friedman (1974) und Lasso from El Paso (1976).

Seine Texte sind oft sarkastisch und besitzen einen eigenwilligen schwarzen Humor, manchmal wurde ihm auch Sexismus vorgeworfen. Insbesondere das Lied „Get Your Biscuits in the Oven and Your Buns in the Bed“ brachte ihm viel Kritik von amerikanischen Frauenverbänden ein. Die amerikanische Organisation National Organization for Women verlieh ihm 1974 den Titel „Male Chauvinist Pig of the Year“. Solchermaßen zum Sexisten qualifiziert, konterte Friedman mit dem Song Yes, I'm the Sexiest.

Er tourte u. a. mit Bob Dylans Rolling Thunder Revue und spielte in der Grand Ole Opry. Gelegentlich spielt er immer noch auf Live-Konzerten, konzentriert sich aber vor allem auf seine Schriftstellerei.

Romane[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Karriere als Musiker verlegte sich der Kinkster, wie er sich selbst nennt, in den 1980er Jahren auf das Schreiben von Kriminalromanen. Die Idee kam ihm, nachdem er eine Geisel aus einem Banküberfall rettete. Die Bücher tragen autobiographische Züge. Der in einer Loft in der fiktiven Vandam Street 199b in Manhattan lebende Ich-Erzähler ist meist ein Kinky Friedman selbst, der in den Büchern nach seiner Karriere als Country-Sänger zum Privatdetektiv wurde. Friedman vermischt so Realität und Fiktion. Die Handlung tritt meist in den Hintergrund, um philosophisch angehauchten Anekdoten sowie Ausführungen über Zigarren, Jameson Whiskey, Cowboyhüte und -stiefel, Katzen sowie Kinkys skurrilen Bekanntenkreis Platz zu schaffen. Auch die amerikanische Countryszene und die Kneipenszene des Greenwich Village nehmen einen großen Platz in den Büchern ein.

Zu Friedmans bekanntesten Fans gehören Bob Dylan, Bill Clinton und Nelson Mandela, in Deutschland Hans-Michael Bock, der die ersten Übersetzungen ins Deutsche verfertigte, sowie Wiglaf Droste und Franz Dobler.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedman in Bastrop, Texas, Oktober 2006

Bereits in den frühen 1980er Jahren kandidierte Kinky Friedman erfolglos für den Posten des Friedensrichters in Kerrville. Im Jahr 2004 kündigte er seine Kandidatur als Unabhängiger bei der texanischen Gouverneurswahl 2006 an. Aus Gründen der journalistischen Integrität stellte er im Zuge der Kandidatur zwangsläufig seine Kolumne im Texas Monthly Review ein.

Kinky Friedman bezeichnet sich selbst als „Politischen Amateur“. Die Gründe für sein politisches Engagement benennt Kinky Friedman darin, dass Texas derzeit unter seinen Möglichkeiten regiert werde. Er wirft den etablierten Parteien in Texas unter anderem vor, korrupt und lobbyistisch zu sein. Seine politischen Ziele benennt er in seinem Programm „Why the Hell not Kinky?“. Höchste Priorität räumt er dabei einer Bildungsreform ein. Diese soll durch die Legalisierung des Glücksspiels finanziert werden. Das Friedenscorps, in dem er diente, soll zweitens Vorbild sein für eine Freiwilligenorganisation zur Förderung der texanischen Jugend. Ferner setzt er sich für eine Justizreform ein, die vor allem verhindern soll, dass Unschuldige zum Tode verurteilt werden. Als umweltpolitisches Ziel nannte er die Förderung von Bio-Diesel, in diesem Bereich soll Texas zur Nummer Eins der Welt werden.

Sein Kampf gegen die „Political Correctness“ war ein wesentlicher Bestandteil seines Wahlprogramms. Echte Texaner haben seiner Meinung nach keine verschleierten und vorsichtig formulierten Pressemeldungen nötig. Da Kinky Friedman Katzenliebhaber ist, nahm er auch das Verbot der Amputation von Katzenkrallen in sein Wahlprogramm auf.

