Kruťait

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Kruťait
aus der El Dragón Mine, Provinz Antonio Quijarro (Potosí), Bolivien (Bildbreite 2,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1972-001[1]

IMA-Symbol

Krt[2]

Andere Namen
  • Krut’ait, Krut'ait bzw. Krutait
Chemische Formel CuSe2[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.17-070

2.EB.05a
02.12.01.08
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol disdodekaedrisch; 2/m3
Raumgruppe Pa3 (Nr. 205)Vorlage:Raumgruppe/205[3]
Gitterparameter a = 6,06 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4[4] (VHN25 = 248)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 6,53[5]
Spaltbarkeit gut[4]
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe grau
Strichfarbe dunkelgrau
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz

Kruťait, meist vereinfacht Krut’ait bzw. Krut'ait[6][7] oder Krutait[8][9][3] geschrieben, ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide und Bismutide). Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CuSe2,[3] ist also chemisch gesehen ein Kupfer-Selenid, genauer Kupferdiselenid.

Kruťait konnte bisher nur in Form von massigen Mineral-Aggregaten gefunden werden, die aus mikroskopisch kleinen Kristallen bis maximal einem Millimeter Größe bestehen. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und von grauer, metallisch glänzender Farbe bei dunkelgrauer Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde das Mineral bei Petrovice (Peterswald) im Okres Žďár nad Sázavou (Bezirk Saar) in Tschechien und beschrieben 1972 durch Zdenek Johan, Paul Picot, Roland Pierrot und Milan Kvaček, die es nach dem tschechischen Mineralogen und Direktor des Mineralogischen Labors im Mährischen Landesmuseum von Brünn Tomáš Kruťa (1906–1998)[10] benannten.

Da der Namensgeber Kruťa sich mit einem palatalisierten t (Aussprache ähnlich dem niederdeutschen tj wie in Matjes) schreibt, wird den Bestimmungen der International Mineralogical Association (IMA) entsprechend auch der Mineralname typographisch korrekt Kruťait geschrieben.[11] Aufgrund technischer Einschränkungen bei der Abbildung ist dieses Sonderzeichen auch bei aktuelleren Publikationen meist durch ein Apostroph nach dem t ersetzt (Krut’ait, Krut'ait) bzw. wurde bei älteren auch ganz weggelassen (Krutait).

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Kruťait noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.17-70. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Kruťait (hier vereinfacht Krutait bzw. Krut’ait) zusammen mit Aurostibit, Cattierit, Changchengit, Dzharkenit, Erlichmanit, Fukuchilit, Geversit, Hauerit, Insizwait, Laurit, Maslovit, Mayingit, Michenerit, Padmait, Penroseit, Pyrit, Sperrylith, Testibiopalladit, Trogtalit, Vaesit und Villamanínit die „Pyritgruppe“ mit der System-Nr. II/D.17 bildet (Stand 2018).[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kruťait zwar ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2, mit Fe, Co, Ni, PGE usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aurostibit, Cattierit, Dzharkenit, Erlichmanit, Fukuchilit, Gaotaiit, Geversit, Hauerit, Insizwait, Iridisit, Laurit, Penroseit, Pyrit, Sperrylith, Trogtalit, Vaesit und Villamanínit ebenfalls die „Pyritgruppe“ mit der System-Nr. 2.EB.05a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hauerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Auch hier ist er in der „Pyritgruppe (Isometrisch: Pa3Vorlage:Raumgruppe/205)“ mit der System-Nr. 02.12.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kruťait kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Pa3 (Raumgruppen-Nr. 205)Vorlage:Raumgruppe/205 mit dem Gitterparameter a = 6,06 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kruťait bildet sich durch hydrothermale Vorgänge. Als Begleitminerale können je nach Fundort Berzelianit, Bukovit, Chalkopyrit, Clausthalit, Eskebornit, Ferroselit, Goethit, Hämatit, Umangit und/oder Uraninit auftreten.

Als sehr seltene Mineralbildung wurden bisher nur wenige Proben vom Kruťait aus weniger als 10 Fundorten gefunden werden (Stand 2014). Seine Typlokalität Petrovice (Peterswald) ist zudem der bisher einzige bekannte Fundort in Tschechien.[13]

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Kruťaitfunde ist unter anderem die „El Dragón Mine“ in der Provinz Antonio Quijarro (Potosí) in Bolivien, wo bis zu einem Millimeter große Kristalle gefunden wurden.[14]

Der bisher einzige Fundort in Deutschland ist die Grube „Weintraube“ bei Lerbach (Osterode am Harz) in Niedersachsen. Daneben kennt man das Mineral bisher nur noch aus der „Tumiñico Mine“ in der Sierra de Cacho und aus Los Llantenes im Departamento Vinchina in der Provinz La Rioja sowie aus der Sierra de Cacheuta in der Provinz MendozaProvinz Mendoza in Argentinien und aus der Yutangba-Selen-Lagerstätte bei Enshi in China.[13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zdenek Johan, Paul Picot, Roland Pierrot, Milan Kvaček: La krutaïte, CuSe2, un nouveau minéral du groupe de la pyrite. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie. Band 95, 1972, S. 475–481 (französisch, rruff.info [PDF; 400 kB; abgerufen am 28. März 2020]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 459 (als Krutait) (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Krut'aite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 103 (als Krutaite) (englisch).
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b Kruťaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 28. März 2020]).
  6. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, März 2008 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 2,4 MB; abgerufen am 28. März 2020]).
  7. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2020. (PDF; 2,44 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2020, abgerufen am 28. März 2020 (englisch, als Krut'ait).
  8. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 299.
  9. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 244.
  10. Kruťa, Tomáš, 1906-1998. In: biblio.hiu.cas.cz. Bibliografie dějin Českých zemí, abgerufen am 28. März 2020 (deutsch: Bibliographie zur Geschichte der Böhmischen Länder).
  11. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA COMMISSION ON NEW MINERALS AND MINERAL NAMES: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature, 1998. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 9 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 328 kB]).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  13. a b Fundortliste für Kruťait beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 28. März 2020.
  14. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 44.