„If elected, I would ask Willie Nelson to be the head of the Texas Rangers and Energy Czar and Laura Bush to take charge of the Texas Peace Corps to improve education in the state. I’d ask my Palestinian hairdresser, Farouk Shami, to be Texas' ambassador to Israel. We’ve worked together to create Farouk & Friedman olive oil. The oil comes from the Holy Land and all of the profits go to benefit Israeli and Palestinian children.“ (Kinky Friedman, Zitat aus dem Wahlkampf)

Bei den Wahlen vom 7. November 2006 blieb er mit rund 13 % der Stimmen deutlich gegenüber dem amtierenden Gouverneur Rick Perry (39 %)[2] zurück. Trotz der Unterstützung auf alternativen Medien wie YouTube und Wahlkampf-Blogs sowie seitens mit seiner Kandidatur sympathisierender Musiker-Kollegen wie zum Beispiel Mojo Nixon konnte sich Friedman nicht gegen die etablierten Parteienvertreter durchsetzen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zu seinem Freundeskreis zählt Kinky Friedman die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush, die ihn beide ins Weiße Haus einluden. In seiner Kolumne „Hail to the Kinkster“ vom November 2001 beschrieb er die Freundschaft zu den beiden.
  • Kinky Friedman ist Katzenliebhaber und thematisiert dies immer wieder in seinen Büchern.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[3]
Kinky Friedman
  US 132 01.02.1975 (6 Wo.)
Singles[3]
Sold American
  Coun­try 69 14.07.1973 (8 Wo.)

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1973: Sold American
  • 1974: Kinky Friedman
  • 1976: Lasso From El Paso
  • 1976: Live From The Lone Star Cafe
  • 1983: Under the Double Ego
  • 1992: Old Testaments and New Revelations
  • 1995: From One Good American To Another
  • 2000: Classic Snatches from Europe
  • 2002: Live From Down Under (mit Billy Joe Shaver)
  • 2005: Mayhem Aforethought
  • 2005: They Ain't Makin' Jews Like Jesus Anymore
  • 2016: The Loneliest Man I Ever Met
  • 2018: Circus of Life
  • 2019: Resurrection

Singles & EPs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1973: Sold American / Western Union Wire
  • 1974: Lover Please / Autograph
  • 1975: Popeye The Sailor Man / Wild Man From Borneo
  • 1976: Dear Abbie / Catfish
  • 1983: Twirl / Hello, Good Mornin‘
  • 1983: People Who Read People Magazine / The Boogie Man
  • 2016: Resurrected Limited Collector's Edition (EP)

Hörbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2005: Wiglaf Droste liest: Kinky Friedman - Lone Star, Aus dem Amerikanischen von Hans-Michael Bock, 4 CDs, Bear Family Records, Audio-CD mit 1 Booklet, ISBN 3-89916-135-1
  • 2005: Wiglaf Droste liest: Kinky Friedman - Greenwich Killing Time, Aus dem Amerikanischen von Hans-Michael Bock, 5 CDs, Bear Family Records, ISBN 3-89916-134-3

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • McGovern, Mike: Eat, Drink, and Be Kinky. A Feast of Wit and Faboulous Recipes for Fans of Kinky Friedman, 1999, ISBN 0-684-85674-3
  • Swafford, M. Allen: The Kinky File. Investigating The Mystery of Richard "Kinky" Friedman, 2003, ISBN 0-9702383-5-5
  • Droste, Wiglaf: „Die Welt in Schach halten“, Süddeutsche Zeitung, Nr. 81, 9./10. April 2005
    „Der jüdische Countrysänger, Schriftsteller und Entertainer Kinky Friedman ist einer der unterhaltsamsten Lebensverbesserer der Gegenwart. Da er das selbst auch so sieht, tritt er nun für das Amt des Gouverneurs von Texas an.“
    wieder abgedruckt in: Wiglaf Droste: Kafkas Affe stampft den Blues, Berlin, Bittermann 2006, S. 39–49, ISBN 3-89320-098-3 (Inhaltsverzeichnis)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kinky Friedman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dan Halpern:„Lone star. Kinky Friedman on the campaign trail“, The New Yorker, 22. August 2005 (Memento vom 2. Juni 2013 im Internet Archive)
  2. Texas Secretary of State: Wahlresultate des Staates Texas 2006 (Memento vom 17. November 2006 im Internet Archive)
  3. a b Chartquellen: US